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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 09/2015

Münster 2030 Wohnort: Stadt ─ Ideenwettbewerb für die Qualifizierung von Raumreserven im Wohnort Münster

2. Rundgang

Raphaela Buchberger

Student*in Architektur

Patrick Brunner

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Wettbewerb Münster 2030 Wohnort : Stadt

KULTURHÖFE

Vom Gartenland zum Wohnort Stadt
Die Recherche im Stadtarchiv gibt es wieder: Das Gebiet an der Gartenstraße war lange Zeit Gartenland zur Versorgung der Stadt im Inneren des Promenadenrings. Heute, ca. 200 Jahre später stellen sich neue Herausforderungen an das Gebiet. Wohnungsknappheit und der Wunsch nach urbanem Leben sind die Problemstellungen, mit denen sich unser Entwurf auseinandersetzt. Deshalb haben wir Punkte fokussiert, durch die wir städtisches Leben, eine Atmosphäre erzeugen.
Gefasste Straßenräume, öffentliche Flächen, kleinteilige Parzellierung und ein verästeltest Straßennetz, welches kurze Wege und mehr öffentliche Fläche mit sich bringt, sind die Säulen auf denen unser Entwurf aufgebaut ist.

STÄDTEBAULICHE DETAILS

Das Erschließungssystem, in Form des gedehnten Gitters, orientiert sich an bestehenden Straßen und stärkt die spezifische Form des Areals. Weil die Straßen nicht durchläufig sind, wird der Blick von straßenbegleitenden Häusern auf die Fassaden gelenkt und dadurch Monotonie vermieden. Die Kombination aus einem Erschließungsring, Stich- und Einbahnstraßen ermöglicht die spezifisch angepasste Verkehrsführung. An begründeter Stelle wird auf ruhenden Verkehr im Straßenraum verzichtet und dafür Tiefgarage angeboten. Aufgänge dazu befinden sich innerhalb der JVA Mauern und bei den Zufahrten und frequentieren den Kulturhof ebenfalls. Auf den stadtteilbezogenen Grün- und Freiräumen unterstreichen Alleen und Baumreihen die Richtungen der Straßen. Die Parzellierung ist kleinteilig und fügt sich wohlproportioniert in den Bestand ein.

KULTURHOF JVA

Absurd mag es klingen, aber was stets introvertiert und Straftätern vorbehalten war, wird das neue Zentrum des öffentlichen Lebens im Quartier. Im Inneren soll das Gefängnis eine Erlebnisbibliothek enthalten, die je nach Genre Attraktionen und Literatur in einzelnen Zellen anbietet. Die Genres können über einen Rundgang durch die JVA, die hier ihr authentischer Grundstruktur beibehält, „erschlendert“ werden. Erfrischungen bietet das Café an, welches die ehemalige Kirchturmspitze durch einen Aufsatz aus perforiertem Cortenstahl ersetzt. Durch diesen neuen Aussichts- und Hochpunkt erlangt das Viertel eine Fernwirkung und Zeichenhaftigkeit über die Mauern der JVA hinaus. Ebenso trägt der neue Konzertsaal für die Kammermusik, anstelle des ehemaligen Kirchenraums mit ebengleicher Formsprache zum neuen polarisierenden Quartierszentrum bei. Vom Konzertsaal aus gelangt man über eine ausladende Freitreppe in den Außenbereich der JVA und den Platz der das Entree zum Gebiet bildet. Die Außenbereiche der JVA werden durch ein Naturfreibad im Sommer, einer Eislauffläche im Winter, öffentliche Grünflächen, sowie einem Sportplatz kultiviert. Diese Elemente formieren einen klaren Kulturhof innerhalb der Gefängnismauern. Der ehemalige Knast ist somit Hochpunkt und Höhepunkt des neuen städtischen Lebens im Areal, deshalb ist die Entscheidung nur konsequent in Phase 1 des Szenarios direkt mit der Wohnbebauung an das Gelände der JVA anzuschließen.

KULTURHOF WOHNEN

Direkt über den Außenbereich der JVA wird die offene Blockrandbebauung erschlossen. Die Wohnungen zum öffentlichen Kulturhof hin beinhalten Kleingewerbe im Erdgeschoss und trotz Hochparterre barrierefreie, rückversetzte Zugänge. Über schmale Gassen erreicht man die privaten Kulturhöfe im Inneren der Blockrandbebauung.
Hier befindet sich ein Gemeinschaftsgrünraum der von den umliegenden Bewohnern genutzt und unterhalten wird. Durch vielfältige Einrichtungen für diverse Aktivitäten wird das Miteinander, auch generationenübergreifend gefördert. Vom gemeinschaftlich angelegten und finanzierten Grün nur durch ein fließendes Bächlein getrennt, liegt vor jeder Erdgeschosswohnung ein schmaler privater Grünstreifen.
Die Wohnbauten selbst sind die Addition von Achsen mit den Maßen von 6 x 12 m. Ein flexibles Reihen der Achsen ermöglicht eine Vielzahl von differenzierten Wohnungstypen, die ein durchmischtes Spektrum von Bewohnern anspricht und je nach Bedarf kombiniert werden kann.
So umschließt der offene Blockrand einen weiteren Kulturhof. Diesmal allerdings einen weitaus privateren, der durch landschaftliche Elemente wie gemeinschaftliche Beete, eine Kletterwand, einen Spielplatz und ein Schachfeld aufgeladen ist. Außerdem ist vorgesehen, die kleinteilige Parzellierung auch äußerlich sichtbar zu machen und nicht mehr als sechs Achsen einem Architekten zur Bearbeitung zur Verfügung zu stellen. Damit wird die Fragmentqualität der Fassadengestalt gefördert, welche sich positiv auf den Straßen- und Platzraum auswirkt.
In der straßenseitigen Erdgeschosszone befinden sich die Tiefgarageneinfahrten anstatt der Kleingewerbeflächen. Über diese sind die 2 Geschosse tiefen Garagen erreichbar, wobei das 1. Untergeschoss auch für die Öffentlichkeit nutzbar ist.
Mit den Kulturhöfen um und innerhalb der JVA wird der Impuls für die Einleitung des Szenarios gesetzt. Wie sich das Gebiet um die Gartenstraße in den nächsten 100 Jahren nun wirklich entwickeln wird, hängt auch viel von Ihren Nutzern ab. Unser Entwurf liefert einen Impuls, der dem gewachsenen Stück Stadt die Freiheit lässt, sich mit den heutigen Anforderungen weiterzuentwickeln.