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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Grund- und Gesamtschule HeliosgelÀnde

Perspektive vom EhrenfeldgĂŒrtel © v-architeken

Perspektive vom EhrenfeldgĂŒrtel © v-architeken

5. Preis

v-architekten GmbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Das Herz des Freiraumkonzeptes ist der „Helios-Garten“ im Zentrum des Quartiers. Er wird als Pausenhof durch die Ă€lteren SchĂŒler genutzt. Der „Helios-Garten“ ist ein linear strukturierter, multifunktionaler und vegetativer Freiraum. Charakteristische und gliedernde Elemente sind die langen Sitzdecks aus Beton und Holz sowie die langen, bandförmigen GrĂ€serpflanzungen. Der „Helios-Garten“ ist zoniert in einer der Mensa vorgelagerten Terrasse, einem Aufenthaltsbereich aus wassergebundener Decke, der leicht abgesenkten Spiel- und Sportzone aus farbigen Asphalt und zuletzt im Fahrrad-Parking mit ĂŒber 150 FahrradstellplĂ€tzen. Die maximal ca. 50 cm abgesenkte SportflĂ€che schafft eine klare Abgrenzung zu den anliegenden FlĂ€chen und eine gewisse IntimitĂ€t.

Durch seine differenzierte Gestaltung und durch die mit lichten Gleditschien ĂŒberstandenen Verweilbereiche vor der der Bibliothek und der Mensa bietet der Gartenplatz eine hohe konzentrierte AufenthaltsqualitĂ€t. Durch seine offene, transparente und in allen Bereichen barrierefreie Gestaltung, ist der „Helios-Garten“ sowohl fĂŒr die SchĂŒler als auch fĂŒr die Öffentlichkeit umfĂ€nglich nutzbar.

Dieses Nebeneinander Schulnutzung und Öffentlichkeit drĂŒckt sich vor allem in der Klarheit des Wegenetzes aus. Die Schule vereinnahmt an keiner Stelle den öffentlichen Raum fĂŒr sich alleine. Alle befestigten FlĂ€chen bestehen aus den gleichen Betonsteinen, die in einem „Wilden Verband“ in 5 Formaten verlegt werden. In den platzĂ€hnlichen QuartierszugĂ€ngen sowie in den GebĂ€udevorflĂ€chen wird der gleiche Verlege-Verband verwendet, jedoch in grĂ¶ĂŸeren Formaten (Pflasterplatten). Alle FlĂ€chen sind vollstĂ€ndig befahrbar (Bk 1,0). Die HomogenitĂ€t in den befestigten FlĂ€chen stĂ€rkt das Nutzungsprinzip aller Verkehrsteilnehmer auf allen FlĂ€chen (Shared Space).

Den „Helios-Garten“ als HerzstĂŒck, als Nukleus begriffen, werden an den ZugĂ€ngen zum Stadtquartier dessen Materialkanon und dessen Formensprache zitatĂ€hnlich aufgegriffen. Wiederkehrende Elemente und Materialien tragen zur IdentitĂ€tsbildung des Quartiers bei und weisen zudem auf die Schule als dessen wichtigste Nutzung hin. Die gestalteten Zugangsbereiche mit ihren qualitĂ€tsvollen Aufenthaltsbereichen empfangen den Besucher und vernetzen somit das Quartiersinnere mit dem QuartiersĂ€ußeren. Die einheitlichen Materialien und Ausstattungselemente stĂ€rken diese Verzahnung.

Der Platz am Heliosturm und der angrenzende Hauptzugangsbereich zur Rheinlandhalle unterliegen ebenfalls diesem einheitlichen Gestaltungsprinzip. Eine ruhige mit wassergebundener Wegedecke befestigte, baumbestandene PlatzflĂ€che, zurĂŒckhaltend gegliedert, bietet der gastronomischen Nutzung eine adĂ€quate funktionale AußenflĂ€che. Der Zugangsbereich zum Haupteingang der Rheinlandhalle bzw. zum Quartier wird analog der anderen QuartierszugĂ€nge ausgebildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Institution schliesst und rahmt das stĂ€dtebauliche Quartier des Helios GelĂ€ndes und bildet eine ĂŒberzeugende stĂ€dtebauliche Kante zur Vogelsanger Straße und Eckausbildung zum EhrenfeldgĂŒrtel. Sie liegt in ihrer Kantenausbildung wie eine passgenaue Intarsie auf dem Baufeld, die Kubatur im Inneren ist durch die komplette Verlagerung der Sportbereiche ins Erdreich auf zwei Geschosse reduziert, sodass die Außenkante des GebĂ€udes in Dialog mit der Rheinlandhalle tritt – und die Rheinlandhalle in Ihrer Höhenausbildung Protagonist des Quartiers bleibt. Diese stĂ€dtebauliche Setzung wird seitens der Jury kontrovers bewertet.

Die gesamte Einbettung des Sportbereichs in das Erdreich und damit dessen komplettes Verschwinden aus dem Stadtraum ist (kosten-) technisch innerhalb der 9 m nicht realisierbar. Es ist zwar funktional praktikabel gelöst, jedoch ĂŒberhaupt nicht attraktiv fĂŒr die Belichtung und Raumwirkung der Hallen und ein fehlender Aspekt fĂŒr das atmosphĂ€rische und dynamische Leben in der Schule und im Quartier.

Der Quartiersplatz ist passgenau mikroplastisch in die FlĂ€che eingebettet und definiert mit seinen Sitzstufen einen eigenstĂ€ndigen grĂŒnen „Innenraum“ im ansonsten steinernen urbanen Außenraum.

Durch die kartesische Ausbildung der Quartiersecke bildet sich ein kleiner Vorplatz vor dem Eingang und Durchgang in das GelĂ€nde, der mit Kiss & Learn-PlĂ€tzen belegt ist. Mit einer einladenden Geste verspringt die Außenkante im EG im Eckbereich und leitet Bewegungen aus der Stadt in das GelĂ€nde .
Die programmatische Belegung dieser einladenden rĂ€umlichen Situation ist bis auf das sogenannte Schaufenster und die SchĂŒlerfirma noch nicht sinnfĂ€llig und ĂŒberzeugend.
Die Torsituation zur Vogelsanger Straße leitet an gewĂŒnschter Stelle den Weg in das GelĂ€nde und zur Rheinlandhalle, ist jedoch mit ihren 3,80 m Höhe deutlich unter der geforderten Hohe von 5 m. Im Inneren des Quartiers empfĂ€ngt die Schule den Besucher ĂŒber einen großzĂŒgigen Eingangshof, der Sportbereich wird ĂŒber einen eigenen gegenĂŒberliegenden Eingangshof/Pockethof außerhalb der Schulzeiten erschlossen und gewĂ€hrleistet somit die gewĂŒnschte FlexibilitĂ€t fĂŒr eine 24h-Nutzung.
Dieser zweite Sport-Eingangshof bietet außerdem eine kleine sekundĂ€re Toradresse zum EhrenfeldgĂŒrtel. Die TG Einfahrt erfolgt von der Heliosstraße - im Vorbereich der Kunsthalle und damit außerhalb des Baufeldes. Durch die innere Anlage der Schulhöfe wird eine differenzierte Staffelung zwischen halböffentlichem (Schulhof), privatem (Primarpausenbereich) - und öffentlichem Außenbereich (Quartiersplatz) geschaffen. Der Quartiersplatz ist somit nicht zwingend in die Schulhofkonzeption miteinbezogen, aber mit FahrradabstellplĂ€tzen, Garten und Sport eine attraktive Option fĂŒr alle Akteure und Nutzer von Schule und Quartier. Die U-förmige GebĂ€udefassung des Innenhofes ist im EG richtigerweise mit den kommunikativen Funktionen der Schule, Foyer, Aula, Mensa, Selbstlernzentrum/ Bibliothek belegt und macht sowohl fĂŒr den Schulhof als auch auch fĂŒr den öffentlichen Quartiersplatz ein attraktives Angebot. Kunst- und MusiksĂ€le belegen die stĂ€dtebauliche Ecke Vogelsanger Straße/Kunsthalle.

Der architektonische Auftritt der Schule wirkt insgesamt luftig und transparent, wird einerseits dem offenen Anspruch der neuen Schulform gerecht, andererseits scheint das charakteristische Industriequartier dadurch bildnerisch nicht konsequent genug vertreten. Der zu flache Sockel mit den prĂ€senten Schotten vermittelt Standfestigkeit fĂŒr die glĂ€serne mehrgeschossige Kubatur. Differenzierte Transparenzgrade sollen durch ein Layering von Glas und perforierten Aluminium erzeugt werden.

Der Eindruck vom Quartiersinneren aus wirkt vor allem durch seine Kubaturverteilungen atmosphÀrisch zu wenig urban/zu vorstÀdtisch. Dieselben ermöglichen jedoch aus allen Lernlandschaften Blickbeziehungen in das Innere des Standorts.

Eine besonders hervorzuhebende QualitĂ€t fast aller LehrrĂ€ume liegt in deren zweiseitiger Tagesbelichtung, sodass alle RĂ€ume durch ihre ĂŒberschaubare Tiefe an jeder Stelle an Besonnung ausreichend teilhaben können. Gleichzeitig fĂŒhrt diese wichtige Entscheidung zugunsten des Tageslichts zu verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig linearen Organisationen der LehrrĂ€ume, die zwar deutlich weniger in den differenziert ausgebildeten Lernlandschaften, umsomehr jedoch im Naturwissenschaftsbereich zu unakzeptablen gekannten Raumkonfigurationen fĂŒhren. DarĂŒberhinaus werden im Naturwissenschaftsbereich AussenflĂ€chen ĂŒberhaupt nicht angeboten.

Insgesamt setzt die Struktur auf eine klassische Stapelung von Funktionsbereichen – vernachlĂ€ssigt dabei jedoch leider vertikale innenrĂ€umliche, kommunikative Raumbeziehungen, die eine innovative Schulwelt komplexer erfahrbar machen könnten.

Im Inneren des GebĂ€udes verteilt das Foyer die Bewegungen ĂŒber zwei flankierende zu schmale einlĂ€ufige Treppen und Lifte in die oberen Geschosse. Der Primarbereich belegt davon einen Zugang, sodass sich die Schulwelten bereits im Foyer sinnfĂ€llig trennen können. Die Lernlandschaften des Primarbereiches sind unmittelbar angeschlossen an den eigenen Pausenbereich im 1. OG. Die Sek. I und Sek. II hangeln sich geschossweise ĂŒber die einlĂ€ufigen Treppen zu den Naturwissenschaftsclustern im 1. OG, den Lernlandschaften Sek. I und Sek. II im 2. und 3. OG und partiell in das 4. OG. Dabei degradiert die Ebene im 1. OG zu einem Verteiler, weil bereits hier die Entscheidung fĂŒr das richtige Treppenhaus gefĂ€llt werden muss.
Dies beeintrĂ€chtigt vor allem die gewĂŒnschte innovative Organisation der Naturwissenschaftscluster.
Die Barrierefreiheit wird durch einschlÀgige Lifte gewÀhrleistet.

Die RettungsweglĂ€ngen in der Sporthalle sind ĂŒberschritten. Ansonsten ist das Rettungswegesystem gut gelöst.
NF und BGF des Vorschlags liegen unterhalb des Mittels im Wettbewerb. Dieser Wert reflektiert die pragmatische Stapelung der Funktionen und die „fehlende Luft/ vertikalen Verbindungen“ im GebĂ€ude. Der Kostenrahmen liegt gemĂ€ĂŸ KontrollĂŒberschlag fĂŒr die KG 300 und 400 im Vergleich im unteren Investitionsbereich.

Die Jury wĂŒrdigt insbesondere die besonderen BeitrĂ€ge der Arbeit in Bezug auf die differenzierte Widmung der AußenflĂ€chen und die hohe TageslichtqualitĂ€t in allen Lern- und LehrrĂ€umen.
Durch die Reduktion der oberirdischen Bauvolumina einerseits und die konventionellere lineare Abwicklung der Programmbausteine andererseits, fehlen der Institution jedoch stĂ€dtebauliches Gewicht und großzĂŒgigerer Innovationsgeist.
Lageplan

Lageplan

Lageplan 1:500 © v-architeken

Lageplan 1:500 © v-architeken

Piktogramme © v-architeken

Piktogramme © v-architeken

Erdgeschoss © v-architeken

Erdgeschoss © v-architeken

1. Obergeschoss © v-architeken

1. Obergeschoss © v-architeken

2. Obergeschoss © v-architeken

2. Obergeschoss © v-architeken

LÀngsschnitt © v-architeken

LÀngsschnitt © v-architeken

Perspektive Hof © v-architeken

Perspektive Hof © v-architeken