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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 09/2015

Münster 2030 Wohnort: Stadt ─ Ideenwettbewerb für die Qualifizierung von Raumreserven im Wohnort Münster

New in the Old – Neuer Wohnraum durch Fluktuation

Anerkennung

Preisgeld: 333 EUR

Christina Tellmann

Student*in Architektur

Tanja Karthaus

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Münster ist ein beliebter Wohnstandort. Die Stadt wächst kontinuierlich. Wohnraum wird knapp. Das Budget für Wohnungen ist begrenzt. Wie hoch ist der Aufwand der Stadt für die Schaffung von neuem Wohnraum?

Tatsächlich ist der Aufwand der Stadt sehr hoch, da die Neubauflächen in Münster immer knapper werden.
Dieses Projekt beschäftigt sich mit einer Strategie, die es ermöglicht, nicht nur Neubauflächen, sondern auch den Bestand für die Hervorbringung von neuem Wohnraum zu aktivieren.
In den bestehenden Gebäuden fehlt es sowohl an barrierefreien Wohnungen als auch an Kleinstwohnungen.
Die Lösung dafür ist die additive Ergänzung derartiger Wohnungen im Innenhof, die die Wünsche der Bewohner aufnehmen und ihre Wohnsituation verbessern.
Partieller Wechsel der Bewohner aus den bestehenden Gebäuden in die neuen Wohnungen begünstigt die Entstehung von freiem Wohnraum für wohnungssuchende Familien im Bestand.
Die Neubauten mit geringem Flächenverbrauch, die sich nach und nach in den Innenhöfen verteilen, erfüllen die Nachfrage an Kleinstwohnungen und integrieren sich behutsam in die schon vorhandene dichte Bebauung.

Transformation
Die bestehenden Gebäude, mit denen wir uns in diesem Projekt auseinandersetzen, sind über sechzig bzw. mehr als achtzig Jahre alt. Die Wohnsituationen und bestimmenden Lebensmodelle änderten sich mit der Zeit und dementsprechend müssen auch die Wohnungen umgestaltet werden. In den vergangenen Jahren wurde die Fassade an den Gebäuden erneuert, Balkone angebracht und einige Dachgeschosse ausgebaut, um sich an neue Situationen anzupassen. Nun ist die Transformation der Innenhöfe an der Reihe.

Kontinuierliche Fluktuation
In den Gebäuden, welche die Innenhöfe bilden, leben viele der Bewohner in Wohnungen, die ihren Bedürfnissen nicht entsprechen. Einige der Bewohner sind alleinstehend, bleiben nach Auszug der Kinder oder nach Verlust des Ehepartners in der nun zu großen Wohnung oder sind durch ihr Alter körperlich eingeschränkt.
Unsere Idee ist es, im Innenhof schrittweise Wohnungen in Form von Wohnmodulen zu schaffen welche die zunehmende Nachfrage an Kleinstwohnungen bedienen und den Bedürfnissen der alteingesessenen Bewohner gerecht werden.
Für die Bewohner aus dem Bestand besteht die Möglichkeit, in diese Wohnmodule umzuziehen. Dafür erwartet sie eine Prämie. Sie können zudem in einer auf ihre Bedürfnisse abgestimmten, kleineren und bei Bedarf barrierefreien Wohnung leben, ohne dabei ihre gewohnte Umgebung und die vertraute Nachbarschaft zu verlassen. Somit wird in den schon bestehenden Gebäuden freier Wohnraum geschaffen, der den Zuzug von wohnungssuchenden Familien ermöglicht und ihnen innerstädtisches Leben bietet. Dadurch wird der von vornherein schon vorhandene Wohnraum, an den die Stadt sonst ohne weiteres nicht gelangen könnte, optimal ausgenutzt.
Auch für die anderen Zuzügler, wie Studenten, Absolventen und Pärchen, für die Münster ein attraktiver Anziehungspunkt darstellt, wird neuer Wohnraum bereitgestellt. Denn auch sie haben die Möglichkeit, in eines der neuen Wohnmodule zu ziehen und am innerstädtischen Treiben teilzuhaben.
Dieser Zuzug entfaltet neues Leben in den Innenhöfen und gibt die Chance, neue Nachbarschaften zu entwickeln.

Wohnmodule
Austausch, Kommunikation sowie gegenseitige Bereicherung, sowohl unter den Bewohnern der neuen Wohnungen als auch zu den Bewohnern im Bestand, ermöglichen dazu halböffentliche Gemeinschaftsflächen. Diese bilden sich durch die Formation der Wohnmodule, die immer in verschiedenen Konstellationen zu einer Gruppe zueinander angeordnet sind. Es gibt dabei drei verschiedene Typen von Wohnmodulen: für eine Person, für zwei Personen und das barrierefreie Modul.
Das Pendant zu dem Erlebnisreichtum der Gemeinschaftsfläche bildet das einzelne Modul in der Gruppe, welches sich durch einen privaten Freiraum auf dem Dach als Rückzugsort darstellt.

Fassade
Zusätzlich bietet die Fassadengestaltung der Neubauten Möglichkeiten des Rückzugs. Diese zeichnet sich durch eine vertikale Holzfassade mit Holzlamellen vor einigen Öffnungselementen aus und integriert sich somit ideal in den natürlichen Charakter der Innenhöfe.
Die Bewohner können die Lamellen, die bei den intimeren Räumen, wie Bad und Schlafzimmer, angebracht sind, nach Belieben einstellen. Dadurch können sie das Leben im Innenhof beobachten, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Sie können somit selbst entscheiden, wann sie in welchen Räumen wie viel von sich preisgeben möchten.
Durch das Öffnen der Fassaden an einigen Stellen werden Blickbeziehungen sowohl innerhalb der Module als auch zur schon bestehenden Nachbarbebauung, soweit es dabei verträglich ist, erlaubt. Dabei sind die Fassaden zu der Gemeinschaftsfläche offener und zu der Bestandsbebauung geschlossener gestaltet.
Somit entsteht ein ständiges Wechselspiel zwischen lebendigem Miteinander und Rückzug.

Erschließung
Die einzelnen Wohnmodulgruppen mit ihrer Gemeinschaftsfläche sind durch einen Weg miteinander verbunden. Damit der idyllische Charakter der Innenhöfe erhalten bleibt ist dieser ausschließlich Fuß- und Radweg. Zudem wohnen in den Neubauten hauptsächlich Bewohner, wie Studenten und ältere Menschen, die in der Regel kein Auto besitzen. Bei Bedarf gibt es jedoch auch einige Parkplätze am Eingang des Innenhofes sowie eine Carsharing-Station.

Ausdehnung
Dieses Projekt behandelt exemplarisch zwei Innenhöfen in Münster. Die Strategie lässt sich auf weitere Innenhöfe Münsters übertragen. Bis 2030 ergibt dieses bei 112 Innenhöfen in Münsters Stadtgebiet ca. 2016 neue Wohnungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieser Beitrag in den Binnenbereichen der großen zusammengefassten Grundstücksflächen im nördlichen Bereich des Potentialgebietes Piusallee, versucht auf sehr behutsame Art und Weise die Stadt in der Tiefe der Gärten nachbarschaftsverträglich zu verdichten.
Es gilt mehr das Prinzip von Qualität anstatt Quantität in dieser subtilen Verdichtung. In der Setzung der pavillionartigen kleinen Hauskubaturen im grünen Garten entsteht eine urbane exklusive Idylle, die für neue/alte Bewohner des Quartiers aber auch für Hinzuzügler attraktiv erscheint.
Das Projekt arbeitet mit dem gesellschaftlichen Thema der Alterung der Gesellschaft und dem selbständigen Wohnen bis ins hohe Alter. Eine Idee ist es, die neuen Wohnungen behindertengerecht, bzw. barrierefrei als Alternative zu den bestehenden Gebäuden aus den 1930er Jahren anzubieten, jedoch ist die Durcharbeitung des Projektes in seinen Grundrissen nicht überzeugend genug.
Die Innovationskraft dieses Beitrags wird in der Jury kontrovers diskutiert, jedoch wird die Strategie für eine innerstädtische Verdichtung der Stadt Münster als wertvoll erachtet, um mögliche Raumreserven und deren Potential auf Privatgrundstücken neu zu diskutieren.
Perspektive

Perspektive

Perspektive

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Plan 2

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Plan 3

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