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Verhandlungsverfahren | 07/2015

VOF-Verfahren 'Neubau Paul-Winter-Realschule Neuburg' – Objektplanung Gebäude gem. § 34 HOAI - Leistungsphasen 1-9

Zuschlag

Behnisch Architekten

Architektur

ALN Architekturbüro Leinhäupl+Neuber GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Aufgabe

Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen plant auf einem neuen, derzeit noch landwirtschaftlich genutzten Grundstück direkt vor den Toren der Stadt den Ersatzneubau der Paul-Winter Realschule. Zusätzlich zum Raumprogramm der Realschule soll eine Zweifachsporthalle mit den dazugehörenden Aussensportflächen sowie eine Mensa und Räumlichkeiten für die Ganztagsbetreuung sollen in die Gesamtanlage geplant werden.
Aufgrund der exponierten Lage am südlichen Stadtrand werden an die Gestaltung des Objektes hohe Anforderungen gestellt. Das Grundstück für den geplanten Neubau liegt nicht innerhalb einer festen und homogenen Stadtbebauung mit eindeutiger Charakteristik, sondern in einem freien, landschaftlich geprägten Umfeld. Der unverstellte Ausblick und die bewegte Topographie auf der einen Seite sowie die Nähe zur historischen Sternschanze prägen dieses Grundstück.

Man könnte nun versuchen, eine kompakte, geschlossene Anlage zu realisieren, homogenisiert und großmaßstäblich geordnet. Wir meinen jedoch, die neue Realschule sollte auf die vorhandenen Gegebenheiten reagieren, einer freieren Ordnung folgen, sich der besonderen Topographie des Ortes anpassen und in kleinere Gebäudeteile gliedern, wo das Einzelne seinen Platz selbst findet und sich wie selbstverständlich zum Ganzen fügt. Dies würde der besonderen Bedeutung der Bauaufgabe, den örtlichen Gegebenheiten und dem Wunsch der Pädagogen nach Vielseitigkeit und Heterogenität doch eher entsprechen.

Der historische Kontext und die „harmonische Einfügung aller Bausteine in die Umgebung“ könnte Leitbild sein für die Gestaltung der neuen Realschule. Gebäude, Eingänge, Pausenhof, Aktionsflächen und Grünflächen verzahnen sich so zu einer modellierten Lern- und Bewegungslandschaft für die Schülerinnen und Schüler.

Städtebau und Gebäude

Das Gelände fällt von Nordwesten nach Südosten um circa 8 Meter. Diesen Aspekt macht sich das Gebäude mit den erforderlichen Freiflächen zunutze und so ergibt sich die Nutzungsverteilung der einzelnen Funktionsbausteine auf dem Grundstück wie selbstverständlich aus den vorgefundenen Umgebungslinien.
Der Kreuter Weg begleitet das Grundstück im Süden, entlang des Weges reihen sich die unterschiedlichen Funktionsbereiche auf, von hier werden die neue Schule und deren Teilbereiche erschlossen. Die Anlieferung erfolgt so auf kurzem Wege von der Straße her. Eine zusätzliche Zugangsmöglichkeit aus der Stadt zur neuen Realschule könnte, fußläufig oder mit dem Fahrrad, von Norden erfolgen.

Die erforderlichen Besucher und Lehrerparklätze liegen am Grundstücksbeginn im Osten, Behindertenstellplätze, Bushaltstelle und „Kiss & Ride“ Plätze werden entlang der Straße in naher Entfernung zum Schuleingang angeordnet.

Auskragende Dachränder der Fachklassenbereiche im Eingangsgeschoss leiten den Besucher der Schule zum Haupteingang. Eingangsbereich, Aula und Pausenhof der Realschule liegen dem natürlichen Gelände folgend über zwei Ebenen verteilt in der Mitte des gesamten Schulcampus. Eine großzüge Treppen-/Tribünenanlage mit Sitzmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler verbindet Eingangsebene mit der Pausenebene. Hier befindet sich das Herz der Schule. Mensa, Mehrzweckraum, Bibliothek, Musikräume und die Ganztagesbereiche gruppieren sich auf unterschiedlichen Ebenen um dieses Zentrum. Es bietet Platz für attraktive Sitzgelegenheiten, Bewegungs- und Spielzonen, aber auch für die Durchführung von Schul- oder Elternversammlungen, Vorträgen und Aufführungen der Kinder. Der Mehrzweckraum kann dem Musiksaal und der Aula zugeschaltet werden, die Ganztagesbereiche im Obergeschoss können zu einem großen Aktionsraum verbunden werden.

Von der Aula aus erschließen sich alle Funktionsbereiche der Schule, die Fachklassen, Verwaltung, Lehrerbereiche und Regelklassen. Die Fachklassen liegen ebenerdig im Eingangsgeschoss und Pausengeschoss in eigenen Gebäudeflügeln und schieben sich als „grüne Klassenzimmer“ in die Landschaft. Deren Funktionsbereiche sind optimal jeweils von einer Seite und über Oberlichter belichtet, die Räume sind individuell geformt aus ihrer jeweils eigenen Gesetzesmäßigkeit heraus, in einer Art, die eher an Landschaft und Natur und weniger an Gebäude erinnern sollte. An schönen Tagen könnte der Unterricht im Freien abgehalten werden.

Gefasst werden diese Flügel von einem freigeformten, eingeschossig-kompakten Baukörper, der über diesen liegt und in seiner sternschanzenähnlichen Form das Zentrum des Gebäudes definiert. Er nimmt die erforderlichen Klassenräume auf. Durch die ringförmige Anordnung der Klassenräume um die Aula entsteht eine typische und unverwechselbare Gestalt, die den Gedanken der Schulgemeinschaft stärken wird. Die Galerien des Obergeschosses ermöglichen eine gute Orientierung. Informelle Begegnungen zur Kommunikation und zum Informationsaustausch zwischen Lehrern, Schülern und Eltern können so gefördert werden.

Sämtliche Erschließungsbereiche im Gebäude werden eine besondere Aufenthaltsqualität erhalten und können in die tägliche pädagogische Arbeit mit einbezogen werden. Die Flure sind an die Dachterrassen angebunden und eine intelligente und einfache Konzeption der Entfluchtung aus dem oberen Geschoss kann ohne aufwendige Fluchttreppenhäuser realisiert werden. Auch die gewünschten Erweiterungsflächen für den gebundenen Ganztagesbereich lassen sich in Verlängerung der Klassentrakte sehr wirtschaftlich umsetzen.

Kurze Wege ermöglichen eine optimale Raumnutzung innerhalb des Schulgebäudes. Im gesamten Schulbereich ist die Barrierefreiheit auch im Hinblick auf die Anforderungen der Inklusion gewährleistet.

Außenbereiche und Pausenhof verschmelzen mit der Landschaft und bilden individuelle Gemeinschaftsräume. Der Pausenhof der Realschule liegt unterhalb der Sternschanze „beschützt“ in der Mitte der gesamten Anlage. Ein großzügiger, zum Grün nach Norden und zur Sonne nach Süden hin geöffneter Lern- und Bewegungsraum wird geschaffen, topographisch geformt, frei bespielbar und flexibel nutzbar. Baumgruppen und Terrassen gliedern die Fläche, bieten Schutz und Schatten. Die Schüler treffen sich dort, erholen sich, ruhen sich aus. Terrassenbänke laden ein zum täglichen Pausenaufenthalt oder dienen als Zuschauertribüne bei Veranstaltungen auf dem Schulhof.

Die Zweifachsporthalle mit den dazugehörenden Aussensportflächen wird entlang des Kreuter Weges im westlichen Bereich des Grundstücks angeordnet, in räumlicher Nähe zur Mensa. Die Sporthalle liegt teilweise „eingegraben“ als ein Gebäudeflügel im Gelände. Darüber liegen befinden sich die Außensportflächen. Kurze Wege zwischen den Sportanlagen entstehen und die sportlichen Aktivitäten konzentrieren sich auf den westlichen Bereich des Schulareals.

Das schulische Leben wird so in das neue Schulgebäude hinein und wieder heraus getragen, als fließender Bewegungs- und Kommunikationsraum für alle Besucher dieses Gebäudes. Keine Schule mit monotonen, langen, dunklen Fluren oder versteckten Innenhöfen, sondern eine offene und freie Anordnung der unterschiedlichen Bereiche sollte man anstreben. Jede Stelle sollte hell und freundlich sein und an jeder Stelle der Anlage sollte man erkennen, wo man ist und Bezug haben nach außen, zur Landschaft und zum Grün. Und jeder einzelne sollte sich dann darin auch als Person erkennen können.
Rendering

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