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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2015

Erweiterung Schulanlage Oberdorf

Hans guck in die Luft

2. Preis

Preisgeld: 9.000 CHF

Müller Mantel Architekten

Architektur

Dario Wohler Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Création Holz AG

Bauingenieurwesen

EK Energiekonzepte AG

Energieplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine teils raumhaltige Stützmauer mit Treppe klärt den Übergang vom oberen zum unteren Platzniveau. Nach geringfügigen Terrainanpassungen entsteht eine beinahe ebene Fläche, auf welcher der Kindergarten als pavillonartiges, eingeschossiges Gebäude situiert wird. Auf der Nordseite schliesst es direkt an die Stützmauer an, was dem Gebäudetypus jedoch etwas widerspricht. In Bezug zur Buche und zum östlich verlaufenden Fussweg ist die Setzung präzise gedacht und generiert gut nutzbare Aussenräume.

Die Grosszügigkeit und Durchlässigkeit der Anlage wird mit dem Vorschlag für die Erweiterung der Schulanlage gestärkt. Diese erfolgt als Weiterführung des bestehenden Schulhauses auf der Westseite des Areals. Ein durchgängig angelegter Grünraum führt bis an die Belagsflächen und die Gebäudekörper. Bewegungs-, Spiel- und Lernorte werden somit direkt miteinander verbunden.

Der Neubau des Kindergartens wird geschickt in den Baumbestand integriert. So nutzen Ausrichtung des Gebäudes und seine, dem Beitrag namensgebenden Oblichter, den jahreszeitlichen Erlebniswert der Blutbuche. Diese ist gleichzeitig Identifikationspunkt des hofartigen Aussenraumes, der ebenerdig von der Eingangshöhe erreicht werden kann. Ostseitige Aktions- und westseitig angelegte Ankommens- bzw. Aufenthaltsorte für Kindergartenkinder ergeben stimmige Raumfolgen. Um horizontal angelegte Spielflächen im Osten des Perimeters anbieten zu können, muss gegebenenfalls von der Anlage einer
Stützmauer ausgegangen werden.

Vorgesehene Wegeverbindungen von der Gartenstrasse in nördliche Richtung ergänzen das Erschliessungskonzept logisch und schaffen eindeutig geklärte Zugänglichkeiten. Der Ausdruck des Pavillionkindergartens wird geprägt durch die grün lasierten Fassadenelemente mit den weiss gefassten Fenstern und Türen sowie durch das rundum vorstehende, flach geneigte Walmdach mit zwei zum Himmel guckenden Gauben. Diese beiden übergrossen Oblichter werden in der äusseren Wahrnehmung und auch für die räumliche Innenwirkung zum charakterisierenden Element. Diese funktionale und räumliche Stimmigkeit wird zur identitätsstiftenden Massnahme, welche den neuen Kindergarten auszeichnet. Nicht so präzise ist die Anbindung an die neue Stützmauer formuliert. Das Dach endet auf mittlerer Höhe des im Norden verlaufenden Geländers. Ein Zurückweichen der Mauer könnte den Pavilloncharakter stärken.

Die innenräumliche Organisation ist einfach und klar und reagiert auf die spezielle Lage der Parzelle. Die Raumschichten sind geschickt gestaffelt, wodurch gut funktionierende Raumbeziehungen entstehen. Der eigentliche Kindergartenraum ist ost-west orientiert und erhält via Dachgaube einen speziellen Lichteinfall, der den Raum subtil und erlebnisreich zoniert. Der Windfang und die offen gestaltete Garderobe bilden eine übersichtliche Erschliessungszone mit Anbindung an die gut gestalteten Aussenräume. Die Überschaubarkeit aller Räume ist bestens gegeben.

Die vorgeschlagene Konstruktion als Holzbau entspricht folgerichtig der städtebaulichen Setzung mit der architektonischen Grundidee eines Pavillons. Auf eine flach fundierte Betonplatte werden Holzelemente versetzt, die im Innern mit weiss lasierten Birkensperrholzplatten beplankt sind. Die primäre und teilweise sichtbare Konstruktion des Daches besteht aus Fichtenholzträgern, die dank der Schichtverleimung formstabil bleiben und dank der Seifenbehandlung einen modernen Ausdruck erhalten. Das allseitig über die Fassade auskragende Dach bildet einen wirksamen Witterungsschutz für die Konstruktion. Die konstruktiven Überlegungen sind kohärent und führen nebst überzeugenden Gebäude- und Raumwirkungen auch zu günstigen Erstellungskosten.

Die Erweiterung der Schulanlage erfolgt als Weiterführung des Schulhauses „Süd“ im Westen des Grundstücks. Dadurch wird der bestehende Bau im Sinn des Weiterbauens ergänzt und die neuen Teile fügen sich zu einem neuen Ganzen, indem auf den architektonischen Zeitgeist des Altbaus geachtet wird. Der Eingriffsbereich wird entlang einer klar definierten Linie geplant, damit die Baumassnahmen auch unter Betrieb erfolgen könnten. Die Anordnung der einzelnen Räume ist so umsetzbar, bedürfte aber einer nochmaligen Überprüfung. So wird das Lehrerzimmer, am entferntesten Ende der Anlage, als ungünstig situiert bewertet.

Das Projekt „Hans guck in die Luft“ überzeugt durch die präzise und sorgfältige Bearbeitung. Der Beitrag zeugt von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Aufgabe, den Nutzern und dem Ort. Die Verfasser sind fähig, auf unterschiedlichste Anforderungen zu reagieren und angemessene Lösungen zu präsentiere. Im Vordergrund der Vorschläge steht oft die unspektakuläre aber überzeugende Lösung. Dies führt aussenräumlich zur Klärung und Aufwertung der Gesamtanlage. Die innere Organisation des Kindergartens und der architektonische Ausdruck sind bestens gelungen.