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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neubau Campus Biel/Bienne_Berner Fachhochschule BFH

7. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Fawad Kazi Architekt

Architektur

Bänziger Partner AG

Bauingenieurwesen

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Amstein + Walthert AG

Akustikplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Grossvolumen besetzt mit dem Endausbau die gesamte zur Verfügung stehende Arealfläche. Der beachtliche trapezförmige Baukörper setzt einen neuen, nicht unumstrittenen Massstab im Geviert. Er wird durch mehrere Innenhöfe unterschiedlicher Nutzungen perforiert. Die erste Etappe ist geschickt angelegt, so dass die Bauten an der Salzhausstrasse vorerst erhalten bleiben können.
Die klare städtebauliche Haltung mit einem durch Strassenbaulinien definierten Baukörper, bietet rundherum dynamische Strassenräume an. Folgerichtig wird der notwendige Vorplatz in den grössten Innenhof verlegt und mit einer grosszügigen architektonischen Geste des Tordurchgangs an die Marcelin-Chipot-Strasse angebunden.

Begrüssenswert ist das Zurücknehmen des zweigeschossigen Sockels entlang der wichtigen Fussgängerachse, so dass etwas mehr öffentlicher Raum geschaffen wird, z.B. für die Aussenbestuhlung des Restaurants. Die Sicht zur benachbarten hochwertigen GM-Fassade wird zudem weniger verdeckt.

Die Erschliessung aller Nutzungen erfolgt funktional gut gelöst über den Hof mit Zugang zum dahinter liegenden Foyer als Verteiler zu allen Nutzungen.
Der westliche Hof dient der ebenerdigen Anlieferung mit Umschlagplatz und der geschickt eingebundenen Rampe zur Tiefgarage, über welche die Anbindung der Coop-Garage erreicht wird. Allerdings wird diese etwas umständlich angefahren.
Das enge Fassadenraster lässt das Einbringen grosser Geräte direkt über die Gebäudehülle noch nicht zu.

Die Ausgestaltung der Freiräume, der Innenhöfe und der Strassenräume, ist noch nicht ausgeschöpft. Der öffentliche Raum liegt im Inneren des Gebäudekomplexes, ist verschattet und bietet wenig Qualitäten. Die Funktionalität für die Schule wird stark angezweifelt. Das Thema der vertikalen Gärten bleibt ein verbales Versprechen und wird nicht näher ausgeführt.

Der östliche Hof wird überdeckt und beinhaltet das architektonische Herzstück der Anlage:
Die Campus Hall im Erdgeschoss und die darüber liegende Bibliothek. Diese wird als Typologie des universitären Leseraums mit beachtlicher Raumhöhe und einer zenitalen Belichtung über eine Holzgitterkonstruktion hinweg zelebriert. Um den Bibliotheksraum herum stapeln sich Büros und Aufenthaltsräume über drei Etagen. Deren natürliche Belichtung indirekt über den Bibliotheksraum wird gemindert und die freie Sicht aus den Büros hinunter dürften die Bibliotheksbenutzer als unangenehm empfinden.

Die darunterliegende erdgeschossige Campus Hall liegt funktional optimal in der Anlage. Der quadratische Saal wird geprägt durch eine angenehm zurückhaltende Gestaltung mittels Holzfutteral und einem gleichmässigen Deckenraster mit präzise eingesetzten Oblichtern. Mittels Schiebewänden kann der Saal den Nutzeransprüchen entsprechend flexibel angepasst werden. Die Anbindung über das Foyer an den Innenhof verspricht attraktive Nutzungsmöglichkeiten in Kombination mit Innen- und Aussenausstellungen, einschliesslich Gastro-Angebot.
Die innere Erschliessung aller Nutzungen erfolgt übersichtlich über das Foyer mit den beiden flankierenden Erschliessungstürmen. Ein grosszügiger Luftraum als vertikale Ausdehnung des Foyers wertet die Haupterschliessung zur räumlichen Attraktion auf. Zusammen mit dem Foyer und der Campus Hall wird die für eine Fachhochschule eher überraschend wirkende Raumabfolge des Theaters zelebriert.

Die weiteren, regelmässig verteilten (Flucht-) Treppenhäuser sind als Shortcuts gedacht und entsprechend rein funktional ausgebildet. Die Korridore wirken teilweise überdurchschnittlich lang und weisen kaum räumliche Qualitäten auf, der Bezug zum Aussenraum bleibt minimal. Die Nutzungsverteilung ist in allen Geschossen gut gelöst, wobei die Geschosshöhen unterschiedlich sind und damit die Flexibilität etwas eingeschränkt wird.

Das Tragwerkskonzept ist sorgfältig ausgearbeitet, die Details geeignet ausformuliert. Das regelmässige Raster mit einem hohen Wiederholungsgrad wird der Holzbauweise gerecht und ermöglicht eine rationelle Herstellung des Deckensystems.

Die Wirtschaftlichkeit wird angemessen bewertet, der Landverbrauch ist bei der ersten Etappe verhältnismässig gering.

Die Gebäudehülle mit zweigeschossiger, transparenter Sockelzone ist angenehm proportioniert. Die geschosshohen Verglasungen über alle Fassaden hinweg fordern Layout-Planer und Nutzer gleichermassen heraus: Arbeitsplätze direkt an der Gebäudehülle – insbesondere im Laborbereich - könnten dadurch eingeschränkt werden. Demgegenüber steht der Gedanke, eine offene, transparente und lebendige Schule gegen aussen abzubilden. Mit Hilfe eines Screens aus vertikal angeordneten Kanthölzern bleibt eine gewünschte Intimsphäre gewährleistet. Die Stäbe geben dem grossmassstäblichen Volumen eine wohltuende vertikale Gliederung, in der Perspektive des Strassenraums aber wirken sie zu stark geschlossen und etwas fremd im urbanen Raum.

Gesamtwürdigung
Das Projekt „here comes the sun“ zeichnet sich aus durch eine hohe Dominanz im Stadtraum, welche den öffentlichen Raum stark besetzt. Es weist eine eindrückliche, etwas überzeichnete Raumabfolge auf über Hof – Foyer und Campussaal. Die innere Organisation ist sehr gut gelöst und verspricht bei angemessener Wirtschaftlichkeit eine hohe Nutzungsflexibilität. Der architektonische Ausdruck ist noch zu plakativ gewählt.