modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
9. Rang 10 / 10

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neubau Campus Biel/Bienne_Berner Fachhochschule BFH

10. Rang / 9. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Müller Sigrist Architekten

Architektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Bachofner & Partner AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt schlägt eine Anordnung von zwei kammartigen Gebäudeteilen vor, die im Zentrum über einen öffentlichen Bereich verbunden sind. Es besetzt die Mitte des verfügbaren Perimeters. Der Baukörper definiert eine eher zufällige und unklare Abgrenzung der umgebenden Strassenräume. Die zukünftige Erweiterung des Campus wird im östlichen Bereich des Perimeters vorgeschlagen. Im Westen entlang der Marcelin- Chipot-Strasse dient ein dreiecksförmiger Platz als Zugang für Studenten und Besucher. Neben dem Haupteingang zur Berner Fachhochschule öffnen sich auch die Cafeteria und der Eingangsbereich der multifunktionalen Campus Hall sich zu diesem Platz hin.
Die beiden Plätze an der Marcelin-Chipot-Strasse sind im Zusammenklang mit der grossen Gebäudemasse nur schwer als Aufenthaltsbereiche vorstellbar, die gezeigte Ausgestaltung trägt noch nicht zur Qualität bei. Der Eingang liegt etwas versteckt hinter der Campus Hall. Die Höfe der kammartigen Anordnung sind extrem tief und schmal und können so nichts zu den gewünschten Aufenthaltsbereichen beitragen.

Die Volumetrie des Gebäudeensembles bleibt mit sechs Etagen eher zurückhaltend. Sie ordnet sich in die Umgebung ein, ist aber in Bezug auf einen eigenständigen Charakter des technischen Campus-Gebäudes zu hinterfragen.
Die zurückhaltende Lösung erlaubt eine strukturierte und eindeutige Aufteilung des Raumprogramms. Die gegen Westen positionierten Gebäudekörper sind hauptsächlich für konventionelle Unterrichtszimmer, Büros und spezielle Arbeitsräume vorgesehen. Die östlichen Gebäudekörper beherbergen mehrheitlich die Werkstätten und Labore.

Die beiden Gebäudeteile werden mittig mit einer gemeinsamen Passage verbunden, welche die Zugänge zur vertikalen Erschliessung übernimmt. Die Gestaltung dieser horizontalen Achse geschieht je nach Etage auf unterschiedliche Weise, beispielsweise in den oberen Geschossen mit Lichtschächten oder einer Verbindung per Galerie in die zweite oder dritte Ebene. Im sechsten Stock ist der gemeinsame Verbindungstrakt unterbrochen, so dass die Räume und Flächen nur über die darunterliegenden Stockwerke miteinander verbunden sind.

Der grösste Teil der Unterrichts- und Arbeitsräume, aber auch der Werkstätten und Labors, ist jeweils in den kammartigen Gebäudeteilen angeordnet. Diese Anordnung ermöglicht, dass alle Arbeits- und Unterrichtseinheiten mit Tageslicht belichtet sind. Allerdings ist der hofartige Aussenraum zwischen den kammartigen Gebäudeteilen in Anbetracht der Anzahl Stockwerke zu schmal und beeinträchtigt den Nutzen und das Gesamtbild.

Die Anlieferung der Werkstätten im Erdgeschoss ist angesichts der geringen zur Verfügung stehenden Fläche nicht optimal angeordnet. Sie erlaubt jedoch eine flexible Nutzung und direkte Anlieferung der Werkstätten. Eine Hauptladezone befindet sich im Norden entlang der Johann-Aberli-Strasse. Die unterirdische Verbindung der Tiefgaragen des Campus mit dem angrenzenden Coop-Zentrum überzeugt noch nicht.

Das strukturelle Konzept des Holzbaus scheint gut bewältigt zu sein, jedoch erschwert die vorgesehene Anordnung der vertikalen Träger die Flexibilität in der Flächennutzung. Der architektonische Ausdruck erfüllt die an ein solches Bauwerk gestellten Erwartungen, auch wenn die Anordnung der vertikalen Fassadenelemente sowie die Integration der Sonnenblenden noch nicht vollumfänglich geklärt sind.

Die multifunktionale Campus Hall ist im westlichen Teil des Bauvolumens integriert. Seine Positionierung kopfseitig vorverschoben zum Haupteingang an der Marcelin-Chipot-Strasse und die grössere Raumhöhe, könnten der Campus Hall die nötige Identifikation und Singularität verschaffen.

Die Erweiterung des Campuskomplexes im Osten übernimmt die konstruktiven Prinzipien des kammartigen Gebildes der ersten Etappe. Die Angliederung dieses Erweiterungsbaus mit Hilfe von Passerellen im ersten Stockwerk ist jedoch ungenügend.

Gesamtwürdigung
Die vorgeschlagene Lösung erfüllt einige der städtebaulichen Ansprüche, die an ein so prominentes Projekt gestellt werden. Es berücksichtigt die notwendige Einzigartigkeit und den aussergewöhnlichen Charakter eines technischen Hochschulcampus und gliedert sich dank des kompakten Volumens gut in das bestehende Quartier ein. Aus funktionaler Sicht entspricht das Projekt den Vorgaben, ohne allerdings gesamthaft hinsichtlich der Qualität der Erschliessungs- und der Begegnungsräumen zwischen den einzelnen Unterrichtsbereichen zu überzeugen. Die zu schmal gehaltenen Lichthöfe in den Zwischenräumen der Kammstruktur stellen für die Arbeitsplätze keine genügende Versorgung mit Tageslicht und Ausblick bereit. Die Projektverfasser bauen eine einfache, bisweilen sogar zu einfache Raumstruktur auf. Damit stellen sie die Verbindungen und die kurzen Wege sicher, die für die Erschliessung eines solchen Komplexes unerlässlich sind. Dem Vorschlag fehlt es allerdings an räumlichen Erlebnissen; das Potential der gewählten Struktur wird nicht vollständig ausgeschöpft.
9. Rang 10 / 10