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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Platzgestaltung am Kanal und Promenade

2. Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

brandenfels landscape + environment

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Kanalperlen
Der Dortmund-Ems-Kanal stellt als bedeutende Wasserachse für Senden eine noch nicht
entdeckte Perle dar – wertvoll, glänzend u. geheimnisvoll schimmernd. Den Wert des Ka
nals können die Menschen erst mit einer bewussten Hinführung ans Wasser erleben.
Der Wert des Kanals ist aber nicht nur für die Bürger Sendens wichtig, sondern stellt auch eine bedeutende Radwanderstrecke mit einem hohen Potenzial an touristischer Belebung der Sendener Innenstadt dar. Dieser Gedanke wird im Konzept der Kanalperlen konsequent – auch in der Formensprache – umgesetzt.

Wichtigster Punkt in der Neukonzeption ist der Knotenpunkt Bakenstraße / Kanalpromenade: Hier wird eine Aufenthaltsatmosphäre durch einen großen Platz geschaffen. Zum Wasser hin öffnen Stufen den Zugang zum Kanal, ohne in den komplexen Bereich der spundwandbewehrten Böschung einzugreifen. Die in der Mitte des Platzes angelegte Grünfläche geht zum einen mit der ungeklärten Grundstücksfrage um (die Fläche ist auch ohne Grunderwerb baubar, da der bestehende Garten mit Grün umbaut werden kann). Zum Anderen lenkt die Grünfläche den Radverkehr aus Richtung Münster bzw. aus dem Süden in Richtung Innenstadt, bremst die teilweise hohe Geschwindigkeit der Radtouristen und ermöglicht so eine Wertschöpfung der Sendener Geschäftswelt.

Der Umbau der Bakenstraße und der Münsterstraße zu einer offenen, einladenden u. gut ausgeleuchteten Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer führt zu einer derzeit undefinierten Fläche an der St. Laurentinuskirche. Diese Fläche ist ebenfalls für die Rad- u. Fußgängerführung von entscheidender Bedeutung u. wird zu einer Platzfläche ausge-
baut, die die Wegebeziehungen in die Sendener Innenstadt verdeutlicht u. aufwertet. Die
Platzfläche wertet die bestehende Brückenkonstruktion der Münsterstraße auf u. bindet
auch das bestehende Renaissance-Gebäude (Haus Palz) an. Im Bereich der Kanalbrücke wird durch eine leichte Konstruktion der Radius des Radweges
vergrößert, so dass eine gefahrlose Verkehrsführung ermöglicht wird. Der Bereich vor den Neubauten an der Bakenstraße und der Zugangspunkt von der Mühlenstraße werden direkte Wegeverbindungen ans Wasser durch ‚Stege‘ geschaffen. Im Bereich
der befestigten Flächen wird dies durch einen andersfarbigen Bodenbelag geschehen.

Außerhalb der Spundwände werden Dollen befestigt, an denen wiederum Schwimmstege
(Pontons) befestigt sind, die als Anlegemöglichkeit für Kanuten sehr gut geeignet sind. Das Ausflugsschiff „Santa Monika III“ erhält einen festen Landungssteg.

Die Rasenflächen zwischen den angedeuteten Stegen werden mit einer Metallkante um
ca. 30 cm erhöht, so dass keine Hundewiese entsteht und die in der Böschung versetzten Bankelemente als wertige Intarsien inszeniert werden.
Die Kanalpromenade wird an wichtigen Zugangspunkten auf kleinere Platzflächen geführt.
So ergibt sich neben vielfältigen Zugängen, immer eine Bremsung des Radverkehres und
die Möglichkeit, die Radtouristen über Besonderheiten Sendens zu informieren.

Besonderes Highlight ist die Anlage der ‚Perle Naturaussichten‘ – hier wird eine Verknüpfung zum großen Naturraum der Feuchtwiesen nördlich des Kanals geschaffen. Besucher u. Bürger können die Ruhe abseits der Haupttrasse genießen und sich über die ökologische Umgestaltung unserer Bäche und Flüsse informieren. Eine Wegeverbindung führt durch den Landschaftsraum in den Freizeitbereich des Cabrio-Bades.

Ein ebenfalls sehr wichtiger Identifikationspunkt ist die Kapelle am Beginn / Endpunkt der
Allee. Der Ost wird durch eine ‚Perle‘ aufgewertet und bietet den Besuchern die Möglichkeit in den Schlosspark zu gelangen. Gleichzeitig ist hier der Verteilerpunkt für den Radverkehr, der in der Allee geführt wird.

Die Materialwahl orientiert sich zum Einen an einer wirtschaftlichen Verwendung der Mittel u. zum Anderen an einer wertigen Ausgestaltung der zentralen Gestaltungselemente. Die Platzflächen werden in Asphaltbauweise erstellt, die mit einer natürlichen, gebundenen Gesteinskörnung abgedeckt werden, so dass sie in ihrer Anmutung wie helle, freundliche ‚Wassergebundene Wegedecke‘ erscheinen.
Die Wegeverbindungen werden ebenfalls in Asphaltbauweise erstellt. Um die Allee vor ne-
gativen Auswirkungen der Bautätigkeit zu schützen, wird hier an besonderen Stellen eine
Wurzelbrücke eingebracht. Der Weg wird insgesamt mit einem wasserdurchlässigen Dränasphalt ausgebaut, um die Wasserversorgung der Bäume zu gewährleisten.
Die Grünfläche im zentralen Platz wird durch hochwertige Betonsitzelemente eingefasst.

Das Lichtkonzept inszeniert zurückhaltend die wichtigen Einbauelemente im städtisch ge-
prägten Abschnitt der Planungen. Eine Lichtreihe führt Besucher auf der wichtigen Wege-
beziehung Innenstadt Kanal.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln das Kanalufer von der Barockkapelle bis zur Kanalbrücke als eine Abfolge von besonders inszenierten „Kanalperlen“, die die besonderen Orte entlang der Uferwege betonen. Allerdings messen die Inszenierungen diesen Orten z.T. auch eine zu große Bedeutung bei, so z.B. bei der sog. „Naturperle“, die den zukünftigen Auenbereich mit einer deutlich überdimensionierten Geste erschließt, oder auch der zusätzliche Steg an der „Kapellenperle“. Sehr gut allerdings gelingt die Ausbildung der sog. „Kanalperle“, die im Kreuzungspunkt zwischen Allee, Leinpfad und Bakenstraße einen dreieckigen Platz formuliert. Die geschickt integrierte und erweiterte Gartenfläche unterbricht die durchgehenden Wege und lenkt geschickt in die Sendener Innenstadt hin. Sitzstufen am Kanalufer machen den Kanal an dieser Stelle unmittelbar erlebbar und laden zum Aufenthalt ein. Hier wäre im Weiteren jedoch darauf zu achten, zwischen diesem Aufenthaltsbereich und der Grünanlage ausreichende Fahr- und Gehwegbreiten zu sichern. Von dieser „Kanalperle“ bis zur Kanalbrücke entsteht eine Grünfläche, in der Fuß- und Radweg parallel geführt werden. Die angrenzenden Wohngebäude werden mittels einer Hecke abgeschirmt. Zwei breite Holzstege und ein Anleger für das Ausflugsschiff queren Fuß- und Radweg. Allerdings lässt die landseitige Fokussierung auf den hier endenden Abzweig der Mühlenstraße irrtümlich ein besonderes Ziel erwarten, das es in der Realität nicht gibt und in Konkurrenz zu der erwünschten Führung vom Kanalufer in die Bakenstraße ablenkt.
Die Arbeit nimmt insgesamt die vorhandenen Gegebenheiten geschickt auf und betont mit den sog. Kanalperlen die wesentlichen Punkte, deren Inszenierung jedoch nicht immer angemessen erscheint. Die Materialwahl entspricht der gewählten Formensprache; sie ist im Bereich der Allee (Drainasphalt) wegen des zu erwartenden Eintrags von Feinstoffen aus den Linden mit Blick auf Unterhalt und Pflege zu hinterfragen.