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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2015

Neubau eines Wohnhochhauses und vier weiterer Wohnhäuser

ein 1. Preis

Preisgeld: 39.750 EUR

GRÜNTUCH ERNST ARCHITEKTEN

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

GTB – Berlin Gesellschaft für Technik am Bau mbH

Tragwerksplanung

Ingenieurgesellschaft Ridder und Meyn mbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Architektonisches Konzept
An der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte entsteht als Ergänzung vor einer bestehenden Wohnzeile eine weitere Reihe von Wohnbauten zur Verdichtung des Stadtraums. Analog zum Bestandshochhaus an der Ecke Heinrich-Heine-Straße wird die Ecke Michaelkirchstraße durch ein 12-geschossiges Wohnhochhaus gleicher Kubatur betont. In einer Reihe mit vier kleineren, 8-geschossigen Punkthäusern, bilden die Neubauten ein zusammenhängendes Ensemble, verbunden durch eine gemeinsame Sockelebene. Zur Straße hin durch Cafés und kleinteiligen Einzelhandel belebt, eröffnet sich im Hofinneren der Sockelzone jeweils eine ganz eigene, grüne Welt: Mit Spielplätzen und Durchwegung im Erdgeschoss und erhöhten Gärten auf den Dachflächen der Gewerberäume entsteht hier eine Vielfalt an Außenraumangeboten, zugleich durchlässig und geschützt. Als Erweiterung des privaten Wohnbereichs, Aufenthaltsort, Treffpunkt, Spiel- und Festplatz und Raum der Gemeinschaft prägen die grünen Höfe die besondere Charakteristik der Reihe und bilden ein starkes Identifikationselement für die Bewohner. Zur Straße und den Nachbarn hin geschlossen, öffnen sich auch die Wohnungen weit zu den Grünräumen. Deren besondere Atmosphäre setzt sich über die begrünten Fassaden bis tief ins Wohnungsinnere fort und schafft einen ruhigen Gegenpol zur urbanen Umgebung. Das Ensemble folgt so dem Leitbild eines Green Building und schafft durch die fortlaufende Begrünung von Höfen und Fassaden ein zusammenhängendes grünes Band.

Auf knapp 15.500 qm BGF entstehen in den fünf Gebäuden insgesamt rund 165 Wohneinheiten. Die Erschließung der Wohnhäuser erfolgt von den introvertierten Hofbereichen. Unter dem gesamten Ensemble ist auf ganzer Länge im UG eine Garage mit 150 Pkw-Stellplätzen vorgesehen, ergänzt um Technik- und Lagerräume sowie Mieterkeller in den Randbereichen des Untergeschosses.

Die klare Gebäudestruktur bietet Freiräume für vielfältige Wohn- und Lebensformen. In den einzelnen Häusern wird eine große Bandbreite verschiedener Wohnungsgrundrisse unterschiedlicher Größe zur individuellen Wahl geschaffen. Die Auswahl reicht von Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Der geförderte Wohnungsbau konzentriert sich dabei auf die drei westlichen Gebäude (Haus 1-3), während der nicht-geförderte Wohnungsbau den beiden östlichen Gebäuden (Haus 4-5) inklusive des Wohnhochhauses vorbehalten ist.

Je drei bis sechs, meist vier, Wohnungen pro Etage werden über die zentralen Treppenhauskerne in Gebäudemitte erschlossen. Mit insgesamt dreizehn verschiedenen Kombinationen von Wohnungen auf der Etage steht eine große Auswahl unterschiedlicher Wohnungszuschnitte zur Verfügung. Die variierenden Größen und Grundrisse sprechen unterschiedliche Nutzer an, so dass innerhalb des Ensembles, aber auch schon auf den einzelnen Geschossen eine ausgewogene Mischung entstehen kann.

Wenn möglich, sind die Wohnungen über Eck orientiert und von zwei Seiten belichtet. Die Anwohner genießen den Ausblick auf das Grün der ruhigeren Hofinnenbereiche und weiter in die lebendige Berliner Stadtlandschaft. Insbesondere die großen, offenen Wohnräume an den Ecken profitieren von der angenehmen Ost-/West-Sonne und Licht aus einer zweiten Richtung. Die tief eingeschnittenen Loggien ergänzen den Wohnraum um hochwertige, geschützte Außenräume. Durch die geschlosseneren Nord-Süd-Fassaden an der Straße und gegenüber des Bestandsbaus wird die Privatheit der Wohnungen gewahrt. Hier sind vor allem die kleineren Individualräume vorgesehen.

Die Hoffassaden verlängern den Grünraum nach oben, indem die Brüstungsbänder als Pflanztröge ausgebildet sind. Die Fassadenbegrünung schafft eine angenehme Wohnatmosphäre und hilft auch bei der Regulierung des Mikroklimas: Luftfeuchtigkeit wird produziert, CO2- und Staubpartikel werden absorbiert. Die Pflanzen bilden Sauerstoff und helfen, Beeinträchtigungen durch Überhitzung und Schall zu mindern. Als Folge ist das Fassadenkonzept ein Baustein zur Verringerung des Energieverbrauchs. Zugleich fördern die Loggien und die auskragenden Pflanztröge die Privatheit der Innenräume und bilden im Sommer einen wirksamen Sonnenschutz. Neben dem Gefühl der Offenheit bieten die sich weit öffnenden Fassaden damit zugleich auch Privatheit und Schutz und lassen den Nutzer in ganz unterschiedliche Dialoge mit seiner Umgebung treten.

Wohnhochhaus an der Köpenicker Straße
Die neue Wohnbebauung an der Köpenicker Straße verbindet urbanes Wohnen mit vielfältigen Grünräumen und schafft so wertvollen Lebensraum jenseits der bekannten Grenzen von Straße und Haus. Durch die unterschiedlichen Ebenen entstehen differenzierte Abstufungen von halböffentlichen Bereichen und privaten, vorwiegend gemeinschaftlich genutzten Widmungen der Freiflächen, was im urbanen Zusammenhang die notwendige Voraussetzung für Aneignung und Identifikation von Ort und Bewohnerschaft bildet. Die Neubebauung zeigt so die Chancen, wie ein innerstädtisches Grundstück über die individuelle Wohneinheit hinaus für die Aufwertung der Innenstadt genutzt werden kann.

Freianlagen
Große geschwungene Grünflächen mit einem Pflanzenteppich aus höheren Gräsern und schattenverträglichen Stauden legen sich vor die lange Fassade des vorhandenen Gebäuderiegels. Sie schaffen die notwendige Distanz und eine Auflockerung zwischen den beiden Gebäudeachsen.

Ein davor angeordneter promenadenartiger Weg begleitet die neue Gebäudespange mit ihrem Wechsel aus Wohnungsbauten und Höfen. Von hier aus wird das Bestandsgebäude wie gewohnt erschlossen und die neuen Höfe, die wie ein Filter zwischen der Köpenicker Straße – dem urbanen, öffentlichen Raum – und der grünen Promenade liegen, öffnen sich hier großzügig.

Hier bietet sich Platz zum Treffen, zum Spielen, zum Ausruhen; hier kreuzen sich die Wege zwischen Neu- und Altbewohnern und es entsteht Raum zum gesellschaftlichen Beisammensein oder „Sich-Kennenlernen“.

Durch das Schwingen der Grünfläche mit einer leichten, zusätzlichen Modellierung werden Rückzugsräume und interessante Blickbeziehungen geschaffen, die den langgestreckten Raum differenzieren und abwechslungsreich strukturieren. Einfache Sitzblöcke aus Beton begleiten die geschwungenen Pflanzflächen in Teilbereichen und bilden Sitznischen und Rückzugsräume für Bewohner und Besucher. Zusätzliche Hausbänke als Sitzblöcke vor den Fassaden der Neubauten und Höfe bieten Platz in der Sonne zum kurzen Ausruhen in der Pause.

Die vorhanden Bäume direkt vor dem Gebäuderiegel können erhalten bleiben, werden in die Planung integriert und durch Blütenbäume ergänzt, die locker und frei angeordnet davor gestellt werden.

Die Flächen um das Bestandshochhaus im Nordwesten wie das neue Hochhaus im Osten orientieren sich bewusst zum öffentlichen Raum und sind steinern und urban gestaltet, um dem Straßenraum der Köpenicker Straße in seiner Bedeutung und Funktion gerecht zu werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht vier achtgeschossige Punkthäuser entlang der Köpenicker Straße und ein zwölfgeschossiges Hochhaus an der Michaelkirchstraße vor. Dieses Gebäudeensemble wird durch ein flaches, transparentes Sockelgeschoss miteinander verbunden. Im Sockelband befinden sich neben zusätzlichen Gewerbeflächen und Flächen für die Kita auch die
Gartenhöfe.

Der begehbare Sockel ist mit der teilweise transluzenten Verglasung Filter zwischen öffentlicher Erschließung und halböffentlichen Spiel- und Eingangshöfen. Hier entstehen weite Flächen für Gärten und Kita. Die Erschließung der 8-geschossigen Wohnhäuser erfolgt über die grünen Gartenhöfe des Sockels. Das Hochhaus wird vom östlichen Grünzug
erschlossen.
Eine höhere Durchlässigkeit würde die Qualität des Sockels erhöhen.

Die Wohnungen sind als 4-Spänner bzw. im Hochhaus als 5-Spänner erschlossen. Dadurch hat der Entwurf eine hohe Flächeneffizienz.
Durch die konsequente Anordnung der Loggien orientieren sich diese ausschließlich nach Westen und Osten zu den Höfen und Freiräumen.
Ruhige Lochfassaden mit heller Keramik zur Köpenicker Straße und zum
Plattenbau schaffen eine klare Baukörperausrichtung.

Das Thema der bepflanzbaren Fenster- und Loggiabrüstungen verlängert die grünen Höfe in die Fassaden hinein. Der Entwurf schafft damit die Balance zwischen dem Bestand und einer zeitgemäßen Neugestaltung des Ortes.

Bei den Grundrissen fehlt die Fokussierung auf einen Grundtyp mit der Möglichkeit einer vielfältigen und flexiblen Teilbarkeit. Positiv ist, dass nahezu alle Wohnungen mindestens zweiseitig belichtet sind. Hinsichtlich des Schallschutzes ist eine Überprüfung der Fassaden der beiden obersten Geschosse erforderlich. Beim Treppenhaus des Hochhauses fehlen die Aufzugsvorräume.