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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neuordnung der Ortsmitte

2. Preis

Preisgeld: 12.250 EUR

Biehler Weith Associated - Building Design Projects

Architektur, Landschaftsarchitektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

REALISIERUNGSWETTBEWERB ORTSMITTE DETTINGEN
Die Gemeinde Dettingen und ihr Umfeld unterliegen einer starken Entwicklungsdynamik. Das neue Gestaltungskonzept bildet einen weiteren Schritt zu einer städtebaulichen Aufwertung der Gemeinde. Durch einen nachhaltigen Umgang mit der natürlichen Umwelt und angemessenen Eingriffen in die Landschaft werden die bestehenden Strukturen ergänzt, erweitert und hervorgehoben.
Die neue Bebauung am alten Dorfplatz, am Fuße des Hanges bildet den Auftakt zum neuen Wohnareal. Die Analogie des Dorfplatzes leitet sich aus den Formen, Materialien und Baumstellungen des Schulhausplatzes ab. Auf der erhöhten Terrasse des Dorfplatzes wird ein Brunnen angeordnet. Die Terrasse erlaubt die Ausdehnung des neuen Quartiers über seine Grenzen hinaus und verbindet ebenfalls die geplante Wohnbebauung mit der Umgebung. Dem Wunsch eines autofreien Quartiers wird nachgegangen - die Topografie ermöglicht in der unteren Bebauung eine ebenerdige Zufahrt und kann so den kompletten Verkehr für das Gebiet abfangen. Untergebracht werden sämtliche Stellplätze für Schulen, Altenwohnen und die angrenzende Wohnbebauung. Diese gelangen durch einen Treppenturm auf ihren Quartiersplatz und können dann fussläufig ihr Zuhause erreichen. Das Wegenetz durch das Areal lässt durch ihre stichartigen Wegeverbindungen auch kurze Strecken zu. Eine Anfahrt der Rettungsfahrzeuge ist möglich. Die Zufahrt zur ebenerdigen Parkgarage befindet sich abseits des Dorfplatzes seitlich des östlichen Gebäudes, somit bleibt der alte Dorfplatz verkehrsfrei.
Beide Gebäudeteile nehmen die städtebauliche Körnung und straßenräumliche Kanten und Fluchten der umliegenden Bebauung auf. Die Verdrehung der unteren Baukörper bewirkt eine natürliche Wegeführung am Brunnensteig. Die Zugänge zu den jeweiligen Gebäude wird durch Einschnitte klar gekennzeichnet.
Den Übergang zwischen Seniorenwohnen und der oberen Bebauung bildet ein Mehrfamilienhaus. Der neu geschaffene öffentliche Freiraum wird als zentrales Element für eine optimale Vernetzung der Bebauung mit der Ortschaft konzipiert. Es wird eine Durchlässigkeit des Perimeters von der Wohnsiedlung im Norden her bis zum Zentrum angestrebt.
Die Gestaltung der Hauptachsen in Nord-Süd-Richtung bestehen aus der Sequenz von platzartigen Räumen, diese betonen den Ausdruck der architektonischen Formen innerhalb des Begegnungsraumes des Bearbeitungsperimeters. Zugleich bilden sie eine gewisse Durchlässigkeit des Quartiers und neue attraktive Orte für den Publikumsverkehr, wie beispielsweise auch die Aussichtsplattform am Hochpunkt des Hanges mit einem Trinkwasserbrunnen. Fußgänger und Fahrradfahrer können über abwechslungsreiche öffentliche Räume zum Alltagsziel kommen.
Die Parzellen der Wohnbebauung sind durch eine Vorzone vom öffentlichem Bereich getrennt und dient so als Filter zur privaten Zone. Den Wohneinheiten zugeordnet sind Gärten die durch die terrassenartige Topografie ihren ganz eigenen privaten Charakter erhalten. In diesem Bereich sind die Wohneinheiten mit zwei Vollgeschossen und einem Hanggeschoss konzipiert. Durch eine breites Nutzungsangebot innherhalb der Gebäude wird ein generationsüberschreitende Durchmischung des Quartiers angestrebt. Beispielsweise kann eine neue Mensa Treffpunkt für Senioren, Schüler, Kinder und Bewohner sein.
Öffentliche Nutzungen, wie eine Praxis und ein kleiner Quartiersladen unterstreichen den Gedanken eines Miteinanders von Jung und Alt. Das Seniorenwohnen ist so konzipiert dass es sich den demografischen Begebenheiten anpassen kann. Das Zusammenfassen von Wohneinheiten ermöglicht weitere Formen des Zusammenlebens. Die Wertung und deutliche Differenzierung von privaten und öffentlichen Aussenräumen stellt eine entsprechende Verknüpfung mit den bestehenden Strukturen her. Es entsteht darüber hinaus eine spielerische Variation von Aufenthaltsflächen und Verbindungswegen. Durch angemessene Eingriffe entsteht eine qualitative Erweiterung des öffentlichen Raumes. Diese schaffen einen vielfältig nutzbaren und qualitativ wertvollen Aussenraum, der sowohl die Kommunikation als auch die Interaktion zwischen den Be- und Anwohnern fördert. Durch diese attraktiven Aussen- und Strassenräume wird eine langfristige Beziehung zwischen dem bestehenden Dettingen und dem neuen verfasst. Im Rahmen des Konzepts wird der Strassenraum mithilfe gestalterischen Massnahmen, welche sich temporeduzierend auf die Allensbacherstrasse auswirken, zu einem durchmischten, lebendigen Strassenraum. Ein platzähnlicher Vorbereich vor dem Kaufhaus kann freigespielt werden. Der Strassenraum wird nicht mehr getrennt geführt, sondern als attraktive Verbindung zwischen Schulareal, Dorfplatz und neu geschaffenem Quartier wahrgenommen. Durch die prominente Treppenanlage schliesst die Begegnungszone an das Schulhausareal auf einem erhörtem Niveau. Der Schulhausplatz wird mit seinem Treffpunkt Veranstaltungs-, Begegnungs- und Aufenthaltsort und zusätzlich als urbaner Raum wahrgenommen. Durch die inselförmig angeordneten Baumgruppen entsteht ein vielfältig nutzbarer und wertvoller Aussenraum für diverse Anlässe. Der teilweise ausgedolte Bachraum entlang des Schulwegs führt die Anwohner zum neu ausgestalteten Dorfplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich liegen die beiden Bauwerke für das Betreute Wohnen und die Pflege-Wohngemeinschaft richtig und sinnvoll um den Bereich des jetzigen Dorfplatzes. Sie sind über eine Garage verbunden, die eingeschossig über das Gelände ragt und auf dem Dach einen weiteren öffentlichen Platz anbietet. Über den westlich angeordneten Quartiersplatz entwickelt sich so eine selbstverständliche und maßstäbliche Abfolge von Freiflächen, die das geplante Wohnquartier und die Senioreneinrichtungen miteinander verbinden. Der Geländehochpunkt bleibt in einer angenehmen Weise einem öffentlichen Aussichtsplateau vorbehalten.
Das neue Wohngebiet ist als autofreies Wohngebiet konzipiert, mit Zugang aus der Tiefgarage, jedoch auch im Bedarfsfall mit dem KFZ über die Straße „Säntisblick“ anfahrbar. Die hierfür erforderliche Tiefgarage lässt sich dabei problemlos im Zuge des Baufortschritts an die Tiefgarage der Senioreneinrichtung andocken und über diese erschließen. Insgesamt wird das neue Wohnquartier als innovativer und wirtschaftlicher Beitrag für die gestellte Aufgabe gewertet, die für den Arten-schutz geforderte Grünzäsur ist zu prüfen.
Durch die Freilegung des verdolten Bachs entsteht eine schöne Verbindung zur Ortsmitte, wo das Café im Bürgerhaus einen südost- orientierten Außensitzplatz erhält, indem die vorhandenen Mauern und Hecken durch eine wohl proportionierte Treppenanlage ersetzt werden. Die Fahrbahn der Allensbacher Straße wird durch eine angemessene Belagsgestaltung in die Platzbildung einbezogen, ob die angedeuteten Rampen in diesem Zusammenhang notwendig sind, wird kontrovers beurteilt. Obwohl die Tiefgarage ebenerdig zum Dorfplatz liegt und auch über diesen erschlossen wird, tritt sie in der Südansicht zwischen den beiden schönen Gebäudefassaden nur zurückhaltend in Erscheinung. Es ist fraglich, inwieweit die im Erdgeschoss vorgesehenen Einrichtungen wie Café oder Quartiersladen in Konkurrenz zum Bürgerhaus treten und insoweit kontraproduktiv wirken. Die Pflege-Wohngemeinschaft hat eine kompakte Grundform, die Zimmer sind um einen zentralen Gemeinschaftsbereich mit begrüntem Lichthof angeordnet, allerdings mit dem Nachteil, dass im Zuge der Einsichtigkeit durch die darüber liegenden Geschosse die Privatheit dieses Freibereichs beeinträchtigt ist. Eine gute Ergänzung sind die Loggia nach Süden sowie der Demenzgarten nach Westen.
Kritisiert wird der Sachverhalt, dass einige der betreuten Wohnungen nach Norden orientiert sind, hier bietet auch der Laubengang keine nennenswerte Entlastung. Durch die kompakte, flächensparende Bauweise, mit verhältnismäßig wenig Erdarbeiten kann von einer guten Wirtschaftlichkeit bei der Erstellung der Anlage ausgegangen werden.
Die Arbeit hat ihre Stärken in der städtebaulichen Gesamtkomposition, die Verbindung mit dem Ideenteil ist gestalterisch und funktional stimmig, die Bauten des Realisierungsteils sind in den Fassaden ansprechend durchkomponiert. Nachteilig wirken sich die nordausgerichteten Wohnungen aus.