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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

„Das Neue Hauner“ - Neubau Eltern-Kind-Zentrum

Anerkennung

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

mediplan Krankenhausplanungsgesellschaft mbH

sonstige Fachplanung

SÜSS Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG

TGA-Fachplanung

rendertaxi architektur.bilder

Visualisierung

wup Modellbau Wiens + Partner GmbH

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene „Neue Hauner“ steht selbstbewusst und zentral im Patientengarten und schont dabei durch eine kompakte Gebäudeform dennoch die vorhandenen Grünanlagen. Das kompakte Volumen wird durch einen zweigeschossigen Gebäudesockel, ein darüber liegendes, zurück springendes Zwischengeschoss und zwei darauf angeordnete Baukörper, sowie durch abgestufte Terrassierungen gut gegliedert. Abgerundete Gebäudeecken und gerundete Leitstellen im Inneren prägen die Formensprache, die damit eine zeitgemäße Antwort auf den „kantigen“ Gebäudebestand geben möchte.
Der Haupteingang für Besucher und gehfähige Patienten erfolgt über einen großzügig angelegten Vorplatz im Osten, der sowohl vom nördlichen Haupteingang der vorhandenen Klinik, als auch von der Zufahrtstraße im Osten und von der U-Bahn Station aus gut auffindbar ist. Der vorgeschlagene Standort für das RPZ fasst den Vorplatz im Osten, wodurch die Großzügigkeit der Erschließung von Osten jedoch eingeschränkt würde. Die separat geplante Vorfahrt für Krankenwagen schafft eine sinnvolle Trennung des Liegendkrankenzugangs vom Zugang ambulanter Patienten in die Notaufnahme, ohne den funktionalen Zusammenhang beider Bereiche zu vernachlässigen. Die horizontale Haupterschließung führt mittig mit zwei parallel verlaufenden Fluren, zwischen denen die vertikalen Erschließungskerne angeordnet sind, von der Eingangshalle durch das gesamte Gebäude nach Westen, wo ein Nebenzugang vorgeschlagen wird. Die an der Haupterschließung angeordneten Leitstellen und Wartebereiche bilden die Schnittstelle zu den einzelnen Funktionsbereichen und sind leicht auffindbar und durch die geplanten Innenhöfe, die auch als Spiel- und Aufenthaltsbereiche genutzt werden, sehr gut belichtet, so dass attraktive Wartebereiche entstehen, die kindgerecht genutzt werden können. Die vertikale Erschließung durch getrennte Betten- und Personenaufzüge und Treppen die das Erdgeschoss mit den Obergeschossen verbindet sind ebenfalls gut wahrnehmbar angeordnet, so dass eine schnelle und intuitive Orientierung möglich ist. Die einzelnen Funktionsstellen sind durch jeweils zwei Flure, zwischen denen Räume angeordnet sind, für die kein Tageslicht erforderlich ist, gut erschlossen, Die Flure werden zudem so miteinander verbunden, dass keine „Sackgassen“ entstehen. Dieses Organisationssystem führt zu vernetzten Strukturen, die auch für die Zukunft hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität ermöglichen.
In der Ebene 01 ist die Haupterschließung wie im EG durch zwei parallel verlaufende Flure in Ost-West-Richtung mittig im Gebäude geplant. Die Flure sind jedoch weitgehend vom Tageslicht abgeschnitten und durch die Reduktion auf die notwendige Mindestbreite wenig attraktiv. Die vorgeschlagenen Erschließungsbereiche lassen keinen Platz für Begegnungen und informelle Kommunikation. Die erkennbaren Absicht, den Verkehrsflächenanteil in diesem „Funktionsgeschoss“ auf ein Minimum zu reduzieren, führt zu langen, engen und weitgehend nur künstlich belichteten Fluren. Die Anordnung der Funktionsbereiche und innere Organisation ist ansonsten gut gelöst. Die darüber liegenden Geschosse sind als zwei miteinander verbundene Baukörper gestaltet, die zudem zueinander versetzt sind. Die Dachflächen des Zwischengeschosses auf der Ebene 02 ist als Dachgarten gestaltet, der von Personal, Besuchern und Patienten genutzt werden kann. Dadurch leidet jedoch zum Teil die Privatheit der auf dieser Ebene angeordneten Räume für Forschung und Klinischen Arztdienst.
Die darüber liegenden beiden Baukörper sind als aufgesetzte Pavillons mit ringförmig umlaufenden Erschließungsfluren, die an die vertikalen Erschließungskerne anbinden, sehr gut organisiert und miteinander verbunden, so dass auch bei zukünftigen Änderungen flexibel nutzbare Flächen geschaffen werden, die betriebsorganisatorisch gut funktionierende Abläufe sicher stellen.
Die Darstellung der kindgerechten Pflegezimmer zeigt ansprechende Lösungen für „Rooming-in“. Auch die Wartebereiche im EG sind als Spiel- und Bewegungsflächen kindgerecht angelegt, ebenso die dafür vorgesehenen Bereiche in den Pflegestationen. Planungs- und baurechtlich ist der Entwurf ohne Einschränkung realisierbar und auch die Anforderungen des Brandschutzes können erfüllt werden. Die gewählte Stahlbetonskelettkonstruktion mit Flachdecken stellt eine wirtschaftlich sinnvolle und flexible Tragwerksplanung dar. Die Technikflächen im UG lassen eine klare Gliederung erkennen und sind an den Bestand angebunden. Diese Flächen sind deutlich kleiner als gefordert.
Die Fassaden zeigen einen hohen Verglasungsanteil und sind durch farblich abgesetzte vertikale Paneele gegliedert. Außenliegende Raffstores bilden den sommerlichen Wärmeschutz.
Insgesamt stellt der Entwurf damit eine wirtschaftlich vernünftige und sehr durchdachte Lösung dar, die durch sehr gute innere Organisation überzeugt. Die architektonische Gestaltung ist zeitgemäß, aber nicht einzigartig. Die Chance, das „Neue Hauner“ als einen außergewöhnlichen und international bedeutsamen Ort der Begegnung medizinischer Forschung und Behandlung mit Patienten und Besuchern wird zugunsten einer optimieren, funktionalen und wirtschaftlichen Lösung nur zurückhaltend ergriffen.