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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

„Das Neue Hauner“ - Neubau Eltern-Kind-Zentrum

Wöchnerinnenzimmer

Wöchnerinnenzimmer

2. Preis

Architects Collective

Architektur

Albert Wimmer ZT GmbH

Architektur

tobias buschbeck architektur

Architektur

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ghp gmeiner|haferl & partner ZT GmbH

Tragwerksplanung

ZFG PROJEKT GMBH

TGA-Fachplanung

KLW Ingenieure GmbH

Bauphysik, Brandschutzplanung, Fassadenplanung

LIMET Consulting und Planung für Medizintechnik

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Das neue Hauner – ein Mutter-Kind-Zentrum mitten im Grünen

Der Entwurf des Bewerbergemeinschaft Architects Collective ZT GmbH / Albert Wimmer ZT GmbH für den Neubau des Haunerschen Kinderspitals der Uniklinik München am Campus Großhadern mit dem 2. Rang prämiert.

Der Entwurf zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass der bestehende PatientInnenpark über den doppelkammförmigen Gebäudesockel, der die medizintechnisch hochfunktionalen Bereiche (z.B. Ambulanzen, OPs, Intensivstationen inkl der horizontalen Hauptverbindung unter weitgehender Trennung der Nutzergruppen (PatientInnen, BesucherInnen, Personal)) beherbergt, schwellenlos in Form einer begehbaren Dachgartenlandschaft erweitert wird. Darüber erheben sich vier eigenständige „Häuser“ für Geburten, Pflege und Forschung mit farbig akzentuierten Fassaden. Diese Baukörper sind zueinander versetzt, in der Höhe gestaffelt und „schweben“ dank eines weitgehend transparenten Sockelgeschosses als Ensemble von miteinander kommunizierender Volumina über dem PatientInnenpark. So entsteht ein kindgerechtes, freundliches und gleichzeitig hochfunktionales Krankenhaus mit großzügigen Sichtbeziehungen in den Park, viel Tageslicht und guter Orientierbarkeit.

Für die Zimmer der kleinen PatientInnen wurden abtrennbare „Kuschel-Kojen“ entwickelt. Diese erlauben das Rooming-In für die Eltern, können aber auch als Rückzugszonen von den Kindern genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Neue Hauner – mitten im Grünen.
Städtebau: Der angebotene Wettbewerbsbeitrag löst die Aufgabenstellung „visionäre“ Kinder-und Frauenklinik mit dem bewährten, positiv gestalteten Grundmodell eines Kamm. Die Konzeptidee einer Nord-Süd gerichteten aufgelösten, hybriden Kammstruktur auf einer Basis gleicher Art steht spannungsvoll zur bestehenden Bettenhausscheibe – mindestens bis zu deren Ablösung – . Damit bleibt die Sicht aus den Pflegezimmern in den Park zwischen den Zeilen hindurch offen. Eine schwebende Wirkung der Bettenhäuser wird durch das eingeschobene zurückweichende Dachgartengeschoss erzielt und durch den Versatz der Bettenhäuser zueinander die typologisch immanente Strenge eines Kamms aufgelöst. Gestärkt wird dies durch die unterschiedlichen Höhen der Bettenhäuser und deren Abstufung nach Westen zum Park und nach Osten zum Eingangsplatz. Leider wird diese Idee mit dem zwischen die beiden mittleren Zeilen eingefügten, funktional notwendigen Brückenbauwerk geschwächt. Auch wenn dieses weitgehend transparent gestaltete Verbindungsbauwerk nur in der Frontalansicht wahrgenommen werden kann, ist der Ideenansatz teilweise aufgehoben. Die Verzahnung des Landschaftsraums mit dem Kamm, die Anrampung der Finger zum Dachgartengeschoss, sowie die abgesenkten Höfe zwischen den Fingern verspannen das Basisbauwerk mit dem Ort. Es entsteht ein fließender Übergang der Freiraumflächen aus dem verbliebenen Patientenpark und der Dachgartenlandschaft.

Erschließung: Der östliche Eingangsplatz liegt folgerichtig nahe der U-Bahnstation und dem heutigen Zugang zum Klinikum. Er bildet den Auftakt der inneren Erschließung mit einer Zwei-Schienen--Magistrale. Nicht akzeptabel ist die parallele RTW Erschließung in einem shared space. Die Notfallvorfahrt liegt zwar günstig und leicht auffindbar für Selbsteinweiser; Kindern sollte jedoch der Anblick von Schwerstverletzten erspart bleiben. Von Vorteil ist auch die direkte Nachbarschaft der Nachtpforte an der LKV zum Haupteingang.
Der vorgeschaltete ruhende Verkehr mit Kurzparkern und den Fahrradstellplätzen findet Zustimmung. Mit dem westlichen Nebeneingang im U1 – dem Gartengeschoss – am Ende der Magistrale liegt der Eingang der Infektionspatienten und die V+E Anlieferung, günstig und räumlich nahe der Tageskliniken. Zusammen mit den ausgebildeten 2 UG kann in allen Ebenen eine Trennung der Verkehre und damit eine hygienisch, kreuzungsfrei interne Erschließung nachgewiesen werden.

Funktion: Der magistralenbasierte Doppelkamm mit einer stringenten Erschließungszone und den dreibündigen nach Süd und Nord abzweigenden Fingern ermöglichen eine variable und flexible Grundrissorganisation. Wertige objektspezifische Merkmale des neuen Hauner werden generiert, z.B. mit einer 6m breiten Magistrale im EG und vielfältigen Blickbeziehungen zu den Parkzonen zwischen den Fingern. Die Orientierung ist erleichtert und der Park visuell in die Erschließungszonen mit ihren Warteplätzen und Kommunikationszonen geholt. Im EG sind die elektiven Ambulanzen nördlich situiert, im Süden die Tagesklinik. Damit die Kernbereiche mit den Wartezonen in den Drei-Bund-Grundrissen an die Außenfassade angeschlossen bleiben sind die Spielzimmer hierauf bezogen und offen gestaltet. Das Prinzip eines dritten Flurs zur abteilungsinternen kreuzungsfreien Verbindung wird exemplarisch im Entbindungsbereich gut gelöst und somit die Variabilität des Konzepts auch andernorts angedeutet. Hingegen ist im OP Bereich die Unterbrechung des 3.Flures mit dem Aufwachraum ungünstig und führt zu mangelhaftem Workflow. Die Bettenhäuser werden an der Magistrale folgerichtig aus dem 2. Flursystem mit den Aufzügen und Treppen erschlossen. Die beiden mittleren Bettenhäuser sind in allen Geschossen über ein Brückenbauwerk verbunden und damit als Doppelstation zu betreiben. Neben der dort eingelagerten stationsnahen Therapie sollten die Kinderspielzonen im sogenannten „Landschaftsbrückengeschoss“ ausgeweitet werden. Die Pflegen sind kurzwegig mit einem mittigen Pflegezentrum organisiert. Die notwendige geschossweise Verbindung zu den beiden außenliegenden Zeilen wird konträr beurteilt.

Gestalt - architektonische Qualität: Die Baumasse des Kamms wirkt geschickt aufgelöst und zeigt sich für Herannahende nur mit einzelnen Kuben. Damit wird eine maßstäblich akzeptable Kontur der Kinder- und Frauenklinik integriert in den Parkanlagen geboten. Die schmalen Stirnseiten der Finger und die tief zurückweichenden Fassaden in den Einschnitten lösen die Baumasse optisch auf.
Gestärkt wird dieser Effekt durch die zurückweichenden Volumina der Dachgartenebene und die darüber abgesetzten Zeilen. Es entsteht ein Dialog zwischen dem gebauten Volumen und der landschaftsintegrierten Basis. An den Fassaden der Zeilenbauten mit den Vertikallamellen zwischen den Geschossplatten in 3 Ebenen entsteht eine Schichtung mit interessanter Tiefenwirkung. Das „Bikini-Geschoss“ ist weitgehend transparent gedacht, jedoch durch die Verschattung der Zeilen als Volumen deutlich wahrnehmbar. Der Wechsel von offenen Zonen und geschlossenen Fluren ist funktionsbegründet, gleichwohl wäre in den UB Ebenen eine großzügigere Grundrissdisposition mit Verfügungsflächen für Kinder wünschenswert. Die Loggien an den Flurenden der Pflegestation bieten stationsnah attraktive sonnige Freiräume. Die Pflegezimmer in den Stationen sind durch die Massendisposition der Zeilen auf den Freiraum ausgerichtet. Mit dem dargestellten Wöchnerinnenzimmer und dem Kinderpflegezimmer darf eine hohe Privatheit durch die Innenraumgestaltung erwartet werden. Hierzu tragen auch der zurückliegende Zimmerzugang am Patientenflur und die Ausformung der Nasszelle bei.

Baukonstruktion und Gebäudetechnik: Es liegt dem Entwurf ein einfaches und wirtschaftliches Tragwerk mit einem Stahlbetonskelett, Flachdecken und aussteifenden Kernen zugrunde. Die Vertikalschächte in den Kernzonen der Dreibundgrundrisse sind teilweise in den Geschossen nicht durchgängig, die dezentral erforderlichen Technikräume fehlen. Infolge der konzeptionell nicht wünschenswerten Dachzentralen sind die gebäudetechnischen Betriebszentralen nur im Untergeschoss möglich. Dies führt zu langen Techniktrassen zur Überwindung des Dachgartengeschosses. Die Fassaden mit Vertikallamellen sind ein effizient nachgeführter Sonnenschutz, zusammen mit den PR Fassaden in den Basisgeschossen werden diese einen durchschnittlichen Aufwand erfordern.
Die Erweiterbarkeit, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität des Entwurfsbeitrags bilden zusammen mit der Gestaltung des umgebenden Landschaftsbereichs einen hohen Nachhaltigkeitswert ab.

Energie und Haustechnikkonzept: Trotz des hohen Hüllflächenanteils wird wegen der Hybridlufttechnik und der Direktbelichtung eine preiswerte Betriebsführung erwartet. Das vorgeschlagene Wassermanagement hat den hohen Dachbegrünungsanteil zu beachten und deshalb ist die Wirtschaftlichkeit zu prüfen.

Wirtschaftlichkeit: Die Nutzflächen des Projekts liegen mit ca. 5 % über den Sollflächen. Die Verkehrsflächen liegen im oberen wirtschaftlichen Drittel, mit der BGF und Hüllfläche kann die Arbeit den Medianwert abbilden. Infolge der Konzeptstruktur kann trotz Mehraufwand für die Dachgartenlandschaft der Wettbewerbsbeitrag gesamtwirtschaftlich positiv beurteilt werden.
Lageplan Ursprung 1:500

Lageplan Ursprung 1:500

PatientInnenzimmer

PatientInnenzimmer

Lageplan Ursprung 1:200

Lageplan Ursprung 1:200

Lageplan

Lageplan