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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 05/2015

4. Schlaun-Wettbewerb 2014|2015

Sterkrade ist nicht Detroit – das Konzept der umgekehrten Schrumpfung

Anerkennung / Städtebau

Preisgeld: 1.000 EUR

Jonas Hölzel

Student*in Stadtplanung

Dominik Schultheiß

Student*in Stadtplanung

Markus Baumeister

Student*in Stadtplanung

Jan Möhring

Student*in Stadtplanung

Erläuterungstext

Sterkrade ist nicht Detroit!
Dieser Titel weckt Erklärungsbedarf- auf den ersten Blick scheint es etwas seltsam, Sterkrade mit Detroit zu vergleichen. Beide Städte trennen tausende Kilometer, sie weisen sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen auf und haben auch sonst wenig miteinander zu tun. Doch beide vereint ein demografischer Trend: das Schrumpfen. Die Stadt in den USA wird regelmäßig als Musterbeispiel für die „Leere Stadt“ herangezogen, denn in den 1950er Jahren lebten dort 1,8 Millionen Menschen, wohingegen es derzeit nur noch knapp 700,000 sind. Dadurch wird die Leere in der Stadt physisch spürbar. In ganzen Blocks stehen oft wenige bewohnte Häuser den Ruinen der verlassenen direkt gegenüber. Natürlich kann man das Ausmaß und die Ausprägung der Schrumpfung in Detroit schwerlich mit den Verhältnissen in Oberhausen vergleichen, wo man den Bevölkerungsrückgang bislang hauptsächlich auf dem Papier verfolgen kann. Oberhausen ist längst nicht das „deutsch Detroit“, wie es das Handelsblatt im Sommer 2013 in einem Artikel polemisch formulierte.
Die Entwicklungen in Detroit regen aber dennoch zum Denken an: wie können wir ein neues Quartier in einer schrumpfenden Stadt entwickeln, wenn wir die Konsequenzen einer Planung, die Schrumpfungstendenzen nicht berücksichtigt und weiter unter Wachstumsbedingungen gedacht wird, so deutlich vor Augen haben? Sicher ist, dass die demografische Situation der Stadt Oberhausen keine umfangreiche städtebauliche Planung begünstigt und eine Neuplanung unter diesen Bedingungen besondere Innovationen erfordert. Damit Sterkrade nicht das „deutsche Detroit“ wird haben wir in unser Städtebauliches Konzept eine Idee eingebracht, wie ein Quartier in der schrumpfenden Stadt wachsen kann: das Prinzip der umgekehrten Schrumpfung.

Das Prinzip der umgekehrten Schrumpfung
Die Idee zur Realisierung des Quartiers weicht von linearen, klassischen Entwicklungsphasen ab. Vielmehr vollzieht sich die Entwicklung scheinbar willkürlich und ungeordnet. Doch sie folgt einem Schema: dem Prinzip der umgekehrten Schrumpfung.
Alles beginnt mit einer pionierhaften Besiedlung der einzelnen Baufelder. Der Endzustand der Schrumpfung, der sich in Detroit in Blöcken manifestiert, die nur von wenigen Bewohnern besetzt werden, wird antizipiert und als Ausgangspunkt für die Entwicklung gesetzt. Das Quartier wächst, indem die Baufelder „umgekehrt schrumpfen“. Das schafft unterschiedliche räumliche Qualitäten zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Den Pionieren folgt eine weitergehende Besiedelung, welche die Baufelder nach und nach füllt. In einem sonst städtischen Umfeld bleibt so Raum für unterschiedliche Zwischennutzungen, in denen BewohnerInnen Flächen adaptieren und verwalten können. Dadurch kann die Identität innerhalb des Quartiers gefestigt werden. Auf eine potenziell größere Nachfrage reagiert das Quartier mit einer flexiblen Grundstücksnutzung. Sobald das ökonomische Interesse steigt, können weitere Grundstücke veräußert werden und weitere Nachbarn bereichern das Quartier. Für die Nutzungen, die der neuen Bebauung weichen mussten, wird südlich der Halde Raum geschaffen.

Neue Nutzung für die Schachthalle & den Förderturm
Das Prinzip der umgekehrten Schrumpfung verlangt nach Koordination und klaren Eigentumsregelungen, sonst ist es zum Scheitern verurteilt. Deshalb wird für die Realisierung des Quartiers in der Schachthalle ein Quartiersbüro eingerichtet, das die Entwicklung koordiniert, indem es die Grundstücke verwaltet und die Bewohner berät. Dieses Quartiersbüro kann die Funktionen eines Quartiersmanagements und einer Wohnungsbaugenossenschaft vereinen und die Entwicklung des Quartiers begleiten und fördern.

Das Quartier
Das Purpurne und das Blaue Band: neue Verbindungen
Das Ziel der Planung besteht darin, das ehemalige Zechengelände in das städtische Gefüge Sterkrades einzubinden. Die Nachbarschaft zum Volkspark wird durch neue Verbindungen gestärkt: der Park springt über die Bahngleise. Auf dem Gebiet der ehemaligen Zeche entsteht eine spannungsvolle Parklandschaft mit ausdifferenzierten Nutzungsmöglichkeiten, die den Volkspark in seinem Nutzungsangebot ergänzt. Der Sprung über die Gleise und die Verbindung mit dem neuen Quartier verläuft entlang des „Blauen Bandes“. Ausgehend vom Teich verbindet es den Volkspark mit dem renaturierten Hauptkanal Sterkrade und stellt damit auch eine Verbindung zum Emscher Landschaftspark her. Das „Blaue Band“ folgt dem Verlauf des wiederentdeckten Alsbaches, der zunächst als urbaner Wasserlauf den öffentlichen Raum im Quartier bereichert und dann in den ebenfalls renaturierten Hauptkanal mündet.
Zudem profitiert das neue Quartier von seiner räumlichen Nähe zur Sterkrader Innenstadt mit ihren zahlreichen Einkaufsgelegenheiten. Die Nähe zum Zentrum wird durch das „Purpurne Band“ intensiviert, das die Innenstadt Sterkrades mit der Halde verbindet. So wird das Quartiers von der Innenstadt aus fußläufig erreichbar. Das „Purpurne Band“ und das „Blaue Band“ kreuzen sich im Bereich des Förderturms: er wird als Drehpunkt der beiden Bänder etabliert. Diese Konstellation begünstigt das Entstehen eines belebten öffentlichen Raumes um die Schachtanlage.

Erschließung & Öffentlicher Raum
Die Erschließung des Quartiers erfolgt über die von -Trotha Straße sowie über die Weierstraße. Die Baufelder des Quartiers sind in einer gebrochenen Blockstruktur organisiert, durch die spannungsvolle öffentliche Räume entstehen. Innerhalb der Blockstruktur erfolgt die Erschließung ausschließlich über Shared-Space.
Ausgehend von der von-Trotha Straße öffnet sich der „Zechenboulevard“ als Quartierseingang. Hier trifft die kompakte Struktur des Quartiers auf den Hain und den Quartiersplatz an der Zeche. Der Alsbach, der im Bereich der Zeche „entspringt“ zieht sich als Gestaltungselement durch das Quartier und akzentuiert gleichzeitig den Schwerpunkt des öffentlichen Raums.

Bebauung
Die Dichte der Bebauung ist im Bereich des Platzes der alten Zeche am größten. Dichte und Höhe nehmen von dort aus in alle Richtungen ab, private Freiflächen nehmen zu. Dichter bebaute Bereiche beinhalten zum Teil Mischnutzung und vornehmlich Geschosswohnungsbau, westlich finden sich mehr Einfamilien-, Reihen- und Townhäuser, die Eigentumsbildung ist höher. Von dieser Systematik losgelöst liegen zum einen an der Zeche ein Zentrum für seniorengerechtes Wohnen und Dienstleistungen, zum anderen Gewerbeflächen im Westen des Gebietes an der Weierstraße.
Der Bautypologie wird ein Standardblock von 50 auf 50 Metern zugrunde gelegt. Innerhalb dieses Blockes finden sich sieben verschiedene Typologien, je nach Standort in unterschiedlichen Verhältnissen, wieder. Die Spanne der unterschiedlichen Typologien reicht von großen Mehrfamilienhäusern mit einer Grundfläche von 20 auf 20 Metern und drei Geschossen, vier Wohneinheiten und einem gewerblich genutzten Erdgeschoss bis hin zu freistehenden Einfamilienhäusern für eine Partei. Insgesamt bietet das Quartier Raum für 258 Wohneinheiten und 26 Gewerbeeinheiten. Durch die Arrondierung der Gewerbegrundstücke an der Weierstraße können weitere Gewerbeeinheiten gewonnen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene Wohnquartier ist untergliedert in einzelne Baufelder, die jeweils entsprechend der Nachfrage bebaut werden können. Der Entwurf präsentiert eine sehr klare und gute durchdachte Wegeanbindung an die vorhandenen Erschließungsstraßen sowie an das Sterkrader Zentrum und den Volksgarten. Die gestalterische Grundidee rechtfertigt allerdings nicht die Überplanung des bestehenden Gewerbegebietes und der bestehenden Bebauung entlang der von-Trotha-Straße.
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Analyse

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Rahmenplan

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Das Prinzip der umgekehrten Schrumpfung

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Daten und Fakten

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Schwarzplan

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