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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2015

Ersatzneubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße

Eingang Grundschule

Eingang Grundschule

4. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

PSA Pfletscher und Steffan

Architektur

Landschaftsarchitektur Stiegler

Landschaftsarchitektur

Behringer Beratende Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebau

Die Grundschule bildet mit ihrer reduzierten kubischen Form und dem sachlichen, klaren Erscheinungsbild in dem heterogenen baulichen Umfeld einen Ruhepol. Durch die gewählte Typologie und Baukörperkonfiguration reagiert der Neubau auf die unterschiedlichen Dimensionen der Nachbarbebauung.

Die Grundschule wird als zweigeschossiger Pavillontyp vorgeschlagen der sich in seiner Höhe maßstäblich in die überwiegend niedrige umgebende Wohnbebauung einfügt.
Das Rathaus und das neue Schulgebäude bilden an der Rathausstrasse hoch und flächig kontrastierend ein spannungsvolles Ensemble mit jeweils eigenständiger Gestalt und Materialität.
Als langgestreckter Baukörper besetzt der Neubau die westliche Kante des Grundstückes und schirmt die Wohnbebauung gegenüber dem Schulareal ab.
Im Norden an der Poststrasse entsteht durch die Gebäudesituierung ein großzügiger und gut nutzbarer Vorplatz der dem Eingang in Schule und Sporthalle vorgeschaltet ist.

Erd- und Obergeschoss des Neubaues sind typologisch unterschiedlich. Das Erdgeschoss, das die gemeinschaftlich genutzten Funktionen aufnimmt, ist als durchgängiger, großmaßstäblicher Baukörper konzipiert.
In der Ausbildung von vier individuellen Lernhäusern im Obergeschoss spiegelt sich die Dimension der angrenzenden Wohnbebauung wider.
Die Spielterrassen zwischen den Lernhäusern korrespondieren mit den westlich anschließenden Hausgärten. Zudem kann bei den Lernhäusern vom Abstandsflächenprivileg H/2 Gebrauch gemacht werden, da die einzelnen Lernhäuser nur circa 15 m breit sind.

Innere Organisation
Die innere Organisation der Schule ist einfach und bietet den Nutzern und Besuchern eine gute Orientierbarkeit. Die Erschliessung ist räumlich offen und kommunikativ organisiert und bildet durch die Versorgung mit Tageslicht attraktive Aufenthaltszonen innerhalb des Gebäudes.
Zusammenhängende Gemeinschaftsbereiche und die individuellen Lerncluster bilden – getrennt nach Etagen – mit jeweils eigenen Raumtypologien baulich unterschiedlich dimensionierte Gebäudeteile ab.
Der Haupteingang an der Postrasse leitet in ein Vestibül, über das der offene Gemeinschaftsbereich - Aula und Mensa als räumlicher Verbund und auch die anderen Funktionsbereiche der Schule erreicht werden.
Eine Erschliessungsmagistrale verbindet jeweils im Erdgeschoss die Gemeinschaftsbereiche und im Obergeschoss die seriell organisierten Lerncluster und den Kreativbereich miteinander.
Die Erschliessungsmagistrale im Obergeschoss wird durch die Lernhäuser in einzelne Bereiche gegliedert, denen jeweils eine offene Treppe zugeordnet ist.
Die Lerncluster im Obergeschoss sind räumlich und organisatorisch eigenständig.
Klassen- und Nebenräume sind jeweils um die zentral innerhalb des Clusters gelegen Lernwerkstatt angeordnet.
Der Kreativcluster ist loftartig in einzelne Studios aufgeteilt, die seitlich und von oben belichtet werden. Öffenbare Glaswände verbinden die Studios und die Erschliessungsmagistrale, die als Ausstellungsfläche dient miteinander.

Energiekonzept
Die Gebäudehülle wird hochwärmegedämmt vorgeschlagen. Die Fenster sind dreifach verglast. Komfort-Lüftungsanlage mit sehr hohem Wärmerückgewinnungsgrad. Die Zu und Abluft wird in Kanälen kreuzungsfrei in den Abhangdecken geführt.
Die Befensterung ermöglicht eine sehr gute Tagesbelichtung. Effektiver individuell steuerbarer aussenliegender Sonnenschutz im Süden, Westen und Osten.
Die Wärmeversorgung erfolgt über die Fernwärmeversorgung mit ausgezeichnetem Primärenergiefaktor. Auf Wunsch des Bauherrn kann auch der Passivhausstandard erreicht werden.

Aussenanlagen Freibereiche

Eine breit angelegte und baumüberstandene Pflasterfläche an der Poststraße dient als Entree für Schule und Turnhalle.
Die Aufwertung der Fußgängerbereiche steht im Zusammenhang mit der Attraktivierung der Rathausstraße, welche den vorhandenen Baumbestand aufgreift und mit seiner Pflasterung die Ortsmitte markiert. Auch der rückwärtige Baumbestand hinter dem Rathaus bleibt erhalten und schafft für den Pausenhof ein angenehmes Ambiente. Die räumliche Zuordnung des Hartplatzes zur Turnhalle ist funktional sinnvoll, belebt das Straßenbild und stellt die Nordfassade des Rathauses frei.

Der Pausenhof liegt zentral und gut geschützt in der Mitte des Gesamtareales. Zwei Bodenmodellierungen mit weichem EPDM-Belag geben dem Pausenhof eine räumliche Dimension und laden die Schüler und Schülerinnen zum Laufen und Herumtollen ein. Auch locker eingestreute Schnurbäume und ein farbiger Stangenwald animieren zu Rundlauf und Fangspiel.

Die PKW-Stellplätze werden schwerpunktmäßig im südlichen Parkdeck untergebracht und das Rathaus ist auf kurzem Weg zu erreichen. Durch das Parkdeck abgeschirmt befindet am südende des Grundstückes der neue Wertstoffhof, der platzsparend und mit geringer optischer Außenwirkung untergebracht ist.
Die Lehrer-Stellplätze befinden sich entlang der Karl-Sittler-Strasse in kleinen Parktaschen. Unverändert bleibt die Parkierung in der Poststraße. Die westliche Fußwegeverbindung wird deutlich aufgeweitet und von einer Baumreihe begleitet.


Lerncluster
Klassen- und Nebenräume sind um die zentral innerhalb des Clusters gelegen Lernwerkstatt angeordnet. Die einzelnen Klassenzimmer sind über Glasfelder und verglaste Türen von der Lernwerkstatt aus einsehbar und bilden räumlich und funktional einen Verbund.
Der Lehrerarbeitsraum ist von diesem Raumverbund abgesondert und ist für die Lehrkräfte Rückzugsort und Vorbereitungsraum des Unterrichtes.

Flexible Klassenzimmereinrichtungen ermöglichen unterschiedliche Unterrichtsmethoden wie Frontalunterricht, Gruppenarbeit oder Teamarbeit. Möbel mit Rollen erlauben einen schnellen und sachgerechten Möblierungsumbau. Unterschiedliche Sitz- und Bewegungsangebote innerhalb der Räume des Lernclusters und auf der direkt angeschlossenen Spielterrasse bilden einen weiteren Baustein bei der ganztägigen Schülerbetreuung.
Mobile Lern- und Präsentationsmedien, analog und digital, können überall im Lerncluster zum Einsatz kommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine nord-süd orientierte Kammstruktur aus einem breiten Sockelgeschoss vor, welche sich in ihrer 2-Geschossigkeit sehr gut in die vorgefundene städtebauliche Situation einfügt. Einerseits korrespondieren die Höhe und die Körnung mit der kleinteiligen Wohnbebauung im Westen, andererseits wird der Rathausturm freigestellt und gestärkt. Der Eingang von Norden ist zwar grundsätzlich denkbar und der Vorbereich auch ausreichend dimensioniert, eine bessere räumliche Fassung dieses Bereichs wäre aber durchaus wünschenswert. Hier wird die Chance einer Aufwertung an der Ecke Poststraße / Rathausstraße nicht genutzt und der an dieser Stelle wenig überzeugende Allwetterplatz situiert. Folgerichtig zum Eingang im Norden werden die Stellplätze überwiegend im Süden in einem Parkdeck situiert. Hier befindet sich auch der ausreichend große Wertstoffhof an richtiger Stelle. Die innere Organisation der Schule ist logisch aufgebaut. Im EG werden alle übergeordneten Funktionen abgebildet und im OG befinden sich 4 Lerncluster und über der Turnhalle am Kopf des Gebäudes, der Kreativcluster. Diese Organisation führt insgesamt zu einer guten Orientierung innerhalb des Gebäudes. Der Eingangsbereich mit einem großzügigen Vestibül erlaubt vielfältige Blickbeziehungen in die benachbarten Bereiche Turnhalle, Versammlungsstätte und über den kleinen Lichthof und die angelagerte Treppe in das OG.
Die Versammlungsstätte in der dargestellten Form entspricht allerdings nicht den Anforderungen der Ausschreibung und wird kritisch gesehen. Auch der Mittagsbetreuungsbereich kann nicht wie gewünscht in ein Lerncluster umgenutzt werden.
Von besonderer Qualität sind die Cluster, welche als ablesbare autonome Einheiten „Lernhäuser“ im wahrsten Sinne des Wortes bilden. Hervorzuheben sind dabei die angebotenen Freiterrassen, die ein wertvolles zusätzliches Angebot schaffen. Wünschenswert wäre aus Sicht des Preisgerichts die Zugänglichkeit / Bespielbarkeit dieser Terrassen von der Lernwerkstatt aller 4 Cluster aus.
Das äußere Erscheinungsbild erreicht nicht die Qualität der dargestellten Grundrisse, erscheint aber entwicklungsfähig. Dieser Wettbewerbsbeitrag liegt hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gerade noch im besseren Drittel. Bei der Bruttogeschossfläche der Schule liegt der Teilnehmer im mittleren Drittel. Die höhere Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu den anderen Teilnehmern lässt sich damit begründen, dass der Verfasser eine vergleichsweise günstige Vorhangfassade als Holz-Rahmen-Konstruktion mit vertikaler Holzschalung vorsieht und ein konventioneller Sonnenschutz geplant wurde. Der Verglasungsanteil ist relativ hoch im Vergleich zu den anderen Arbeiten. Anstatt einer Tiefgarage bietet der Teilnehmer ein kostengünstigeres Parkdeck an. Die gewählte Konstruktion und die Kennwerte des Gebäudes lassen auf eine wirtschaftliche Umsetzung schließen, das beschriebene Energiekonzept bleibt sehr allgemein.
Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar, müsste aber in den angesprochenen Punkten substantiell überarbeitet werden.