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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2015

Erweiterung Schulanlage Oberdorf

buchenrot und himmelblau

3. Preis

Preisgeld: 5.000 CHF

jessenvollenweider architektur

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Bezugnehmend auf den Terrainverlauf binden die Projektverfasser den zweigeschossigen Neubau unmittelbar an den bestehenden Niveausprung zwischen Pausenplatz und Garten an. Die bemerkenswerte Eingangszone funktioniert einerseits als Zugang zum Kindergarten, andererseits schafft sie die selbstverständliche Anbindung zum Schulhaus Süd und führt zur verbreiterten Treppe zum höherliegenden Pausenplatz. Die Nord-Süd-Ausrichtung des längs gerichteten Volumens schafft einen grosszügigen und zusammenhängenden Aussenraum.

Der Entwurf fügt das projektierte Gebäude sensibel in die bestehende Situation ein, so dass die den Aussenraum prägende Blutbuche erhalten werden kann. Anordnung und Ausrichtung der Architektur ermöglichen eine stimmige Raumbeziehung zur Umgebungsgestaltung. Die neu formulierten eindeutig ablesbaren Zugangssituationen des Pausen- und Spielplatzes sind gut gelöst.

Im geschützten hofartigen Aussenraum des Kindergartens, in dem die Blutbuche als imposanter Raumbildner fungiert, könnten sich kindgerecht anregende Spiel- und Aufenthaltszonen ergeben. Infolge des um 1.0m höher liegenden Stammansatzes der Buche wird dies in Frage gestellt. Grössere Wurzelschutzmassnahmen sind unabdingbar. Gedeckte Bereiche binden sich unmittelbar in den Baukörper ein. Abgesehen von einer notwendig werdenden Geländeanpassung, wäre diese Anbindung in den Aussenraum fliessend. Die Hartplatzfläche kann in seiner Grössenvorgabe nicht eingehalten werden.

Eine Verbindung von Innenhof nach Osten führt zu einem feingliedrig gestalteten Gartenraum mit Pflanzbeeten. Der architektonische Ausdruck wird durch die Gliederung des Baukörpers und die differenzierte Fassadengestaltung geprägt. Ein einheitliches Fenstermodul wird je nach Raumnutzung individuell ausgestaltet und ermöglicht die Ablesbarkeit der Raumnutzung. Einzig die hangseitige Sockelpartie erhält als Massivbau ein eigenes Fensterformat. Die sensible Farbgestaltung der fein gegliederten Holzfassade unterstützt die identitätsstiftende Ausstrahlung, die sich klar von den muralen Bestandesbauten unterscheidet.

Die Organisation der beiden identischen Kindergartengeschosse überzeugt mit einem logischen Konzept. Nach Erschliessungs- und Nebennutzungen folgt der zentrale, Ost-West belichtete Hauptraum. Dieser wird im Süden vom Gruppenraum, im Norden von verschiedenen Nischen flankiert. Diese Raumabfolge ermöglicht unterschiedliche Unterrichtsformen mit individuellen Rückzugsmöglichkeiten. Aus betrieblicher Sicht werden an der zweigeschossigen Anordnung die ungenügende Aussenraumanbindung im Obergeschoss und die einseitige Nutzung des Vorbereitungsraumes bemängelt.

Die Überlegungen zur Konstruktion und Materialisierung des Baukörpers lassen ein fein abgestimmtes Gebäude entstehen. Auf die sichtbar massive, hangseitige Sockelpartie wird ein leichter Holzbau mit vertikaler Holzschalung gesetzt. Ein leicht geneigtes Blechdach unterstreicht wirkungsvoll die Leichtigkeit des äusseren Erscheinungsbildes. Die vorgeschlagene Materialisierung und die durchschnittliche Kubatur des nicht unterkellerten Neubaus wirken sich günstig auf die Wirtschaftlichkeit des Projektes aus. Allerdings wirkt sich die aufwändige Sockelpartie verteuernd aus. Die Schulhauserweiterung wird im Schulhaus Süd vorgesehen. In zwei Etappen wird der nördliche Trakt nach Westen ergänzt und dann zweifach aufgestockt. Ein zum Südtrakt gegenläufiges Pultdach bildet den Abschluss. Dieser Eingriff in Holzbauweise kann bei laufendem Betrieb erfolgen, da die Haupterschliessung bestehen bleibt. Die Anordnung der neuen Schulzimmer mit Gruppenräumen überzeugt mit funktionalen Zugangsmöglichkeiten, verliert aber bezüglich Belichtung an Qualität.

Das ergänzte und erweiterte Schulhaus gewinnt eine geklärte Volumetrie. Allerdings wird das Schulhaus Nord beeinträchtigt. Die Belichtung und Aussicht der südseitigen Räume wird eingeschränkt, und für die von Süden ankommenden Passanten bleibt das alte Schulhaus hinter dem Neubau versteckt. Zudem wird die baugesetzlich zulässige Gebäudehöhe überschritten. Zusammenfassend wird dem ortsbaulich präzis eingefügten und wohlproportionierten Projekt ein starker, identiätsstiftender Ausdruck attestiert. Der sorgfältig durchgearbeitete Beitrag zeigt einen interessanten Lösungsansatz eines zweigeschossigen Kindergartens auf, der aber aus betrieblicher Sicht die Vorteile einer eingeschossigen Anlage nicht bieten kann.