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Gutachterverfahren | 07/2015

Berliner Platz

Teilnahme

coido architects

Stadtplanung / Städtebau

ARGUS Stadt und Verkehr

Verkehrsplanung, Stadtplanung / Städtebau

Breimann & Bruun

Landschaftsarchitektur

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Gesamtkonzeption
Der gewählte Lösungsansatz am Berliner Platz mit den zwei neu entstehenden, begrünten Platzflächen wird positiv gesehen. Hier entsteht eine räumliche Qualität, die eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Ist-Zustand erreicht. Die geschnittenen Bäume sind ein angemessenes Element.
Das Team bearbeitet den Bereich grundsätzlich in zwei voneinander unabhängigen Teilbereichen: Dem Umfeld des Bahnhofsgebäudes im Nordwesten und der Blockstruktur im Südosten des Plangebiets.
Dieser Logik folgend, zerfällt das Plangebiet leider städtebaulich in zwei Seiten, östlich und westlich der Wittekindstraße. Beide Bereiche bleiben isoliert und beziehen sich nicht aufeinander. Die innerhalb des Teilnehmerfeldes weitgehende Reduzierung von Verkehrsräumen wird städtebaulich nicht konsequent genutzt.
Westlich der Wittekindstraße entsteht ein neuer Gebäudeblock, dessen Erschließung Fragen aufwirft. In der Kubatur und Positionierung verpasst dieses Gebäude die Chance, sich noch etwas früher zur Grünfläche zu öffnen und diesem eine Wahrnehmbarkeit und Prägnanz zu verleihen, die seiner Größe angemessen wäre.
Ob insbesondere die Kubatur des Stadtblocks östlich der Wittekindstraße auf Grundrissebene vernünftig zu nutzen ist, wird in Frage gestellt. Insbesondere eine ordentliche natürliche Belichtung der Räume dürfte an vielen Stellen kaum umzusetzen sein. Weiterhin erzeugt die massive, kaum gegliederte Straßenfront dieses Komplexes zur Wittekindstraße eine dem Stadtgefüge nicht entsprechende Raumanmutung.
Aus Fußgängersicht handelt es sich um eine 150 m lange durchgehende Nordwestfassade ohne Aufenthaltsqualität und mit fraglicher Nutzung. Die aus dem Topographieverlauf resultierende Notwendigkeit einer Sockelausbildung verstärkt dieses Problem noch. Die Tiefgaragenzufahrt scheint unter der Radbrücke fehlplatziert und ist in der dargestellten Form nicht genehmigungsfähig. Insgesamt kommt die Jury zu der Auffassung, dass eine zufriedenstellende hochbauliche Lösung dieses städtebaulich erzeugten Problembereichs kaum realistisch erscheint.
Grundsätzlich positiv gesehen wird die Anordnung des Gewerbe- und Dienstleistungsriegels parallel zur Bahntrasse. Die Grundstücke sind gut erschlossen und liegen mit guter Adresse im neuen Grünstreifen. Dieser Stadtbaustein ist gelungen, stellt jedoch nicht die zentrale Aufgabenstellung dar.
Die Fuß- und Radwegebrücke zergliedert in der dargestellten Form die Grünfläche vor dem Bahnhofsgebäude in beliebig erscheinende Teilflächen. Eine normgerechte Ausführung dieses Bauwerks (siehe Bewertung zum Verkehr) hätte erhebliche und in der Wirkung kaum abschätzbare Konsequenzen für die Gestaltung des Grünraums vor dem Hannoverschen Bahnhof und für die Raumwirkung des historischen Gebäudes.
Die Arbeit ist wenig durchgearbeitet und bleibt in vielen Bereichen an der Oberfläche, was sich in einer Reihe nicht zu beantwortender Fragen niederschlägt.

Verkehr
Generell positiv wird die entschlossene Reduzierung der Einmündungsbereiche gewertet. Allerdings führt die Sperrung der Karlstraße und des Breiten Gangs zur Entkopplung des nordwestlichen Quartiers vom Schwerlastverkehr, da die Einmündung vom Erich-Maria-Remarque-Ring (E.-M.-R.-Ring) aus für Auflieger nicht nutzbar ist. Angesichts der vorhandenen Gewerbebetriebe ist die vorgeschlagene Lösung nicht umsetzbar.
Ebenfalls positiv wird das Heranrücken zweier Haltestellen an die Kreuzung Berliner Platz und die Einrichtung von zwei Linksabbiegerstreifen vom E.-M.-R.-Ring in Richtung Wittekindstraße gesehen. Die Beibehaltung der Zweistreifigkeit in der Knotenpunktausfahrt Wittekindstraße stadtauswärts wird hingegen nicht verstanden.
Die Höhenentwicklung der vorgeschlagenen Fahrradtrasse und -Brücke ist technisch nicht nachvollziehbar gelöst. Der Hinweis aus dem Zwischenkolloquium zum detaillierten technischen Nachweis dieses Bauwerks wurde nicht aufgegriffen. In der dargestellten Form reicht die erzeugte Durchfahrtshöhe auf der stadteinwärts gerichteten Fahrbahn der Wittekindstraße bei weitem nicht aus. Die Fußgängererreichbarkeit ist unzureichend.
Die Erschließung der Tiefgarage (rechts rein, rechts raus) erzeugt zusätzliche Verkehre und ist nicht benutzerfreundlich. Die notwendigen Vorbereiche der beiden getrennten Ein- und Ausfahrten sind nicht dargestellt.
Der gezeigte Lösungsansatz zur Radwegeverbindung zwischen Hauptbahnhof über die Schillerstraße in Richtung Innenstadt wird verkehrssicherheitstechnisch sehr problematisch gesehen.

Landschaftsarchitektur
Das freiraumplanerische Leitbild mit einem neuen durchgängigen Ost-West-Grünzug entlang der Bahngleise mit integriertem Radwegenetz überzeugt ebenso, wie die Vorplätze am Berliner Platz mit Baumbosketts als Auftakt zur Innenstadt.
Die weitere Detaillierung und Integration der Fahrrad-Fußgängerbrücke durch Höhenlage, Funktionalität und Gestaltung lässt hingegen keine zusammenhängenden Freiräume mehr erkennen und lässt daher für das Quartier die identitätsstiftende Wirkung vermissen. Im Bereich der Kleiststraße wird durch die Planung einer Tiefgarage die Begrünung im Sinne des Gesamtkonzepts nur mit Einschränkungen möglich sein.

Fazit
Insgesamt kann leider kaum eine Weiterentwicklung der Arbeit seit dem Zwischenkolloquium festgestellt werden. Die seinerzeit gestellten Fragen bleiben weiterhin unbeantwortet und weitere sind - auch aufgrund relativ geringer Durcharbeitungstiefe - hinzu gekommen.
Es bestehen erhebliche Zweifel an der technisch-normativen Umsetzungsfähigkeit zentraler Elemente und an den erzeugten Qualitäten. Aus den genannten Gründen ist diese Arbeit nicht als Grundlage der weiteren Planungen geeignet.