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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

„Das Neue Hauner“ - Neubau Eltern-Kind-Zentrum

"Das Neue Hauner" - Einladende Freiflächen

"Das Neue Hauner" - Einladende Freiflächen

1. Preis

Nickl & Partner

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Hospitaltechnik Planungsgesellschaft mbH

sonstige Fachplanung

WSGreenTechnologies GmbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

DAS NEUE HAUNER
Im pädiatrischen Zentrum des „Neuen Hauner“ tut sich eine neue Welt auf. Innerhalb der klar definierten Grenzen des Gebäudes, die sich an der Struktur des umgebenden Campus Großhadern orientiert, finden Kinder, Jugendliche, Eltern, Wöchnerinnen und Personal eine von grünen Inseln durchdrungene Spiel- und Arbeitswelt vor.
Das Neue Hauner wird sich in die bestehende Parklandschaft des Campus Großhadern einfügen. Diesen Bezug zur grünen Umgebung greift das Entwurfskonzept auf und führt ihn im Innern fort. Patienten, Besucher und Personal spüren dies bereits beim Betreten des Gebäudes. Sie werden von einem grünen Innenhof empfangen, den sie durchlaufen, sie können sich Zeit nehmen, sich zunächst auf das Gebäude und die neue Umgebung einlassen, bevor sie den eigentlichen Empfangsbereich betreten. Der erste Eindruck des Gebäudes wird so zu einem positiven Erlebnis und hilft etwaige Ängste, die mit einem Klinikaufenthalt verbunden sind, abzubauen.
Die Gesamtheit des 3-geschossigen Gebäudes wird durch die rund und weich in die Form geschnittenen Höfe in kleine Teile aufgebrochen. Jede dieser grünen Inseln hat ihre eigene individuelle Form. Um sie herum entstehen im Innenraum kleine Welten mit eigenem Charakter. Sie sind leicht wiederzukennen, ermöglichen gute Orientierung und Identifikation mit der jeweiligen „Inselwelt“ und bieten jungen Patienten, Eltern und Frauen eine mit Tageslicht durchflutete Umgebung. Trotz der engen betriebsorganisatorisch optimierten Verknüpfung der Funktionsbereiche im Neuen Hauner wird so eine lebendige, variierende Gebäudelandschaft geschaffen. Ohne das Gebäude verlassen zu müssen, besteht so stets die Möglichkeit sich im Freien und im Grünen aufzuhalten. Zusätzlich wird durch das zentrale Foyer der Zugang zum Patientengarten freigehalten.

LANDSCHAFTSKONZEPT
Das parkartige Umfeld des Neuen Hauner zieht sich über in die Gebäudestruktur, sodass sich der Gebäudekomplex optimal in seine Umgebung eingliedert. Der rechteckige Kubus des Gebäudes wird an einigen Stellen durch grüne Inseln durchbrochen, die zu sechs rund geformten Innenhöfen und Eingangssituationen führen. Am Haupteingang zieht sich ein urbaner und repräsentativer Vorplatz mit Vegetationsinseln ins Gebäude hinein.
Die Innenhöfe sind von den zwei Einschnitten geprägt, die in die Innenhofflächen hineinragen. Sie fungieren als attraktive Aufenthaltsflächen für Angestellte, Patienten und Besucher des Eltern-Kind-Zentrums. Durch die besondere Form der Innenhöfe und die terrassenartige Abstufung der Stockwerke im Bereich dieser Gebäudeöffnungen leisten die Freiräume einen großen Beitrag zu einer optimalen Belichtung und Belüftung aller Gebäudeebenen und -bereiche und schaffen somit eine angenehme Atmosphäre zur Erholung, Freizeitgestaltung und Rehabilitation der Nutzer des Neuen Hauner. Die Innenhöfe sind durchzogen mit einem geschwungenen Wegenetz, worin sich kontemplative und aktiv nutzbare Gartenbereiche, Spiel- und Erholungsangebote ergeben wie zum Beispiel ein Klettergerüst und modellierte Spielflächen.
Neben den abwechslungsreich gestalteten Innenhöfen ist die extensiv begrünte Dachfläche als öffentlicher Freiraum weiterhin zu nutzen. Durch ihre großzügigen Wiesenflächen und Gehölzpflanzungen erweitert und bereichert sie das Freiraumangebot des Neuen Hauners.

ERSCHLIESSUNG
Der Haupteingang der neuen Kinderklinik öffnet sich mit einem geschützten Vorplatz nach Osten hin mit Anbindung an die U-Bahn-Haltestelle und die Wegeverbindung zum Bestandsklinikum. Die Aufnahme und Erstversorgung aller Patienten erfolgt in der Notaufnahme, die eine separate Zufahrt von der südlich verlaufenden Ringstraße erhält. Die Anmeldung und Behandlung der geplanten Patienten unterteilt sich in die onkologische Ambulanz, die Christiane-Herzog-Ambulanz (CHA) und die Elektivambulanz. Über separate Zugänge werden immunsupprimierte Kinder und infektiöse Kinder direkt vom restlichen Patientenklientel getrennt. Über einen sich nach außen öffnenden Innenhof werden Patienten und Besucher tief ins Gebäude gelenkt, wo eine erste Orientierung im großzügigen Foyerbereich erfolgt.
Die Bündelung aller Disziplinen der Geburts-, Kinder- und Jugendmedizin verlangt nach einer effizienten, übersichtlichen Organisations- und Wegestruktur. Der Entwurf sieht daher einen rechteckigen Baukörper vor, der von einer Magistrale in Ost-West-Richtung und einer ringförmig der Kubatur folgenden Erschließung klar gegliedert wird. Innerhalb dieses einfachen Systems bilden die grünen Inseln die Zentren, die die jeweiligen Funktionsstellen abbilden. Das sozialpädiatrische Zentrum pointiert als unabhängiger, ovaler Baukörper den Eingangsbereich und wird somit vom klinischen Alltag nur peripher berührt.
Die Magistrale ist von zentraler Bedeutung für die Organisation des Hauses. Sie ist als abwechslungsreicher Weg durch das Haus gestaltet, der fließend von der Eingangshalle im Erdgeschoss abzweigt. Sie umfließt die Aufzugs- und Treppenkerne und gibt Zugang zu den einzelnen Funktionsbereichen. Immer wieder wird der Blick freigegeben auf die grünen Höfe, der Weg weitet sich, wird Aufenthaltsort, umrundet im 2. Obergeschoss die Unterrichtsräume, um dann in Freiluftzimmern an der Ost- und Westfassade des Gebäudes zu enden.
Zwei Hauptaufzugskerne bündeln die vertikale Erschließung. Angeschlossen an die Eingangshalle führt der Schwangeren-Aufzug werdende Eltern ohne Umwege durch andere Stationen direkt in die Entbindungsabteilung. Der zweite Aufzugskern liegt tiefer im Gebäude unmittelbar am Notfall und schafft eine direkte Verbindung in die Intensivstation und den OP-Bereich.
Die interdisziplinäre Ausrichtung der Haunerschen Kinderklinik wird durch einen engen Kontakt und Austausch zwischen Praxis und Lehre geprägt. Sogenannte Arbeitswelten verlaufen daher durch das gesamte Gebäude und bilden Brücken zwischen den einzelnen Fachbereichen. Ein separater Zugang zum Lehrbereich gewährleistet einen ununterbrochenen Krankenhausbetrieb.

FUNKTIONALITÄT
Auf drei Gebäudeebenen bilden sich die wesentlichen Funktionsbereiche des Neuen Hauner ab – im Erdgeschoss die ambulante Notfallmedizin mit Aufnahmeklinik im Zentrum, umgeben von ambulanter Hochleistungsmedizin (einerseits Elektivambulanz mit Funktionsdiagnostik, andererseits Radiologie, Pulmologie, onkologische Ambulanz und Dialyse mit den jeweiligen Erschließungen von außen). Im 1. Obergeschoss befindet sich, auch durch Short-Cut vom Eingang erreichbar, die Entbindung mit angrenzender Neonatologie. Der gesamte Kinderbereich mit den Operationssälen, Angiographie und Intensivpflege ist im westlichen Bereich verortet. Das 3. Obergeschoss ist als reines Pflegegeschoss ausgebildet, also die Welt der Eltern und Kinder, wobei die Wöchnerinnen-Pflege als Besonderheit wiederum mit Short-Cut und direkter Aufzugsanbindung über der Entbindung situiert ist. Die Pflegebereiche der Kinder folgen dem Prinzip der Kinderwelten, indem Schlafbereiche konsequent nach außen, die „Wohnbereiche“ für Kinder und Jugendliche zur inneren Spielstraße orientiert sind. Jeweils im Zentrum wurden die Bereiche Forschung und Lehre, die Arztdienstbereiche als multifunktionale Arbeitswelten und in der Pflegeebene die Unterrichtsräume konzipiert.

NACHHALTIGKEIT
Unser Nachhaltigkeitskonzept umfasst sowohl alle Aspekte der Energieeffizienz und der jeweiligen technischen Anforderungen als auch die integrierte Behandlung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Themen. Dies entspricht einer klaren und logischen Konstruktion (unterzugsfreie Stützen und Decken), die eine größtmögliche Flexibilität im Grundriss erlaubt. Alle nichttragenden Elemente unterliegen einer Modularität, die ohne größeren Zeitaufwand Veränderungen erlaubt. Dies bezieht sich auch auf die gesamte technische Infrastruktur, die mit Platzreserven berücksichtigt wurden.
Grundlegend für das nachhaltige Gebäudekonzept für sind die klimatischen Bedingungen sowie die lokale Beschaffenheit. Schwerpunkt des Nachhaltigkeitskonzeptes ist die Minimierung der Betriebsenergie durch konstruktive Maßnahmen. Die kompakte Gebäudegeometrie und Raumanordnung tragen zur Reduzierung des Nutzenergiebedarfs bei. Zur Minimierung der Heiz- und Kühllasten werden alle opaken Fassadenteile luftdicht und wärmebrückenfrei, die Verglasung der thermischen Hülle mit einer 3-Scheibenverglasung ausgeführt. Die Fassaden sind mit externen Verschattungselementen versehen, um die solaren Erträge im Sommer zu reduzieren. Die Räume können zusätzlich mit einem beweglichen innenliegenden Sonnenschutz verdunkelt werden. Durch die Anordnung der Atrien werden große Teile des Gebäudes mit Tageslicht versorgt.

FASSADE
Die Gestaltung der Hülle unterstreicht die ruhige, städtebauliche Intention des ,Neuen Hauner‘. Das Gestaltungskonzept der Fassade reflektiert die Gliederung des Baukörpers in seine verschiedenen Funktionsbereiche und unterstützt seinen offenen und organischen Charakter.
Prägendes Gestaltungselement der Außenfassade ist die lamellenartig mit nicht brennbaren Holzelementen strukturierte Fassade in der Sekundärebene. Die zurückversetzte Fensterebene verleiht der Fassade zusätzlich Tiefe, die den kompakten, ruhigen Charakter des Gebäudes unterstreicht. Durch Licht und Schatten sowie in Abhängigkeit vom Winkel der Lamellen je nach Nutzungsbedarf verändert die Hülle facettenreich ihre Erscheinung und betont die Identität des Gebäudes.
In der oberen Etage des Gebäudes, die die Pflege beherbergt, gestaltet sich die Hülle besonders öffnend. Vor den Panoramafenstern sind in der Sekundärebene Sonnenschutzmarkisen vorgesehen. Die wohlproportionierten Fensterflächen versorgen die Bettenzimmer optimal mit Tageslicht, während die auf Sitzhöhe liegende Brüstung die innenräumliche Qualität der Zimmer aufwertet. Eine in das Fensterelement integrierte Lüftungsbox erlaubt eine kontrollierte und individuelle natürliche Belüftung der Räume.
Die Innenhoffassaden stehen im Kontrast zur äußeren Gebäudehülle. Die geschosshoch verglasten Fassaden vermitteln zwischen dem halböffentlichen Innenbereichen und dem begrünten Innenhof. Durch die Transparenz entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen. Die regelmäßig angeordneten vertikalen Holzelemente und die außenliegenden Sonnenschutzmarkisen rhythmisieren die Glasflächen, sie betonen die organische Form der Höfe und stellen gleichzeitig eine Verbindung mit der Außenfassade her.
Es wird ein Fassadenbild erzeugt, das gleichzeitig Introvertiertheit und Aus- und Einblicke schafft und dabei Individualität und Privatsphäre mit freiem Blick in die grüne Umgebung ermöglicht. In ihrer ruhigen, soliden Präsenz hat die Fassade des Neubaus einen einzigartigen Wiedererkennungswert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Vorschlag sieht einen klar definierten, hermetischen, 3 geschossigen, Baukörper vor. Eine marginale Gliederung der Baumasse wird durch drei Unterbrechungen der Attika hergestellt. Der Hauptzugang erfolgt von Osten durch einen -verhältnismäßig bescheidenen- Einschnitt in der Fassade markiert und führt über einen großen Hof in die Eingangshalle. Durch den in die Tiefe des Volumens gezogenen Zugangsbereich wird ein zentrales Ankommen mit einer sehr einladenden Geste hergestellt. Von der Halle wird über zwei Aufzugskerne die vertikale Verteilung organisiert. Horizontal entwickelt sich der Verkehr entlang einer -räumlich differenzierten- Magistrale. Die Kreuzungspunkte sind so gelegt, dass zum Licht beziehungsweise zur Information geführt wird. Die Anordnung der angelagerten Funktionen ist nicht durchgängig perfekt, jedoch bietet die Struktur des Gebäudes mit Ihrer Neutralität den Spielraum für Umorganisationen. Die organischen Lichthöfe sollen der Idee „Eltern-Kind-Zentrum“ Form geben – sollen Kommunikationsund Bewegungsbereiche generieren und Lichteinträge herstellen. Die Kinderbettenzimmer sind in Ihrer Gestalt überzeugend. Sie bieten mit ihren Nischen eine hohe räumliche Qualität und durch ihr Design einen hohen „Wohnwert“.
Die gewählte architektonische Sprache ist dem Ort und dem vorgeschlagenen Volumen geschuldet.
Die Horizontalität der Masse wird verstärkt und durch eine vertikale brise soleil Struktur überlagert.
Insgesamt entsteht dabei eine feingegliederte Fassade, die in der Zusammenschau mit dem Grün des Ortes ein hohes Maß an Verträglichkeit herstellt.
Die fehlenden Technikflächen belasten die Wirtschaftlichkeit, welche ansonsten im Rahmen liegen würde.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Plan Erdgeschoss

Plan Erdgeschoss

Bettenzimmer für Kinder

Bettenzimmer für Kinder

Innenhof

Innenhof

Ansicht Ost - Haupteingang

Ansicht Ost - Haupteingang

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Schwarzplan

Schwarzplan