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Offener Wettbewerb | 07/2015

Neubau des Feuerwehrhauses

Modell

Modell

1. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

Jan Derveaux

Architektur

Rimpau & Bauer Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Das Umfeld der neuen Feuerwache wird geprägt von Sportinfrastruktur und riegelförmigen Schul- und Wohngebäuden. Bestehende Baumreihen und Baumgruppen entlang Straßen und Grundstücksgrenzen ergänzen die meist niedrige Bebauungsstruktur und bieten so einige klare Raumkanten.
Die neue Feuerwache passt sich in dieses Umfeld ein als kreuzförmige Struktur, bestehend aus zwei L-förmigen Baukörpern. Der westliche Körper beherbergt die eingeschossige Fahrzeughalle. Im östlichen zweigeschossigen Körper befinden sich die Räume für Verwaltung, Aufenthalt, Schulung, Umkleide, Atemschutz, Werkstatt sowie in Verlängerung des Körpers die optionalen Wohnungen.

Die langgezogenen Finger des kreuzförmigen Gebäudes gliedern den umliegenden Stadtraum. Auf dem Grundstück entstehen vier Außenräume, die jeweils unterschiedlich gestaltet und genutzt werden:
1. Vorplatz. Der Vorplatz ist gleichzeitig Zugangsraum und Repräsentationsfeld. Der Platz leitet Besucher selbstverständlich zum Haupteingang und bietet Parkplätze für die erste Einsatztruppe in unmittelbarer Nähe zum Foyer. Der Übungsplatz befindet sich als Aushängeschild der freiwilligen Feuerwehr im direkten Blickfeld der Straße. Der Platz wird beleuchtet durch einen markanten Lichtmast am Zugang des Geländes.
2. Alarmplatz. Abgetrennt vom Vorplatz und mit einer separaten Anbindung zur Mühlenredder Straße befindet sich der Alarmplatz.
3. Garten. Im südlichen Bereich befindet sich ein vom Verkehr und Lärm getrennter begrünter Außenraum, der als gemeinsamer Garten für die (optionalen) Wohnungen dienen kann. Trotz der Integration der Wohnungen ins Gebäudeensemble können die ansässigen Familien Ruhe und Grün genießen.
4. Verkehrsraum. Im östlichen Bereich, nicht sichtbar von der Straße, befinden sich die Parkplätze im Schatten eines Baumdecks. Das Foyer ist zusätzlich von dem Parkplatz zugänglich, außerdem befindet sich die Anlieferung an dieser Seite.

Das Gebäude ist in Holzbauweise geplant. In der Fahrzeughalle sind die Leimholzbinder sichtbar und rhythmisieren den weitläufigen Raum. Das Gebäude soll sich durch Zurückhaltung in das Umfeld integrieren. Die Fassade des Gebäudes wird mit dunkel gebeizten, horizontal angeordneten Holzbrettern verschalt. Für die Bereiche mit Tageslicht sind hinter der Holzebene raumhohe Verglasungen angeordnet. Hier dient die Holzverschalung gleichzeitig als Sicht- und Sonnenschutz oder Verdunklungsanlage. Die Holzbretter sind in vertikalen Flachstahlrahmen montiert, die in Gruppen je nach Belieben gedreht werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwerfen ein Gebäude, das aus zwei L-förmigen Baukörpern eine städtebaulich, architektonisch und funktional ebenso einfache wie griffige Figur ergibt. Aus städtebaulicher Perspektive gelingt es, im Zusammenspiel mit der Umgebung gut proportionierte Höfe und Räume aufzuspannen und diese funktional wie auch gestalterisch gut voneinander abzusetzen. Zum Mühlenredder wird ein gut bemessener Vorplatz ausgebildet, der klar und zurückhaltend zugleich zum Eingangsbereich leitet. Ebenso gut dimensioniert ist der Raum, der zwischen Grundschule und Feuerwache sowie der südlich in der Flucht stehenden Wohnbebauung entsteht. Dass im südwestlichen Quadranten ein Außenbereich von besonderer privater Atmosphäre für den Wohnungsbau entsteht, wird ausdrücklich gewürdigt.

Während der westliche Gebäudeteil die Fahrzeughalle und Lager beheimatet, sind in dem anderen 2-geschossigen, gleichwohl aber niedrigeren Gebäudeteil die übrigen Funktionen untergebracht. Prinzipiell erscheint es zwar stimmig, die beiden Gebäudeteile in der Höhe voneinander zu unterscheiden, jedoch sollte die Überhöhung der Fahrzeughalle, die deutlich über das technisch erforderliche Maß hinaus reicht, überprüft werden.

Der Vorschlag, ausgerechnet ein Feuerwehrhaus in Holzbauweise auszuführen, kann nur vordergründig für zynisch gehalten werden. Tatsächlich ist die Entscheidung für eine Holzkonstruktion und -verkleidung sowohl ästhetisch als auch Wirtschaftlichkeits- und Nachhaltigkeitsaspekten vollends überzeugend und zukunftsweisend. Die äußere Anmutung lässt auf einen besonderen Bau schließen, die Ablesbarkeit der (vielleicht zu sehr) überhöhten Fahrzeughalle verweist auf eine besondere Nutzung und setzt auf rücksichtsvolle Weise in der gewachsenen Umgebung einen neuen baukulturellen Akzent.

Funktional sind nahezu alle Anforderungen erfüllt. Dass der Funkraum keinen Einblick in den Mühlenredder gewährt, ist technisch lösbar. Allenfalls die Lage der Küche im EG wird als problematisch erachtet. Die Jugendfeuerwehr verfügt erfreulicherweise über einen eigenen Zugang zum Außenbereich und der Schulungsraum hat dank der Zweigeschossigkeit und des großzügig anmutenden Foyers eine kommunikative Vorzone erhalten. Im Übrigen ist der Ansatz der Verfasser, die Fahrzeughalle zum Mühlenredder hin um die optionalen Stellplätze zu verlängern, vollends überzeugend, da hierbei für diese Stellplätze eine uneingeschränkte Funktionalität gewährleistet werden kann.

Der Außenraum ist gut strukturiert und die Erschließung ist funktional und dezent mit erfreulich geringen Eingriffen in den Baumbestand am Mühlenredder organisiert.

Insgesamt legen die Verfasser einen mutigen architektonischen Entwurf für ein Feuerwehrhaus vor, mit dem es gelingt, die städtebaulich heterogene Situation zu beruhigen und aufzuwerten. Auch schafft es der Entwurf, bei voller Funktionalität, den Feuerwehrleuten ein modernes und optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Haus von ganz eigener Gestalt und Identität zu geben.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Diagramme

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Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Ansichten

Ansichten

Detailschnitt

Detailschnitt

Modell

Modell