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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neugestaltung Marktplatz mit Umfeld

Aufstieg zur Kirche

Aufstieg zur Kirche

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

POLA

Landschaftsarchitektur

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Stadtplatz und Stadtgarten
Konzeptansatz ist die Idee der Gegenüberstellung von Stadt und Garten. Die Inszenierung der beiden Kontrapunkte von Polis und Paradies. Der Marktplatz wird befreit von allen Verkehren und den Menschen der Stadt in seiner urbanen Reinheit zurückgegeben. Es entsteht ein Stadtplatz der in seinem Herzen wieder Markt sein darf. Ein Ort wo sich die Menschen an Markttagen versammeln, oder die Offenheit des Stadtzentrums genießen wenn keine Markttage stattfinden. Der Platz knüpft an seine eigene Geschichte an und stellt die Gebäude, die städtischen Gebäudefassenden wieder in den Mittelpunkt des Stadterlebens.
Der freie und unverstellte Blick von der Georg-Langbein-Straße zur Bebauung an der nördlichen Platzkante zwischen Brunnenstraße und Steinweg ist wieder möglich. Der Blick knüpft bewusst an historische Postkartenmotive aus der Zeit um 1900 an.
Im Gegensatz dazu wird der Glockenberg mit der Kirche St. Georg zum Stadtgarten. Die Volumen der Bäume schließen die Randbebauung zum Platz. Dieser grüne Paravent schließt den Stadtraum und öffnet einen Neuen. Das verborgene Entree zur Kirche St.
Georg, die nur von der Kirchstraße aus ihre volle Präsenz zeig. Eine Kirche in einem Garten, eine Kirche auf einem Berg ist hier das Thema.

Markplatz / Stadtplatz und Marktgarten / Stadtgarten, ergänzen und bedingen sich wie Bruder und Schwester.
Städtische Urbanität versus paradiesischer Gartenkunst zwischen Stadtzentrum und Kirchvorplatz.

Der Markplatz
Der Marktplatz wird, wie Anfang der 90-er Jahre, komplett verkehrsfrei. Freizugänglich für Fahrzeuge ist der innere Bereich des Platzes nur für die Marktbeschicker während des Wochenmarktes und während diverser Events und Stadtfeste. Versenkbare Poller ermöglichen die Zufahrt von den Straßen Glockenberg und Steinweg zur inneren Platzfläche.
Der Platz erhält einen neuen großzügigen Belag aus rötlichem Granitkleinsteinpflaster (10x10x10 cm) . Außerhalb der Markfläche und innerhalb der angrenzenden Straße (Kirchstraße, Wilhelmstraße, Brunnenstraße, Glockenberg, etc.) ist die Oberfläche des Pflastersteins leicht gebrochen. Hier wird das Pflaster in Segmentbögen verlegt. Innerhalb der Markplatzfläche findet sich das gleiche Pflastermaterial, jedoch mit einer glatt gesägter Oberfläche. Das Verlegemuster ist hier „Berliner Passe“. Der rötliche Granitstein ist bewusst als Reminiszenz an den lokalen rötlichen Sandstein, der für die Verwendung als Oberflächenmaterial jedoch zu porös und brüchig ist, gewählt. So entsteht bei der Verwendung eines einheitlichen Materials eine subtile Differenzierung.
Ein umlaufendes Plattenband und eine davorliegende Entwässerungsrinne zonieren den eigentlichen Marktplatzbereich. In dem Plattenband sind die Medien, Stromversorgung mittels Unterflurelektranten, Wasseranschluss und Abwasseranschluss versenkbar integriert.
Die Fassung des Platzes durch das Plattenband und die Entwässerungsrinne stärkt die stadträumliche Einbindung in die angrenzende Bebauung und setzt den Markplatz von den angrenzenden verkehrsberuhigten Straßen ab.

Der Stadtgarten Glockenberg
Im bewussten städtischen und atmosphärischem Kontrast steht der neue Stadtgarten vor der Kirche St. Georg. Auf der einen Seite komplettiert der Garten mit seinen neuen Baumgruppen und der langen Sitzbank an der Platzkante die stadträumliche Fassung des Platzes. Auf der anderen Seite öffnet sich dem Besucher eine ruhige Beschaulichkeit und lädt, speziell in den Sommermonaten zum verweilen auf den Sonnenliegen (Holzauflage mit Stahlunterkonstruktion) innerhalb des Gartens ein. So wie der Garten die Raumkante an der Straße „Glockenberg“ schließt, so öffnet er sich gegenüber dem Rathaus mittels einer großzügigen Treppenanlage. In direkter Verlängerung der Kirchstraße führt die Treppe den Glockenberg hinauf bis zum Portal der Kirche St. Georg , sowie hinab zu neuen Mediathek im Rathaus.
Die Treppenanlage ist die skulpturale Inszenierung eines Aufstieges zur geweihten Kirche. Des Aufstieges auf den Glockenberg mit der Kirche auf dessen Plateau.
Der Treppenkegel ist aus hellen Betonblockstufen geformt. Die Zwischenplateaus mit rötlichem Granitkleinsteinpflaster ausgelegt.
Die behindertengerechte und barrierefreie Zuwegung zur Kirche erfolgt über die Straße Glockenberg. Die neuen Baumgruppen setzten sich aus Bergahorn (Acer platanoides) , der amerikanischen Roteiche (Quercus rubra)und dem Blauglockenbaum (Parrotia spec.) zusammen. Ergänzt werden die Baumgruppen durch Bodendecker im Kronenbereich der Bäume und Gräserpflanzungen im Bereich der Sonnenliegen.

Rathaus
Die neuen Nutzungsanforderungen des Rathauses erfordern eine recht starke Erhöhung der Nutzfläche. Um diese sinnvoll zu organisieren, wird die ursprüngliche Konzeption des fließenden öffentlichen Raumes grundlegend verändert. Der Außenraum wird zum Innenraum.
Die Grundrissfläche wird durch das durchsteckende neue Rathausfoyer , in dem Ausstellungen und Veranstaltungen statt finden können, klar strukturiert. Südlich zur Georg Langbeinstrasse hin orientiert befindet sich das Bürgerbüro , nördlich die Mediathek und die schon bestehenden Verwaltungsräume.
Der Innenhof als zentrales Element wird zum Atrium und erzeugt durch die neue Bepflanzung eine heitere meditative Stimmung.
Durch das versetzten der Außenhülle wird das A/V Verhältnis nachhaltig verbessert und so wird mit weiteren Maßnahmen (neue Heizung, Dämmung KG-Decke, Hochisolierende Verglasung) eine nachhaltige , betriebskosteneffiziente Bewirtschaftung möglich.

Bauabschnitte
Die Umgestaltung des Marktplatzes lässt sich wie folgt in 3 Bauabschnitte gliedern:
Bauabschnitt 1: Umgestaltung Glockenberg, Kirchvorplatz mit der Treppenanlage (Bereich zwischen St. Georg, Rathaus und Straße am Glockenberg) Der Umbau und die energetische Sanierung des Rathauses läßt sich in diesem Bauabschnitt realisieren.
Bauabschnitt 2: Umgestaltung Marktplatz im südlichen Bereich Georg- Langbein-Straße, Kirchstraße bis zur Wilhelmstraße und der Straße Glockenberg.
Bauabschnitt 3: Umgestaltung Marktplatz im nördlichen Bereich zwischen Brunnenstraße, Steinweg, Wilhelmstraße und Glockenberg.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bietet ein klares Konzept in der Herausarbeitung von zwei unterschiedlichen stadträumlichen Atmosphären - Stadtplatz und Stadtgarten.

Die Verfasser vertrauen zu Recht auf die vorhandenen Raumkanten des Marktplatzes und schaffen eine offene großzügige Marktfläche. Die Rahmung der Marktfläche in Form von Plattenbändern und Entwässerungsrinnen wird als zusätzliches Element kontrovers diskutiert. Vor allem der Abstand zu den Fassaden muss überprüft werden. Die Linie sollte nicht als Sperrlinie für die gewünschten gastronomischen Nutzungen gelesen werden. Diese sollten sich frei in die offene Platzfläche entwickeln können.

Durch die geschickte Anordnung der geforderten Stellplätze am Platzrand und entlang der Glockenbergstraße kann die Marktfläche uneingeschränkt für Veranstaltungen und Märkte zur Verfügung gestellt werden.
Die vorgeschlagene Einbahnregelung am Glockenberg wird - im Gegensatz zu dem ansonsten klaren Verkehrskonzept - negativ beurteilt.

Die neue Treppenanlage zur St.Georgs Kirche nimmt die Flucht der Kirchstraße auf und verbindet die zwei wichtigen Platzprotagonisten, Rathaus und Kirche. Der Kirche vorgelagert entwickelt sich der Stadtpark als grüner Gegenpol zum Marktplatz und stärkt durch Baumsetzungen und Sitzelement die Platzkante. Die Dichte der Baumsetzungen sollten jedoch zur Verbesserung der Blickbeziehung zur St. Georgs Kirche überprüft werden. Auch die Notwendigkeit einer zusätzlichen Rahmung des Stadtgartens wird hinterfragt. Es wäre eine stärkere Verbindung im Bereich der Freitreppe zur Kirche mit dem Rathaus erwünscht.

Die neuen Nutzungsanforderungen an das Rathaus werden durch zwei gleichberechtigte Zugänge und ein verbindendes durchgestecktes Foyer selbstverständlich in den als Solitär konzipierten Baukörper integriert.

Die Arbeit leistet einen angenehm unaufgeregten und wirtschaftlichen Beitrag, der die gestalterischen Mittel auf die wesentlichen stadträumlich relevanten Punkte beschränkt.
Entwurf Marktplatz

Entwurf Marktplatz

Konzept "Stadtplatz & Stadtgarten"

Konzept "Stadtplatz & Stadtgarten"

Markplatz Neustadt

Markplatz Neustadt

Stadtgarten am Rathaus

Stadtgarten am Rathaus