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Einladungswettbewerb | 06/2015

Neubau einer Fußgängerbrücke neben der historischen Baunachbrücke

Brücke Baunach Perspektive

Brücke Baunach Perspektive

ein 3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

ISA Internationales Stadtbauatelier

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

graf ingenieure

Bauingenieurwesen

f2k ingenieure gmbh

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Spannbandbrücke über die Baunach aus umweltfreundlichem, acetyliertem Buchenholz zur Heraushebung der denkmalgeschützten, historischen Steinernen Baunachbrücke von 1856.

Brückenarchitektur

In direkter Nähe zur gestaltprägenden Steinernen Baunachbrücke soll die neue Fußgängerbrücke durch eine vornehme und zurückhaltende Struktur das historisch gewachsene Stadtbild erhalten und verfeinern. Die Brücke muss, um den Blick von Unterwasser auf die Steinerne Baunachbrücke freizuhalten, ein Höchstmaß an Filigranität besitzen. Eine hauchdünne Spannbandbrücke wird schwungvoll über organisch geformte, skulpturale Zwischenauflager geführt, die die Bogenform der Steinernen Brücke aufnehmen und die Harmonie zwischen beiden Bauwerken herstellen. Bewusst dreht sich die Spannbandbrücke im Grundriss von der historischen Brücke weg. Dadurch gibt sie den Blick auf die Steinerne Baunachbrücke frei und spannt am Ostufer einen Platz der Ruhe zum Verweilen auf.

Dem alten, natürlichen Werkstoff Stein der historischen Brücke wird ein ebenfalls historischer Werkstoff Holz hinzugefügt. Dies bewirkt ein spannungsreiches Wechselspiel beider direkt angrenzender Brücken. Die Spannbandbrücke, geschützt durch Faserbeton-Fertigteile als Gehbelag, wird aus acetyliertem Buchenholz hergestellt. Die umweltfreundliche Acetylierung – das Holz kann wie unbehandeltes Bauholz entsorgt werden – versetzt das Buchenholz in die Lage, mehr als 50 Jahre garantiert dauerhaft zu sein. Die 2,60 m breite, blockverleimte Buchen-Brettschichtholzplatte ist 25 cm dünn, die Faserbetonplatten mit Hohlraum nur 7 cm. Auch die Auflagerblöcke werden als blockverleimte Buchen-Brettschichtholzkonstruktion aus acetyliertem Buchenholz hergestellt.


Landschaftsarchitektur

Konstruktion
Das Spannband ist eine blockverleimte Buchen-Brettschichtholzplatte aus acetyliertem Buchenholz – 250 mm hoch und 2600 mm breit. Es spannt über drei Felder – 4,50 m, 30,5 m und 4,50 m. Das Band wird entsprechend der Brückenkrümmungen an einem Stück mit ca. 39,50 m im Werk hergestellt. Das Spannband lagert zwischen den Stahlbetonwiderlagern auf „federnden Holzblöcken“ aus acetyliertem Buchenholz auf. Zwischenauflager und Spannband sowie Spannband und Widerlager werden mit eingeklebten Lochblechen verbunden (System Bahmer/Bathon – Firma TiComTec GmbH). Die Widerlager brauchen nicht wie bisher bei allen bekannten Spannbandbrücken üblich federnd ausgebildet werden, da durch die Nähe der Zwischenauflager das Spannband im Bereich der Widerlager kaum Verdrehungen unter Verkehrslasten aufweist. Das Freistellen der hölzernen Zwischenauflager und der Schutz des Spannbandes mit Faserbetonplatten bieten ein Höchstmaß an baulichem Holzschutz. Die 50 mm hohen und 3000 mm breiten Faserbetonplatten werden als ca. 1000 mm lange Fertigteilplatten „auf den Kopf gestellt“ produziert. Damit wird die Gehfläche mit höchster Präzision hergestellt und durch eine raue Schalungsoberfläche (z. B. Riffelblech) wird die Rutschsicherheit der Brücke ohne zusätzliche Maßnahmen sichergestellt. Die Fertigteilplatten sind durch Neoprenlager mit dem Spannband und untereinander montagefreundlich verbunden. Durch die Neoprenlagerungen entsteht zusätzlich eine für das Schwingungsverhalten der Brücke vorteilhafte Dämpfung.

Der Hochwasserschutz ist gegeben, da der Durchflussquerschnitt der Baunach durch die fehlenden Mittelpfeiler vergrößert wird und dies zu einer erhöhten Strömungsgeschwindigkeit im Nachlauf der Steinernen Brücke führt. Dadurch wird Treibgut von den Zwischenauflagern ferngehalten. Die Feuchtigkeitsbeanspruchung der acetylierten Buchenblöcke führen durch die Holzvergütung zu keinen Schäden der Brückenauflager.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsbeitrag besticht durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Polaritäten. Davon leben nicht nur das städtebauliche und denkmalpflegerische Konzept, sondern auch die Wahl der Materialien sowie die gestalterischen und konstruktiven Details.
Es entsteht ein positives Spannungsfeld zwischen alter und neuer Brücke.

Obwohl sich Konstruktion und Material der neuen Brücke deutlich von der historischen Brücke absetzen, wird nicht der Anspruch auf ein solitäres Bauwerk erhoben.
Im Gegenteil, alte und neue Brücke bilden zusammen ein harmonisches Ganzes. Einerseits öffnet sich die neue Brücke mit respektvollem Abstand von der alten Brücke weg. Andererseits sucht sie durch geschickt eingesetzte Verbindungselemente die Nähe zu dieser.
Diese Verbindungselemente sind
- auf städtischer Seite bietet ein auf massivem Unterbau bastionsartig ausgebildeter sogenannter Brückenbalkon einen kleinen Platz vor dem Seniorenheim. Von dieser Aussichtsplattform aus kann man stehend in die Flussaue und auf die andere Uferseite hinüberschauen.
- auf der Seite zum Bahnhof ein Platz, der als Gelenk zwischen Straße und Uferweg dazu einlädt, sich auf den begrünten Sitzstufen am Hang des Ufers niederzulassen, auszuruhen und auf die Altstadt zu blicken.
Dieser attraktive Aufenthaltsraum mit sehr vielen Sitzkanten erscheint jedoch etwas überdimensioniert.

Sensibel unterstützen die geplanten Baumreihen und Einzelbäume den Gesamtentwurf. Nicht gelöst scheint dagegen der höhenmäßige Anschluss an die kleine Freifläche zwischen dem Neubau und dem Schlossbau des Seniorenheims.

Mit den für die Brücke gewählten Materialien (u.a. Holz) und der filigranen Form nehmen die Verfasser des Entwurfs auf das Umfeld einer kleineren Stadt Rücksicht und achten darauf, die historische Brücke nicht in den Hintergrund zu drängen.

Demgegenüber erscheint das Beleuchtungskonzept zu großstädtisch bzw. übertrieben. Die Entwässerung der Brücke ist nicht dargestellt.

Die neue Brücke ist eindeutig als Fußgängersteg zu erkennen. Bei günstigem Ressourcenverbrauch ist mit überdurchschnittlich hohen Kosten für den Bau und den Unterhalt zu rechnen.
Demgegenüber wird die Lage der Umlenksattel in unmittelbarer Nähe zu den Widerlagern als auch die Verbindung des Faserzementbelages mit dem Holztragwerk in Bezug auf Abdichtung und Dauerhaftigkeit sowie das Schwingungsverhalten bei der Nutzung von Senioren/innen, z. B. des nahegelegenen Altenheims, kontrovers bewertet.

In der gekonnten Auseinandersetzung zwischen der alten steineren Brücke und der vorgeschlagenen neuen Spannbandbrücke in Verbindung mit einer differenzierten Ufer- und Platzgestaltung gelingt den Verfassern insgesamt ein innovativer Beitrag zur gestellten Aufgabe, der hohe Aufenthaltsqualitäten erwarten lässt.
Lageplan

Lageplan

Perspektive

Perspektive