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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Grund- und Gesamtschule Heliosgelände

3. Preis

Lacaton & Vassal Architectes

Architektur

Cyrille Marlin

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung des Gebäudevolumens ist gut und angemessen. Eingänge, Bezüge auch Blickbezüge von Außen zu den öffentlich nutzbaren Bereichen sind exzellent und öffnen die Schule beispielhaft zum Quartier. Der Durchgang zur Vogelsanger Straße hat allerdings nicht die gewünschte lichte Höhe.

Architektonisch bietet das Gebäude als Antwort auf das sehr innovative Lehrkonzept eine ebenso kreative Kombination aus vorgefertigter Primärstruktur für große zusammenhängende sowie frei und veränderbar bespielbare Flächen und differenzierende, flexibel einsetzbare Ausbau- oder Sekundarstruktur an.

Die Anmutung der Fassade aus einer filigranen Tragstruktur mit voller Verglasung ist industrieller Natur und sowohl als Projektion des Innenlebens als auch als Geste im Kontext des Quartiers sehr überzeugend.

Das spektakuläre und überaus kommunikative Herz des Gebäudes ist die große Rampenanlage. Die Orientierung vom Eingang durchs Foyer über Rampen zu den Lernbereichen ist, auch in Bezug auf Barrierefreiheit, sehr gut. Ebenso der separierte Zugang zum Primarbereich. Die Rampen lassen Verweilmöglichkeiten vermissen und müssen in Hinblick auf gesetzliche Vorgaben korrigiert werden (Podeste etc.)

Die Funktionen sind effizient positioniert, wobei das Raumprogramm für Inklusionsraum, Naturwissenschaften, Ateliers und Werkstätten nicht ganz mit den Anforderungen übereinstimmt. Die Uniräume sind sehr gut gelöst, Auditorien und SEK II sind nicht optimal und die Verwaltungsräume liegen zu weit weg vom Geschehen. Der Primarbereich hat einen direkten Zugang zu einem sehr schönen Freiraum, wird allerdings wegen seiner Stapelung auf zwei Geschosse und der separaten Mensa kritisiert.

Sehr positiv für das Lernkonzept sind die generelle großzügige Raumbemessung, die Flurbereiche und die wintergartenähnliche Pufferzone vor den Fassaden. Hier wird räumliches Potential für spontane, performative Aneignung durch die Schüler geboten, allerdings müssen Entfluchtung und Brandschutz für diese Flächen nachgewiesen werden. Die Rettungswege der Sporthallen sind unzureichend (u. a. zu wenige Treppen). In der Tiefgarage, im Erdgeschoss und den Obergeschossen ist das erforderliche Rettungswegenetz im Ansatz vorhanden, muss aber weiterentwickelt werden.

Die Freiflächen sind informell gestaltet mit guter, strategischer Positionierung von Nutzsträuchern und Bäumen zur Verschattung und mit Potential für schulische Pflanzprojekte. Die Absenkung der großen Fläche zum Gebäude wird als allgemein öffentliche Freifläche nicht förderlich gesehen.
Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt entgegen der Vorgaben am Ehrenfelder Gürtel.

Das Projekt liegt bei der BGF und BRI an oberster Stelle. Die Kosten liegen in der oberen Gruppe. Die Einhaltung des Kostendeckels durch Optimierung und Rationalisierung der konstruktiven Elemente sowie einfacher Ausbaustandards erscheint ambitioniert, aber im Rahmen des Möglichen.

Das Gebäude hat relativ große Raumtiefen, die durch die vorgelagerten Wintergartenbalkone noch verstärkt werden; hierdurch wird die natürliche Belichtung stark eingeschränkt; andererseits wird der solare Energieeintrag minimiert. Diese Pufferzone bietet aber auch interessante nutzerspezifische Einstellungsmöglichkeiten des Raumklimas und der Raumatmosphäre. Insbesondere die offene Primar- und die flexible Sekundarstruktur sind Garanten für zukünftige Wandelbarkeit und Entwicklung, und in diesem Sinne nachhaltig.