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Mehrfachbeauftragung | 06/2015

Schulraumerweiterung Gemeinde Nottwil

Gewinner / zur Weiterbearbeitung empfohlen

Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten

Architektur

koepflipartner

Landschaftsarchitektur

Lauber Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine klare und verständliche ortsbauliche Analyse kommt zum Schluss, die neuen Schulbauten als klärende, den Siedlungsrand abschliessende Volumen zu platzieren. In einer klaren Strategie wird die Erweiterungsmöglichkeit der Schulanlage aufgezeigt, bis der Idealzustand eines ordnenden, längs zum Hang gesetzten, Baukörpers erreicht wird. Dieser vermag in seiner Radikalität das Ensemble der Schulanlage räumlich zu stärken und ortsbaulich die Prägnanz von Kirche und altem Schulhaus zu unterstützen. Geschickt wird die Topografie ausgenutzt, welche eine Schnittlösung ergibt, die ohne Aufschüttungen und grossen Aushub auskommt. Eine Brücke, welche die spezielle Hanglage spürbar macht, erschliesst das neue Schulhaus mit dem bestehenden Pausenplatz.

Der lange Bau macht aus dem Pausenplatz einen neu gefassten Aussenraum. Die offene Pausenhalle definiert ein präzis gerahmtes Sichtfenster zum See.

Typologisch handelt es sich um eine schlanke einbündige Disposition, welche aber durch die klare Grundstruktur eine flexible und wechselbare Orientierung der Klassenräume ermöglicht. So werden die Erschliessungsgänge abwechselnd zur Aussicht oder zur Schulanlage situiert, was für die Schüler ein vielseitiges Erleben der räumlichen Situation ermöglicht.

Man mag sich die Frage stellen, ob sich die erste Etappe eher als Fragment einer bestechenden Gesamtlösung im Endausbau darstellt. Analysiert man aber die Positionierung der ersten Bauetappe, so sitzt auch diese durchaus präzise im Verhältnis zur Gesamtanlage.

Der Bau wirkt dreigeschossig mit einem zusätzlichen Kellergeschoss, welches als Sockel die Topographie aufnimmt. Über einen gedeckten Aussenraum erreicht man den Eingang auf dem Mittelgeschoss, wo sich das Lehrerzimmer und der Kindergarten befinden. Der gedeckte Pausenraum ist von der Grösse eher knapp, könnte aber durch eine noch fehlende Passerelle ergänzt werden.

Entgegen den Vorgaben sind die Lehrerräume zu klein bemessen, wobei im unteren Geschoss ein nicht explizit geforderter Sanitärraum ausgewiesen wird. Der Kindergarten erhält durch eine zusätzliche Brücke einen direkten Aussenzugang in die Zone des heutigen Biotops. Die Wege ins untere und obere Geschoss über eine einläufige Treppe sind sehr kurz. Der grosse, über 3.50 m breite, Gang ist nicht nur Erschliessung, sondern kann durch die geschickte Anordnung der Garderobenmöbel auch als zusätzlicher Arbeitsraum für Gruppenarbeiten und übergreifende Klassenarbeiten benutzt werden. So wird der Gang zum Aufenthaltsraum mit einem spektakulären Blick auf See und Landschaft.

Konstruktiv wird ein moderner Holzbau vorgeschlagen, welcher als Referenz zu den ruralen Bauformen gelesen wird. Die Wahl dieses Konstruktionssystems wird von der Jury positiv beurteilt und ermöglicht eine industrielle Vorfabrikation und dadurch auch eine schnelle Bauweise. Die Reduktion auf wenige tragende Wände und Stützen bewirkt eine grösstmögliche räumliche Transparenz und auch eine grosse Flexibilität für die Zukunft. Ob allerdings die vorgeschlagene, von den Architekten explizit gewünschte, Transparenz im Hinblick auf einen problemlosen Schulbetrieb so radikal ausgeführt werden kann, muss noch bewiesen werden. Die flexible Grundstruktur ist so aufgebaut, dass – wie in einem Setzkasten – gewünschte räumliche Veränderungen sowohl in der Planungsphase wie auch später einfach zu realisieren sind.


Das Projekt lässt aufgrund des geschickten Umgangs mit dem Terrain und der einfachen und im Vergleich geringsten Volumetrie eine wirtschaftliche Realisation erwarten.

Die Anordnung und die Gestaltung der Aussenanlagen unterstreichen die Haltung eine klare und verständliche Schulanlage zu schaffen. Die ergänzenden Freiraumangebote entstehen dort, wo sie sich durch die bauliche Erweiterung der Schulanlage sinnvoll ergeben. Dies führt zu guten einfachen Freiraumlösungen, wie das Aufspannen eines Gartenhofes zwischen Böschungsfuss und Gebäude.
Andererseits müssen jedoch Aussenlagen der ersten Etappe beim Bau der zweiten Etappe anderorts wieder neu erstellt werden. Der überzeugenden Strategie der baulichen Erweiterung der Schulanlage ist noch eine klare Idee gegenüber zu stellen, wie der Aussenraum bis zum Idealzustand der Gesamtanlage mitwächst und den zunehmenden Bedarf an Freiflächen abdeckt.

FAZIT
Das Projekt von Graber & Steiger zeugt von einer klaren und konsequenten Entwurfsstrategie. Diese gibt mit einer logisch konstruktiven Herleitung die relevanten Antworten zur ortsbaulichen Positionierung und die schulbetrieblichen Abläufe. Das Schulhaus hat auch durch seine formale Eigenständigkeit das Potential, die bestehende Schulanlage sinnvoll und prägend zu ergänzen.