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kooperatives Workshopverfahren | 10/2014

Bothfelder Kirchweg

Perspektive Hof

Perspektive Hof

Engere Wahl

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Lohaus · Carl · Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Hofcharakteristik Bothfeld- Konzept Städtebau
Das Grundstück in Hannover-Bothfeld befindet sich in einem ehemals landwirtschaftlich und dörflichen ge-prägten Umfeld, welches inzwischen von der Nachverdichtung Hannovers absorbiert wurde. Reizvoll ist die Lage am Bothfelder Anger und der historischen Hofstelle, die besondere Charakteristik der alten Scheune und des Wohnhauses mit roten Backsteinfassaden und Holzverkleidungen ist prägend für den Ort und die ländliche Region um Hannover. Das direkte Umfeld besteht aus heterogenen Bebauungstypologien:,- frei-stehende Einfamilienhäuser im Norden, 2,5-geschossige Zeilenbauten im Osten, historische Hofstellen und Doppelhäuser im Süden. Das neue Ensemble muss einerseits auf die unterschiedlichen Maßstäbe in Bau-höhen und Körnung reagieren, andererseits aber als „Setzung“ eine eigenständige Identität und Qualität ausstrahlen. Die Charakteristik eines Gehöftes als Gesamtanlage wird mit den beiden Neubauten konzep-tionell aufgenommen und zeitgemäß interpretiert.

Konzept Architektonische Gestalt und Höhenentwicklung
Die architektonische Grundform wird durch zwei Hofhäuser gebildet, die aus je zwei Langhäusern mit In-nenhof bestehen. Die östlichen Giebelfassaden positionieren sich am Hof zur historischen Hofstelle, das Gebäudeensemble formt einen „Hofanger“, der sich nach Südwesten als Gemeinschaftsgarten,- der „All-mende“, zu Sonne und Aussicht ins Grüne öffnet.
Die westliche Giebelseite der Langhäuser definiert die Landschaftskante nach Westen zum Bothfelder An-ger,- die Blickrichtung vom Anger auf die giebelständigen Häuser erzeugt eine einprägsame Silhouette mit Fernwirkung, das historisch vertraute Bild von roten Hofgebäuden mit prägnanten Giebeln im grünen Land-schaftsraum wird ins Bewusstsein gerufen.
Zu den angrenzenden Nachbargebäuden sind die Dächer tief angesetzt und beginnen mit 2 Geschossen, um Verschattungen zu vermeiden. Zum Innenhof zieht die Bauhöhe dann auf 3 Geschosse an, zur Allmen-de fällt sie wieder auf 2,5 Geschosse ab. So entsteht eine einprägsame Dachlandschaft, die mit einer relativ flachen, nutzerfreundlichen Dachneigung von 14 -20 Grad gebildet wird.

Materialität
Der rote Backstein, kombiniert mit roten Dachziegeln, ist die verbindende Materialität zwischen Alt-und Neubau und existentieller Bestandteil des Entwurfes. Die verschiebbaren Torelemente und der witterungs-geschützte Innenhof werden mit Holz bekleidet, um ein warmes, wohnliches Ambiente und eine anspre-chende Haptik zu erzeugen.

Konzept Wohnen Allmende Bothfeld
Der Begriff „Allmende“ kommt aus dem landwirtschaftlichen Nutzungsbereich und bezeichnet Gemeingüter mit der Eigenschaft der Nicht-Ausschließbarkeit. Im konzeptionellen Sinn dient die Allmende als Überbau für das Wohn-und Landschaftskonzept. Die angestrebten 38 Wohnungen verteilen sich auf die beiden neu-en Hofhäuser, zwei WG-Wohnungen befinden sich zusätzlich in der historischen Hofstelle.

Hofhäuser
Die beiden Hofhäuser sind als Mehrgenerationen-Häuser konzipiert und werden im regengeschützten, aber als Außenraum zu betrachtenden Innenhof über einen Laubengang erschlossen. Die Wohnungsgrößen bilden das Wohnkonzept bereits ab: die kleinste seniorengerechte (sg) Einheit mit 40 qm, die Paarwhg (sg) mit 49 qm, die Zweier-WG (sg) mit 56 qm, die 3-Zi-Whg für Kleinfamilien und Alleinerziehende mit 68 qm bis zu der großen Familienwohnung auf den südwestlichen Gebäudeecken mit 92 qm. Jeder Wohnung ist ein Freibereich als Loggia oder Dachterrasse zugeordnet, der eine gewisse Intimität zulassen muss. Bis auf die etwas größeren Eckwohnungen unterschreiten alle Wohnungen die maximalen Fördergrößen deutlich, da die gemeinschaftlich nutzbaren Räume auf alle Wohnungen umgelegt werden. Der wichtigste Kommunikationsraum ist der zentrale Erschließungshof mit der direkt im Eingangsbereich gelegenen Wohnküche mit Waschsalon. Am Laubengang können normale Küchenfenster angeordnet werden, die vor allem bei den kleineren Wohnungen die soziale Kommunikation gewährleisten, die Begegnungen sollen selbstverständlich statt erzwungen sein. Auf Ebene 1 ist zusätzlich einen Trockenboden mit 31qm, auf Ebene 2 ein Gästezimmer mit 19 qm geplant. Sollten einzelne Gemeinschaftsnutzungen nicht gut funktio-nieren, ist jedes Element als eigene Wohnung vermietbar. Der Innenhof gilt brandschutztechnisch als Au-ßenraum und ist über Gewächshausklappen natürlich belüftet. Abends und im Winter kann über das große Tor die Zugänglichkeit eingeschränkt werden. Der Innenhof dient als erweiterter Spiel-und Pflanzenbereich für „Überwinterungszeiten“, die Räder können überdacht eingestellt werden. Die Abstellräume befinden sich in den erdgeschossigen Nordlagen, die als Wohnungen nicht geeignet sind. Die Neubauten sind nicht unterkellert.

Hofstelle
Die Hofstelle wird in ihrer inneren Struktur minimal invasiv bearbeitet. Das Haus behält beide Eingänge für je eine besondere Berufstätigen-Senioren-WG. Die Erdgeschossebene ist jeweils barrierefrei und bietet mit der großen Wohnküche mit Anschluss an die Freiräume den gemeinsamen Treffpunkt. Jede WG-Zimmer-Wohneinheit besteht aus einem größeren Wohn- und einem kleineren Schlafbereich, die Größen der Ein-heiten variieren von ca. 20-35 qm.

Scheune
Die historische Scheune verbleibt Wirtschaftsgebäude und nimmt die gemeinsamen Nutzungen BHKW, Müll, Fahrräder- und auf dem Boden Abstellräume für die Hofstelle auf. Ein Umbau für eine Wohnnutzung würde den Charme des Altbaus durch Wärmedämmung, Dacheinschnitte, Gauben etc. zerstören und fi-nanziell in keinem Verhältnis stehen.

Erschließung
Die Erschließung des Hofensembles erfolgt vom Bothfelder Kirchenweg über die historische Hofeinfahrt, so dass die Straße in den bestehenden Abmessungen verbleiben kann und die Fahrradroute zum Schul- und Jugendzentrum nicht durch zusätzlichem PKW-Verkehr belastet wird. Die auf 0.5 abgeminderten PKW-Stellplätze befinden sich an den Seiten im „Windschatten“ des Hofangers und werden den Häusern dezent-ral zugeordnet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass künftig das Carsharing-Prinzip in Hannover und Umgebung weiter deutlich an Zuspruch gewinnen wird. Die aktuellen Steigerungsraten von 20 % unter-streichen diese Tendenz deutlich.
Rettungsfahrzeuge und Umzugswagen können direkt vor die Hauseingänge und in die regengeschützten Höfe fahren. Alle Wohnungen sind mit Steckleitern erreichbar, die zentral gelegene Umfahrt des Hofes ist als Spielfläche für intensive Bewegungsspiele nutzbar.
Die Gebäudeerschließung für alle Fußgänger und Radfahrer erfolgt vom „Hofanger“, durch das Tor in den Innenhof der Hofhäuser hinein. Alle Haus- und Wohnungseingänge sind mit Aufzug barrierefrei erreichbar und vor Witterung geschützt. Die Mülltonnen befinden sich in der Scheune und können bei Abholung längs der Scheune an die Straße gestellt werden.

Freiraumkonzept
Der Anger
Der nahezu autofreie Anger verbindet die Eingänge aller Wohneinheiten und ist die zentrale Kommunikati-onszone für die Bewohner. Er dient nicht nur der Erschließung sondern eignet sich für tägliche Begegnun-gen, für den Aufenthalt, für das gefahrfreie Spielen der Kinder direkt vor der Tür und auch für gemein-schaftliche Feste oder Feiern. Durch Fußwegeanbindungen wird darüber hinaus eine Vernetzung zu den angrenzenden Nachbarn angeboten.
Der Pflasterbelag aus warmen, hellbeige-braun changierendem Klinker ist in den aufgeweiteten Zonen durch monochrome Platzinlays strukturiert und durch kleinkronige Obstbäume vor den Neubauten geglie-dert.
Der Anger bietet Spiel-, Bewegungs- und Aufenthaltsanimationen. In der zentralen grünen Mitte dient eine leichte Senke der Regenwasserversicherung. Alle angrenzenden Platzflächen entwässern in die leichte Rasenmulde. Nach Starkregenereignissen wird diese bis zu 30 cm tiefe Pfütze zum Spielereignis. Die gro-ßen (Beton-)Findlinge bieten unkonventionelle Sitz-, Bewegungs- und Spielmöglichkeiten in direkter Nähe zum langen Gemeinschaftstisch unter dem zentralen, malerischen Wallnussbaum. Der lange, robuste Tisch kann für gemeinschaftliche Feiern oder Feste, für beiläufige Treffen und auch zum Spielen genutzt werden: Die schmale zentrale Tischvertiefung kann mit Wasser gefüllt als Getränkekühler oder für Kinder als Zapfstelle zum Matschen genutzt werden.
Vom Langen Tisch fällt der Blick zwischen den beiden Gebäuden hindurch auf die Allmende-Fläche und in die Tiefe der Bothfelder Wiesen. Die den Wohnungen vorgelagerten Allmende-flächen können von den Bewohnern je nach individuellen gärtnerischen Fähigkeiten und Zeitbudget in unterschiedliche große Par-zellen für den Obst- und Gemüseanbau in Anspruch genommen werden. Sie funktionieren im Sinne von Grabeland flexibel und sind daher ausschließlich von temporären und leicht veränderbaren Steckzäunen eingefasst.
Bei einer gut funktionierenden Hofgemeinschaft kann das Grabeland auch gemeinsam bewirtschaftet wer-den und zur Selbstversorgung beitragen. Denkbar sind auch interne Kompensierungen seitens der Ge-meinsacht für diejenigen, die sich im Schwerpunkt um den Gemüse- und Obstanbau kümmern.

Bauökologie und Energieeffizienz
Das Gebäudekonzept zielt auf einfache, wirtschaftlich zu erstellende und im A/V-Verhältnis optimierte Hof-häuser. Der mit Glas überdachte Innenhof garantiert auch in sehr kalten Wintertagen in der zentralen Mitte Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Es werden nur ökologisch unbedenkliche Baustoffe verwendet, die möglichst geringe Pflege- und Instandhaltungskosten mit sich bringen, Holzfassaden werden nur witte-rungsgeschützt eingesetzt. Die Energie- und Wärmeerzeugung der Gebäude erfolgt über ein Blockheiz-kraftwerk als Kraft-Wärmekopplung. Die Gebäude werden in einem Energiestandard entsprechend der Anforderung als WK-Effizienzhaus realisiert. Die Fensterflächen sind in Dreifachverglasung geplant. Das Regenwasser kann für Grauwassernutzung gesammelt werden,- die südlichen Dachflächen sind für Kollek-tor-oder PV-Module optimal ausgerichtet, die Sinnfälligkeit ist jedoch in Kombination mit einem BHKW zu prüfen.

Wirtschaftlichkeit
Das Gebäudekonzept zielt auf einfache, wirtschaftlich zu erstellende und im A/V-Verhältnis optimierte Hof-häuser. Alle Wohntypologien liegen übereinander, die tragenden Schotten, sowie die Innenfassaden können vorgefertigt montiert werden. Die Wiederholungen in den Wohnhäusern ermöglichen eine ökonomische Umsetzung der Bebauung. Auf einen Keller wird aus Kostengründen verzichtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der gewählte städtebauliche Maßstab sowie die Bebauungstypologie in Anlehnung an die ortstypische Bauernhausbebauung werden positiv angemerkt. Die städtebauliche Körnung wird hinsichtlich ihrer Angemessenheit für den Ort kontrovers diskutiert.

Die Gebäude besitzen eine große Eingangshalle, die gemeinschaftlich genutzt wird und als verbindendes Element dient. Die Funktionalität dieser Eingangshalle – insbesondere der geschlossene Anteil dieser Flächen und die Abschottung nach außen – wird kontrovers diskutiert (u.a. aufgrund von Lärm- und Müllproblemen).

Darüber hinaus wirkt die Platzgestaltung in seiner Begrünung sehr reduziert und die Lage der Parkierung wird als schwierig bewertet.
Ansichten 1:200

Ansichten 1:200

Schnitte 1:200

Schnitte 1:200

Fassadenkonzept

Fassadenkonzept

Ausrichtung zum Bothfelder Anger

Ausrichtung zum Bothfelder Anger

Innenhof

Innenhof

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Grundriss Erdgeschoss 1:200

Grundriss Erdgeschoss 1:200

Grundriss 1. Obergeschoss 1:200

Grundriss 1. Obergeschoss 1:200

Grundriss 2. Obergeschoss 1:200

Grundriss 2. Obergeschoss 1:200

Historische Hofstellen Bothfeld

Historische Hofstellen Bothfeld

Konzept Hofhäuser

Konzept Hofhäuser

Konzept Parkflächen

Konzept Parkflächen