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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2015

Neubau der Akademie und Zentralverwaltung Deutscher Fußball-Bund

4. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

agps architecture ltd.

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

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Energieplanung

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sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Ein Stern in der Lichtung …

So einfach dieses Bild auch erscheinen mag, leitet sich die Grundrißgeometrie des Gebäudes für die Akademie und Zentrale des Deutschen Fußball-Bunds aus einem Verständnis der Aufgabenanforderungen ab:

• Zum einen steht jeder Arm des Sterns für eine bestimmte Nutzung, die – in jeweils einem Gebäudeflügel zusammengefaßt – klare Identifikationszuordnungen erlaubt: die Akademie, die Zentralverwaltung, die öffentlichen Bereiche mit dem Athletenhaus, das Parkgebäude und die Service-Funktionen.

• Zum anderen teilen sich die verschiedenen Nutzungseinheiten ein Zentrum, welches – als Begegnungsort – Synergien zwischen den Teilbereichen ermöglicht und den kommunikativen Austausch zwischen Nutzungsgruppen fördert: Trainer, Spieler, Nachwuchsfußballer, Mitarbeiter, Besucher, usw.

• Die sternenförmige Anlage wird der Anforderung gerecht, Erweiterungsflächen vorzusehen: die verschiedenen Nutzungsbereiche können je nach Bedürfnis und schrittweise im Laufe der Zeit entlang der Achsen des Sterns vergrößert werden – ohne die anderen Bereiche während der Bauphase zu beeinträchtigen.

• Entsprechend ihrer Nutzung unterscheiden sich die Gebäudeflügel in ihrer Höhe – von eins bis fünf Geschossen. Dem Erdgeschoß oder ‚Parterre’ sind jene Funktionen zugeordnet, die einen direkten Bezug zum Außenraum und insbesondere zu den Spielfeldern erfordern. Dem darüber liegenden Geschoß kommt eine besondere Bedeutung zu, insofern es – sozusagen als ‚Beletage’ oder ‚Piano Nobile’ – alle öffentlicheren Bereiche des Gebäudes miteinander verbindet. Von hier aus überblickt man die gesamte Anlage, mit der Skyline von Frankfurt am Main im Hintergrund. Die oberen Geschosse hingegen weisen einen höheren Grad an Privatheit auf, um in Ruhe arbeiten oder sich nachts zurückziehen zu können.

• Der Stern hat ein Innenleben. Die Gebäudeflügel unterscheiden sich in ihrer räumlichen Organisation und Gestalt. Alternierende öffentliche und private Zonen gliedern den Raum in Bereiche mit unterschiedlichen Eigenschaften: das zentrale Atrium, die Cafeteria und das Restaurant, die Gemeinschaftsräume des Athletenhauses, die Begegnungsorte für Trainer und Bibliothek der Akademie, die informellen Aufenthaltsräume der Verwaltung, usw. – eine Vielfalt in der Einheit, die das äußere Erscheinungsbild des DFB-Sterns auf diskrete Weise prägt.

Die Lichtung, in welcher der DFB-‘Stern’ als freistehendes Objekt glänzt, bildet das zentrale landschaftsräumliche Element des Projekts. Dieser Raum wird von Bäumen gefaßt, die als Bestandteile einer natürlichen Wand den äußeren Rand und wahrnehmbaren Horizont der Anlage definieren. Lose Baumgruppen, welche die markante Einzelstellung bestehender Bäume hervorheben, bilden eine weitere Schicht. Diese löst sich vom Waldrand und gliedert den Raum in unterschiedliche Bereiche – zum einen der nördlich gelegene öffentliche Park und zum anderen die Außenanlagen der DFB Akademie. Dieser Nahstelle kommt eine besondere Bedeutung zu, insofern sie sowohl verbindend als auch trennend ist: räumlich verbindend, um der Weite des Raums Ausdruck zu verleihen, und funktional trennend, um den Sicherheits-ansprüchen des DFB gerecht zu werden.
Die wichtigste Außenfläche ist jene der Spielfelder. Während diese zueinander versetzt sind, strukturieren sie mit den als Linien in der Landschaft konzipierten Ballfängen die Weite des Raums. Das resultierende Bild entspricht gewissermaßen jenem eines in der Waldlichtung ausgelegten Teppichs.
Ebenso von Bedeutung ist der von der Kennedy Allee erreichbare Vorplatz, eine Art ‚Cour d’ Honneurs’ und Visitenkarte der Anlage. Hier treffen sich die Fans, hier kommen die Busse an, hier befinden sich Vorfahrt und Eingang, und hier sitzt man in der Sonne, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken – ein städtischer Platz in der Lichtung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Lösungsansatz eines sternförmigen Solitärs überzeugt die Jury als gelungener Beitrag zur Aufgabenstellung. Die unterschiedlichen Nutzungen bekommen in ihrer Zuordnung zu den strahlenförmigen Gebäudeteilen eine klare Orientierung und Identität und werden über die Mitte des Sterns als Zentrum und Ort der Begegnung miteinander gut vernetzt.

Städtebaulich nimmt die vorgeschlagene Großform bewusst keinen direkten Bezug auf den Kontext des angrenzenden Stadtteils auf. Dies führt allerdings auch dazu, dass durch die an der Straße angelagerten Logistik- und Versorgungsfunktionen und der geplante Wirtschaftshof zum angrenzenden Hotel eine Rückseite ausgebildet wird.

Die variablen Höhen und Breiten der einzelnen Gebäudeteile erfüllen die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzungen und schaffen differenzierte Atmosphären und Charaktere in den Zwischenbereichen und Höfen. Im Obergeschoss verbinden sich die halböffentlichen Nutzungen aller Bereiche und ermöglichen einen offenen Grundriss und die Aussicht auf Spielfelder und Skyline der Stadt.

Die Gebäudeform bringt jedoch auch Einschränkungen für die Funktionalität. So liegt der Zentralbereich von den Spielfeldern abgewandt. In den spitz zulaufenden Innenecken liegen die Büroräume in einem direkten Gegenüber zur Parkgarage. Zudem scheint die Erschließung der Erweiterungsflächen nach Norden unbefriedigend.

Die bauliche Umsetzung und Erweiterung des vorgeschlagenen Gebäudes erscheinen unproblematisch, ebenso die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen, die im Grundriss weitgehend integrierbar sind.

Besonders lobend hervorgehoben wird auch die Einfassung der Sportflächen, gleich einer geöffneten Hand, durch die L-förmige Anordnung zweier Strahlen des sternförmigen Gebäudes. Die Nähe der zugeordneten Nutzungen durch ihre Lage im Erdgeschoss wird begrüßt.

Große Teile der Freiflächen im Süden und Westen werden leider nur als offene Stellplätze ausgebildet. Positiv wird die Öffnung der fingerartigen Grundform nach Norden zu einem freien Landschaftsraum mit lockeren Bauminseln gesehen. Die Zugangssituation sowie die spitzwinklig zulaufenden Höfe werden als wenig überzeugend bewertet. Der Standort der zukünftigen Fußballhalle greift stark in den Baumbestand ein, ohne jedoch einen überzeugenden Bezug zum Gesamtkontext zu entwickeln. Das steht im Widerspruch zu dem Vorteil der differenzierten Gebäudeform, die den Erhalt der geschützten Bäume ermöglichen würde.

Insgesamt ist die vorgeschlagene Lösung ein interessantes und innovatives Konzept für die Akademie und die Zentrale des DFB.
Situation M 1:1000

Situation M 1:1000

2. Phase

2. Phase

Perspektive

Perspektive

2. Phase

2. Phase

2. Phase

2. Phase

Axonometrie

Axonometrie

2. Phase

2. Phase

2. Phase

2. Phase

Schnitt A-A'

Schnitt A-A'

2. Phase

2. Phase

Schnitt A-A'

Schnitt A-A'

2. Phase

2. Phase

Schnitt B-B'

Schnitt B-B'

1. Phase

1. Phase

Schnitt B-B'

Schnitt B-B'

1. Phase

1. Phase

1. Phase

1. Phase