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Begrenzt offener 2-phasiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 04/2007

Realisierungswettbewerb Zoologischer Stadtgarten

3. Preis

Schuster Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Stadtgarten in Karlsruhe stellt eine Besonderheit dar: mitten in der Stadt findet man einen Park in dem sich auf engstem Raum ein Zoo und ein Garten gegenüber stehen. Die westliche Seite des Stadtgartens stellt eine Einheit dar, ein Elysium – dahingegen prägen Disharmonien die Gegenseite. Die Seite für Mensch und Tier zeigt ein zufälliges Nebeneinander von Häusern, Möblierungen, Waschbetonpalisaden und ein unsicheres Wegenetz. Diese beiden so unterschiedlichen Bereiche sollen zum Ausgleich gebracht werden. Ziel ist ein neues, freundliches und harmonisches Miteinander von Garten und Tiergarten, ein ausbalanciertes Gegenüber auf Basis der ursprünglichen Gestalt des Stadtgartens. Das kammartige Ineinandergreifen prägt den Rundweg, es entsteht eine intensive Verzahnung und eine ablesbare Konfiguration der Gehege. Die Parklandschaft reicht bis in die Lebensräume der Tiere. Die übergreifende landschaftsplanerische Struktur führt zu einer wohl formulierten und dennoch zwanglosen Verbindung von Park und Zoo.

Die Abwicklung entlang der Ettlinger Strasse zeigt einen spannenden Wechsel von freistehenden Gebäuden und intensiver Durchgrünung. Gezielte Einblicke und der Blick auf besondere Gebäudeteile vermitteln zwischen Stadt und Stadtgarten.

Die Einzelbausteine sind wie an einer Perlenkette aufgereiht. Die massiven Bauteile der Gehegebegrenzungen wie der Gebäude weisen die gleichen Merkmale auf. Dies führt zur Auflösung der Grenzen zwischen Haus, Gehege und Weg. Ein leichtes, in Teilen transluzentes Dach schwebt über dem jeweiligen Innengehege und lässt eine freundliche, helle Welt für Tiere und Besucher entstehen. In signifikanter Weise werden die Schwerpunkte der Einzelgehege deutlich. Es entsteht ein Gegenmodell zum baulichen Sammelsurium geläufiger Zooarchitektur, eine Architektur, die aus dem Spagat zwischen dem Wunsch nach nahtlosen Übergang von Gebäude und Landschaft, sowie der Notwendigkeit architektonischen Ausdrucks eine eigene Identität entwickelt. Die begrenzenden Bauteile und die differenzierten Dachöffnungen lassen individuelle Reaktionen auf die Erfordernisse der einzelnen Tiergattungen zu. Die Gehegegrenzen sind fließend und treten in den Hintergrund. So entsteht ein scheinbar barrierefreies Nebeneinander von Tier und Mensch mit großzügiger Einsicht und abgeschirmten Ruhebereichen.

Die Einfriedung werden in Anpassung an die Erfordernisse der jeweiligen Tierarten als fließende Grenzen entwickelt: Gatter, Gräben, Wasser, Felsen und Wege greifen ineinander. Die zugehörigen Baulichkeiten werden in Übereinstimmung mit den differenzierten Einfriedungen entwickelt und so zu einem integralen Bestandteil des Lebensraums und einer integrierten, art- und landschaftsraumgerechten Gehegearchitektur. Die Sicherheitsabstände werden eingehalten.

Es entsteht ein gegliedertes Gegenüber mit einer Reihung von Einzelakzenten, eine Struktur, die langfristig bei der Erneuerung der bestehenden Anlagen weiterentwickelt werden soll. Gehege und Stallungen entsprechen den Erfordernissen einer zeitgemäßen Tierhaltung. Sie können auf kurzem Wege über einen Wirtschaftshof extern wie intern versorgt werden. Völlig unabhängig von den jetzt vorgesehenen Maßnahmen ist auf dem Gelände Schwarzwaldhalle langfristig die Erweiterung um ein weiteres Gehege möglich.

Trampeltiere und Kropfgazellen: Das lang gestreckte Gehege ist zur Zoobrücke/ Rampe durch verdichtetes Grün und gezielte Bodenreliefs abgeschirmt und durch einen kleinen Graben in zwei Bereiche gegliedert. Trotz guter Einsicht bleiben den Tieren ausgedehnte Rückzugsbereiche.

Elefanten: Die Einzelbereiche für Paargehege, Bullengehege und Kuh- und Jungtierbereiche werden durch topografische Steinschichtungen und Stelen getrennt. Die Außengrenzen werden weitgehend durch Wassergräben und Felsformationen gebildet. Das differenzierte Innen- und Außengehege ist gegliedert in Bullen-, Paar- und Kuh- bzw. Jungtiergehege. Vielfältige Umläufe erlauben begegnungsfreie Wanderungen.

Die südamerikanische Uferlandschaft wird sensibel in das denkmalgeschützte Tullabad integriert. Durch Modifizierung der Grenze zwischen ehemaliger Schwimmhalle, Tribüne und Umkleidebereich gelingt eine großzügige Verbindung zwischen dem Lebensraum „Uferlandschaft“ und dem Bereich Eingang, Gastronomie und Ausstellung. Auf der einen Seite hin großzügig zur typischen Uferlandschaft geöffnet, auf der anderen begrenzt durch eine Wand aus Aquarien und Präparaten. In der ehemaligen Schwimmhalle wird durch Volieren (Integration Sprungturm), Brücken, einzelne Felsen und mangrovenartige Bäume und eine differenzierte Uferlandschaft ein Stück Südamerika geschaffen. Die Integration der Erlebnisgastronomie führt zu einer Reihe gegenseitiger Vorteile. Die charakteristischen Merkmale wie Schwimmhalle und Sprungturm (Voliere) werden respektiert und in das neue Nutzungsprofil integriert. Die Erinnerung an die Geschichte des Bades wird ohne das Abstriche an Nutzung und Charakter der neuen Einrichtung ablesbar.

Der Kinderspielbereich wird in einzelne, thematisch differenzierte Inseln gegliedert und liegt familienfreundlich zwischen dem Streichelzoo und der Außenterrasse. Der Streichelzoo holt Kinder und Familien am neuen Eingang Nord ab, lässt schon vor der Kasse einen Blick in das Gehege zu, weckt Neugier und geht im Süden fast nahtlos in den Spielbereich über. Die Spielfelder als auch der Streichelzoo zeigen einzelne formale Zusammenhänge zu Details der Gehegearchitektur: es entsteht ein kontinuierlicher Lebens- und Landschaftraum, Schwellenängste werden abgebaut.

Die Einheit des Stadtgartens wird durch die Ausformulierung des charakteristischen Gegenübers gestärkt und zu einer neuen Einheit zusammengefügt. Es entsteht ein freundliches und harmonisches Miteinander von Garten und Tiergarten. Endlich besitzt auch die Zooseite einen eigenen Ausdruck. Es entsteht Identität und Charakter, eine Besonderheit unter den zoologischen Gärten Deutschlands.