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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Neubau des naturwissenschaftlichen Traktes des Gymnasiums Augustinianum

3. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

HARTIG / MEYER / WÖMPNER Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Idee

Der Neubau des Naturwissenschaftlichen Traktes des Gymnasium Augustiniaum soll in erster Linie die Anforderungen an eine moderne und leistungsfähige Schule erfüllen. Darüber hinaus bietet das Projekt allerdings die Chance einem ungestalteten Freiraum eine neue Identität zu verleihen.
Während der östliche Bauteil aus den 50er Jahren als U-förmiger Block einen Schulhof umschließt, sind die jüngeren Bauteile westlich der Lindenstraße campusartig angeordnet. Durch den bevorstehenden Abriss des vorhandenen Natur-Trakts, des Pavillon D und der damit verbundenen „Freilegung“ des Bauteil West1 sowie der Positionierung des Neubaus wird dieser Grundansatz weiter gestärkt. Erweiterung und Bestand wachsen zu einem harmonischen Ensemble zusammen und fördern somit die Identifikation mit dem Ganzen.


Gebäude und Freiraum

Der Einbindung und freiräumlichen Verknüpfung des naturwissenschaftlichen Trakts mit dem heterogenen Umfeld aus Einfamilienhäusern, Sporthalle und den Schulbauten wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Durch den kurzen Abstand zur Lindenstraße im Zusammenspiel mit dem vorstehenden Südflügel des östlichen Bauteils bildet der Neubau den städtebaulichen Abschluss des Schulcampus im Süden. Die Aufnahme der Bauflucht der Emssporthalle schafft einen sensiblen und verträglichen Abstand zur Wohnbebauung An der Bleiche. Durch die Positionierung des Neubaus wird die Zugangssituation zur Emssporthalle geklärt und eine notwendige und wertvolle Aufwertung erreicht. Die neue Wegeachse zwischen dem NW-Trakt und einer Baumreihe, unter Einbeziehung des Trompetenbaums, weitet sich zum tiefer gelegenen Schulhof über großzügige Blockstufen auf. Durch dieses Zusammenspiel der Baukörper und Freiräume erfährt der Ort eine hohe Aufenthaltsqualität. Die klare Struktur und Gliederung des Neubaus unterstützt das Konzept.


Funktion und Gestaltung

Der Zugang des Neubaus befindet sich konsequent an dem zuvor beschriebenen Vorplatz der Sporthalle. Parallel zum Weg schafft die Erschließung des Gebäudes die notwendige „Pufferzone“ zu den Unterrichtsräumen. Rückseitig bildet die langgestreckten Vorbereitungs-und Sammlungsräume des zweigeschossigen Baukörpers das Rückgrat des Hauses. Der eingeschnittene Innenhof lässt interessante Durchblicke zu und bietet angenehme Arbeitsplätze in der Sammlung sowie eine tiefe Fensterbank als Sitznische an der Erschließungszone. Die Reduktion der Mittel und der Verzicht auf aufwendige Konstruktionen werden als angemessen gegenüber der Bauaufgabe betrachtet. Aus dieser Zurückhaltung entwickelt sich der Reiz des Entwurfes. Die Materialwahl für den NW-Trakt ist dabei durch Natürlichkeit geprägt, die wesentlichen Materialien sind Beton, Glas und Holz (im Innenbereich). Die Fassaden werden spannungsreich in offene und geschlossene Flächen gegliedert. Die raumhohen Verglasungen verbinden erlebnisreich Innen- und Außenraum. Fensterflächen sind als Pfosten-Riegel-Fassade in Lärchenholz und Aluminium vorgesehen. Das Lüftungssystem (s. Energiekonzept) wird durch eine natürliche Fensterlüftung, mittels wärmegedämmter Öffnungsflügel aus Metall, für die Übergangszeit zwischen Sommer und Winter ergänzt. Mit Licht lenkenden Lamellen wird die Tageslichtnutzung in den Unterrichtsräumen optimiert und die Helligkeit in den hinteren Raumbereichen deutlich erhöht. Die Gebäudehülle, der Gesamtenergiedurchlassgrad der verglasten Flächen sowie der Sonnen- und Blendschutz, wird hinsichtlich ausreichender natürlicher Beleuchtung auf minimalen Lasteinfall optimiert.
Die geschlossenen Flächen der Fassaden werden als Ortbetonschale hergestellt. Die Verwendung von Recyclinganteilen für den Sichtbeton ist ein zukunftweisender, ökologischer Aspekt, der ohne Qualitätsverlust zu realisieren ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Platzierung des Baukörpers ist gelungen und verknüpft auf selbstverständliche Weise die Bauteile des Campus West mit dem Neubau der Naturwissenschaften und dem Eingang der Emssporthalle. Die Ausrichtung der Eingangssituation nach Westen bezieht die Bewegungsrichtung aus Bauteil Ost nur begrenzt ein.
Die Erweiterung des Schulhofes zwischen Bestand (Campus West) und Neubau mit der Treppenanlage und Erhalt der Bäume wird begrüßt. Die Öffnung der Fassade und Eingangshalle in den Campus wird positiv bewertet. Diese, den Unterrichtsräumen vorgelagerte Eingangs- und Bewegungsfläche ist sehr knapp bemessen und sollte eine räumliche Aufweitung erfahren.
Die vom Nutzer gewünschten komplexen Funktionszusammenhänge der naturwissenschaftlichen Räume sind zufrieden stellend gelöst und mit den Rettungswegen abgestimmt. Der Besprechungsbereich für die Lehrer wäre an die zweiläufige Treppe zu verlegen und vom Sammlungsraum zutrennen.
Es sind Flächen für die TGA und Lüftung vorgesehen; sie müssten bezüglich der Dimensionierung überprüft werden. Die Plangrafik lässt leider viel Interpretationsspielraum bezüglich der geschlossenen und offenen/verglasten Innenwände zu und erschwert hierdurch eine tiefergehende Betrachtung durch die Jury.
Der Vorschlag zur Ausführung der Fassade in Ortbeton wird in Anlehnung an die Gebäude von Bauteil West gewertet. Die Akzeptanz des gewählten Materials, vor allem der Südfassade gegenüber der Einfamilienhausbebauung, wird kontrovers diskutiert.
Der insgesamt, in Architekturhaltung und pädagogischem Nutzen, schlüssige Entwurf weist sehr wirtschaftliche Flächenkennwerte nach.
Der Entwurf berücksichtigt die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Greven in seinem Energiekonzept.