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Anonymer Studienauftrag mit vorangegangener Präqualifikation | 02/2015

Neugestaltung Kirchenraum Kath. Kirche St. Josef

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Engere Wahl

Vécsey Schmidt Architekten GmbH

Architektur

Lumenwerk

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf reagiert mit hoher Sensibilität auf den Kirchenraum von Anton Higi. Die ergänzenden Elemente wie die schwebend scheinende Bankmöblierung, das zart wirkende, umlaufende Fries und die filigrane Orgelempore versprechen dem Raum die heute fehlende Heiterkeit. Dem tiefliegend eingeführten Horizont im Kirchenschiff und im Chor entspricht auch der flach ins Kirchenschiff vorgezogene Altarraum, welcher auch für den Werktagsgottesdienst gute Voraussetzungen bietet. Generell ist der Chorbereich liturgisch gut durchdacht und räumlich stimmig. Demgegenüber ist der vorkonziliär platzierte Taufort beim Eingang ungeeignet, die Anordnung entspricht auch nicht den heutigen liturgischen Gepflogenheiten.

Beim Verlassen des Raumes rückt die auffälligste Korrektur am Bestand ins Blickfeld, welche sich im Grundriss und generell in der Raumfigur manifestiert. Grundsätzlich ist das Vorziehen der Raumecken, verbunden mit einer gewollt stärkeren Abwendung vom gerichteten, hin zu einem stärker zentralisierten Raum denkbar. Die im Preisgericht intensiv diskutierte Frage offenbart aber auch einige Schwächen dieser Massnahme. So wirkt der Eingangsbereich zu sehr eingeschnürt und die Empore etwas beklemmend.
Auch wird der Lichtraum des nun freigelegten Rundfensters unwillkommen eingeschränkt. Dem Raumgewinn im Grundriss steht ein hohes, nur beschränkt nutzbares Raumvolumen entgegen, welche die einschneidende Massnahme fraglich erscheinen lässt. Der ebenso attraktive wie auch einschränkende Ansatz ist bezüglich der ökonomischen Angemessenheit fraglich, muss doch der gesamte Emporenbereich abgebrochen und neu erstellt werden. Eine weitere Folge dieser Massnahme ist, dass die Empore vom Kirchenraum aus innenräumlich nicht erreichbar ist. Die vorgesehene Glastüre ist für die Kirche fraglich, auch konkurrenziert sie das Rundfenster auf unnötige Weise.

Das künstlerische Konzept und die Art, wie es räumlich eingesetzt ist, stellt einen erfrischenden, vielfältig interpretierbaren Beitrag dar, welcher in der Umsetzung noch Fragen aufwirft. Die gezeigte Wirkung überzeugt gleichzeitig als gekonnter und zurückhaltender Beitrag an den Kirchenraum.
Die energetischen und technischen Massnahmen sind sehr durchdacht vorgetragen, wenngleich etwa die Lüftungsschlitze in der neuen Podesterie den Chorbereich empfindlich stören.

Der Entwurf überzeugt in weiten Teilen sowohl räumlich, künstlerisch und liturgisch mit neuen Ansätzen, welche den Raum von Anton Higi ergänzen und auffrischen. Die Massnahmen im Bereich der Empore wirken dagegen, trotz attraktiven Aspekten, gegenüber dem Bestand unverhältnismässig, jedenfalls mit grossen Fragenzeichen verbunden.