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Offener Wettbewerb | 08/2015

Neubau Alterszentrum und Wohnsiedlung Eichrain

Visualisierung Wohnanlage Seeluft

Visualisierung Wohnanlage Seeluft

Seeluft

4. Rang / 4. Preis

BGM ARCHITEKTEN BSA

Architektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden von «Seeluft» konstruieren eine städtebauliche Figur aus polygonalen Grundelementen, die alleine stehen, seriell gereiht werden oder sich zu einem massigen Konglomerat verdichten. Mit dieser an sich formalistischen Strategie gelingt eine in Schwarzplan und Modell stimmige Komposition, die trotz der beiden verschiedenen Bauaufgaben kohärent wirkt und sich gut in den bestehenden Kontext eingliedert. Arealintern generieren die stark modulierten Baukörper eine zusammenhängende Freiraumstruktur, die mittels perspektivischer Staffelung differenzierte Bereiche bietet und trotz der hohen baulichen Dichte Weitblicke verspricht. Angesichts der bis zu achtgeschossigen Fassaden scheint der Aussenraum jedoch zu kleinteilig strukturiert und entfaltet nicht die erhoffte Grosszügigkeit.
Die Gestaltung des Freiraums kann nicht vollständig überzeugen. Die hohe Stützmauer der Restaurantterrasse zäsiert den Raumfluss ungünstig. Der zentrale grüne Hof ist zu wenig als gemeinsamer Ort ausgebildet, die Platzierung der einzelnen Nutzungen wirkt additiv. Der Weg teilt den Hof in zwei Bereiche, die eher als Restflächen denn als zusammenhängender Ort gelesen werden. Die Erschliessungsflächen im Westen dominieren grosse Bereiche. Um einen internen Spaziergang als Rundgang zu machen, müssen die BewohnerInnen über etliche Mischverkehrsflächen mit entsprechendem Konfliktpotenzial gehen. Es ist fraglich, ob dies für ältere Menschen angemessen ist.
Das Alterszentrum vermag als Mittelpunkt der Anlage die programmatischen Ansprüche an seine Öffentlichkeit zu erfüllen, indem alle publikumsfrequentierten Räume im Erdgeschoss und einem Piano Nobile konzentriert sind. Während der erdgeschossige Hauptzugang plausibel formuliert ist, vermag der Eingang zum Piano Nobile weder bezüglich Wegführung noch in der architektonischen Durchbildung zu überzeugen. Die Funktionalität der beiden Sockelgeschosse ist gut gelöst, leider bleibt aber deren räumliche Dramaturgie unverbindlich. Die Obergeschosse sind der Wohnnutzung vorbehalten und erinnern räumlich und funktional an existierende Vorbilder. Trotz ihrer willkommenen Doppelfunktion als informelle Begegnungszone steht die Erschliessungsfläche proportional etwas im Missverhältnis zur Lounge. Die als Loggien vorgeschlagenen individuellen Aussenräume der Zimmer gliedern deren Grundriss allzu kleinteilig und sind angesichts der hohen ökonomischen und ökologischen Anforderungen nicht sinnvoll.
Die Wohnsiedlung ist stringent aus der lärmbelasteten Situation und der städtebaulichen Idee entwickelt und zeigt gegenüber dem Alterszentrum typologisch einen eigenständigeren Ansatz.
Die räumlichen Qualitäten der taillierten Wohn-/Essräume können jedoch nicht vollständig überzeugen. Ein nicht unerheblicher Anteil der privaten Aussenräume ist leider nordwestexponiert und konterkariert damit die ansonsten gelungenen Bemühungen, in allen Wohneinheiten zumindest partiell gute Orientierung und Besonnung zu bieten.
Bezüglich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bewegt sich das Alterszentrum im Mittelfeld. Trotz der kompakten Disposition ist vor allem bei der Flächeneffizienz Optimierungspotenzial vorhanden. Demgegen- über scheitert die Wohnsiedlung mit den stark taillierten Grundrissen bereits am konzeptionellen Ansatz, der trotz der effizienten dreispännigen Erschliessung eine geringe Kompaktheit quasi bedingt. Dieses Manko kann auch nicht mit der überdurchschnittlichen Anzahl Wohnungen kompensiert werden.
Das Projekt «Seeluft» basiert auf einer vielversprechenden städtebaulichen Komposition, deren Konzept auf typologischer Ebene konsequent weiterentwickelt wird. Trotz Detailmängeln gelingt es den Verfassenden, auf hohem Niveau schlüssige Antworten auf eine sehr komplexe Problemstellung zu geben. Leider wird das Verhältnis von Gebäudevolumina und Freiraum von der Jury als zu prekär wahrgenommen, so dass schlussendlich die Grundthese der hohen Dichte auch der Hauptkritikpunkt ist. Gerade deshalb ist das Projekt insgesamt ein wertvoller und geschätzter Beitrag.