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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Neubau einer Sporthalle mit ACTION-Platz im Sport- und Erholungsgebiet Waldau

Lageplan

Lageplan

4. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Behnisch Architekten

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

knippershelbig GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Architektur:

Die Landeshauptstadt Stuttgart ist mit ihren knapp 600.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Deutschlands. Ihr Stadtbild ist geprägt durch die besondere und einzigartige topografische Lage, eine Vielzahl an Anhöhen und Tälern und hat mit dem Rosensteinpark und dem Schlossgarten zwei der schönsten innerstädtischen Grünanlagen Deutschlands. Den markantesten und baulichen Höhepunkt der Stadtsilhouette bildet der Stuttgarter Fernsehturm. Zusammen mit der Höhendifferenz vom Stadtgebiet zur Waldau von ca. 350m ist er mit seinem Standort ebenso einzigartig wie herausragend in seiner architektonischen Erscheinung und stellt eine Besonderheit unter deutschen Großstädten dar.

Die Waldau übernimmt in der Landeshauptstadt eine zentrale Versorgungsfunktion für sportliche Aktivitäten und ist Heimat von ca. 16 Sportvereinen. Sie bietet als zweitgrößtes Sportgebiet Stuttgarts im Stadtteil Degerloch eine Vielzahl von Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung und zur Erholung. Sowohl der vereinsorganisierte Betrieb als auch der nicht im Verein organisierte Freizeitsport finden hier ein reichhaltiges Angebot an Flächen und Einrichtungen.

In der Planungswerkstatt mit Bürgerbeteiligung wurden im Frühjahr 2012 zukunftsfähige und richtungsweisende Entwicklungskonzepte erarbeitet mit dem Ziel, Aufenthaltsbereiche und Außenwirkung des Sport- und Erholungsgebietes auf der Waldau zu verbessern. Als Ergebnis zahlreicher Diskussionen, Gespräche und Foren wurde die Realisierung einer Dreifeld-Sporthalle mit Tiefgarage empfohlen. In der neuen Halle sollen zusätzlich zu den notwendigen Nebenräumen eine Indoor-Bewegungslandschaft, ein Multifunktionsraum sowie ein Kraftraum vorgesehen werden. Um ebenfalls das Defizit an Angeboten für den nicht vereinsgebundenen Freizeitsport wie z.B. Streetball auszugleichen, soll – eingebettet in die Gesamtkonzeption – in den weiteren Überlegungen zu einem zweiten Bauabschnitt aufgezeigt werden, wie sich ein ACTION-Platz für Bewegung, differenzierte Freiflächen für Trendsportarten und ein Kleinspielfeld im Außenbereich sinnvoll ergänzen können.

Das Grundstück auf dem ehemaligen Tennenplatz der TSG Stuttgart am Georgiiweg / Keßlerweg soll nun die Heimat für all diese neuen Funktionen sein. Durch seine Nähe zur Innenstadt und seine gute Anbindung an das ÖPNV-Netz von Süden ist das zur Verfügung stehende Grundstück optimal erschlossen. Westlich des Keßlerwegs befinden sich die Waldschule und die Eiswelt, die in die städtebaulichen und freiraumplanerischen Überlegungen miteinbezogen werden. Zukünftig sollen die Besucher von der Stadtbahnhaltestelle über das Wettbewerbsgrundstück fußläufig zum Haupteingang der Eiswelt gelangen. Ebenso ist beabsichtigt, den Bereich zwischen der Waldschule und der neuen Sporthalle später vom Fahrverkehr freizuhalten.

Das Wettbewerbsgrundstück steigt vom Georgiiweg kommend nach Norden um ca. 3,00m an und ist somit topographisch interessant und abwechslungsreich. Diese reizvolle Aufgabenstellung sollte eine intelligente und maßgeschneiderte Lösung aufzeigen, die im besonderen Maß zum Gelingen eines autofreien Bereichs zwischen der Waldschule, der neuen Sporthalle und der Stadtbahnhaltestelle beiträgt. Hier könnte der neu gestaltete, attraktive Vorplatz zwischen Eiswelt und neuer Sporthalle entstehen, der beide Nutzungseinheiten wechselseitig positiv bereichert.

Die neue Sporthalle mit ihren individuellen und spezifischen Vorgaben an das Raumprogramm sollte sich in ganz selbstverständlicher und unbekümmert leichtartiger Weise in die topografische Umgebung und die Nachbarschaft einfügen und trotzdem eine markante Eigenständigkeit und Charakterstärke vermitteln. Eine prägnante und identitätsstiftende Ausdrucksform des neuen Hauses kann zudem zukünftig als ein besonderer und einprägsamer Stadtbaustein auf der Waldau wahrgenommen werden.

Eher unbeschwert in seiner Ausdrucksform sollte sich die Gesamtanlage mit Halle und Freianlagen von den bestehenden und weitgehend allzu dominierenden Großformen der Spielflächen absetzten. Eine gewisse Lässigkeit und formale Freizügigkeit wäre hier angemessen und sollte so den Vorzug gegenüber dem allzu traditionellen und bekannten, gleichwohl uninspirierenden und oftmals banalen Gebäudetypus einer Sporthalle erhalten. Ein Haus, welches in seiner Erscheinung lediglich dem Anspruch an eine funktionale Innenspielfläche folgt, sollte eher vermieden werden. Ebenso wäre ein starrer, geometrisch zwar sortierter und rein vordergründig den notwendigen funktionalen Anforderungen folgender Baukörper gewiss gänzlich unangemessen. Eher ist an ein Haus zu denken, welches die Einflussfaktoren der Topografie und die Besonderheiten des Ortes in die Aufgabe integriert und die Ansprüche an eine tageslichtdurchflutete Sportstätte positiv in die architektonischen und formalen Überlegungen einfließen lässt. Die Dachform selbst wird besonders für die Besucher des Fernsehturms sichtbar sein, der in den nächsten Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Sie könnte für Sportler und Gäste als etwas Besonderes, etwas Einzigartiges und Einprägsames wahrgenommen werden und auch nach einem Besuch der Waldau anschaulich und nachhaltig im Gedächtnis verhaftet bleiben. – Ein wichtiger, sicherlich kleiner Stadtbaustein also, der neben den notwendigen funktionalen Anforderungen an eine Sporthalle auch weiteren architektonischen Ansprüchen gerecht werden müsste.

Die neue Sporthalle fordert somit eine intelligente Fügung all dieser vielschichten Aspekte. Sie ist als zweigeschossige Anlage mit einer Eingangs- und einer Hallenebene konzipiert. Auf der Eingangsebene sind neben den Räumlichkeiten für die Verwaltung ebenfalls Sanitäranlagen und Nebenräume für die Besucher untergebracht. Das Foyer wird als fließender Raum gestaltet, der sich mit den durchlaufenden Belägen der Außenanlagen als erweiterter Vorplatz mit Ausgang zum Outdoor- und Fitnessbereich nach Osten hin öffnet. Von hier aus hat man bereits einen schönen Blick über die Hallenebene und hinaus in den Außenraum nach Südosten, sowie zur anderen Seite nach Nordwesten zu den überhohen Funktionseinheiten des Kraftraums, des Multifunktionsraums und des Indoor-Bewegungsraums hindurch, die über die Hallenebene erschlossen werden.
Eine schöne Freitreppe führt die Besucher vom Foyer hinunter in den Sportlerbereich auf die Hallenebene, welche sich ebenerdig zum Kleinspielfeld hin öffnet. Die Umkleiden mit den jeweils zugeordneten Sanitär- und Duschbereichen sind funktional ideal angeordnet. Drei lichtdurchflutete und gut dimensionierte Sportlerbuchten markieren jeweils die Zugangsbereiche in die Halle. Von hier aus können ebenfalls die Freibereiche der Außenspielflächen erreicht werden. Separat und funktional getrennt sind auf dieser Ebene die dazugehörigen Umkleiden und Nebenräume für den Außensport angeordnet.

Das je nach Anforderung in der Höhe gestaffelte, schützende, markante und einzigartige Dach ist lediglich der obere, horizontale Abschluss der „Sportwelt“. Eine horizontale, harmonische und fein bearbeitete Dachkante markiert diesen oberen Abschluss. Gegliedert ist diese Dachfläche mit Oberlichtöffnungen, die in ihrer Lage für eine optimale Ausleuchtung der Halle mit Tageslicht sorgen. Die Fassade ist weitgehend transparent und entspricht in ihrem Charakter annähernd dem Bild eines leichten Vorhangs, eines nahezu „unsichtbaren“ thermischen Abschlusses. Lediglich die topografische Bearbeitung der Landschaft mit Kanten, Brüchen und Rampen sowie die Dachskulptur sollen die vorwiegend wahrnehmbaren Elemente des „Gebauten sein“.

Die Tiefgarage ist unter der Hallenebene angeordnet und kann über verschiedene Treppenelemente bzw. über die verschiedenen Ebenen der Freiraumgestaltung erreicht werden. Die Zufahrt erfolgt über den Georgiiweg.

Die vorgeschlagenen Materialien folgen der Idee der Authentizität, angemessen an die funktionalen Anforderungen. Eine Stahl-Aluminium Fassade überhöht die Idee einer offenen und transparenten „Sportwelt“. Die vorgeschlagene Bauweise mit lasierten Sichtbetondecken zur Aktivierung der thermischen Masse, Stahlgeländer mit Netz und funktional detaillierte Einbauten aus Holzwerkstoffen bieten einen angemessenen Kontrast und eine Ergänzung zu den strapazierfähigen Linoleumböden in den Flurzonen und in der Halle. Die Deckenuntersicht des Daches ist als offene Lamellendecke aus Holz vorgesehen, die im Zusammenspiel mit den notwendigen technischen Einbauten der Gesamtatmosphäre einen warmen, freundlichen und einladenden Charakter verleiht.



Freianlagen:

Die Topografie mit dem vorhandenen Höhenunterschied wird genutzt, um spannungsvolle Räume zu generieren.
Nach Norden hin wird das Gelände mit Sitzstufen abgefangen - im nördlichen Eingangsbereich am Keßlerweg entsteht so ein kleines Amphitheater unter dem lichten Schatten der Baumkronen.

Sämtliche Materialien sind sehr zeitgemäß. Die zugrunde liegende Farbkomposition ist wie die eines Gemäldes oder Bildes: Platten aus grün durchgefärbtem Beton; grün beschichteter Asphalt.
Als Hauptmotiv wird ein farbiger „Teppich“ zugrunde gelegt, der zwischen der Eiswelt am Keßlerweg und dem Stadtbahneingang am Georgiiweg durch einen fließenden Gesamtraum führt.
Die Höhenkonzeption ermöglicht mit maximalen Gefällen von 5% (von Südost nach Nordwest) einen überall barrierefreien Zugang.
Innerhalb des übergeordneten Konzepts sind individuellen Räume angeordnet, die unterschiedliche Nutzungen und Qualitäten beinhalten:
- Relax und Meeting Point mit steinernen Sitzkissen unter Baumkronen.
- Erhöhter Lounge-Bereich
- In die Fläche integrierter ACTION-Platz mit
- Boccia-Fläche (dem Alpenverein als ruhiges Thema vorgelagert)
- Streetworkout-Fläche an der Straße
- Kleinspielfeld (vis-a-vis zur Sporthalle)
- Erhöhter Teil des ACTION-Platzes mit Angeboten für Parcour (für Jugendliche und
junge Erwachsene) und Outdoor Fitness (für ältere Erwachsene und Senioren)
- Boulderwand

In der Gestaltung der Flächen spielt die Beziehung von Innen und Außen eine wesentliche Rolle. So wird neben den zahlreichen Blickbeziehungen von innerhalb des Gebäudes nach außen (und umgekehrt) der die Freiraumgestaltung prägende „Bild-gebende“, Belag auch in das Gebäude hineingeführt.

Fahrradstellplätze für insgesamt 30 Fahrräder sind an zwei Stellen vorgesehen:
8 Fahrradbügel für 16 Fahrräder unter dem Vordach am Haupteingangsbereich und 7 überdachte Fahrradbügel am südlichen Zugang des Grundstücks, von wo aus alle Außensportflächen gut zu erreichen sind. PKW-Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen werden in Eingangsnähe am Keßlerweg angeordnet. Ab dem südöstlichen Eingangsbereich soll der Georgiiweg mit Hilfe von (herausnehmbaren) Pollern möglichst autofrei bleiben.

Die einzelnen Teilflächen mit ihren verschiedenen Inhalten und Nutzungsansprüchen werden zu einem ineinandergreifenden, eng miteinander verknüpften Gesamtraum.
Innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens für den 1.BA kann bereits der „farbige Teppich“ angelegt werden. Dieser stellt die grundlegende Erschließung für die Fußgänger dar. Die angrenzenden Flächen des ACTION-Platzes können dann in einem weiteren Bauabschnitt erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Lage und Ausformung des Hallenbaukörpers werden kontrovers diskutiert.
Der vorgeschlagene polygonale und in der Höhe gestaffelte Baukörper versucht zwischen U-Bahn-Haltestelle Georgiweg und Eingang Eiswelten zu vermitteln und wird von den Verfassern bewusst in die Mitte des Baufeldes gelegt.
Dadurch wird eine diagonale leicht ansteigende Fußwegebeziehung vom Georgiweg zu den Eiswelten geschaffen, entlang der unterschiedlichen Außenaktivitäten aufgereiht sind. Diese diagonale Verbindung wird positiv bewertet.
Der Hauptzugang zur Halle liegt gegenüber den Eiswelten. Hier sind auch die Büros für die Eiswelten untergebracht. Über eine großzügige Eingangspassage wird der Zuschauerbereich erschlossen. Aus dieser Passage sind Einblicke in die ein Geschoss tieferliegenden Mehrzweckraum und Indoorbewegungsraum möglich. Außerdem befinden sich hier die geforderten zuschauerrelevanten Nebenräume. Insgesamt erscheint die Ausformung dieses Bereiches überzogen.
Umkleide- und Geräteraume, sowie Mehrzweck und Indoorbewegungsraum liegen auf Hallengeschossebene. Der Eingang für dieses Ebene befindet sich an der Nordostecke des Gebäudes, hier sind ebenso Außenumkleide und Außengeräteräume untergebracht.
Zwischen Eingangs- und Hallenebene schaffen Lufträume und offene Treppen vielfältige räumliche Verbindungen.
Die Belichtung der Halle erfolgt sowohl über Fassaden als auch eine ganze Schar von Oberlichtern, was insgesamt überinstrumentiert erscheint.
Lage und Erschließung der Garage sind folgerichtig. Die Tiefgarage weißt 97 Stellplätze auf, was insgesamt zu einer deutlich erhöhten Kubatur der Arbeit führt.
Die Arbeit weist eine ganze Reihe funktional richtiger und innenräumlich interessanter Ansätze auf, sie erscheint jedoch aufgrund der Lage und Ausformung ihres Baukörpers zu unentschlossen und kann städtebaulich nicht überzeugen.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht West