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Einladungswettbewerb | 05/2015

Neubau eines Wohnquartiers in Perlach

Lage in der Umgebung

Lage in der Umgebung

3. Rang / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 22.000 EUR

Rapp+Rapp

Architektur

Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Neuperlach entstand seit 1967 östlich des alten Dorfes Perlach als eine der größten westdeutschen Satellitenstädte. Unter der Leitung von Egon Hartmann, seit 1964 Baudirektor im städtischen Baureferat, wurde ein umfassender Strukturplan entwickelt, der die Grundzüge der „Entlastungsstadt“ skizzierte, mit der die Stadt München die Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg zu lindern suchte.

Das im Nordosten der damaligen Stadtentwicklungsplanungen situierte Wettbewerbs-Areal wurde im Süden durch die geplante Lage der Ständlerstraße und deren Anschluß an eine geplante, aber nie ausgeführte, Ost-Tangente geprägt.

Andererseits war bereits 1964 entlang der Niederalmstraße und Hippelstraße kleinmaßstäbliche Einfamilienhaus-Bebauung vorhanden. Das Wettbewerbsgebiet ist somit Schwarzplan M 1:5000 - Lage in der Umgebung geprägt durch das Aufeinandertreffen zweier, extrem divergierender, städtebaulicher Leitbilder. Einerseits die nach den Prinzipien der „autogerechten Stadt“ entwickelte Großsiedlung Neuperlach und andererseits vereinzelte Ausläufer der „Gartenstadt Trudering“.
Auf dem Gelände der ehemaligen Kiesgrube am Rande des Truderinger Waldes sollte nach unserer Auffassung ein landschaftlich geprägtes, jedoch deutlich urbanes Quartier entstehen - Wohnen an der Grenze von Stadt und Wald.

Die in dem von Egon Hartmann geplanten Verlauf weitergeführte Ständlerstraße erschließt als neu angelegter ‚parkway’ das Quartier. Bei Ankunft, mit Sicht auf die Landschaft taucht der Bewohner und Besucher in ein durch klassische stadträumliche Elemente wie Straße und Platz definiertes, vorstädtisches Wohnmilieu ein.
Die Ausrichtung der städtebaulichen Entwicklung wird durch die Struktur der vorhandenen ruralen Flurstücke geprägt, so dass ost-west gerichtete Baublöcke mit direkten Blickbeziehungen in die ländliche Umgebung entstehen.

Das landschaftliche Element Wald formt und charakterisiert als weiteres Merkmal die Struktur des neuen Quartiers und stellt im Osten das verbindende Element zwischen dem Wohngebiet und der benachbarten Natur dar.

Das städtebauliche Gefüge in seiner einfachen Struktur versucht mit dem traditionellen und nachhaltigen Prinzip des parzellierten Baublockes einen städtebaulichen Rahmen zu schaffen, in dem künftige Generationen, Lebensentwürfe und Wohnbedürfnisse sich einzurichten vermögen.
Dabei sollen die Blockstrukturen so gehandhabt werden, daß unterschiedliche Bauformen – vom Townhouse über Geschoßwohnungsbau bis hin zum vereinzelten Hochhaus – in einem Block möglich sind und somit zwischen den unterschiedlichen Maßstäben der Umgebung vermitteln.

Die verkehrsberuhigte Quartiersstraße, die autofreien Wohnstraßen und der großzügige, landschaftlich geprägte Platz am Rande des bis ins Gebiet reichenden Waldes sind als vielfältiger und wohlgestalteter öffentlicher Aufenthaltsraum zu erleben.
Die zentrale Situierung des Platzes mit seinen Gewerbe- und Dienstleistungseinheiten lässt eine fußläufige Versorgung von jedem Ort im Quartier zu.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wohnen am Stadtrand, angrenzend an ein Landschaftsschutzgebiet ist zuallererst eine Frage des Milieus – der möglichen baulichen Körnung, der Abgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit, der Klärung also von Abgrenzung und Vernetzung, der Bildung von Nachbarschaft. Die vorliegende Arbeit kümmert sich vorbildlich um diese wesentlichen Aspekte eines angemessenen Wohnumfeldes und erzielt mit wenigen, gezielten planerischer Vorgaben die Voraussetzungen für einen räumlich angemessenen, voraussichtlich sozial ausgewogenen Lebensraum.

Eingebunden in die örtlichen Rahmenbedingungen durch die verkehrliche Anbindung und Erschließung, überzeugt die Arbeit besonders durch den souveränen Anschluss an die baulichen Extreme: der Einfamilienhausbebauung auf der nördlichen Seite und dem mächtigen Geschosswohnungsbauten aus den 60er Jahren vis-à-vis.

Definiert werden klare Baufelder, die das ganze Entwicklungsgebiet systematisch gliedern, beiläufig wird innerhalb dieser Rhythmisierung ein Feld ausgespart und hier wird die Vernetzung mit dem angrenzenden öffentlichen Raum und dem Waldgebiet zugelassen. Diese räumliche Öffnung mündet in einen parkähnlichen Platzraum, der auch den verkehrlichen Schwerpunkt des neuen Quartiers bildet. Dort werden die Nahversorger, die Kitas, die gemeinschaftlichen Einrichtungen ausgewiesen.

Die einzelnen Baufelder sind schmal, dicht bebaut – vielleicht zu eng – auf jeden Fall aber der Versuch, Nachbarschaft, eine soziale Verbindlichkeit und Nähe zu erreichen. Überzeugend in dieser Dichte ist die Vorstellung, dass sich unterschiedliche Bautypen - vom Reihenhaus mit 3 Geschossen bis zum Mietshaus, das 8 Geschosse ausweist, – um einen gemeinsamen Innenhof gruppieren und eine gemeinsame Verantwortung für diesen Raum übernehmen. Die hohen Gebäude erzwingen eine bauliche Reaktion bezüglich der Abstandsflächen und auch daraus wird ein Angebot formuliert, denn in den eingeschossigen Bauteilen sollen gemeinschaftliche Räume (Bürgersaal) ausgewiesen werden. So entsteht über Festsetzungen, situative Reaktionen, Bewertung eine Collage unterschiedlicher Bedingungen und Möglichkeiten, die gute Voraussetzungen setzt für Wohnqualität und familiäre Realitäten.

Vielleicht sind die Straßenräume zu eng, zu sehr auf das bauliche Maß als auf die Vernetzung mit den umgebenden Landschaftsräumen ausgerichtet. Überzeugend sind die Ränder des Quartiers formuliert, die mit großer Gelassenheit und Selbstverständnis auf die exponierte Lage des Grundstücks reagieren.

Die Arbeit zeichnet sich durch eine durchgängig hohes Niveau der planerischen Durcharbeitung aus: vorgestellt wird ein Entwicklungskonzept in aller Konsequenz.

Eine wichtige Frage stellt sich, ob sich dieses dem Entwurf eingeschriebene Entwicklungsmodell der unterschiedlichen Wohnformen und eigentlich auch implizierten unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse in der Planungsrealität abbildet. Tatsächlich wird ein anderes Entwicklungsmodell forciert, das die zufällige Verteilung und kleinteilige Gliederung der verschiedenen Wohnformen in dieser Konsequenz nicht vorsieht.
Perspektive Quartierspark

Perspektive Quartierspark

Zentraler Quartiersplatz

Zentraler Quartiersplatz

Perspektive Quartiersplatz

Perspektive Quartiersplatz

Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive Perlach

Vogelperspektive Perlach

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan

Lageplan

Park und Stadtrand

Park und Stadtrand

Schwarzplan - Lage in der Umgebung

Schwarzplan - Lage in der Umgebung