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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Vorplätze am Bahnhof Ostkreuz

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

studio polymorph

Landschaftsarchitektur

IVAS Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Ziel der Neukonzeption für die Vorplätze um den Bahnhof ist es, ihre Rolle als bedeutsame Stadträume im Spannungsfeld zwischen Bahn und Kiez zu inszenieren. Es sollen identitätsstiftende urbane Orten für die Stadtgemeinschaft entstehen, zum informellen Aufenthalt und Treffen ebenso einladen wie angenehmer Passagenort für Reisende und Gäste sein.

STÄDTEBAULICHE BEOBACHTUNG - ZWISCHEN BAHN UND KIEZ
Prägend für die Stadträume um das Ostkreuz ist eine wenig homogene Bebauungsstruktur und das Fehlen klarer Raumkanten. Diesen fließenden, transitorischen Raumstrukturen gegenüber stehen die klarer gefassten (Straßen-)Räume im Travekiez sowie - in absehbarer Zukunft - auch in den anderen Nachbarschaften. Das vorliegende Konzept hat seinen Ausgangspunkt an dieser charakteristischen räumlichen Situation und entwickelt diese weiter.

Die an die Neugestaltung der Vorplätze um den Bahnhof Ostkreuz verknüpften Erwartungen sind zweischichtig: zum einen sollen angenehme Vorbereiche eines bedeutenden Bahnhofs geschaffen werden (und erfordern insofern Einheitlichkeit). Zum anderen sollen sich die unterschiedlichen „Quad-ranten“ wiedererkennen (und bedürfen hierzu der Differenzierung).

STADTRÄUMLICHE IDEE UND HALTUNG - EIN BAHNHOFSVORPLATZ
Der Herausarbeitung der Typologie „Bahnhofsvorplatz“ wird im Sinne von Wiedererkennbarkeit und Orientierung (auch im Zusammenspiel mit anderen Berliner Bahnhofsvorplätzen) eine übergeordnete Bedeutung im Sinne der Aufgabenstellung zuerkannt.
Neben den 4 Vorplätzen wird die erhöhte Bahnsteigebene als 5. Platzebene interpretiert. Als öffentliche Verbindungsebene löst die Plattform die Trennung zwischen den Kiezen auf und stellt mit ihren Versorgungsangeboten das selbstverständliche soziale Zentrum im Kontext dar. Hier treffen Bewohner und Reisende am unmittelbarsten aufeinander.
Wesentliches Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, der Annäherung zum Bahnhof aus allen Richtungen eine strukturell-atmosphärische, identitätsstiftende Ähnlichkeit zu verleihen. Ausgangspunkt ist dabei die für Bahnhöfe der Deutsche Bahn typische strenge, orthogonal-quadratische Grundstruktur des Belagsmaterials. In Form von großformatigen, dunkelgrauen Platten ist dies auch für die erhöhte Bahnsteigplattform des Bahnhofs Ostkreuz prägend.
Der vorliegende Entwurf greift dieses charakteristische und identitätsstiftende System auf und überträgt es strukturell auf die Neugestaltung der Vorplätze rund um das Ostkreuz. Damit entsteht Einheitlichkeit und Zusammenhang (Bahnhofs-Vorplatz).

VERMITTLUNG UND DIFFERENZIERUNG - VIER KIEZE
Die Oberflächen und Farbigkeiten der Gehwegbereiche der umliegenden Kiezen sind (bzw. werden) durch die für Berlin charakteristischen hellgrauen Granit- bzw. Betonsteinen geprägt. Hierzu in deutli-chem Kontrast steht die erhöhte Bahnhofplattform mit ihrem dunkelgrauen Naturstein.
Die vorliegende Arbeit versteht die Vorplätze um das Ostkreuz als atmosphärischen Vermittler zwischen dem Bahnhof und den angrenzenden Berliner Kiezen und überträgt diese Idee auf die Grundfarbigkeit der Belagsmaterialien: ein mittelgrauer Farbton (Vorplätze) steht zwischen dem Hellgrau der Kieze und dem dunklen Farbspektrum auf der Bahnsteigplattform.
Die bestehenden bzw. künftigen sehr unterschiedlichen stadträumlichen Situationen im Übergang von Bahnhof zu den vier Stadtquartieren scheinen als Differenzierung räumlich-atmosphärisch bereits prägnant und identitätsbildend. In Ergänzung dazu werden auf allen vier Übergangsbereichen in die „Quadranten“ prägnante, großformatige Stadtmöbel platziert.
Diese Möbel reagieren - obgleich in ihrer Anmutung und Gestaltsprache gleichartig - auf die jeweils unterschiedlichen Räume, Kraftlinien und Bedürfnisse der umgebenden Quartiere und übersetzen diese in die Vorplätze.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit will mit einem ‚mittelgrauen‘ Belag zwischen dem Belagsgrau des Bahnsteigs und desjenigen des Kiezes vermitteln. Ob ihr das gelingt ist fraglich, aber die Wahl überdimensionaler großmaßstäblicher Möbelelemente und Fassungen geben der Gestaltung eine angenehme Ruhe. Sie verstehen es auch, es mit der Maßstäblichkeit des Bahnhofsgebäudes aufzunehmen. Der ehemalige Bahndamm wird Richtung Beamtenwohnhaus Nord gezogen, so dass eine räumliche Fassung des Vorplatzes zur neuen Bahnhofsstraße hin erfolgt. Die Anbindung der Funktions- und Verkehrsflächen hinter dem Beamtenwohnhaus auf dem Platz am Travekiez wird kritisch angemerkt. Der ehemalige Bahndamm wird mit einem 2 Meter hohen Stadtmöbel schützend gefasst. Es entsteht ein urbaner steinener Platz, als Gegenpol zum grünen Annemirl-Bauer-Platz.
Am Viktoriakiez bildet der Viktoriaplatz mit einer klar gefassten wassergebundene Wegedecke den Auftakt in die Planstraße 4 Richtung Bahnhof. In der Planstraße ist eine Baumreihe als optische und funktionale Trennung zwischen Taxistellplätzen und Fahrradweg hervorzuheben.
Die Baumstandorte auf dem Vorplatz Travekiez könnten wie es die Perspektive vermuten lässt, mit einem eher dichteren Hain gegenüber einer eher offeneren urbanen Bühne deutlichere Raumabfolgen bilden. Die urbane Bühne mit einem Wasserfontainenspiel bietet eine besondere Aufenthaltsqualität.
Auf dem Rudolfplatz und dem Vorplatz Rummelsburger Bucht bilden ebenfalls markante Stadtmöbel einen deutlichen Aufenthalts- und Orientierungsschwerpunkt.
Das Abstellangebot für Fahrräder ist mit über 900 Abstellplätzen über alle 4 Plätze gut verteilt.
Insgesamt wird die Großzügigkeit des Mobiliars des Konzepts gewürdigt, wobei dies gerade auf dem Platz am Travekiez zulasten der Großzügigkeit der Platzfläche geht.