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Offener Wettbewerb | 09/2015

Bauhaus Museum Dessau | Neubau eines Museums mit Freianlagen und Stellplätzen

2. Phase / 1. Rundgang

Guerra De Rossa Arquitectos

Architektur

Pedro Livni Arquitecto

Architektur

MAGNONE-POLLIO Ingenieros Civiles - Estructuras

Bauingenieurwesen

Ing. Luis Lagomarsino & Associates

TGA-Fachplanung

Ing. Ricardo Hofstadter

Lichtplanung

Bruno Fioretti Marquez

sonstige Fachplanung

Paula Ignacia Aguirre Brautigam

Landschaftsarchitektur

Claudia Nahson

Szenographie

Ma Del Pilar Alliende

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Die Schwelle zwischen Park und Stadt
Museum
Im Grundriss, ähnlich einem schwebenden “L”, setzt sich das Bauhaus Museum in Dessau so ein, daß es die Ecke der Friedrichstraße mit der Kavalierstraße kontert. Durch eine ebenerdige Passage unter dem “L” löst sich das Erdgeschoss teilweise auf, im Sinne einer Schwelle am Treffpunkt zwischen Park und Stadt.
In seiner doppelten Eigenschaft , als ein “L”in konkreter und abstrakter Form, erlaubt es an der äußeren, “konvexen” Seite ein Zwiegespräch mit der Stadt in Beziehung zur Ausrichtung und Rückstellung der Gebäude der Umgebung, während es gleichzeitig im “konkaven” Inneren den Park umfängt, ihn empfängt, umarmt und annimmt, sodass dieser sich ins Innenraum des Museums hineinverlängert.
Eine einzige Verpackung in Form eines Betonbalkens begrenzt die gesamten Räume des Museums in einer einmaligen Geste und stellt die Schwere im Gegensatz zur Leichtigkeit dar.Das schwebende “L”wird von vier Quadraten zusammengestellt: drei besetzte Quadrate zum Dienst der Ausstellungen, und einem leeren. Am kurzen Balken des “L” sind in zwei Quadraten die Dauerausstellungen untergebracht, und im Quadrat am anderen Ende, vermittelt durch das leere, befindet sich der Saalder Wechselausstellungen. Die zur Stadt-und Park hin geschlossenen Säle öffnen sich zum leeren Kern, durch den der Park ins Innere des Museums dringt. In diesem Bereich befinden sich zwei geschlossenen Galerien, die den Saal der Wechselausstellungen mit dem der Dauerausstellungen verbinden.
Das Erdgeschoß tritt zurück, und stimmt mit dem Obergeschoß in der Aufteilung überein, indem es sich in zwei Sektoren teilt, die durch die Leere getrennt werden. An der Friedrichstraße wird die Verwaltung untergebracht, die Dienststelle für Besucher und Lehrer, während sich an der Kavalierstraße die Räumlichkeiten für Logistik, Technologie, Cafeteria und Museumshop befinden.
Der Entwurf des Verwaltungsbereichs sowie des Lernbereichs mit seinen Räumlichkeiten für Workshops bietet verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten vom konventionellen Bürozimmer bis zum weitsichtigen Großraumbüro.
Im Sinne dieser Flexibilität können sich Veranstaltungsbereich und Lernbereich durch mobile akustische Trennwände vielfältig gestalten und im Rahmen größerer Veranstaltungen als einheitlicher Raum in die Eingangshalle integrieren.
Dieser Bereich könnte auch als zusätzlicher Ausstellungsraum in direktem Zusammenhang mit dem Park verwendet werden.
Der leere doppelgeschossige Raum, der ebenerdig das Gebäude teilt, schützt den Eingang zum Museum und bildet gleichzeitig einen Durchgang. Dieser Durchgang ist eine urbane Schwelle, die einen neuen Dialog im zeitlichen und räumlichen Sinne erlaubt, zwischen -und mit- Architektur und Park und Stadt.

Die Leere -die den Pavillon des Sverre Fehn in den Gärten Venedigs vergegenwärtigt-, in der Form eines Foyers, eines Platzes und eines Hofes, baumbestanden und überdeckt, wird einerseits durch die vom Bauprogramm bestimmten Aktivitäten (Eingang, Cafeteria und Shop), und andererseits von den unbestimmten Aktivitäten und Ereignissen, die der Park und die Stadt ermöglichen, bespielt und bildet somit einenRaum des Zusammenlebens von Museum, Park und Stadt.
Das Projekt sucht den Wert der Schwere zu offenbaren, in der Art und Weise in der das Museumsgebäude den Boden berührt. Das Gleichgewicht äußert sich in der Leichtigkeit, in der Dialektik der scheinbar schwebenden Masse. Die Struktur am Rand, von den Trägern der Decke und vom Boden gegliedert, erstreckt sich über die Pfeiler und definiert förmlich das Gebäude. Die Fassaden bestimmen sich als verschlossene Flächen, die die Funktion eines großen durchgehenden Balkens übernehmen, wo sich der Bauvorgang des Betons und die Spuren der Zeit prägen.
Das Museum Bauhaus Dessau erscheint als eine konkrete Form und bestimmt eine Architektur, die sich dem Maßstab der Stadt und der Landschaft des Parks stellt, um die Einwohner zu orientieren, und dabei ein neues körperliches und gesellschaftliches Horizont darzubieten.

Park
Der City Park Dessau wurde als Stadtwald mit zwei Vegetationsschichten angelegt, ebenerdige Wiese und majestätisch hohe Bäume, die von kulturellem Wert sind. Mit Ausnahme der Ränder fehlt es völlig an buschähnlicher Vegetation. Daher kann man überall einen weiten Panorama Blick auf Augenhöhe genießen und man findet sich leicht auf den Wegen zurecht, was charakteristisch für den Park ist. Die Gestaltung basiert sich auf grasbewachsenen Flächen, durch die sich Pfade schlängeln.
Typische Baumarten des europäischen Waldes sind in dichten Gruppen zusammengefasst und schaffen Raum für Schatten in der allgegenwärtigen Wiese.
Das Projekt greift die dominierenden Eigenschaften des Parks auf und erhält die aktuelle Vegetation in ihrer Struktur.
Das Gebäude lässt in seinem Innenhof eine neue Baumgruppe entstehen, angelehnt an die freistehenden Bäume im Park. Anstelle der Wiese entsteht ein künstlicher Untergrund, der als Passage sowie als öffentlicher Raum vielfältig genutzt werden kann. Mit Berücksichtigung der vorhandenen Baumarten ist der Vorschlag, pyramidal wachsende Quercus Palustris im Innenhof und am Westeingang zu pflanzen. Durch das markante Farbspiel des Blattwerks im Laufe der Jahreszeiten von grün zu gelb nach rot werden sie einen besonderen Fokus im Park schaffen.
Mehrere Exemplare von Quercus Palustris werden zusätzlich in verschiedenen Bereichen des Parks gepflanzt um durch ihre chromatische und formelle Eigenschaften den sequenziellen Übergang zwischen Park, Eingangsfoyer und Museum zu betonen.

Tragwerk
Die Struktur des Gebäudes besteht aus drei großen Balken, die aus Stahlbeton oder Spannbeton mit nachträglichem Verbund bestehen. Sie verlaufen parallel zur Kavallierstraße und definieren die Museumräume. Die Träger werden von V-förmigen Pfeilern aus Stahlbeton gehalten. Zwischen den Stahlbetonbalken verlaufen in regelmäßigem Abstand senkrechte Balken, die jeweils die Bodenplatte und die Stahlbetondecke tragen.
Drei Lift- und Treppenhäuser ergänzen die Struktur des Gebäudes. Sie bilden Kernelemente aus Stahlbeton, fangen die Horizontalbelastungen auf und tragen somit zur gesamten Standfestigkeit bei. Unter Berücksichtigung des vorgelegten Baugrundgutachtens und in Hinsicht auf die hohen vertikalen Lasten die auf die Pfeiler zukommen, erscheint eine Pfahlgründung durch Betonphähle großen Durchmessers als beste Lösung für ein stabiles Fundament.


Beleuchtung
Für die Innenbeleuchtung des Gebäudes werden LEDs als Leuchtmittelbenutzt. Sie sollen als Lichtquelle unsichtbar bleiben.
Ziel des Beleuchtungskonzeptes ist es, in relativ schwach (30-50 lux) beleuchteten Räumen die ausgestellten Objekte mithilfe konzentrierter Illumination dramatisch hervorzuheben. Dabei wird besonders darauf geachtet, die Besucher, die sich an ein niedriges Lichtniveau gewöhnt haben durch präzise Einstellung der Leuchten nicht zu blenden. Die Ausstellungsräume werden mit den neuesten LED-Strahlernbeleuchtet, die eine hohe Farbwiedergabe (Ra>90) garantieren und deren Lichtintensität sich 100 % verstellen lässt. Ein Kontrollsystem, wahrscheinlich Dali wird dabei verwendet, um die einzelnen Flutlichter zu regulieren. Um empfindliche Exponate zu schützen, werden diese in ihren Vitrinen aufbewahrt und durch hochwertige Lichtquellen nur während der Öffnungszeiten beleuchtet.
Für die Beleuchtung der technischen und logistischen Bereiche des Museums werden die gleichen Kriterien wie in den Ausstellungsräumen berücksichtigt: Beleuchtungsniveau, Regulierungsmöglichkeit und Lichtqualität. Bei Auf- und Abbau der Ausstellungen sowie der Reinigung der Räume können die erwünschten Beleuchtungsniveaus (100-150 lux) erreicht werden, indem die vorhandene Beleuchtungsausstattung auf eine höhere Leistung eingestellt wird. Die Fassade des Gebäudes und die Umgebung werden beleuchtet, sodass das Museum von der Stadt aus hervorgehoben wird, der Park zur Geltung kommt und vom Museum aus auch während den dunklen Wintertagen wahrgenommen wird. Durch den Einsatz von neuesten LED-Leuchten wird auf hohe Energieeffizienzstandards geachtet und die Lichtverschmutzung der Stadt vermieden.

Ausstellung
So wie es in der Ausschreibung gefordert wurde, sind die Museumsräumeohne Zwischenwände konzipiert, damit die Ausstellungen flexibel aufgebaut und gestaltet werden können.Das Konzept des vielfältig gestaltbaren Raumes, der dem Besucher offen wie eine Landschaft erscheint, wurde von Lina Bo Bardi im Kunstmuseum in São Paulo (MASP) zum ersten Mal umgesetzt und vor kurzem von SANAA im Louvre in Lens wiederaufgegriffen, um den Kuratoren verschiedenste Gestaltungsmöglichkeiten zu ermöglichen.Dies bietet die Möglichkeit,die vom Bauhausteam als„Topoi“ bezeichneten inhaltliche Bausteine räumlich kreativ darzustellen.Unmittelbar neben dem Wechselausstellungsraum befinden sich die Lagerräume für Materialien wie mobile Wände. Ein Lastenaufzug verbindet diese mit dem ebenerdigen Logistikbereich, in dem die Kunstwerke gelagert und an- und abgeholt werden können. Die Außenfenster der Ausstellungsräume und die großen Fenster zum Innenhof sind mit UV-Schutzglas und Infrarot Schutzfiltern ausgestattet. Ebenso sind alle Glasoberflächen mit einem automatischen Jalousie-System ausgestattet, um direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Unterhalb des Wechselaustellungraumes im Erdgeschoss befindet sich der Bereich für Logistik, Handhabung und Zwischenlagerung der Werke.Zum Ein- und Ausladen der Werke haben zwei LKWs gleichzeitig zu dem “Objects delivery hall” Zugang.
Diese Halle sowie die Lagerbereiche (Vertriebshalle, Kontrolle und Logistik) die mit dem Lastenaufzug erreicht werden können sind isoliert und mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet.

Klimatisierung
Der Entwurf des Gebäudes richtet sich nach den höchsten Energieeffizienzstandards und basiert auf den ”low and zero energy technologies”.
Um eine angenehme Raumluftqualität zu gewährleisten, werden an erster Stelle die Geschossdecken als aktive Heiz- und Kühlflächen verwendet, im Sinne eines Betonkerntemperierungssystems „Batiso“, welches die gebäudeeigene
Speicherkapazitätfür die Pufferung von Wärme- und Kälteenergie benutzt.
Für die Beheizung ist, je nach CO2-Gesamtbilanz, eine geothermische Wärmepumpenanlage vorgesehen oder die Nutzung eines externen Fernwärmesystems.Eine detaillierteSimulationwird zeigen, ob dieKühlungkomplett auf ein Lüftungssystem bzw. Luft-/Wasser-Anlagen basieren kann, oder derEinsatz von Geothermie nötig ist. Es sind Wärmeübertrager in den verschiedenen Bereichen des Gebäudes vorgesehen. Durch adiabatische Vorkühlung und Luftfeuchtigkeitssensoren werden konstante Werte (RH= 50% +- 5%) gesichert. In den Ausstellungsbereichen werden Luftfilter eingesetzt. Die Raumluft wird dadurch von Staub und Feinstaub bis zu einer Größe von 1 Micron gereingt.
In den Räumen, in denen eine Temperatur im Bereich von 20 °C ± 2 °C streng erforderlich ist, werden als zusätzliche Regulierungselemente Sockel Konvektoren installiert.