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Einladungswettbewerb | 06/2015

Neubau einer Fußgängerbrücke neben der historischen Baunachbrücke

Modellfoto

Modellfoto

2. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

arch22 | bogenrieder crumbach

Architektur

~ GRÜNE WELLE, lebendige Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

str.ucture GmbH

Tragwerksplanung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

KONZEPT

Die Gestaltung des neuen Fussgängerstegs, erinnert in seiner Silhoutte an die Steuerstäbe eines Flosses oder Stocherkahns, der ursprünglichsten Form der Fortbewegung in flachen Gewässern.
Im gewählten Abstand von 3,50m tritt er in seiner Gestalt und seinen Elementen bewusst zurückhaltend und respektvoll auf, ohne jedoch gänzlich auf Eigenständigkeit zu verzichten.
Die Brückenwiederlager sind von der Uferkante deutlich zurückgerückt um die Sicht auf dem Bestand freizugeben.

Trotz der wenigen, einfach gehaltenen Bauteile, die nicht zuletzt wichtige Grundlage für eine wirtschaftliche Ausführung hinsichtlich Herstellung, Montage und Wartung darstellen, ergibt sich eine Konstruktion, die gleichermaßen gestalterisch unkonventionell wie statisch sinnvoll ist.
Stützen im Fließschatten der Pfeiler verringern die Spannweiten des Decks auf ein Kleinstmaß und ermöglichen eine filigrane Bauweise. Das mit reflektierenden Farbbestandteilen gestrichene Deck, das mit einer Ansichtskante von nur ca. 20 cm sehr schlank wirkt, und das mit einer leichten Gradiente von max. ca. 3% in Längsrichtung der Geometrie der Bestandsbrücke folgt, garantiert einen guten Regenwasserablauf bei leichter und barrierefreier Überwindung.

Der Übergang der bereits bestehenden Wege auf die Brücke wird jeweils durch einen kleinen Baumplatz eingeleitet – eine auch im Belag sichtbare, „entschleunigte“ Trennung von Fuß- und Radverkehr und attraktiver Auftakt um über den Steg zu flanieren oder zu verweilen.
Die transparent gehaltene Brüstung, aus filigranen Pfosten in ca. 1,50m Abstand und einer Füllung aus vernietetem Edelstahlgewebe, erlaubt dabei den ungehinderten Blick auf die historische Brücke und in die Auen der Baunach – auch für die kleinsten Flaneure. Der Oberbelag der Brücke aus Gussasphalt mit rutschhemmender, aufgehellter Einstreuung gewährleistet technisch, visuell und haptisch eine fussgängergerechte-, geräuschgedämpfte- und langlebige Ausführung.
Die funktionale und atmosphärische Ausleuchtung der Brücke erfolgt schließlich durch formal vollintegrierte LED Systeme, die in der formgleichen Verlängerung der Stützen, in flexibel platzierbaren Auslässen und mit sehr präzise konfigurierter Linsentechnik ausgestattet sind.
Diese exakte Steuerung ist notwendig und hilfreich, um einerseits die notwendige Ausleuchtung des Gehweges, die bewusste Inszenierung der historischen Bogenbrücke und nicht zuletzt des nahen Umfeldes als Auftakt zu gewährleisten, andererseits aber die sog. Lichtverschmutzung so gering wie möglich zu halten, um die Störung der Fauna zu vermeiden. Die inzwischen auch mit LED Systemen erreichbaren Lichtfarbqualitäten garantieren dabei eine stimmungsvolle Adaption. Geringe Wartungskosten durch die lange Lebenszeit der Systeme bei extrem geringem Stromverbrauch (ca. 0,7 kW/h für Steg UND Beleuchtung der historischen Brücke) tragen zudem dem Selbstverständnis von ressourcenschonendem Bauen bei.

TRAGWERK

Der Neubau der Fußgängerbrücke neben der historischen Baunachbrücke ist als Durchlaufträger über 5 Felder konzipiert. Die Randfelder besitzen eine Spannweite von ca. 8 m, die Spannweite der Hauptfelder liegt zwischen 10 m und 11 m. Aufgrund der minimierten Spannweiten kann ein leichter torsionsteifer Stahlhohlkasten mit einer Bauhöhe von 40 cm als Überbau gewählt werden. Die Blechstärken des Überbaus aus S235 betragen 10 mm. Der Überbau wird über integrierte eingeschweißte Querträger gelenkig an die Stützen angebunden. Die Querträger schließen paarweise die Horizontalkräfte aus der Stützenschrägstellung kurz. Dadurch können die Auswirkungen der Stützenschrägstellung auf das Gesamtsystem auf ein Minimum reduziert werden. Der Anschluss der Stützen (d = 220 mm, S235) an die Betonstummel, welche sich aus den Pfahlkopfbalken entwickeln, erfolgt gelenkig und kann gewartet werden. Für die Windbelastungen in Brückenquerrichtung wirkt der Überbau als Einfeldträger mit einer Spannweite von 47 m. Die Längenänderung der Brücke infolge Temperatur wird am westlichen Widerlager freigestellt.
Das Gründungskonzept folgt den Empfehlungen des im Wettbewerb vorliegenden Baugrundgutachtens. Es werden Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 60 cm gewählt, die in den tragenden Sandstein einbinden. Dieser steht im Widerlager-bereich nach ca. 10 m an. Die Gründung im Fluss erfolgt im Fließschatten der historischen Pfeiler. Aufgrund der geringen Gesamtmasse des Überbaus von ca. 25 t sieht das Montagekonzept den Einhub des Überbaus in zwei Teilen vor. Mithilfe eines Mobilkrans können die Überbauhälften in Position gebracht werden und gelenkig an die zuvor montierten “Stocherstützen“ angeschweißt werden. Anschließend wird der Montagestoß in Feldmitte verschweißt und die oben liegende Schweißöffnung geschlossen.

LANDSCHAFTSKONZEPT

Der durch die Baumaßnahmen beeinträchtigte Auwaldstreifen am Ufer wird wiederhergestellt und renaturiert. Durch eine weiche, zurückverlagerte Modellierung der Böschung gewinnt die Braunach an Retentionsvolumen, was die Hochwassergefahr senkt. Links und rechts der Brücke begrenzen die Ufergehölze das Sichtfeld, wenn man sich der Brücke nähert. Sobald man die Brücke betritt hingegen öffnet sich der Flussraum nach links und rechts und der Blick wird freigegeben auf das Wasser, die uferbegleitenden Staudenfluren und mit etwas Glück einen Wasservogel oder schwebende Libellen. Unweit am Ufer, liegt ein Holz-deck wie angeschwemmtes Treibholz im Schilf und läd zur Rast ein. Von hier aus geblickt, erinnern die Stäbe der Brücke auch an die Schilfwedel am Wasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene Fußgängerbrücke über die Baunach ist in ihrer Gestaltung formal eigenständig und hebt sich ganz bewusst von der historischen Brücke ab. Damit wird die Verbindung zwischen Alt und Neu des benachbarten Seniorenheims offensichtlich aufgegriffen.
Die filigrane Brücke ist markant und einprägsam, geht aber trotz des vergleichsweise geringen Abstands respektvoll mit der steinernen Brücke und der bebauten Umgebung um. Der Abstand von 3,50 m wird dennoch als zu gering anzusehen.
Die schrägen Stäbe („Stocherstützen“) stellen Bezüge zum Wasser und den historischen Stocherkähnen her.

Die Ein- und Anbindung in den Stadtraum erfolgt unspektakulär und mit minimalem Flächenverbrauch, wobei es kaum Aussagen zu beiden Uferseiten und den Brückenköpfen gibt. Die Brücke „isoliert“ sich zum anstehenden Stadtraum und den Flussufern. Das Erlebnis konzentriert sich auf das Überqueren der Brücke und weniger auf den Aufenthalt im Bereich der beiden Zugänge.

Die schrägen Stäbe greifen die Gründungen und Bögen der bestehenden Brücke konsequent auf. Damit ist trotz völlig unterschiedlicher Anmutung bzw. Tragstruktur der formale Bezug erkennbar.
Durch die in Längsrichtung versetzten Stäbe werden die statisch wirksamen Stützweiten und damit auch die Überbauhöhe verringert. Die geneigten Unterseiten des Trägers geben ihm eine hohe Schlankheit.

Die Beleuchtung ist in idealer Weise in die Stäbe integriert, denn damit ist nicht nur eine gleichmäßige Ausleuchtung der Brückenfläche, sondern auch der Brücke selbst z.B. auch mit unterschiedlicher Farbgebung möglich. Außerdem kann die historische Brücke mit einbezogen werden.

Der leicht erhöhte Unterhalt für die langen Stäbe wird durch die kompakte und filigrane Konstruktion insgesamt mehr als kompensiert. Die Baukosten liegen wohl geringfügig über dem Durchschnittswert. Aufgrund der zahlreichen schrägen Stäbe ist die Montage einfach durch kleine Bauelemente möglich.
Aufgrund der leichten Stahlkonstruktion ist der Ressourcenverbrauch unterdurchschnittlich. Die verwendeten Materialien sind effizient, robust und pflegeleicht.
Der geschlossene Überbau ist unterhaltungsfreundlich, ebenso die Stahlstützen, wobei im Hochwasserfall, wegen der Vielzahl an Stützen, mit erhöhtem Unterhaltungsaufwand zu rechnen ist.

Insgesamt zeichnet sich die Brücke durch eine hohe Funktionalität sowie konstruktive und gestalterische Qualität aus, wenngleich die Situierung im geringen Abstand zur steinernen Brücke und die Einbindung in den Stadtraum nicht in vollem Umfang überzeugt.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Detailschnitt

Detailschnitt

Eigenfrequenzen

Eigenfrequenzen

Modell

Modell

Modell

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