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Einladungswettbewerb | 06/2015

Weiterentwicklung und Neugestaltung des Diözesanmuseums für christliche Kunst der Erzdiözese München und Freising

3. Preis

BASD . Schlotter und Kruschel Architekten – Büro für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege

Architektur

Render-Manufaktur 3D Visualisierung Architektur

Visualisierung

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht

Das Diözesanmuseum Freising soll einer umfassenden Sanierung und Neuordnung unterzogen werden.
In zeitgemäßer architektonischer Gestaltung und Formsprache sollen alle wichtigen Bereiche religiöser Kunst und Kultur von der Romanik bis in die Gegenwart präsentiert und dem aktuellen Dialog unterschiedlicher Religionen und Kulturen zugänglich gemacht werden.
Ziel ist es, eine klare Formsprache zu finden, die sich in bester Weise mit dem denkmalgeschützten Bestand verbindet.

Leitbild

Ausgehend vom Ensemble der Gebäude auf dem Domberg sowie der durch die baulichen Anlagen strukturierten und formulierten Außenräume wird der im äußersten Westen situierte Bau des Diözesanmuseums freigestellt und als Schlussstein des Ensembles konturiert.
Die bestandsorientierte Entwurfsstrategie wird im historischen Kontext des Gebäudes durch die Gestaltung und Verwendung neuer Materialien innen und außen immer wieder gebrochen.

Städtebau / äußere Erschließung

Der dreigeschossige Solitärbau auf nahezu quadratischer Grundfläche wird an der Nord-, West- und Südseite durch die Burgwand sowie die Vegetation am Berghang gefasst. Ein in der Stadt beginnendes, sich nach oben zum Museum entwickelndes System von Gängen, Wegen und Treppen bildet eine bauliche Struktur, die sich vom Außenraum über die Fassade des Museumsbaus bis in dessen Inneres über alle Geschosse fortsetzt.
Der Platz vor der Eingangsfassade wird bewusst von Bebauung freigehalten. Fassade wie Freiraum steigern sich dadurch in ihrer jeweiligen Qualität.
Dem Haupteingang wird eine Treppenanlage samt Rampe zur barrierefreien Erschließung vorgelagert. Sitzgelegenheiten an der Treppe ergänzen deren einladende Geste und Funktion.
Die Replik einer Skulptur aus der Sammlung des Museums (Maria immaculata) sowie Fahnen auf der Eingangsanlage verweisen auf Inhalt und Funktion des Bauwerks sowie auf dort stattfindende Ausstellungen.
Der vom Aufstieg von der Stadt zum Eingang des Museums führende Weg durch die Grünfläche trennt Besucher- vom Lieferverkehr, der in den durch eine Toranlage abgeschlossenen Wirtschaftshof geführt wird.
Neben dem Zugang zum Museum über das Torbogenhaus wird eine zweite Erschließung aus der Stadt auf der Südseite vorgeschlagen. Vom Bahnhof kommend kann über eine zweiläufige, überdeckte Rolltreppenanlage bequem die dort gelegene Terrasse vor der Südfassade erreicht werden. Hier befindet sich auch der externe Zugang zur Gastronomie und zum Museumsgarten.

Gebäudebestand / Denkmal / innere Erschließung

Das aktuelle Erscheinungsbild des Gebäudes ist durch zahlreiche Eingriffe, Veränderungen und Hinzufügungen geprägt. Dies betrifft gleichermaßen Grundriss wie Aufriss.
Die entwurfliche Weiterentwicklung und Neugestaltung orientiert sich an der bauzeitlichen Grundstruktur in seiner Dreischichtigkeit Lichthof, Umgang und umgebende Raumsequenzen, die mit der axialen Anordnung von Eingang, Lichthof und Kapelle überlagert ist. Diese Grundfigur wird ergänzt durch die bauordnungsrechtlich notwendigen Treppenhäuser beidseitig der Kapelle.
Hier sind gleichzeitig Personen- und Lastenaufzug sowie die vertikale Verteilung der notwendigen technischen Infrastruktur eingefügt. Der Eingriff geschieht in baulich bereits gestörten Bereichen.
Der Zugang zum Museum erfolgt über die neu errichtete Treppenanlage vor dem historischen Portal.
Das dahinterliegende, großzügige Vestibül mit integriertem Shopbereich und Kasse sowie den notwendigen Besuchertoiletten führt den Besucher durch eine große Wandöffnung direkt zum zentralen Lichthof mit Blick auf die Treppe zur Kapelle.
Helle Wand- und Lichtgestaltung in den beiden Auftakt- und Orientierungsräumen kontrastieren den klassizistisch verschlossenen Eindruck der Eingangsfassade und schaffen einen freundlichen Empfang in die Welt der christlichen Kunst.

Die Gestaltung der Fassade orientiert sich am Idealentwurf Bergers, wie er in den Archivalien niedergelegt ist. Die den Bau gliedernden Architekturelemente der Fassade werden gemäß der restauratorischen Farbbefundung gestaltet. Das Gebäude gewinnt seine gestalterische Differenziertheit, Maßstäblichkeit und Proportion und dadurch letztlich seine Eleganz zurück.

Materialität

Die Oberflächen der inneren Raumschalen werden, orientiert an den bauzeitlich überkommenen Materialien, wieder hergestellt. Historische Fußböden wie im Lichthof, auf Treppenpodesten und in einzelnen Ausstellungsräumen (Dielen) bleiben erhalten.
Die Lichthofumgänge erhalten Terrazzobeläge, neu zu belegende Fußbodenflächen werden mit geschliffenem Asphaltestrich ausgestattet.
Die Wände erhalten Oberflächen aus geschliffenem und gestrichenem Kalkputz.
Feste Möbeleinbauten wie im Vestibül, Kassen- und Shopbereich sowie in Besucherbereichen sind aus lackierten Holzkonstruktionen gefertigt, Sitzelemente erhalten braune Naturlederoberflächen.

Bauliche Hinzufügungen im Außenbereich wie die Eingangstreppenanlage, das Tor zur Südterrasse, die Auditoriumsanlage, die Treppenabgänge zum Museumsgarten sowie die Toranlage zum Wirtschaftshof samt Rampenanlage sind in Betonwerkstein mit unterschiedlicher Oberflächengestaltung hergestellt.

Museum und Nutzungen

Tiefkeller: Lager, Depot
Die Tiefkeller werden über die neu geplanten Treppen und Aufzüge erschlossen, der nördliche Tiefkeller stellt die Anbindung an die benachbarten Depotflächen her. Die Tiefkeller dienen als Lager- und Depotflächen für dafür geeignete Objekte. Die Gewölbekeller können somit als Schaudepots in den Ausstellungszusammenhang integriert werden.

Sockelgeschoss / Logistikebene: Depot, Lager, Technik, Werkstätten, Gastronomie, Personal
Im Sockelgeschoss sind die Lager- und Technikräume sowie der Personal-, der Gastronomie- und der Werkstattbereich untergebracht. Die Anlieferung für das Museum und die Gastronomie erfolgt über die Nordseite. Die Verbindung zum Tiefkeller und zu den weiteren Depotflächen besteht über den vorhandenen Aufzug. Der Anlieferung zugeordnet sind die Werkstatt und das Lager Gastronomie sowie die BMA und Sicherheitszentrale. Das Sockelgeschoss wird unter dem Lichthof um einen Depotraum erweitert. Dem Depotraum angegliedert sind der Klima- und der Tresorraum. Die Absenkung des Bodens in diesem Bereich erlaubt die Erhöhung der Raumhöhe auf 3,50 m, der Niveausprung zum restlichen Sockelgeschoss wird über eine Hebebühne hergestellt. An der Südseite sind die Technik- und Personalräume geplant. Der Gastraum „ Weihenstephaner Saal“, der WC-Bereich Gastronomie und der Küchenbereich sind über die Terrassenanlage mit dem Biergarten sowie über die bestehende Treppe mit dem Erdgeschoss an den Lichthof bzw. Museumsbereich angeschlossen. Die Treppenhäuser werden über das Sockelgeschoss ins Freie entfluchtet.

Erdgeschoss / Dialogebene: Eingang, Vestibül, Kasse, Shop, Museumspädagogik
Das Erdgeschoss wird über die Treppenanlage am Haupteingang erschlossen. Im Museumsfoyer befinden sich an der südlichen Seite die Kasse, der Museumsshop und die Garderobe, auf der nördlichen Seite die WC-Anlagen und Schließfächer. Der Ausstellungsbereich wird über den Lichthof erschlossen, wobei im Erdgeschoss drei Sonderbereiche des Museums geplant sind.
Der zentrale Lichthof dient einerseits der Orientierung, andererseits auch als Ort für Veranstaltungen, Installationen und Feste.
Der obere Raumabschluss des Lichthofs wird mit einer „Schnürbodenstruktur“ (Stahl-grid) versehen, die es erlaubt, Beleuchtung sowie das Aufhängen auch von schweren Ausstellungsstücken zu organisieren.
Der südliche angrenzende Ausstellungsbereich ist als Lernort für Vorlesungen, Workshops oder Museumspädagogik als Kommunikationsmittelpunkt für die Besucher vorgesehen, der nördliche Ausstellungsbereich, der Freisinger Saal, stellt den Bezug zur lokalen Umgebung als Ausstellungsort mit Artefakten aus den Dekanaten her. Über die Treppenanlage ist der in der Hauptachse angeordnete Kapellenraum erschlossen, der mit einer Lichtinstallation von James Turrell bespielt wird.

1. Obergeschoss / Dauerausstellung
Die Dauerausstellung im 1. Obergeschoss ist in einer fast vollständigen, den Lichthof umschließenden, großzügigen Raumflucht verortet. Lediglich der Luftraum Kapelle unterbricht diese enfilierte Raumsequenz im Westen. Eine zweite Erschließung sämtlicher dort befindlicher Räume erfolgt über den Umgang des Lichthofes.
Die Hauptachse Ost-West formuliert eine herausgehobene Bedeutung und Beziehung zwischen dem im Ostraum situierten Lukasbild in räumlicher Fassung und der Lichtinstallation James Turells in der Kapelle: Zeitstrahl des katholischen Glaubenskosmos.

2. Obergeschoss / Sonderausstellungen, Besucherbereich
Die Räume für Sonderausstellungen bilden ein hochflexibles Raumkontinuum. Teil der Sonderausstellung ist die Krippenausstellung. Die Krippenvitrinen können außenseitig mit Paneelen verschlossen werden, so dass die Vitrinen als Ausstellungswände für Sonderausstellungen nutzbar sind. Der über der Kapelle gelegene Raum nach Westen ist mit einer erhöhten „Bühne“ ausgestattet, der – neben Ausstellungsnutzungen – den Besuchern einen guten Ausblick in Richtung Weihenstephan gestattet. Auf der Ostseite ist in der Mittelachse der Ruhebereich für Besucher angeordnet, hier wird u.a. die Möglichkeit zur medialen Information geboten.

Dachgeschoss / Depot und Technikräume
Im Dachgeschoss ist ein Lager- und Depotbereich auf der Westseite geplant. Auf allen vier Seiten sind Lüftungszentralen für die Klimatisierung der Ausstellungsbereiche vorgesehen.

Baurecht / Brandschutz

Der Entwurf berücksichtigt die Anforderungen der Landesbauordnung und der Versammlungsstätten-verordnung des Landes Bayern. Die äußere Erschließung des Museums erfolgt auf dem Domberg über 2 Tordurchfahrten. Das Gebäude ist an der Süd- , West- und Nordseite nicht umfahrbar, jedoch zu Lösch- und Rettungszwecken erschlossen.

Die Besucherzahl wird auf 800 Besucher im Erdgeschoss entsprechend Vorgaben begrenzt. Gemäß den gesetzlichen Anforderungen ist die Anordnung der Treppenhäuser - vier mit je einer lichten Breite von 1,20 m - ausreichend dimensioniert. Der Lichthof wird mit zwei Treppenräumen als Flucht- und Rettungsweg definiert, zwei weitere notwendige Treppenhäuser sind neu in den Grundriss eingefügt. Die Ausstellungsräume sind untereinander verbunden. Für Veranstaltungen im Lichthof werden entsprechend der Auskunft des Auslobers jeweils Sondergenehmigungen beantragt. Die Türen zu den Flucht- und Rettungswegen werden als Rauchschutztüren ausgeführt.

Die Aufschaltung einer Brandmeldeanlage gewährleistet einerseits erhöhte Sicherung des Schutzgutes Bauwerk und Sammlung, andererseits kann die BMA zur Kompensation von Defiziten aus denkmalpflegerischen Forderungen herangezogen werden. Die Anforderungen an Bauteile ist im Rahmen der Sanierung gemäß gesetzlicher Anforderungen einzuhalten.
Die Barrierefreiheit ist durch den Einbau eines behindertengerechten Aufzugs sowie durch Rampen gewährleistet.