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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Umbau und Ergänzung der ehemaligen Sulinger Realschule Am Deepenpool zu einer vierzügigen Grundschule

Perspektive Außenraum

Perspektive Außenraum

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Architektur Modellbau Gestaltung Mark Blume

Modellbau

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Visualisierung

Erläuterungstext

Angesichts neuer bundes- und landespolitischer Anforderungen an Elementarschulen (Inklusion, Ganztagsbetreuung, offene und projektorientierte Unterrichtsformen) stehen Schulträger und Lehrpersonal vor neuen pädagogischen, didaktischen und organisatorischen Herausforderungen. Zeitgemäßer und zukunftsgerechter Schulbau muss also auf diese geänderten Nutzungsansprüche reagieren ohne dabei in Konflikt zu den normativen Rahmenbedingen im Schulbau zu gelangen. Der ausgelobte Wettbewerb soll hierfür eine adäquate Lösung finden und muss sich gleichzeitig mit dem teilweise zu erhaltenden Bestand, den topografischen Gegebenheiten und der mangelnden Barrierefreiheit auseinander setzen.

Städtebau
Das Wettbewerbsgebiet wird begrenzt von der Straße am Deepenpool im Süden,
vom Promenadenweg im Norden, dem Gelände des Freibades im Westen und dem Mittelschulweg im Osten. Die Gebäude aus den 90er Jahren (Sporthalle und Fachklassentrakt) sollen erhalten bleiben. Ziel ist es, die momentan unbefriedigende Adressbildung am Eingangsbereich zu verbessern, gleichzeitig aber die nachbarschaftlichen Beeinträchtigungen minimal zu halten.
Durch die Anordnung des Neubaus als U-förmige Anlage entsteht ein Gebäudeensemble, das die Bestandsgebäude im Westen als Schenkel einbindet und im Zentrum die neue Schulhoffläche entstehen lässt, die sich zum Landschaftsraum öffnet. Durch die U-Form des Gebäudeensembles wird ein größtmöglicher Schutz vor Lärmbeeinträchtigungen für die Wohnbebauung erreicht. Durch den Versatz des östlichen Schenkels aus der Gebäudeflucht wird die Gebäudelänge gebrochen und die anderen beiden „BestandsSchenkel“ in die Gesamtanlage eingebunden. Der Vorplatz der neuen Anlage öffnet sich nach Westen und bindet hier die Kiss and Ride- sowie die Busvorfahrtssituation und die Fahrradstellflächen ein. Der Zugang wird an der Nahtstelle zwischen Bestandsbau und Neubau gewählt. Der Zugang ist ebenengleich und barrierefrei zur Straße am Deepenpool angelegt. Der Höhenversatz, der sich zum Bestandsgebäude und zum Schulhofniveau ergibt, wird architektonisch und freiraumplanerisch gelöst.

Funktion
Zentraler Treffpunkt der Schülerschaft ist die Pausenhalle und Aula, über die man den Neubau betritt. Sie öffnen sich weit zum Schulhof und zum angrenzenden Landschaftsraum. Hier werden alle zentralen Veranstaltungs- und Erschließungsfunktionen gebündelt. Im täglichen Betrieb ist die Mensa als abtrennbarer Bereich seitlich angeordnet, aber auch alle Ganztagsnutzungen sowie der Musikbereich finden sich hier. Bei schlechtem Wetter kann die Pausenhalle als Spielfläche genutzt werden. Für Sonderveranstaltungen wie Schulfeste oder Einschulungen lässt sich der Bereich mit Bühne für ca. 400 Personen nutzen. Über eine großzügige einläufige Treppe und Galerie ist das erste Obergeschoss angebunden. Im Westen ist der Bestandsbau angeordnet, Treppe und Aufzug gleichen den Höhenversatz von 1,50m aus. Im Erdgeschoss befinden sich hier die Fachklassen wie Textil, Kunst und Werken. Im Obergeschoss sind die Verwaltung und das Lehrerzimmer angeordnet. Im Ostflügel des Neubaus befinden sich im Erdgeschoss die Unterrichtsräume des ersten Jahrgangs sowie der Schulkindergarten mit eigenem Außenbereich. Fluraufweitungen ermöglichen die Unterbringung der Garderoben außerhalb der Klassen und strukturieren die Gebäudelänge. Im ersten Obergeschoss befinden sich die übrigen Unterrichtsräume jeweils mit ihren dazugehörigen Differenzierungsräumen und Teamräumen. Die besonderen pädagogischen Flächen sind zentral an der Halle angeordnet. Grundlegende Gedanken für die innere Zonierung und Gliederung der Schule waren eine gute Orientierung, Übersichtlichkeit sowie attraktive Wege und lichtvolle Verkehrszonen mit hoher Aufenthaltsqualität, auch als bauliche Voraussetzung für den Inklusionsunterricht.

Wegeführung
Das Schulgelände ist westlich der Turnhalle und am Mittelschulweg zugänglich. Rettungs- und Einsatzfahrzeuge fahren über den Besucherstellplatz zur Turnhalle und entlang des Mittelschulwegs auf den Schulhof. Aufstellfläche ist sowohl am Vorplatz als auch auf dem Schulhof gegeben.

Radwegeverbindung
Das Schulgelände ist aufgrund seiner Lage und der gut ausgebauten Wegeverbindungen optimal angebunden. Um die Fahrradabstellflächen für Schüler aus den verschiedenen Richtungen zu optimieren, werden diese dezentral an zwei Standorten angeordnet. Der Standort Am Deepenpool erhält durch die Abendnutzung der Sporthalle die höhere Anzahl an Stellflächen.

Stellplatzanlage
Um einen Durchgangs- und Suchverkehr von PKW’s zu vermeiden, wird die Stellplatzanlage in zwei Nutzungsgruppen angeordnet. Der Lehrerstellplatz verbleibt an der östlichen Grundschulseite am Mittelschulweg, Zugang für die Lehrer erfolgt über den Schulhof. Die Besucherstellplätze mit den Kiss and Ride Stellflächen befinden sich an der westlichen Grundstücksfläche. Die Stellflächen sind mit locker aufgeasteten Bäumen überstanden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Arbeit bildet mit einer zweigeschossigen L-förmigen Grundfigur sehr klare Raumkanten zum Straßenverlauf Am Deepenpool und zum Mittelschulweg aus. Die Westflanke des neuen Gebäudekörpers definiert mit dem Bestandsgebäude einen sinnvoll dimensionierten Vorplatz.

Die fußläufige Anbindung des Vorplatzes mit dem Carry and drive Bereich wird begrüßt, allerdings scheint dieser verkehrsfunktional in den Stoßzeiten nicht praktikabel und widerspricht in der dargestellten Positionierung dem Ziel einer minimierten nachbarschaftlichen Beeinträchtigung.

Das Gebäudeensemble der Schule öffnet sich konsequent nach Norden und schafft hier großzügige, gut nutzbare Außenbereiche. Allerdings führt diese Entscheidung auch zu einer sehr kräftigen Setzung der Schule im kleinteilig strukturierten Straßenraum Am Deepenpool, welche durch den vorgeschlagenen Versatz nur marginal gemildert wird.

Landschaftsarchitektur
Die Vorschläge zur Außenraumgestaltung sind zurückhaltend aber weitgehend stimmig. Der mäandernde Grünraum im Norden und Westen wird positiv bewertet. Ebenfalls wird das Vorhandensein großer frei bespielbarer Flächen begrüßt, was jedoch in der dargestellten Form auch zu einem überdurchschnittlichen Anteil versiegelter Fläche führt.

Die Lage des Außenbereichs des Schulkindergartens ist suboptimal. Die Treppenausgestaltung vor der Terrasse wird von Teilen des Gremiums überdimensioniert und als undifferenziert bewertet.

Raumstruktur und Raumfunktionale Zusammenhänge
Die Lage des Verwaltungsbereichs ist zu dezentral. Die Positionierung von Werkstatt und Lager des Hausmeisters im OG nicht nachvollziehbar. Hier sind erhebliche Nachbesserungen der Funktionszusammenhänge erforderlich. Die Sanitärbereiche erscheinen, insbesondere im OG, zu klein und zu zentralisiert. Die Vertikalstrukturen sind insgesamt verbesserungsfähig.

Die Zusammenfassung zu Jahrgangsclustern ist noch nicht optimal gelöst, wäre jedoch voraussichtlich relativ einfach nachzubessern.

Der Mehrzweckbereich mit Aula und Mensa bildet die Schnittstelle zwischen Vorplatz und Pausenhof. Es ergeben sich qualitätvolle Sichtbeziehungen. Eine hochwertige Raumanmutung ist anzunehmen. Die Positionierung der Bühne und die hier erreichten Deckenhöhen entsprechen nicht den Anforderungen nach einem vollwertigen Bühnenbereich. Ein Tausch mit dem Betreuungsbereich scheint prinzipiell möglich, würde aber die direkte Zugänglichkeit des Außenbereichs aus der Betreuung unterbinden. Die sehr prominente Lage des Küchenbereichs mit einer sehr unglücklich zu bewertenden Anliefersituation ist eine Schwäche der Arbeit.

Gestaltsprache und Materialität
Das vorgeschlagenen Fassadenmaterial – Verblendmauerwerk – wird positiv bewertet. Eine vertikale Ablesbarkeit der Funktionen ist nicht gegeben, was jedoch auch die Raumflexibilität erhöht. Die Arbeit liegt hinsichtlich der erwartbaren Baukosten im Durchschnitt des Teilnehmerfeldes.

Insgesamt setzt der Entwurf den gewählten Grundansatz konsequent um. Verschiedene raumfunktionale Schwächen scheinen jedoch im Rahmen dieses Konzepts kaum heilbar zu sein.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt

Perspektive Pausenhalle

Perspektive Pausenhalle