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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Neubau eines Feuerwehrhauses mit Trainingszentrum und Jugendfeuerwehrausbildungszentrum mit Geschäftsstelle

Blick auf die neu Feuerwache Cappel

Blick auf die neu Feuerwache Cappel

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Der Marburger Stadtteil Cappel erhält zwei neue Gebäude für das Feuerwehrhaus mit dem Trainingszentrum sowie für das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum mit der Geschäftsstelle der hessischen Jugendfeuerwehr. Das Ensemble der beiden Gebäude drückt an diesem Standort folgendes aus: Professionalität auf dem Gebiet der Feuerwehr, attraktive Bedingungen zum Erlernen des Berufes der Feuerwehr, angenehme Aufenthaltsqualitäten für die Lehrenden und die Lernenden sowie viele Nischen für die individuelle Erholung und kommunikative Freizeit auf dem Gelände.
Städtebau
Die beiden Gebäude erzeugen durch ihre Position auf dem Grundstück verschiedene Bereiche, die gemäß ihrer Funktionalität ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Durch die besondere Topographie des Geländes sind die einzelnen Bereiche zudem in ihrer Höhenentwicklung voneinander getrennt, sodass voneinander unabhängige Bereiche entstehen.
Städtebaulich nehmen beide Gebäude die Struktur der Umgebung auf: Die langgestreckten Volumina wiederholen das Motiv der vorhandenen Langhäuser. Zur Umgehungsstraße hin sind die Gebäude mit ihren Schmalseiten orientiert und fügen sich so optisch in die kleinteilige Wohnstruktur des Stadtteils ein.
Freiräume
Die beiden Gebäude definieren verschiedene Außenbereiche: Nördlich der Feuerwehr ist der Alarmhof mit Ausfahrt in den nördlichen Zimmerplatzweg orientiert. Zwischen den langen Gebäuden befindet sich der Übungshof. Durch die Topographie nochmals von dem Vorplatz vor Blicken geschützt, kann hier auf dem Hof und am Turm ungehindert trainiert werden. Zur Umgehungsstraße orientiert sich der gemeinsame Vorplatz. Dieser repräsentative Platz ist dem Ort zugewandt und erzeugt eine räumlich angemessene Situation für die Ankommenden. Die hier ausgestellte historische Spritze verdeutlicht zudem den öffentlichen und bürgernahen Ausdruck. Der südliche Geländestreifen ist dem JFAZ mit seinen zugeordneten Gartenflächen bestimmt. Hier ist der Charakter ein anderer: Hier können sich die Seminarteilnehmer entspannen und im Garten chillen und grillen. Der Garten wird durch das kleine Volumen mit der Hausmeisterwohnung und den Garagen abgeschlossen.
Zugänge
Die Zugänge der Gebäude liegen versetzt zueinander und werden über die vorgelagerten Außenbereiche erschlossen: Das JFAZ wird über den neuen Vorplatz betreten, eine einladende Geste heißt den Gast willkommen. Die Feuerwache wird über den Zugang von dem Zimmerplatzweg im Westen erreicht. Eine Verbindung über eine Rampe vom Vorplatz aus führt ebenso zum Übungshof und zum Eingang der Feuerwehr.
Erschließung und Einfriedung
Die Gebäude werden zu Fuß aus dem Ort, von der nahen Bushaltestelle oder größtenteils mit dem eigenen PKW erreicht. Gebäudenah sind alle geforderten Stellplätze vorgesehen, hauptsächlich entlang des verkehrsruhigen Zimmerplatzweges im Westen. Zur gleichmäßigen Verteilung sind ebenso Stellplätze auf dem Vorplatz im Osten vorgesehen. Die Einfriedung des Grundstücks wird nach Osten durch das JFAZ gebildet. Dadurch kann der öffentlich anmutende Platz auch tatsächlich ohne Umzäunung genutzt werden.
Zwei Gebäude
Auf dem Grundstück entstehen zwei unterschiedliche Gebäude mit ganz unterschiedlichen Anforderungen: Das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum JFAZ ist ein 3-geschossiger langer Bau, welcher sich zum Garten hin um ein Geschoss abtreppt. Durch den Geländeverlauf erscheint das Gebäude auch von hier dreigeschossig. Die Eingangsebene und die Gartenebene (Ebene -1) sind für den Seminarbetrieb und für die Geschäftsstelle vorgesehen. Der Blickbezug zur Landschaft von den Seminarräumen aus sowie der großzügige Zugang zum Garten hin werden den Seminaraufenthalt zu einem angenehmen Erlebnis werden lassen. Der Besucher wird vom Vorplatz aus mit einer raumhohen Willkommensgeste empfangen. Das Restaurant/Café orientiert sich zum Platz, das Internetcafé in Verlängerung des Foyers gibt den Blick in die Landschaft nach Süden frei. Über Fahrstühle und Treppen erreicht der Besucher sein privates Einzelzimmer in den beiden Obergeschossen. Eine großzügige Sonnenterrasse auf dem Dach lädt zum Verweilen ein.
Die Feuerwache ist ein Gebäude der schnellen Wege, der direkten Verbindung von Einsatzbereichen zur Fahrzeughalle. Das Erdgeschoß ist durch die funktionale Abwicklung und Zuordnung der Service/Umkleidebereiche zur Halle charakterisiert. Im Obergeschoss 1 befindet sich die Schulungs- und Verwaltungsebene mit dem großen Seminarraum nach Westen (Fernblick). Im Obergeschoss 2 sind die Aufenthaltsräume mit zugeordneten Terrassen zum Grillen und Entspannen vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt zwei getrennte Hauptbaukörper auf dem Gelände vor: Im Norden Fahrzeughalle, Feuerwehr und Trainingszentrum in einem Baukörper zusammengefasst, JFAZ und ein zusätzliches freistehendes Hausmeisterhaus im Süden. Städtebaulich nehmen die drei Gebäude so sehr gut die Struktur und Maßstäblichkeit der umliegenden kleinteiligen Bebauung auf. Feuerwehr und JFAZ werden als eigenständige Architekturen ausgebildet. Geschickt und architektonisch ansprechend gelöst sind dabei die durch Dachaufbauten und Turm gebildeten Haussilhouetten mit den dort als Terrassen gut nutzbaren Zwischenbereichen.

Durch die Anordnung der Baukörper ergibt sich eine eindeutige Eingangs- und Übungsfläche zwischen den Hauptbaukörpern. Die in diesen Bereich ausfahrenden Fahrzeuge des Trainingszentrums kreuzen dabei allerdings die Einfahrtsbereiche der Einsatzkräfte. Auch die Größe der Ausfahrtsradien sind im Bereich des Übungshofs zu überprüfen. Die Übungsfläche des Freibereiches ist gegenüber anderen Arbeiten relativ gering dimensioniert, die Modellierung des Geländes fällt im Vergleich relativ umfangreich aus.

Das Raumprogramm ist gut erfüllt. Die Abläufe in Feuerwehr, Trainingszentrum und JFAZ sind weitgehend funktional angeordnet, interne und externe Aufenthaltsbereiche von hoher Qualität. Die Gebäude erscheinen kompakt und wirtschaftlich. Die gewünschte Bildung von Bauabschnitten ist zwar zeichnerisch nachgewiesen aber so wohl schwer in die Realität zu übersetzen. Die Vergleiche der wirtschaftlichen Daten zeigt den Entwurf etwa im Durchschnitt aller Arbeiten.

Die verschiedenen Fassadenvorschläge für die drei Gebäude erscheinen der Aufgabe und dem Ort angemessen. Sie lassen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten städtebaulichen, funktionalen und architektonischen Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Ebene -1, Ebene 0

Grundriss Ebene -1, Ebene 0

Grundriss Ebene 1, Ebene 2

Grundriss Ebene 1, Ebene 2

Ansichten_Schnitte

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Ansichten

Ansichten

Detail

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