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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2014

Neugestaltung Wagramer Straße

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

BUSarchitektur

Architektur

Baukunst Poiger

Bauingenieurwesen

BOA büro für offensive aleatorik

Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur Schmidt, Rennhofer, Batik

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Ernst Nöbl

Bauingenieurwesen

Gerhard Zimmel

Lichtplanung

Dr. Pfeiler GmbH

Akustikplanung

Bollinger+Grohmann

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Das Konzept

Einleitung

Das Projektgebiet der Wagramerstraße und des angrenzenden Czernetzplatz liegt zwischen den beiden U-Bahn Stationen Kagran und Kagraner Platz. Im Westen wird das Projektgebiet durch das Einkaufzentrum Donau Zentrum begrenzt. Im Osten schließt die Erweiterung des Planungsbiet bis zur U-Bahn Station Kagraner Platz an. Die Nutzung der Wagramerstraße sollte differenziert, die architektonische Ausformulierung einheitliche gestaltet sein. Das Projekt kann bis zur U-Bahnstation Kagraner Platz weitergedacht werden und soll der Straße einen hohen Erkennungs-und Aneignungswert verleihen.

Städtbauliche Strategie

Übergeordnet

Vier strategische Punkte (Ankerpunkte) werden zum Zweck der Orientierung und städtebaulichen Beziehung zur Umgebung ausformuliert. Sie haben wichtige Blickbeziehungen und Nutzungen zum Umfeld und werden aus modellierten Landschaften mit erhöhten Elementen gebildet.

Ankerpunkt 1: Die Siebeckstraße ist ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Wagramerstraße und U-Bahn. Ein Vorplatz für das Standesamt wird unter dem überdachten Übergang des Shoppingcenters geplant.

Ankerpunkt 2: An der Kreuzung Dr. Adolf Schärf Platz – Czernetzplatz befindet sich der zweite wichtige strategische Punkt, der direkte Blickbeziehung mit der U-Bahnstation Kagran und zur Albert Schultz Eishalle hat.

Ankerpunkt 3: Im Kreuzungsbereich Wagramerstraße- Czernetzplatz wird ein hohes Erkennungsmerkmal gesetzt, um die Fußgänger zum Czernetzplatz zu leiten. Ein grünes Dach mit hängender und vertikaler Bepflanzung laden zum Aufenthalt ein.

Ankerpunkt 4: Im Osten des Projektgebiets werden zwei Orientierungselemente in einer modellierten Landschaft positioniert um die Blickbeziehung zum erweiterten Planungsgebiet herzustellen.

Czernetzplatz

Der städtebauliche Haupteingriff erfolgt auf dem Czernetzplatz. Der Platz soll der Höhepunkt des neuen Boulevards zwischen den beiden U-Bahn Stationen Kagran und Kagraner Platz werden. Am nördlichen Rand des Platzes wird ein zentraler Parkplatz positioniert. Dies ermöglicht, den Platz in seiner maximalen Breite zu nutzen. Der Raum wird durch einen immergrünen Filter aus Bambuspflanzen definiert, der die Grenze zum Straßenraum bildet. Der dadurch entstehende Innenraum des Platzes wird durch modellierte Sitz- und Spiellandschaften strukturiert, in die ein Biopool eingebettet ist. Im Süden des Platzes befindet sich der Ankerpunkt 3. Ein grünes Dach mit Kletterpflanzen, und hängenden Pflanzen. Ein Infotainment für den Bezirk in der die Möglichkeiten der vertikalen Begrünung zur Schau gestellt werden. Unter dem grünen Dach laden Sitz und Spiellandschaft, zum Relaxen, Spielen und zur Kommunikation ein.

Straßenraum
Im Bereich der Wagramerstraße und der Siebeckstraße werden gestalterische Elemente des Czernetzplatz wiederholt und dem Maßstab angepasst. Der Bambuswald verwandelt sich zu einer linearen Bambusgrenze zur Wagramerstraße hin. In den Bereichen, wo der Gehsteigquerschnitt zusätzliche Nutzungen zuläßt, werden Aktivitäts- und Begegnungszonen eingefügt. Diese Flächen sind modular und in Teilbereichen leicht modelliert. Sie können sich an die verschiedenen Situationen und Platzverhältnissen anpassen. Die Nutzungen ergeben sich aus örtlichen Begebenheiten, werden potenziert oder ergänzt. So können z.B. Spiel- und Sportgeräte integriert werden, die modellierte Landschaft als urbane Sofas und Tische, sowie Liegeflächen genutzt werden. Zwischen den Inseln sind Beschattungselemente (begrünte Pergolen) und Sitzmöbel des Standards der Stadt Wien vorgesehen, um der Barrierefreiheit und der unterschiedlichen Generationen gerecht zu werden. In den Zwischenzonen sind auch die Erweiterungszonen der Gastgärten und Geschäfte situiert. Durch die Anordnung dieser Begegnungs- und Aktivitätsflächen entlang der Wagramerstraße, wird ein abwechslungsreicher Aufenthaltsraum geschaffen, der zum Flanieren einlädt.

Architektonische und funktionale Aspekte

Materialität

Bodenbeläge:
Die Gehwege, Zufahrten und Parkzonen werden mit einem einheitlichen Belag aus großflächigen Betonplatten hergestellt. Bänderungen quer zur Gehrichtung strukturieren den Belag. Bei wichtigen Verbindungen und Eingängen verdichten sich die Bänderungen. In den Belag werden Inseln aus synthetischem Kunststoff (Gummigranulat) in rötlicher Farbe mit unterschiedlicher Härte (Fallschutz) eingeschnitten. Der Belag ist wasserdurchlässig. Flache Modellierungen erfolgen mit dem Gelände, als Unterkonstruktion für sitzartige Modellierungen und Orientierungselemente wird Drainbeton verwendet.
Der Parkplatz am Czernetzplatz wird mit rot eingefärbtem Asphalt hergestellt. Diese Zone wird als Erweiterungszone des Platzes für Multifunktionszwecke angedacht.

Bepflanzung Wagramer Straße:

In der Wagramer Straße entlang des Radweges kommen in Pflanzbeeten horstig wachsender Bambus (Fargesia mureliae 'Standing Stone') 3-4m aufrecht wachsend zur Anwendung.
Die Pergolas werden über die Länge der Wagramer Straße unterschiedlich bepflanzt:
- Japanisches Geissblatt (Lonicera japonica) 3-4m blüht gelb; immergrün
- Scheinrebe (Ampelopsis glandulosa) 3-5m, Herbst orange
- Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica) 5-6m, blüht weiß

Bepflanzung Czernetzplatz:
Der Platz wir mit einem Bambushain (Phyllostachys bambusoides) 6-9m
gefasst.
In der modellierten Fläche werden am Platz verteilt vier Bäume Blauglockenbäume
(Paulownia tomentosa) und Trompetenbäume (Catalpa bignonioides) gepflanzt.
Für die weitere Verbesserung des Mikroklimas wird ein Biopool mit einer Schilfkläranlage errichtet, der auch als Wasserspeicher für die Bewässerung dient.
Das Netzdach wird vom Boden aus mit Pfeifenwinden (Aristolochia macrophylla) , dem Blauregen (Wisteria sinensis) , der Oktober Waldrebe (Clematis maximowicziana) und der gewöhnliche Jungferngerbe (Parthenocissus inserta) bewachsen. Optional ist auch die Bepflanzung der Spannringe des begrünten Dachs möglich.

Sonderelemente
Das begrünte Dach wird mit einer Stahlrahmen Konstruktion über drei Stützen und Seilen aufgespannt. Die fünf Stahlringe des Dachs werden in ein Edelstahlnetz eingesetzt und mit dem Gelände verspannt. Diese Konstruktion wird vom Boden aus begrünt.
Die Pergolen werden als Stahlrahmen mit Spannseilen für die Kletterpflanzen ausgeführt.

Beleuchtung
Die Grundbeleuchtung der Straßen erfolgt über 9-12m Masten mit einem Lichtpunktabstand von 25-30 m. Die Grundbeleuchtung der Fußgängerbereiche erfolgt über 4,5m Masten. Die Begegnungszonen werden mit Effektbeleuchtung ausgestattet. Diese erfolgt durch Bodenstrahler in den modellierten Flächen oder Deckenstahler an den Pergolen. Bei technischer Möglichkeit werden LED Leuchten empfohlen.

Logistik:
Wagramerstraße
Zur Fahrbahn bzw. Parkstreifen wird eine Schutzzone von 70cm eingehalten, um das Ein und Aussteigen der Parkenden zu gewährleisten. Im Anschluss werden Pflanzbeete aus Bambus gepflanzt. Die Durchgängigkeit zwischen Parkplätzen und Haltestellen ist gewährleistet. Der Radweg wird entlang des Bambusstreifens geführt. Entlang der Fassaden wird ein 3m breiter Gehweg eingehalten. In den Querschnitten die eine zusätzliche Nutzung erlauben, werden Begegnungs- und Aktivitätsflächen zwischen Radweg und Gehweg positioniert, die je nach Anforderung und örtliche Gegebenheit im Maßstab angepasst werden können. In diesen Bereichen werden auch Fahrradabstellplätze vorgesehen. Ein und Ausfahrten werden wie im Straßenprojekt beibehalten.

Siebeckstraße
Im Bereich der derzeitigen Schienenanlage werden Aktivitäts- und Begegnungszonen positioniert. Die bestehenden Bäume und deren Baumscheiben bleiben erhalten und werden lediglich an dem neuen Betonraster angepasst. Fahrradabstelllätze werden im Nahbereich der Begegnungszonen errichtet.

Czernetzplatz
Der Straßenquerschnitt vom Gehsteig bei den Amtsgebäuden bis zur derzeitigen Randsteinkante des Schienenverkehrs, bleibt unverändert. Im Anschluss an den Straßenverkehr wird eine zusätzliche Parkspur mit Längsparkern vorgesehen. Die vorhandenen Parkplätze entlang des Wohngebäudes werden am nördlichen Rand des Platzes zentral organisiert. Die Zufahrt erfolgt wie im Straßenprojekt vorgesehen über eine zweiseitig befahrbare Fahrspur von 6m Breite und ein Gehbereich von 2m Breite. Der Lückenschluss der Radwege Wagramerstraße - Dr. Adolf Schärf Platz erfolgt über den westlichen Rand des Platzes entlang des Bambushain. Der Hauptgehweg des Platzes erfolgt neben dem Radweg. Ausreichende Nebenwege und Verbindungswege zu den Parkplätzen und Anrainern sind gegeben.

Mikroklima und Umwelttechnik:

Der Biopool, mit einem ausgeprägten Schilfrand, der auch als Barriere für die tieferen Bereiche dient, wird als Wasserbecken für die Bewässerung verwendet. Die Anspeisung des Pools erfolgt über das Grundwasser, welches mit einer Photovoltaik betriebenen Pumpe aus einem eigenen Brunnen gefördert wird, wobei die Förderleistung bei ca. 2 l/s liegt.
Weiter wird für die Reinhaltung des Pools eine Pflanzenkläranlage errichtet. Diese wird in einem 3 Stundenintervall durch das Poolwasser immer wieder mit Wasser beaufschlagt, damit ist sichergestellt, dass ein Eindringen des notwendigen Sauerstoffs in den Filterkörper während der Trockenphase gewährleistet wird. Der Wasserentnahmepunkt im Pool liegt im oberen Drittel der Wasserfläche, damit ist eine immerwährende Wasserzirkulation gesichert. Diese Zirkulation wird durch eine weitere Pumpe bewerkstelligt. In diese immerwährende Wasserzirkulation sind auch die Grundwassereinspeisung und die Bewässerung für das Projektgebiet eingebunden.
Die Bewässerung erfolgt grundsätzlich mit einer oberflächennahen Tröpfchenbewässerung. Durch diese Bewässerung ist ein Tageszeit unabhängige Bewässerung der Einzelbereiche sicher gestellt und somit der erforderliche Wasserbedarf gut regelbar.
Das begrünte Dach am Czernetzplatz dient als Urbane Laube, die in der heißen Jahreszeit, durch die ausgewählte Bepflanzung und die naheliegenden Wasserfläche ein behagliches Mikroklima schaffen wird. Wobei in der kalten Jahreszeit durch die fehlende Belaubung wiederum eine Erwärmung des darunterliegenden Platzbereiches gewährleistet ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag sticht aufgrund des radikalen Ansatzes, den Platz frei zu räumen und mit
einer skulpturalen großflächigen Bodenmodellierung zu nutzen, hervor. Dem Ansatz
konsequent folgend wird der gestaltete Raum zur umgrenzenden Bebauung und
Verkehrsflächen durch einen semitransparenten grünen Paravent (Bambus) abgeschirmt.
Allerdings wird der Bezug zwischen Form und Funktion vermisst. Die große Geste des
gestalterischen Entwurfes konnte leider in der funktionalen Qualität nicht gleichwertig
umgesetzt werden (Zweite Erschließungsfahrbahn Czernetzplatz, Biopool, begrüntes
Rankdach und Bambus – Winter?).
Mit den angegebenen Kosten wird vermutlich nicht das Auslangen gefunden.
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