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Anonymer Studienauftrag mit vorangegangener Präqualifikation | 02/2015

Neugestaltung Kirchenraum Kath. Kirche St. Josef

Maria und Josef

Engere Wahl

Caruso St John Architects

Architektur

Strauss Elektroakustik Gmbh

Akustikplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Lichtvision Design GmbH

Lichtplanung

Erläuterungstext

Licht und Lichtführung
Mit der Lichtführung und dem Einsatz von Kunstlicht wird das architektonische und räumliche Konzept unterstützt und die Dramaturgie und damit die Wahrnehmung der Atmosphäre verstärkt.
Die eingesetzten Mittel bestehen zum einen aus einzelnen sichtbaren Objekten und zum anderen aus unsichtbaren Lichtquellen im Raum.
Die Pendelleuchten, die frei und zum Greifen nah als transparente Objekte tief im Kirchenschiff hängen, sind aus mundgeblasenem Glas gefertigt. Sie sind als „Glow Glas“ Lichtkörper mit einem breitstrahlenden direkten Licht konzipiert und werden mit einem nicht einsehbaren und dimmbaren Led-Modul im geschlossenen Oberteil der organischen Form der Leuchte angesteuert.
Das unsichtbare Raumlicht, welches nicht nur für ein allgemeine Beleuchtung sorgen kann, sondern auch die abstrakte Betonung der Apsis erlaubt, ist zum Teil unsichtbar in den Feldern der Balkendecke und in denen der Fensternischen der Apsis platziert.
Diese Lichtleisten sind individuell steuerbar und separat dimmbar. Während sie in der Apsis nicht zu orten sind, tragen sie im Kirchenschiff zur Strukturierung der Decke bei.
Einzelne Akzentuierung, wie die der beiden Heiligenskulpturen, die des Altars und des Ambos, sowie die der Orgel, ergänzen die vorgeschlagenen Lichtstimmungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept des Projekts Maria und Josef ist eine Neuinterpretation der Higi Kirche. Durch das Einführen eines Horizonts auf Höhe der bestehenden Seiteneingänge wird das Kirchenschiff in einen unteren und oberen Bereich gegliedert. Das umlaufende hölzerne Futteral, die Kirchenbänke und der neue homogene geschliffene dunkle Bodenbelag bilden zusammen eine Einheit. Die heute bis zum Boden führenden Fensternischen rhythmisieren den Raum und verleihen dem Kirchenschiff eine charakterstiftende Vertikalität. Das Futteral löst diese Vertikalität auf – ja die Fenster sitzen nun direkt auf der Wandverkleidung, wodurch auch ihre zartbunte Strahlkraft bis zur Bodenebene geschwächt wird.
Das Versprechen der Projektverfasser, das Kirchenschiff und den Chor stärker zu verbinden, was tatsächlich mit der nicht üblichen durchgehenden Deckenkonstruktion auch Higis Bestreben war, wird durch das eher abrupte Ende des Futterals an der Kante zum Chor nicht eingelöst. Der Eingriff wird eher als wärmeausstrahlendes und Geborgenheit gebendes Element verstanden, das sich vor der lichtdurchflutenden Apsis unterwirft. Rückwärtig entwickelt sich die Verkleidung zur Eingangsfront und Abschluss der Empore. Der Entscheid die Front in einer Ebene auszubilden, lässt die ursprüngliche Leichtigkeit der Brüstung als raumüberspannendes Element etwas vermissen. Die grosszügige Ausgestaltung des Eingangsbereichs wirkt sich leider negativ auf die Nähe zwischen Eingangsfront und den ersten Kirchenfenstern aus.
Die besondere Ausgestaltung des Altars und des darunterliegenden Bodenbelags wird begrüsst. Hingegen wird die Unterscheidung der liturgischen Elemente nicht verstanden, insbesondere die Nähe zu den an sich schönen filigran gestalteten Kirchenbänken. Die Gestaltung des Werktaggottesdienstes im Bereich des Chors ist ambivalent, da die Bedeutung als liturgischer Ort mehrdeutig wird. Auch in praktischer Hinsicht ist der Chorbereich ungeeignet, da er für Gehbehinderte schwer zugänglich ist. Die Platzierung des Taufsteins im Wegkreuz ist aus liturgischer Sicht nicht praktikabel.

Das Projekt ist in sich schlüssig und sorgfältig durchgearbeitet. Das vorgeschlagene Konzept des Futterals vermag die Qualitäten des Higibaus aber letztlich nicht zu unterstützen.