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3-stufig organisiertes Verhandlungsverfahren mit einer Mehrfachbeauftragung in der 3. Stufe | 10/2015

Neubau und Sanierung von Studentenwohnungen

2 Neubauten und Modernisierung Bestand für studentisches Wohnen Wilhelm-Busch-Str. 8/10, Hannover

2 Neubauten und Modernisierung Bestand für studentisches Wohnen Wilhelm-Busch-Str. 8/10, Hannover

Gewinner

ACMS Architekten GmbH

Architektur

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Visualisierung

Erläuterungstext

AUFGABENSTELLUNG
Das Studentenwerk Hannover möchte auf seinem Grundstück Flur 288/3 das stark sanierungsbedürftige Haus Wilhelm-Busch-Straße Nr. 10 durch einen Neubau ersetzen, das Wohnheim Wilhelm-Busch-Straße 8 um einen dreigeschossigen Anbau erweitern und das Bestandsgebäude von 1957 sanieren. Es sollen insgesamt ca. 125 Plätze entstehen, im Bestandsgebäude als sogenanntes Flurwohnen, in den Neubauten als Wohngemeinschaften.
Ziel der Baumaßnahme ist, die Qualität des bestehenden Wohnheims zu erhöhen und auf die angrenzenden, im Wesentlichen durch Burschenschaften belegten historischen Gebäude angemessen zu reagieren.

STÄDTEBAULICHER KONTEXT:
Straßenrandbebauung – Abschluss/Übergang - Einzelbebauung
Das Grundstück des Studentenwerks liegt an der Wilhelm-Busch-Straße. Dieser nur einseitig bebaute Straßenzug bildet die urbane Straßenkante zum Welfengarten. Die Bebauung stammt überwiegend aus der vorletzten Jahrhundertwende. Die Baustile sind unterschiedlich, wirken in ihrer Reihung jedoch homogen. Die Bebauung befindet sich als Ensemble und teilweise auch als Einzelgebäude unter Denkmalschutz.
Das Konzept der Gebäudegliederung sieht eine Dreiteilung der neuen und bestehenden Gebäudemasse vor. Der Ersatzneubau (Vorderhaus) an der Wilhelm-Busch-Straße 10 setzt die bestehende, gründerzeitliche Straßenrandbebauung fort. Das querstehende Bestandsgebäude bildet den Abschluss dieser Gebäudereihung und leitet zur folgenden, lockeren Einzelbebauung über. Der dreigeschossige Anbau (Hofhaus) auf der Ostseite vermittelt die Gebäudehöhe des 4½-geschossigen Bestands mit dem Grünraum der rückwärtigen Hoffläche.

GEBÄUDEGESTALT UND DENKMALPFLEGE
Fassaden zwischen Gründerzeit, 50er Jahre und heute
An der Schnittstelle zwischen der historischen Straßenrandbebauung der Wilhelm-Busch-Straße und dem 50er Jahre Bestandsgebäude kommt dem Ersatzneubau an der Wilhelm-Busch-Straße 10 eine besondere Bedeutung zu. Der Neubau übernimmt die Proportion seines gründerzeitlichen Vorgängers und nimmt Höhenbezüge wie Trauf- und Sockelhöhe der benachbarten Bebauung auf. Die steinerne Fassade mit hellem Verblendmauerwerk reflektiert mit den vertikal proportionierten Fenstern und den horizontalen liegenden Stilelementen der historischen Bebauung. Die gleichmäßige Ordnung der Fenster und der Verzicht auf eine historisierende Gestaltung vermittelt gleichzeitig zur funktionsorientierten Bebauung aus den 50er Jahren. Die nutzungsbedingt geringere Geschosshöhe und das gegenüber den benachbarten 2½-geschossigen Gebäuden zusätzliche Geschoss werden durch das geschossübergreifende Zusammenfassen der Fenster zweier Geschosse überspielt. Der Ersatzneubau fügt sich somit in seiner optischen Dimension und Geschossigkeit in die historische Gebäudezeile ein und leitet zum Wohnheim der 50er Jahre über.
Die Fassadengestaltung des Bestandsgebäudes verdeutlicht die innere Nutzung als Studentenwohnheim. Die klare, einheitliche Fensteranordnung wird beibehalten. Durch Reduzierung der Fensterbrüstung auf 70 cm (OK Blendrahmen 80 cm) wird eine annähernd quadratische Fensterproportion und ein verbesserter Ausblick erreicht. Die Fenster erhalten mit Bezug auf den Ersatzneubau eine Fensterzarge, welche der Fassade Tiefe und ein lebendiges Erscheinungsbild durch wechselnden Schattenwurf gibt. Die Giebelseiten des Bestandsgebäudes werden mit ihrem Verblendmauerwerk aus rotem Ziegel erhalten. Das Treppenhaus wird in seiner Präsenz herausgearbeitet und erhält eine Fassung aus gleichem Klinker bis in das 4. Obergeschoss. Die Ziegelfassade der Giebelseiten wird mit Putzfassaden an den langen Gebäudeseiten kombiniert. Zum Erreichen der Anforderung eines kfw-Effizienzhauses 100 muss das bestehende Wärmedämmverbundsystem um lediglich 4 cm ergänzt werden.
Die Fassadengestaltung des dreigeschossigen Hofhauses nimmt die klare Ordnung der Fenster des 50er Jahre Gebäudes auf. Die ebenfalls in Zargen gefassten Fenster werden hier jedoch größer ausgebildet und gestatten mit einer Brüstungshöhe von 45 cm die zimmerseitige Nutzung als Sitzbank, welche die Aufenthaltsqualität des Zimmers stark erhöht. Die ruhige Fassadengestaltung unterstützt die kubische Wirkung der verschachtelten Gebäudeteile, deren Schnittstellen jeweils durch gläserne Fugen betont werden.

ERSCHLIESSUNG UND BARRIEREFREIHEIT
Gemeinschaftshof als zentrale Erschließung
Vorderhaus und Bestandsgebäude sind nur in den Obergeschossen miteinander verbunden. Die Hofdurchfahrt im Erdgeschoss erlaubt so weiterhin die direkte Erschließung des zentralen Innenhofs zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Zur Vermeidung von Anonymität und zur Realisierung möglichst übersichtlicher Hausgemeinschaften werden alle drei Gebäudeteile separat und direkt erschlossen. Die Erschließung erfolgt ausschließlich aus dem Innenhof bzw. der Hofdurchfahrt. Dem Innenhof kommt somit eine gestärkte Rolle als zentraler Verteiler und gemeinschaftliches, räumliches Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität zu. Die Zuwegung über eine neue Rampe ermöglicht die rollstuhlgerechte Erschließung der Erdgeschosse des Bestandsgebäudes und des Hofhauses und der dortigen rollstuhlgerechten bzw. barrierefreien Wohnungen.

GRUNDRISSTYPOLOGIE
Wohngemeinschaften mit 3 bis 6 Zimmern
Das Gebäuderaster der Neubauten orientiert sich an der Größe der Bewohnerzimmer. Diese Zimmer werden spiegelbildlich zusammengeschaltet, um die Leitungsführung der Haustechnik zu reduzieren. Die Gemeinschaftsküchen werden grundsätzlich in Eingangsnähe der Wohngemeinschaften angeordnet und möglichst offen ausgebildet, um Kommunikation und Gruppengefühl zu fördern. Es werden 67 neue Bewohnerplätze in acht 5er-Wohngemeinschaften, drei 6er-Wohngemeinschaften und drei 3er-Wohngemeinschaften geschaffen. Das Bestandsgebäude bleibt strukturell erhalten. Jedem Geschoss wird jedoch ein neuer, hochwertiger Gemeinschaftsraum im Übergang zum Vorderhaus bzw. am Eingang zugeordnet.

ENERGIEKONZEPT
Kompakte Bauform und hoch wärmegedämmte Hülle
Auf Grund des günstigen Primärenergie-Faktors der örtlichen Fernwärme besteht der wesentliche Anspruch zum Erfüllen der Anforderungen als kfw-Effizienzhaus 40 in der thermischen Hülle. Die kompakte Bauform und die optimierte Dimensionierung der Fensterflächen begünstigt dies, so dass Dämmstoffstärken zwischen 18 und 24 cm ausreichen. Ein außenliegender Sonnenschutz ist nicht erforderlich. Die Wohnraumlüftung über Außenluftdurchlässe und mehrstufige Abluftventilatoren in den Bädern jedes Zimmers reduzieren Lüftungswärmeverluste und stellen eine nutzerunabhängige Lufthygiene sicher.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wolfgang Schneider: "Wir konnten uns sehr schnell und einvernehmlich auf den klar strukturierten, eigenständigen Entwurf des Büros ACMS einigen, weil die Einfügung in das Ensemble der Wilhelm-Busch-Straße als urbane Stadtkante zum Welfengarten vorbildlich gelungen ist. Er erfüllt am besten die anspruchsvollen städtebaulichen und architektonischen Ziele durch geschicktes Verknüpfen von zwei Neubauteilen und dem Altbauriegel der 1950er Jahre zu einem U-förmigen Gesamtbaukörper mit hochwertig gestalteten Fassaden."

Prof. Dr. Burkhard Huch, Vorstandsvorsitzender der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung: »Mit dem gewählten Entwurf sind wir überaus zufrieden. Er ist architektonisch anspruchsvoll, stellt sehr gelungen eine Verbindung zwischen der gründerzeitlichen Bebauung im Straßenverlauf und der sich anschließenden Nachkriegsbebauung her und verspricht zugleich eine zeitgemäße, allen Anforderungen gerecht werdende Wohn- und Arbeitssituation für Studierende an zentraler Stelle.«

Eberhard Hoffmann, Geschäftsführer des Studentenwerks: "Als Bauherr sind wir darüber hinaus froh, dass der Siegerentwurf sich durch eine optimale Platz- und Flächenausnutzung hervorhebt und die Kalkulation der Baukosten deutlich innerhalb unserer Budgetvorstellungen bleibt, sodass wir sehr kostenbewusst bauen können."
Lageplan

Lageplan

EG-Grundriss

EG-Grundriss

OG-Grundrisse

OG-Grundrisse