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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2007

Neubau eines Gewerbehofs an der Landsberger Straße

3. Preis

h4a Gessert + Randecker Architekten | h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Gewerbehof Laim an der Landsbergerstraße München
Der Neubau des Gewerbehofs, mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 14.000, wurde als erweiterter Rohbau geplant. Dieser stellt die notwendige Infrastruktur zur Einrichtung individuell ausgebauter Betriebe bereit. Kleine und mittlere Handwerksbetriebe verschiedenster Branchen finden hier optimale Arbeitsmöglichkeiten vor.

Nördlich der Landsbergerstraße soll eine klare städtebauliche Struktur als ruhiges Gegenüber zur bestehenden Bebauung auf der Südseite entstehen. Als Art der Nutzung sind Kern- und Gewerbegebiete vorgesehen.
Der neue Gewerbehof wurde in Form eines Riegels ausgebildet, welcher eine klare räumliche Kante zur Straße hin ausformuliert. Im Norden Richtung Bahntrasse bildet eine Baumreihe und eine Hecke, welche das Grundstück einfasst, einen räumlichen Abschluss.
Dieser Riegel wurde wiederum in zwei weitere Volumen aufgeteilt. Das erste Volumen bildet den Hauptkörper, dessen Gebäudetiefe eine ausreichende natürliche Belüftung und Belichtung der inneren Räume ermöglicht.
Den zweiten Baukörper stellt das Erdgeschoß dar und ist nach hinten verschoben, so dass sich zur Straßenseite Arkaden und zur Hofseite Hallen ausbilden.
Dieser Sockelbereich öffnet und orientiert sich mit den Arkaden, Ausstellungsräumen und Eingängen nach Süden und stellt somit einen Bezug zum öffentlichen Leben an der Landsbergerstraße her.
Der Riegel gilt als kompakte Gebäudeform und bringt ein sehr günstiges A/V Verhältnis und eine geringe Erschließungsfläche mit sich. Durch die Form und die klar strukturierte Organisation der Treppenhäuser, Lastenaufzüge und Versorgungsschächte wird das größtmögliche Maß an Flexibilität bei der Einteilung der Mieteinheiten hergestellt. Die kleinstmöglichen Pazellen haben eine Größe von 40qm, die größtmöglichen eine von 500qm. Hierbei wird der Mittelgang aufgelöst und die Einheit über die gesamte Gebäudetiefe „durchgesteckt“. Der geforderte, im Grundriss etwas streng erschienende, schlecht belichtete und wenig Bezug zum Außenraum herstellende Mittelgang, fällt bei dieser Lösung in vielen Bereichen weg. Gleichzeitig wird auf diesem Weg die Erschließungsfläche verringert.
Optionale Meeting- Points geben dem Gebäude eine „ menschliche Dimension und schaffen einen Außenbezug. Sie belichten den Gang und schaffen durch ihr unregelmäßiges Auftreten abwechslungsreiche Lichtsituationen und Kommunikationszonen.

Die kostengünstige Elementfassade ist durch werkseitig vorgefertigte Elemente leicht demontierbar. Sie ist aus folgenden Bestandteilen aufgebaut: Profilbauglas mit Füllung aus transparenter Wärmedämmung; Öffnungsflügel Drehkipp mit außenliegendem Sonnenschutz; opakes vertikales Lüftungselement für selbsttätige, schallgedämmte Grundlüftung, angetrieben von den natürlichen Druckdifferenzen.

Wirtschaftlichkeit und Ökologie stellten einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt dar. Durch die Nutzung der Speichermasse (Betonkerntemperierung), Versorgung des Gebäudes mit Grundwasser – Brunnenanlagen, Frischluftversorgung über natürliche permanente Fensterlüftung mit schallgedämmtem Lüftungselementen und der Reduktion der Wärmeverluste durch Brauchwassererwärmung mit Solarkollektoren wurde ein optimales Energiekonzept für den Gewerbehof entwickelt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch einen klaren und schön ausformulierten langen Gebäudekörper mit großen Fensterflächen und einer scheinbar schwebenden stützenlosen Arkade, offen und zeitgemäß.

Sehr großzügige und gleichwertige Eingänge von der Landsbergerstraße führen zu den drei Erschließungskernen, die im Gegensatz zur Auslobung jeweils mit großen Lastenaufzügen ausgestattet sind. So wird jedes Treppenhaus zum Haupttreppenhaus und die Erschließung erfolgt eher dezentral; dies wird positiv gesehen. Befremdlich ist allerdings bei diesem großzügigen Raumangebot, dass die wichtigen Zugänge vom Parkplatz im Norden unter den Treppenpodesten durchführen.

Das Herausschieben des Gebäudes im Erdgeschoss nach Norden schafft einen wirtschaftlichen Flächenvorteil, der allerdings zu einer äußerst engen Verkehrssituation führt. Rückwärts Einparken wird so als nicht möglich angesehen. Die Rangierfläche ist insgesamt deutlich zu eng.

In den Geschossen entstehen klare und sehr gut strukturierte Mietflächen mit kurzen Wegen und hoher Flexibilität. Die frei möblierbaren Gebäudeenden sind gut nutzbar, die knappen Kernflächen können überzeugen. Allerdings stehen die Stützen durch die Auskragung über der Arkade im Innenraum. Die Vorbereiche der Lastenaufzüge sind zu klein.

Das Untergeschoss ist einfach, übersichtlich und wirtschaftlich organisiert. Es besteht ein Widerspruch zwischen den zeichnerisch darstellten Zufahrten in Lageplan und Grundrissen.

Die raumhohe Verglasung aus Profilbauglas mit Füllungen für Wärme- und Sonnenschutz hat klassische Öffnungsflügel, ergänzt durch ein durchlaufendes vertikales Lüftungselement im Sturzbereich. Dies wirkt sehr komplex, fast kompliziert. Es stellt sich eher der Charakter eines
Bürogebäudes ein.

Die sehr guten Kenndaten versprechen ein wirtschaftlich zu erstellendes Gebäude. Das angebotene Energiekonzept wird gewürdigt. Allerdings wird eine sehr große Palette von
Wirkungselementen angeführt (Brunnenanlage, Wärmetauscher, Fernwärme, Sonnenkollektoren, Bauteilaktivierung). Ob dies zu einem wirtschaftlichen Betrieb führen kann, wird bezweifelt. Insgesamt handelt es sich um ein klares, und schlüssiges Konzept, das einerseits mit der Enge des Grundstücks Schwierigkeiten hat und andererseits fast etwas zu anspruchsvoll für die doch eher robuste Nutzung ist.