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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Modernisierung der Walter-Eucken-Schule

Anerkennung

Preisgeld: 4.500 EUR

KTL Architekten | Koczor Teuchert Lünz GbR | Architekten BDA Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
In die ansonsten unveränderte konstruktive Struktur des Schulgebäudes wird als neues Element ein über alle Geschosse gehender und von oben tagesbelichteter Luftraum eingeführt. So kann die bisher dunkle Mitte zur attraktiven Erschließungs-, Kommunikations- und Arbeitszone aufgewertet werden.
Das Brandschutzkonzept, welches die Beibehaltung der Fluchtbalkone vorsieht, lässt darüber hinaus eine offene und flexible Gestaltung der Grundrisse ohne die Anordnung von notwendigen Fluren zu. Dadurch können Klassenräume zur zentralen Zone hin geöffnet und große zusammenhängende Bereiche gebildet werden. Abhängig vom angestrebten pädagogischen Konzept sind hier verschiedenste Varianten denkbar.
Die Fluchtbalkone dienen auch als Reinigungsbalkone sowie zur Installation der Sonnenschutzanlage. Diese bildet eine transparente farbige Hülle, die das Gebäude im interessanten Kontrast zu dem massiv wirkenden Erweiterungsbau als „leichten, schwebenden“ Kubus erscheinen lässt.
Brandschutzkonzept
Die Fluchtbalkone bleiben grundsätzlich erhalten. Die Betonfertigteile werden vor der Erneuerung der Fassade abgenommen und falls das möglich ist, saniert und ohne die seitherigen Betonbrüstungen in 1,20 m-nutzbarer Gehbreite wieder angebracht. Ggf. werden sie durch neue F 90- Platten ersetzt. Jeder Raum erhält einen Notausgang, von dem aus die Flucht in zwei Richtungen (zur Außentreppe und zum Erweiterungsbau) möglich ist.
Im Inneren werden zwei Brandschutzbereiche (F 90- Abtrennung mit T30-RS-Türen) mit jeweiligem Zugang zum rauchgeschützten Haupttreppenhaus gebildet.
In Verbindung mit einer Brandmeldeanlage können so die Grundrisse in den beiden Brandschutzabschnitten des Altbaus jeweils offen und flexibel, d.h. ohne notwendige Flure, gestaltet und ein durchgehender Hallenraum geschaffen werden, der über das Glasdach entraucht wird.
Die tragenden Stahlbetonfertigteildecken werden unterseitig durch das Aufbringen eines speziellen Spritzputzes auf F 90 ertüchtigt.
Energiekonzept / Haustechnik
Für die neue Gebäudehülle werden Systeme und Dämmstärken so gewählt, dass sie jeweils 30 % unter den U-Werten des Referenzgebäudes nach EnEV 2014 liegen
In Verbindung mit der ebenfalls komplett erneuerten und im Folgenden beschriebenen Haustechnik kann der Stand EnEV 2014 für Neubauten problemlos erreicht werden.
Heizung und Lüftung im Winterbetrieb
Die Wärmegrundlast wird über in die Fensterbrüstungen integrierte neue Heizkörper eingebracht, die den neuen Randbedingungen entsprechend gering dimensioniert werden können.
Zur Sicherstellung eines hohen klimatischen Komforts und zur Einhaltung der Vorgaben der EnEV werden alle Räume über CO²-Sensoren gesteuert mechanisch be- und entlüftet.
Die an der Fassade liegenden Räume über im Deckenbereich hinter der Fassade liegende dezentrale Zu- und Abluftgeräte mit WRG.
In den innen liegenden Raumzonen erfolgt die Belüftung aus einer zentralen Lüftungsanlage mit WRG heraus, die im Dachaufbau über dem Treppenhaus untergebracht wird. Die Leitungsführung erfolgt über die vertikalen Schächte im Kern und in der abgehängten Decke.
Kühlung und Lüftung im Sommerbetrieb
Im Sommer hängt der Komfort und die Einhaltung der EnEV vor allem von einer wirkungsvollen Reduzierung der inneren und äußeren Wärmelasten ab. Die Fassade ist deshalb ringsum mit einem außen liegenden Sonnenschutz versehen, hier in Form von drehbaren Großlamellen aus Streckmetall, die den Vorteil extremer Windstabilität und hoher Nachhaltigkeit haben. Die Steuerung und der Antrieb erfolgt anhand verschiedener Parameter automatisch.
Die zentralen und dezentralen Lüftungsgeräte sind im Bypass und in Kombination mit automatischen Öffnungsflügeln für eine Nachtauskühlung (aktive Durchströmung der Räume mit kühler Nachtluft) steuerbar. Zur Aktivierung der Stahlbetondecken und - unterzüge als Speichermasse werden die abgehängten Decken als weitgehrend offene Raster- oder Streckmetalldecken mit nur teilweiser Absorbtionsauflage ausgebildet.
Die Frischluftzufuhr erfolgt an warmen/heißen Tagen über die dezentralen bzw. zentralen Lüftungsgeräte, deren WRG- Einheiten die sich erwärmende Außenluft eine gewisse Zeit lang auf dem niedrigeren Temperaturniveau im Inneren halten. Notausgangstüren und Öffnungsflügel in der Fassade können für die Frischluftzufuhr an ausgeglichenen Tagen verwendet werden.
Bauabschnitte
Alternative 1: Komplette Auslagerung des Schulbetriebs z.B. in Container und Ausführung der Maßnahmen in einem Zuge. Die Bauzeit betrüge ca. 18 Monate. Zu den Baukosten kämen hier noch Containerkosten von 3- 4 Mio. € hinzu.
Alternative 2:
Bauausführung im laufenden Betrieb in mehreren Bauabschnitten, so dass immer nur wenige Räume gleichzeitig außer Betrieb genommen werden müssen. Die daraus folgende längere Gesamtbauzeit und die entstehenden Behinderungen des täglichen Betriebs können durch eine Ausdehnung bzw. Verlagerung der Arbeitszeiten auf Nacht und Wochenenden reduziert werden. Zu berücksichtigen ist die ständige Aufrechterhaltung ausreichender Flucht- und Rettungswege, v.a. der Zugang zum Fluchtbalkon und zum Treppenhaus.
Es werden maximal 6 vertikale Abschnitte vorgeschlagen, die jeweils in folgenden Schritten bearbeitet werden:
- Abbau aller übereinander liegenden Balkone,
- Stellung Gerüst und Bauaufzug.
Weiter sukzessive von oben nach unten mit Logistik von Außen und Abschottung nach Innen:
- Rückbau Innenausbau und Installationen
- Brandschutzertüchtigung der Betondecken
- Austausch Fassaden / Fenster
- Technikinstallation und Innenausbau
So sind im jeweiligen Abschnitt zwei Geschosse gleichzeitig in Bearbeitung, d.h. 5-6 Räume außer Betrieb. Nach Fertigstellung der Räume im 1. OG :
- Gerüstabbau und Beginn des nächsten vertikalen Abschnitts mit der Balkondemontage
- Wiedermontage der mit Schutzgeländern vorgerichteten Balkone von unten nach oben.
- Montage und Ausrichtung der Sonnenschutzlamellen von den Balkonen aus.
Parallel zur Erneuerung der Fassade und des Innenausbaus der Obergeschosse erfolgt die Sanierung des Erdgeschosses in maximal zwei Abschnitten unter Sicherstellung des Zugangs zum Treppenhaus sowie die Herstellung des Hallenraums über alle Geschosse, indem der Bereich um die zukünftigen Deckenaussparungen abgeschottet wird und die betroffenen Pi-Platten sukzessive von oben nach unten über das Dach mit dem Kran herausgehoben werden.
Der komplexe Bauablauf wird über einen taggenauen Terminplan gesteuert, der bereits Bestandteil der Ausschreibungsunterlagen aller Gewerke ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die konstruktive Struktur des Gebäudes wird berücksichtigt und beibehalten.
Die vorhandene Kubatur wird eingehalten. Zentrales Element der Arbeit ist ein über alle Geschosse reichender Luftraum. Damit entsteht eine räumliche Mitte, die die Grundrisse gut strukturiert und über ein Oberlicht mit Tageslicht versorgt. Folgerichtig sind Schülerarbeitsbereiche der Halle angelagert. So entsteht ein Raum der für die schulischen Zwecke optimal nutzbar wird und die innenräumlichen Qualitäten deutlich aufwertet.
Die beiden Hauptzugänge werden gleichwertig ausgebildet und führen direkt in die Halle. Der Baukörper schwebt über dem Erdgeschoss und steht in einem spannenden Gegensatz zum Erweiterungsbau. Kritisch bewertet wird die gewählte Konstruktion der Fassade. Die mit vertikalen Lochblechlamellen gegliederte zweischalige Fassade kann in Ihrer Funktion und Gestalt nicht überzeugen, da die Tageslichtnutzung eingeschränkt wird, der hohe Investitionsaufwand und aufwendige Unterhalt negativ bewertet wird und somit keinen positiven Beitrag hinsichtlich der Aufgabenstellung darstellt.
Kontrovers diskutiert wird auch die expressive Farbgebung des Lamellenkleides. Das vorgeschlagene Brandschutzkonzept funktioniert, unterstellt man die Erneuerung des westlichen Fluchttreppenhauses im Hinblick auf die notwendigen Laufbreiten. Das vorgeschlagene Technikkonzept erscheint plausibel, ist jedoch nicht durchgängig dargestellt.