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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2015

AntoniterQuartier - Kirche.Platz.Leben in der Stadt

Perspektive (moka-studio)

Perspektive (moka-studio)

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

eins:eins Architekten BDA

Architektur

HAHN HERTLING VON HANTELMANN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1. Städtebauliches Konzept / Antoniter-Kirchplatz
Die vorhandene Blockrandbebauung des Quartiers zwischen Schildergasse und Antoniterstraße mit der neuen Bebauung um den Antoniterkirchplatz ergänzt und als städtebauliche Einheit gestärkt. Gegenüber dem Weltstadthaus bildet der Blockrand einen schützenden Abschluss und der neue Kirchplatz erhält eine Fassung. Unmittelbar im Bereich der Antoniterkirche wird der Blockrand geöffnet, so dass eine deutliche Sicht- und Wegeverbindung zwischen der belebten Fußgängerzone und dem neuen Kirchplatz entsteht: das Citykirchenzentrum, die Läden und das Café sind von der Schildergasse aus sichtbar.

Der durchgängige zweigeschossigen Sockelbereich mit allen öffentlichen Nutzungen (Citykirchenzentrum, Gemeindeverwaltung, Gastronomie, Läden) nimmt die Höhe der Kirchenseitenschiffe auf. Die darüber gelegene Blockrandbebauung mit Wohnungen und Büros nimmt die Traufhöhe der Kirche auf.

Die Antoniterkirche und der neue Kirchplatz treten in einen Dialog miteinander und stärken sich gegenseitig: die Kirche erhält eine räumliche Gefolgschaft und der Platz erfährt einen eindeutigen Bezug zur Kirche. Der Kirchplatz bildet keine Sackgasse, ein zweiter Zugang von der Antoniterstraße öffnet eine Blickachse entlang der Ladenfassade direkt auf die Kirche. Auch die Lücke zwischen der Kirche und der anschließenden Bebauung an der Schildergasse wird geöffnet.


2. Außenraumgestaltung
Der neu ausgebildete Antoniterkirchplatz ist das Herzstück einer Raumsequenz, die sich von der Schildergasse kommend, über den Kirchplatz und von dort über einen direkten Durchgang zur Antoniterstraße entwickelt. Der Platz bietet durch seine klare Formensprache und eine reduzierte Anzahl an Ausstattungselementen freien Blick auf die Kirche. Das unmittelbare Umfeld der Kirche wird durch eine Fläche aus großformatigen Natursteinplatten optisch abgesetzt und betont. Ein Wechsel der Hauptfugenrichtung des Bodenbelags markiert zurückhaltend den Übergang der übrigen Platzzonen. Alle Platzbereiche sind mit gut begehbaren Natursteinplatten und –Pflaster aus Dolomit oder hellem Granit niveaugleich und barrierefrei ausgestaltet. Der Platz bietet multifunktionalen Freiraum für Gemeindefeste, Märkte und Außenbestuhlung für die ansässige Gastronomie.

Drei Platanen spenden mit ihrem lockeren Blätterdach in den Sommermonaten angenehmen Schatten rund um die Kirche. Breite Baumscheibeneinfassungen aus Natursteinplatten betonen die bodenbündigen Baumsetzungen. Lange Natursteinsitzbänke mit Holzauflagen aus dem gleichen Material wie das Bodenpflaster, laden zum Verweilen vor der Südfassade der Kirche ein.

Die drei Zugänge des Kirchplatzes können nachts verschlossen werden. Insbesondere für den Verschluss der großen Öffnung zwischen Kirche und Café ist ein Schiebetor vorgesehen, das tagsüber unauffällig in einer Tasche an der Rückwand des Cafés geparkt wird.


3. Citykirchenzentrum / Gemeindeverwaltung
Das zweigeschossige großzügig verglaste Foyer des Citykirchenzentrums liegt vis-á-vis der Kirche. Es bildet das Zentrum des Ensembles. Im Erdgeschoss befinden sich die beiden Veranstaltungssäle. Eine Verbindungstür zur benachbarten Gastronomie ermöglicht einen direkten Zugang von- und zum Café, sowie das Catering für die Säle. Die WC-Anlage des Cafés im Untergeschoss kann mit genutzt werden.

Über eine Freitreppe und einen Aufzug werden die Gruppenräume im 1. OG erreicht. Hier befindet sich auch die Gemeindeverwaltung. Diese ist mit dem Citykirchenzentrum direkt verbunden, kann aber auch für sich abgeschlossen werden. Sie verfügt über einen separaten Eingang am Durchgang zwischen Antoniterstraße und Kirchplatz.


4. Gastronomie / Café Stanton
Die Vollgastronomie ist in dem der Schildergasse am nächsten gelegenen Gebäudeflügel gut sichtbar und auffindbar platziert. Über die zweigeschossige Verglasung ist es räumlich mit dem Kirchplatz verbunden. Innenbestuhlung und Außenbestuhlung können fließend ineinander übergehen. Zwei Treppen stellen die Verbindung zur Galerie her, die den Gastraum im 1. OG erweitert. Im rückwärtigen Teil befindet sich die Küche, die das Café und das Citykirchenzentrum gleichermaßen andienen kann. WCs und Lagerräume sind im Untergeschoss angeordnet. Die Anlaufstelle im Café ist über eine Verbindungstür direkt mit dem Citykirchenzentrum verbunden.


5. Einzelhandel
Dem Café gegenüber, in Fortführung der bestehenden Läden an der Schildergasse, befinden sich die neuen Flächen für Einzelhandel und ggf. weitere Gastronomie. Diese Ladenzeile reicht bis zur Antoniterstrasse. Die Aufteilung ist flexibel, eine direkte Verbindung zu den Läden der Schildergasse ist möglich. Die Verkaufsflächen werden über ein Galeriegeschoss erweitert. Treppen und ggf. Lastenaufzüge stellen die Verbindung zwischen den Verkaufsebenen und den Lagerflächen im Untergeschoss her. Über die Tiefgarage können die Lager direkt bestückt werden. Eine weitere zweigeschossige Ladenfläche ist an der Ecke Antoniterstraße / Ina-Gschlössel-Weg an der Stelle des heutigen Weltladens vorgesehen.


6. Wohnen und Beherbergen
Im 2.-4. OG der Blockrandbebauung sind insgesamt sechs Wohnungen mit jeweils drei bis vier Zimmern vorgesehen. Der Zuschnitt dieser Wohnungen eignet sich für Familien und Wohngemeinschaften. Alle Wohnungen erhalten sowohl Sonne von Süden, als auch einen attraktiven Blick in Richtung Kirchplatz und Kirche. Wintergärten und der Zuschnitt der Wohnungen gewährleisten den erforderlichen Lärmschutz.

Im 2.-4- OG über dem Café sind insgesamt fünfzehn Einzimmerwohnungen und drei Zweizimmerwohnungen vorgesehen, die über verglaste Laubengänge erschlossen werden. Diese kleinen Wohnungen eignen sich besonders für temporäres Wohnen. Ein direkter Zugang vom Café zum zugehörigen Treppenhaus ermöglicht auch den Betrieb als Boardinghaus. Der zweite Rettungsweg wird über die Anleiterbarkeit des Laubengangs gesichert.


7. Dienstleistung / Büro
Im 2.-4. OG über dem Citykirchenzentrum sind insgesamt sechs Büroflächen angeordnet. Sie sind 170 m2 bis 280 m2 groß und können geschossweise gekoppelt werden. Eine direkte Verbindung zum Gemeindeamt ist möglich. Das zugehörige Treppenhaus liegt an dem Durchgang zwischen Kirchplatz und Antoniterstraße, so dass die Adressbildung von beiden Seiten möglich ist.


8. Untergeschoss / Nebenflächen
Im Untergeschoss sind Lager der Läden, Toiletten des Cafés, Technikflächen und 38 Stellplätze in einer Mittelgarage (unter 1000 m2) vorgesehen. Die Aussparung von Teilbereichen zum Schutz von Bodendenkmälern würde die Nutzung einschränken, aber nicht grundsätzlich in Frage stellen.


9. Fassaden / Materialität
Für die geschlossenen Fassadenflächen wird eine farblich homogene Oberfläche aus geschlämmtem Mauerwerk und Sichtbeton vorgesehen.


10. Wirtschaftlichkeit
Das Gebäudeensemble kann in konventioneller Bauweise mit gängigen Spannweiten und Materialien errichtet werden.


11. Bauabschnitte
Der Neubau und die Tiefgarage sind so konzipiert, dass das vorhandene Citykirchenzentrum bis zum Bezug des Neubaus erhalten werden kann. Eine Unterteilung in verschiedene Bauabschnitte erscheint nicht notwendig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ergänzt sinnvoll die vorhandene Blockrandbebauung und umschließt einen gut proportionierten, einladenden Platz. Die Durchwegung von der Schildergasse zur Cäcilienstraße wird positiv bewertet. Schwächen hat dieser Weg durch den dunklen Durchgang und die tiefen Arkaden. Das Gebäudeensemble wirkt über seine Transparenz einladend und modern. Die Fassaden zu den öffentlichen Flächen sind dagegen eher stereotyp und sehr funktional. Zum zentralen Platz wirkt die Mischung aus sakralen und profanen/merkantilen Stilelementen im Großen und Ganzen gelungen.
Positiv wird bewertet, dass der Platz über ein großes Tor zu den unbelebten Zeiten geschlossen werden kann. Die beiden Gastronomieflächen sind gut gelegen und bieten gut besonnte Außenflächen. Jedoch bietet die Hauptgastronomie nur ein reduziertes, schmales Raumangebot. Das Gemeindezentrum hat einen erkennbaren Eingang, ist im Inneren gut organisiert und flexibel bespielbar. Die Identität der Kirche lässt sich hier ablesen.
Der Einzelhandel ist in Teilen vom öffentlichen Raum einsichtig, die südliche Fläche ist schwer vermiet-bar. Die Büroflächen sind sinnvoll an der Antoniterstraße platziert. Die große Gebäudetiefe führt jedoch zu zahlreichen Resträumen. Die östlichen Wohnungen sind sehr tief. Die Lärmbelästigung durch das Parkhaus bleibt kritisch. Das westliche Boardinghouse wird über einen Laubengang zu P&C erschlossen. Die Ausrichtung zum zentralen Platz und zur Kirche überzeugt.
Der Zuschnitt der Appartements wird zunehmend zur nördlichen Spitze verengt.
Das Angebot an umbauten Flächen ist leicht unter dem Durchschnitt. Durch zahlreiche Lufträume und einläufige Treppen ist die Flächeneffizienz eingeschränkt. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch die klare und wirkungsvolle Positionierung der Baukörper und durch die eindeutige Adressbildung. Die Wahrnehmbarkeit des Gebäudes als evangelisches Gemeindezentrum überzeugt nur bedingt.
Piktogramme

Piktogramme

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Foyer Citykirchenzentrum (moka-studio)

Foyer Citykirchenzentrum (moka-studio)