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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Neubau Saladin-Eck

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

BAUGESCHICHTE
Die Geschichte des Wettbewerbsgrundstücks ist eng mit den städtebaulichen Überformungen des 20. Jahrhunderts verwoben. Der imposante und stolze Vorgängerbau mit seinem prägnanten Mittelrisaliten - offenbar eine bürgerliche Antwort auf das benachbarte Darmstädter Schloss - setzt uns als Architekten heute Maßstäbe und stellt auch nach seinem Verschwinden eine ebenso große architektonische wie städtebauliche Herausforderung dar.

ENSEMBLE AM PLATZ
Unser Projekt SALADIN-ECK zielt auf die Aufwertung des heute diffusen Stadtraumes, der durch die großmaßstäblichen Verkehrsbauten entstanden ist. Der platzartige Raum an der Kreuzung Landgraf-Georg-Straße und Holzstraße (Innenstadtring) erscheint uns als die geeignete Hauptadresse des Hauses. Konsequent schlagen wir einen Baukörper vor, der als neues SALADIN-ECK eben diesen Platzraum adressiert. Um ein städtebauliches Ensemble zu schaffen, suchen wir durch die 5-geschossige Eckbetonung den räumlichen Dialog mit dem Wohn- und Geschäftshaus Landgraf-Georg-Straße 2 wie mit dem östlichen Schlossflügel.

GUTE NACHBARSCHAFT
Innerhalb der Baublocks wird der Maßstab des Baudenkmals `Zur goldenen Krone` durch einen dreigeschossigen Übergang aufgenommen. Ähnlich sehen wir durch direkte Bezugnahme des Sockelgeschosses auf das Vordach des Hauses Marktplatz 14 eine Anpassung auch hier vor. Mit dem prägnanten Dachgesims beziehen wir uns auf den Dachüberstand und das schmale Vordach des feingliedrigen Nachbarn. Durch die konkave Hausecke erhält das SALADIN-ECK seine ganz eigene Körperlichkeit und Physionomie im Zusammenspiel mit den Hausnachbarn.
Der Natursteinsockel in hellrotem Sandstein und die Sandsteinfensterbänke suchen den Bezug zur Goldenen Krone wie zum Darmstädter Schloss. Auch die Putzarchitektur der Obergeschosse mit ihrem 2-schaligen Wandaufbau bezieht sich motivisch auf die Tradition der beiden Denkmale.

NUTZUNGSMIX
Das neue SALADIN-ECK ist seiner prominenten Stadtlage auch bezüglich der vorgeschlagenen Nutzungen verpflichtet. Hochwertige Läden im Erdgeschoss, nutzen die Tiefe des Grundstücks aus, darüber befinden sich drei Geschossen für Büros resp. Praxen, die über das großzügige Treppenhaus erschlossen werden und flexibel aufzuteilen sowie vielfältig zu nutzen sein werden. Das Staffelgeschoß mit Terrassen zum Schloss und seitlich zur Krone bietet ideale Bedingungen für städtisches Wohnen in der Mitte von Darmstadt. In der Summe entstehen 2.700 qm BGF, davon 2.130 qm oberirdisch, also eine Quantität, die eine wirtschaftliche Ausnutzung des Grundstücks ermöglicht und so für das Stadtbild die dringend notwendige Aufwertung schafft.

STADTTOPOGRAPHIE
Der gegenüber der Straßenbahntrasse um 1,25 m tiefer liegende Vorplatz wird durch die neuen Treppen entlang der Fassade im Übergang zum Marktplatz, eine achsiale Treppe zum Haupteingang, die behindertengerechte Rampe parallel zum Bürgersteig sowie Sitzbänke vor dem Haus wie auch entlang des Platzes neu belebt. Im Zusammenspiel mit dem Erhalt des Baumes gelingt es so eine attraktive und leicht zugängliche neue Stadttopographie zu bauen, die Passanten zum Verweilen einlädt.

ENERGIEKONZEPT
In Ergänzung der gesetzlichen Anforderungen stellen wir uns für die Büros/Praxen Heiz-Kühl-Decken vor. Die RLT-Anlagen erhalten eine Wärmerückgewinnung mit einem Kreislaufverbundsystem. In der Summe wird das Haus architektonisch wie haustechnisch so konzipiert, dass eine DGNB-Zertifizierung in Gold erreichbar ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die heutige räumliche Fehlstelle wird durch ein stadtraumprägendes Haus besetzt. Die Verfasser schaffen eine gelungene Balance zwischen der Einordnung in den Blockrand und einer angemessenen Eckbetonung. Die Qualität der dreigliedrigen Fassade leidet etwas darunter, dass der Sockel versinkt, da die Eingangsebene auf der Vorkriegshöhe bleibt und nicht auf das heutige Straßenniveau angehoben wird.

Ob die Architektursprache angemessen zeitgenössisch oder rückwärts gewandt zu lesen ist, wurde in der Jury so kontrovers wie bei keiner anderen Arbeit diskutiert. Die Geste der Adressbildung und des Einga¬ngs über Eck ist sprichwörtlich als Antwort auf die Aufgabe „Saladineck“ zu verstehen. Ein großzügiges Treppenhaus teilt den zweispännig organisierten Grundriss pro Geschoss in zwei gut geschnittene Nutzungseinheiten. Im Erdgeschoss sind zwei bis drei öffentliche Nutzungen oder Läden vorgeschlagen. Die Typologie entspricht der Auslobung, eine robuste Struktur zu schaffen und lässt das gewünschte Spektrum an Nutzungen über den Lebenszyklus des Hauses zu. Die dreigliedrige Gestaltung der Fassade mit Sockel, Hauptgeschossen und einem Staffelgeschoss referiert auf klassische Stadtmotive. In diesem Sinne ist der Entwurf ein gelungener Beitrag des kontextuellen Weiterbauens an dieser stadträumlich wichtigen Nahtstelle.

In der Materialisierung der tektonisch aufgebauten, geputzten Lochfassade wird im Sockel und den Gewänden kohärent der Bezug zur historischen Nachbarschaft der Krone und dem vis a vis liegenden Schloss aufgenommen.

Ob der Beitrag in seiner eindeutigen Haltung ein gelungener Entwurf einer überzeitlichen Position darstellt, für eine kulturelle Nachhaltigkeit und Kontinuität steht, die historischen Referenzen angemessen berücksichtigt oder eine Wiederholung des Historischen darstellt, war strittig.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Holzstraße / Ansicht Marktplatz

Ansicht Holzstraße / Ansicht Marktplatz

Grundrisse

Grundrisse

Schnitt Ost-West / Schnitt Nord-Süd

Schnitt Ost-West / Schnitt Nord-Süd