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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2015

Nordbad

4. Preis / Zur Überarbeitung aufgefordert

Preisgeld: 10.000 EUR

Behnisch Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das bestehende Nordbad wurde 1971 als funktionales Sportschwimmbad sowie für die Nutzung von Schulen und Vereinen eröffnet. Es befindet sich mit Hallen- und Freibad im Mittelbereich des Bürgerparks, zusammen mit einem Leichtathletikzentrum und einer Eissporthalle. Im eher urban geprägten Süden des Parks schließen sich verschiedene pädagogische Einrichtungen an. Der nördliche Teil ist eher landschaftlich als Parkanlage mit Hügeln, Seen und Spazierwegen angelegt.

Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist der Zustand des Hallenbads als nicht mehr sanierungsfähig zu bezeichnen. Die Außenbecken sind jedoch noch in einem guten Zustand und sollen für die Neukonzeption der Gesamtanlage erhalten bleiben.

Das sogenannte „Forum“ im südlichen Bereich des Parks soll durch eine Neuordnung der Freiflächen qualitativ aufgewertet werden. Das neue Haus wird den baulichen Abschluss von Süden kommend darstellen und bietet die Möglichkeit, einen spielerischen Übergang vom urbanen Bürgerpark im Süden zum landschaftlich gestalteten Teil im Norden zu schaffen. Eine neue abwechslungsreiche Wegeverbindung, die sich vom Martinsviertel im Westen bis zum neuen Nordbad und weiter in den Bürgerpark erstreckt, öffnet sich großzügig zum Neubau und führt die Besucher über eine Platzsituation zu den Zugängen.

Zentrale Idee ist eine verbindende Badeplatte, welche den Raum zwischen Hallen- und Freibad fasst. Sie zieht sich vom Außenraum über den Eingangsbereich bis ins Innere des Bades hinein und leitet Badegäste, Besucher, Sportler und Personal in alle Beckenbereiche. Angegliedert sind die als zentraler Verteiler angelegte Eingangshalle, das Bistro und die Sommerumkleiden des Freibads. Besucher bekommen so schon am Eingang einen schönen Überblick über das Gelände.

Ein in der Höhe gestaffeltes Dach ist der obere horizontale Abschluss der Badelandschaft. Verwaltung und Räumlichkeiten des DSW sind in diese Dachskulptur im ersten OG integriert. So können die Mitarbeiter alle Aktivitäten auf dem Vorplatz und in den Frei- und Wettkampfbecken der Badehalle verfolgen. Eine schöne Dachterrasse mit Außenbezug nach Süden ergänzt und belebt die Nutzungseinheit.

Die Fassade des Bades ist als ein gläserner, leichter Vorhang zu verstehen, sodass der Eindruck einer Badehalle im Grünen, umgeben von Natur und Bäumen verstärkt wird. Darmstadt wird so durch ein lebendiges und modernes Sportbad bereichert, das den Bürgerpark belebt und den Athleten künftig eine Trainings- und Wettkampfstätte mit neuer Qualität, eingebettet in eine schöne Parklandschaft, bereit stellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulicher Anknüpfungspunkt des Entwurfes sind die verbindenden als Badeplatte gestalteten Erschließungsflächen, die Hallen und Freibad verknüpfen. Dadurch gelingt es den Verfassern aus der Notwendigkeit räumliche Qualitäten zu generieren. Diese Badelandschaft wird im Bereich des Hallenbades durch ein räumlich gestaffeltes Dach beschirmt und schafft so einen poetischen und luftigen Ort. Die bestehende Landschaft fließt durch das Gebäude und wird über ein als Netz funktionierendes Wegenetz mit dem Bürgerforum verknüpft. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Die freie Formensprache hilft die Funktionen optimal anzuordnen. Dabei zonieren die Tribünen in zwei Richtungen nicht nur sinnvoll die Beckenlandschaft sondern heben auch die Wettkampftauglichkeit des Bades hervor. Die Funktionen bestechen durch kurze Wege. Die zentral angeordnete Kasse führt zu einer idealen Verknüpfung und Aufenthaltsfläche, ebenso das zum Freibereich nach Süden ausgerichtete Planschbecken. Wobei die Anordnung des Kinderbeckens neben dem Sprungbecken eher kritisch gesehen wird. Ob das Bewegungsbecken allerdings so exponiert angeordnet sein muss, sollte überprüft werden. Auch das Tragwerk und die Stützenstellung ist nicht klar nachvollziehbar, scheint aber sinnvoll möglich. Der Brandschutz ist nachvollziehbar, allerdings fehlt zunächst die Darstellung der Rettungswege im Untergeschoss und Obergeschoss.
Die Gesamtfläche und der Rauminhalt liegen im durchschnittlichen Bereich, die Glasfassaden und der nötige Sonnenschutz liegen eher im oberen Bereich der Wirtschaftlichkeit. Das Bad ist sowohl 10 konstruktiv als auch inhaltlich in mehreren Bauabschnitten herstellbar und funktioniert auch als „Rumpfbad“ dauerhaft. Durch die Lage nördlich des abzubrechenden Bades ist auch ein paralleler Betrieb während der Bauzeit möglich. Nach dem Abbruch des bestehenden Bades verbleibt ein spannender und geschützter Freiraum.
Das neue Nordbad schafft durch die Gebäudefigur einen introvertiert erscheinenden, attraktiven Freiraum zum Freibad, der einerseits das Freibad gut an- und einbindet und andererseits einen angenehmen, ruhigen Übergang zur parkartig und unaufgeregt gehaltenen Liegewiese schafft. Auch der Eingang zum neuen Nordbad ist offen, großzügig gestaltet und kommt ohne Treppen und Rampen aus.

Hervorzuheben ist die gekonnte Lässigkeit, mit der das große Raumvolumen scheinbar mühelos in die bestehende Landschaft integriert wird und atmosphärisch spannende gut belichtete Innenräume entstehen. Diese verzahnen sich mit dem umgebenden Park und lassen das Schwimmen im Sommer wie im Winter zu einem naturnahen Erlebnis werden.