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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neubau des Städtischen Kindergartens im Forstareal

2. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

hammer pfeiffer I architekten

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND FREIRAUM
Mit dem Neubau des Kindergartens in Kandern entsteht für das geplante innerstädtische Quartier „oberer Forsthausgarten“ ein zentraler Baustein, der mit seiner Gemeinbedarfsnutzung auch das Potential nutzt, als Ort des Treffens und der Kommunikation zu fungieren.
Unter diesem Leitgedanken positioniert sich ein langgestreckter, flacher Baukörper entlang des natürlichen Hangverlaufes an der Nordseite des Wettbewerbsgrundstückes und gliedert den Außenraum in zwei Bereiche unterschiedlicher Qualität. Nach Norden bildet das Gebäude den räumlichen Abschluss des neuen Quartierplatzes als Zentrum des neuen innerstädtischen Quartiers Gemeinsam mit dem Gebäudeensemble des Forsthaues umfasst er nach Süden die vorhandenen bestehenden Grünflächen, unter Wahrung des vorhandenen Baumbestandes. Ein Gebäudeversatz markiert zur Platzseite den Eingangsbereich, nach Süden gliedert er den Baukörper in 2 maßstäbliche und ablesbare Einheiten.

Das Freiraumkonzept setzt das städtebauliche Konzept konsequent fort und reagiert im Umfeld des Hauses mit zwei grundsätzlichen Themen. Das Vorfeld des Kindergartens wird platzartig ausgebildet und erhält auf der Nordseite als Abschluss zu den privaten Gärten eine Baumreihe unter der auch die benötigten Stellplätze angeordnet sind. Die offene Vorplatzfläche kann sowohl bei Quartiersfesten von den angrenzenden Bewohnern am Wochenende genutzt werden, als auch bei Festivitäten des Kindergarten selbst mit bespielt werden. Im Kontrast zur offenen Vorplatzsituation lebt der rückwärtige und geschützte Außenraum von den vorhandenen Qualitäten des Grundstückes. Die Baumbestandene, nach Süden ausgerichtet Fläche birgt mit seinem Wechsel aus offenen Wiesen und schattigen Bereichen unter den Kronen der Bäume und dem Anschluss an den Forsthauspark schon jetzt so viele Qualitäten, dass diese nur noch mit altersgerechten, punktuell angeordneten Spielthemen ergänzt werden müssen. Weiterhin ermöglichen die bestehenden Mauern die Umfassung der Kindergartenfläche, so dass weitestgehend auf eine zusätzliche Umzäunung verzichtet werden kann.

ARCHITEKTUR
Sämtliche Bereiche werden von Norden über den Quartiersplatz erschlossen. Der einladende gedeckte Vorbereich bietet witterungsgeschützte Stellfläche für Kinderwägen Dreiräder etc.. Ein großzügiges zentrales Foyer verschafft Überblick und bietet direkten Zugang zu allen Bereichen. Unmittelbar angegliedert liegen alle „öffentlichen“ Funktionen wie Bewegungs- und Speiseraum.
Die Kindergrippe, ebenfalls auf Eingangsniveau ermöglicht eine Übergabe der Kleinkinder auf kurzem Wege direkt im Grippenraum. Die Kindergartengruppen befinden sich im tiefergelegenen Hanggeschoss. Lufträume schaffen spannungsreiche Blickbeziehungen und sorgen für eine natürliche Belichtung sämtlicher Erschließungsflächen.
Alle Hauptnutzbereiche erhalten einen ebenerdigen Gartenzugang. Die Außenspielfläche der Kindergrippe orientiert sich nach Osten. Maximales Abrücken des Baukörpers von der bestehenden „Eidechsenmauer“ ermöglicht eine spannungsreiche und großzügige Spiellandschaft entlang der Eidechsenmauer. Die Kindergartengruppen erhalten Zugang nach Süden in die weitestgehend belassene Grünfläche- und Gartenfläche.

KONSTRUKTION UND ENERGIE
Der Neubau ist als Holz- und Holz-Beton-Verbundbau geplant. Energetisch nähert er sich mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung dem Passivhausstandard an. Die Hüllflächen werden hochgedämmt, als Verglasungen kommen 3 Schieben Isolierverglasungen zum Einsatz. Die Beheizung erfolgt über die vorgesehene Hackschnitzelanlage, mit dezentraler Warmwasseraufbereitung über Durchlauferhitzer zur Vermeidung von Legionellen. Das Forsthaus erhält eine Anbindung an Heizung und Warmwasser. Eine Fußbodenheizung schafft ein hohes Maß an Behaglichkeit in allen Hauptnutzbereichen. Die Dachflächen können zur Erzeugung von Solarstrom herangezogen werden. Neben Eigennutzung des Solarstroms für Warmwasser, sowie zur Deckung des Eigenbedarfs kann die verbleibende Energie in das örtliche Versorgungsnetz eingespeist werden. Die Lüftung der innenliegenden Räume erfolgt über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Eine zeitgesteuerte Fensteröffnung ermöglicht eine Nachtkühlung in den Sommermonaten.

MATERIAL UND OBERFLÄCHEN
Unbehandeltes heimisches Holz findet Anwendung im Innenausbau und der Fassadenverkleidung.
Neben den sinnlichen Qualitäten der unbehandelten Holzoberflächen stehen schadstofffreie Luft und hervorragende Ökobilanz als weitere Argumente für die vorgeschlagene Materialwahl.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der langgestreckte Baukörper bildet den angemessenen Abschluss des Quartierplatzes. Die Parkierung auf dem Platz ist im Norden angeordnet, wodurch eine großzügige und flexible nutzbare Fläche entsteht. Die Anordnung der Stellplätze führt jedoch zu Konflikten beim Ausparken (rückwärts). Der Ablauf beim Bringen wird nicht reibungslos funktionieren. Der Eingangsbereich des Kindergartens ist mittels Sitzbänken ansprechend gestaltet und von der Verkehrsfläche abgegrenzt. Die Einmündung von der Ochsengasse wurde um 2,10 Meter nach Norden verschoben, eventuelle Nachteile daraus müssen überprüft werden. Die Lage des Baukörpers im Norden des Grundstücks lässt viel freie Fläche für den Außenbereich. Die Einpassung in die Topographie ist gelungen. Die Rhythmitisierung der Fassade erscheint ansprechend, Aussagen zur Gestaltung des Daches fehlen (Flachdachbegrünung?). Die Nutzung des Gebäudes ist von außen nicht ablesbar, die Gestaltung erscheint neutral.
Die innere Organisation ist klar gegliedert und die einzelnen Funktionen sind sehr gut einander zugeordnet. Der Eingangsbereich mit Foyer und so weiter und dem gegenüber angeordnetem Küchen- und Essbereich bildet das Zentrum des Gebäudes. Die beiden Krippenräume für U3-jährige mit zugehörigen Nebenräumen bilden einen eigenen Bereich im Osten, der Bewegungs- und Mehrzweckbereich liegt im Westen des Gebäudes. Die vier Gruppenräume für Ü3-jährige liegen im Untergeschoss untergebracht. Daraus entsteht eine sehr gute Zonierung und die verschiedenen Nutzungsbereiche sind sehr gut ausdifferenziert. Die Belichtung des Schlafraumes im Untergeschoss nur über den Lichtraum ist ungünstig. Die offene Küche führt zu Lärmbelastungen, die vermieden werden sollten. Die Treppe ins Untergeschoss ist nicht ausreichend bemessen, vor allem vor dem Hintergrund, dass 80 Kinder aus dem UG zum Essen ins EG gehen müssen. Die Barrierefreiheit ist nicht überall gegeben. Der Flächenverbrauch und der Bruttorauminhalt sind relativ hoch, verursacht durch die Lichträume und Loggien. Die Loggien bieten andererseits eine attraktivere Erweiterung der Gruppenräume.

Der Bezug zwischen Innen- und Außenräumen ist gelungen. Verschiedene Nutzungen unterschiedlichen Charakters sind im Außenbereich möglich. Die Unterscheidung der Freifläche für U3-jährige im Osten und für die größeren Kinder im übrigen Bereich ist angemessen.

Der Außenbereich für die U-3-Gruppen führt unter Umständen zu einer Beeinträchtigung des Eidechsenlebensraums. Eine geeignete Gestaltung muss mit Fachpersonen gestaltet werden.