modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2015

Baugebiet WA 2(1) im Entwicklungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee

3. Preis

Preisgeld: 18.500 EUR

PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH, BDA

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

PETER GÖTZ | sehen + verstehen

Modellbau

Jonas Bloch Architekturvisualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

SITUATION UND ENSEMBLE
Der parzellierte Städtebau des städtebaulichen Entwurfes wird in ein Ensemble verschiedener Häuser auf einem gemeinsamen Sockel übersetzt. Der gemeinsame Sockel entwickelt sich aus dem für das Entree wichtigen Hochpunkt. Der Hochpunkt ist der Ursprung des Hofes und dessen Anker. Der Hochpunkt ist mit 10 Geschoßen genauso hoch wie der Wohnturm beim Shopping am Platz. Das hohe Wohnhaus markiert den Auftakt und bezieht sich deutlich auf seinen Nachbarn am Eingang des Quartiers. Zur Bahnlinie und zum Park wird das Quartier sichtbar und stellt Bezüge zu den anderen Hochpunkten entlang der Bahn her.

Das übergeordnete Prinzip der Hofbebauung ist der starke Gegensatz der öffentlichen Außenwelt des Quartiers zur privaten Innenwelt des Hofes. Dies führt zu einer konsequenten Erschließung der Gebäude von Außen. Wenn möglich, profitiert die Wohnsituation von beiden Qualitäten - es wird zu beiden Seiten gewohnt (durchgesteckte Typen). Der Hof bleibt bis auf einzelne Durchgänge im Erdgeschoß geschlossen - auch die Fugen zum Anger. Das Durchfließen des Raumes und die Probleme der unklaren Grenze vermeidet der Entwurf. Gleichwohl bleibt der Bezug zum Hof über die nur zweigeschossige Bebauung erhalten. Die Idee des städtebaulichen Entwurfes wird über die starke Profilierung der Bebauung und die Varianz der Typologien beibehalten.

BAUKÖRPER UND TYPOLOGIEN
Der Sockel ist die gemeinsame Basis für die einzelnen Häuser und die unterschiedlichen Wohntypologien. Die Bebauung reagiert auf die sehr verschiedenen Bedingungen und Qualitäten der Umgebung und wird zusammen mit der Basis zum Ensemble. Unterschiedliche Bedingungen an den Außenseiten des Hofes führen zu unterschiedlichen Wohnformen und Erdgeschoßzonen. Die geplanten Zugänge und die Ausformulierung der Erdgeschoße fördern das städtische Leben und schützen zugleich die Privatheit der Wohnsituation.

Im Norden ist der Sockel zweigeschossig, da der Raum der städtischste des Hofes ist. Zur Schule hin und zum engen Straßenraum wird der Wohnnutzung eine laubenartige Zone vorgelagert, die wie ein Filter zum öffentlichen Raum funktioniert. Diese Vorzone weitet sich gelegentlich zu einer Loggia auf und optimiert so die Belichtung. In den oberen Etagen (Zweispänner) wird sie zum Zugang der Wohnungen - jede Wohnung hat so eine Art privaten Laubengang. Die verschiedenen Tiefen und Aktionen, die dort möglich sind, geben ein belebtes Bild in den Straßenraum; die Wohnungen werden über alle Geschoße vor der gegenüberliegenden Schule geschützt.

Im Osten zum Anger zeigt der Hof die unterschiedlichsten Typologien, der Sockel entwickelt sich über zwei Geschoße an der Ecke zur Straße zu einem Plateau (Hochparterre) an den eingefügten Townhäusern und weiter im Süden zum Park zu einem Geschoß. Die am Anger gewählte Typologie der Townhäuser stärkt das urbane Leben im Erdgeschoß zum Anger hin. Die Wohnungen haben Ihre Eingänge zum Anger und interagieren stärker mit der Außenwelt als die Geschoßwohnungen. Sie beleben den Anger. Die Geschoßbauten dazwischen sind mit vier Geschoßen gut ablesbar - diese sind als Dielentypen konzipiert.

Im Westen im Anschluss an den Hochpunkt ist die Bebauung weiter von der Straße abgesetzt. Diese Vorzone wird von den im Erdgeschoß angeordneten Ateliers genutzt, so entsteht dort eine besondere Form städtischen Lebens. Der Sockel bildet hier einen Vorsprung aus und ragt um 2m in den Außenraum. Die sechsgeschossigen Gebäude sind diesem Profil angepasst, so entsteht eine vertikal gegliederte Profilierung in einzelne Häuser. Der Übergang in ein bündiges Außen markiert das Ende der Ateliers im EG und die Westtypologie und den fließenden Übergang in die Bebauung an der Südseite.

Im Süden zum Park bleibt der Sockel eingeschossig, aber fassadenbündig bestehen. Wie an den anderen Seiten nimmt er die Zugänge und die Loggien im EG auf und markiert einen gemeinsamen Horizont. Die Bebauung ist hier bis auf ein Haus viergeschossig. Die Kontinuität der vertikalen Profilierung bleibt bestehen, wenn auch weniger stark ausformuliert und ruhiger, weil weniger städtisch.

Die gewählten Typologien lassen verschiede Wohnformen zu. So gibt es einen durchgesteckten Wohntyp, wo im fließenden Raum zwischen Kochen und Wohnen gelebt wird (die Küche ist - wenn gewünscht - abtrennbar). Die Individualräume und Bäder sind vom Wohnen über einen eigenen kleinen Erschließungsflur getrennt zu erreichen. Der Dielentyp, der eine andere Wohnform in eher gleichwertigen Räumen zulässt, sieht eine etwas größere Küche (Wohnküche) vor und ähnlich große Zimmer die über eine Diele organisiert werden. Auch hier sind die Individualräume separat erschlossen. Im Erdgeschoß finden sich zwei verschieden Typen die mit dieser besonderen Lage umgehen. Ein Ateliertyp im Westen, der einen Raum auf Straßenniveau vorsieht - als kleinen gewerblich genutzten Raum (Atelier) mit einer Wohnung die auf dem Hochparterre liegt. Im Norden einen Typen der zum Wohnraum ein ähnliches split level anbietet mit dem Vorteil, einen höheren Wohnraum und direkten Zugang zum Hof zu ermöglichen. In den Dachgeschoßen werden größerer Wohnung mit z. T. Terrassen angeboten.


TOPOGRAPHIE UND PARTERRE
Das Gelände steigt nach Süden an. Das führt an der Neuen Straße (U1724) im Westen des Hofes bei einem durchgängigen Hochparterre zu unterschiedlichen Niveaus zur Straße. Im Norden hat das Hochparterre im Turm einen Unterschied von 1,4m zur Straße, die Wohnnutzung im EG erhält damit eine sinnvolle Distanz zum öffentlichen Raum. Aufgrund des ansteigenden Geländes entsteht im Süden ein Niveauunterschied von nur noch ca. 80cm das ist für ein Hochparterre an der weniger öffentliche Wohnsituation zum Park gut vorstellbar. Da beim Anger das Gelände modelliert werden kann, gehen wir hier von einer durchgängigen Anschlusshöhe aus. Im Norden zur Straße ist das Hochparterre wieder bei einer gängigen Höhendifferenz von 1,0 - 1,2m vorgesehen.


WOHNHOF
Herzstück des Hofes bildet die freie und offene Spielwiese. Diese wird gerahmt von wohnungsnahen Spielzimmern die als Membran zwischen den privaten Wohngärten und der offenen Mitte fungieren. Die unterschiedlichen Spielnutzungen werden eigebettet in niedrige und robuste Gräser und Strauchpflanzungen. Überhöht wird der Übergang zwischen belebt und räumlich dichter Situation zur freien Wiese durch die lockere Baumstellung von mittelgroßen Laubbäumen, z.B. Blumenesche und Zierkirschen. Die Auswahl der Gräser und Strauchpflanzung findet sich auch in den Abgrenzungen der wohnungsnahen Gärten wieder um hier im Wechselspiel zu den Gemeinschaftsflächen ein großzügiges einheitlich Bild zu schaffen.

Die Gemeinschaftsterrassen auf den Hochpunkten des Hofes bereichern und ergänzen das vielfältige Freiraumangebot.


ANGER
Komponiert aus verschiedenen Oberflächen im Gradient von Pflasterflächen, teilweise mit Rasenfugen, und offenen durchlässigen Flächen wie Schotterrasen oder wassergebundene Decke, verwebt sich die Angerfläche in den städtischen Kontext. Der Anger schafft einen charaktervollen urbanen Raum zwischen Wohnnutzungen, dem städtischen Straßenraum und dem Park im Süden. Spiel- und Sitzinseln streuen sich gemeinsam mit punktuellen Baumsetzungen in Form der Roteiche über die Fläche. Es entsteht ein Ort der sowohl Aufenthaltsflächen und Treffpunkte schafft als auch die offene Durchwegung ermöglicht.


ORGANISTATION UND ERSCHLIESSUNG
Der Hochpunkt ist ein Mehrspänner mit großen Wohnungen an den Gebäudeecken und kleinen Wohnung dazwischen. Die Häuser sind in der Regel Dreispänner, im EG und im OG bisweilen Zweispänner. Die meisten der Wohnungen sind durchgesteckte Typen. Zur Außenseite sind die kleine Wohnungen im Westen und im Süden angeordnet, zum Hof gibt es kleine Wohnungen nur im Norden und im Osten bis zum 2.Obergeschoß. Bis dahin ist die Rettung mit Steckleitern möglich. Die Tiefgaragenzufahrt liegt im Norden an der Straße und erschließt die gesamte Tiefgarage. Die Tiefgarage bzw. das Untergeschoß ist an den Bauabschnitten getrennt und kann so realgeteilt werden. Der Hof erhält zwei Durchgänge, einen im Westen für die Feuerwehr und einen zum Anger für die bessere Durchwegung des Hofes.


FASSADEN UND MATERIALITÄT
Die Basis des Hofes bildet ein wässrig rötlich gefärbter Sockel aus gefügten Betonfertigteilen. Der Hochpunkt, der sich aus diesem Sockel entwickelt, hat eine netzartige Primärstruktur aus ebendiesen Fertigteilen, diese wird entweder mit Verglasung "gefüllt" oder zusätzlich mit Feldern aus Keramik. Der farbige Sonnenschutz setzt einen zusätzlichen Akzent. Das Entree bekommt auf Grund dieser hochwertigen Materialien eine besondere Bedeutung. Die restliche Bebauung erhält Putzfassaden und stehende Fensterformate. Die höheren, sechsgeschossigen Gebäude zeigen sich mit Loggien stärker profiliert. So ergibt sich ein Spiel aus Vorder- und Hintergrund und die einzelnen Häuser erhalten eigene Charaktermerkmale in einer gemeinsamen Sprache.

Die Außenfassaden unterscheiden sich zu den Hoffassaden, eine logische Konsequenz aus dem beschriebenen Unterschied zwischen Außen und Innen. Die Gestaltung bezieht sich im Hof stärker auf den Freiraum. Die langen, quergestellten Balkone treten wie Lauben in den Hof und machen die Architektur luftiger. Vertikale Bänder mit stehenden Fensterformaten wechseln sich ab mit den gestapelten Balkonen. Die Freiräume unterscheiden sich je nach Haustyp, es finden sich Loggien mit Balkonanteil, die querliegenden tiefen Balkone, Terrassen mit einer Stufe zum Hof im Erdgeschoß etc.. Die abwechslungsreichen Hoffassaden sprechen mit wiederkehrenden Motiven eine gemeinsame Sprache. Der Hof zeigt im Inneren auch aufgrund der Lage (in Pasing) vorstädtischere Motive die sich im Äußeren nicht finden.

BRANDSCHUTZ
Die meisten Wohnungen können von Außen gerettet werden. Die Präsenz der Feuerwehr im Hofinneren ist auf das nötigste reduziert. Im Norden des Hofes werden die nach Süden orientierten kleinen Wohnungen und die zum Hof orientierten Wohnungen des Hochpunktes durch die Feuerwehr gerettet. Die im Osten gelegenen Wohnungen werden mit Steckleitern gerettet. Der Hochpunkt erhält ein Sicherheitstreppenhaus und einen zusätzlichen Lift (kein Feuerwehrlift).


KONSTRUKTION UND NACHHALTIGKEIT
Die nachhaltige Errichtung der Bauten mit niedrigem Energieverbrauch war wichtiger Bestandteil des Planungskonzeptes. Die Gebäude sind als Massivbauten mit einer dicken Ziegelwand konzipiert. So kommt das Projekt im Wesentlichen ohne WDVS aus. Der Hochpunkt sieht einen Betonbau mit Betonfertigteilfassade und Dämmung vor. Ebenso wird der Sockel der Gebäude ausgeführt. Die Wahl robuster Materialien bei der Gestaltung der Oberflächen sowie der entsprechenden Fenster und Energietechnik führt zu einer nachhaltigen Architektur. Auf den zum Teil extensiv begrünten Dächern ist die Nutzung von Solarenergie möglich. Der sommerliche Wärmeschutz wird über integrierte textile Senkrechtmarkisen gewährleistet.