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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2015

Neubau der Kinder- und Jugendklinik am Universitätsklinikum Freiburg

Perspektive | Haupteingang

Perspektive | Haupteingang

Ankauf

Preisgeld: 25.000 EUR

wörner traxler richter

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Nestwärme | Neubau der Kinder- und Jugendklinik am Universitätsklinikum Freiburg

1.0 Leitidee, Städtebauliche Einbindung

1.1 Allgemein
Eine Kinderklinik zu bauen und zu betreiben gehört zu den verantwortungsvollsten und herausfordernsten, aber auch schönsten Aufgaben, die sich ein Architekt und die zukünftigen Mitarbeiter des Hauses stellen können. Neben den klassischen betriebsorganisatorischen Aufgabenstellungen gilt es vor allem eine die Gesundung fördernde Umgebung für Kinder zu schaffen. Der Klinikaufenthalt eines Kindes ist sowohl bei den Eltern, wie auch bei den betroffenen Kindern mit großer Sorge und Verunsicherung verbunden. Sie werden in Raum und Zeit eingeschränkt, verlieren auf vielen Ebenen ihre Selbstbestimmtheit, und sind Stress aufgrund Ängsten und Ungewissheit ausgesetzt. Der Neubau für die Kinder- und Jugendklinik in Freiburg wird ein Ort sein, der Kindern und Eltern gleichermaßen ein hohes Maß an Schutz und Zuwendung bietet, und dabei auf selbstverständliche Weise Raum für Individualität, Freiraum und Zuversicht bietet.
Ein Kinderkrankenhaus darf nicht wie ein traditionelles Großklinikum aussehen, sondern es muss Sicherheit, Maßstäblichkeit und Geborgenheit ausstrahlen, aber gleichzeitig, allerdings ohne dies visuell aufzudrängen, die optimalen klinischen Prozesse zulassen.

1.2 Leitidee

Ein Nest bietet Schutz und Geborgenheit und ist ein vertrautes Bild für Kinder und Jugendliche. Zudem hat es ein hohes Identifikationspotential, was insbesondere für die Eltern gilt, die ihre Kinder gerne in einer schützenden und vertrauensvollen Umgebung wissen. Dementsprechend wird das Gebäude in den vorhandenen, qualitätvollen Grünraum eingebettet und fügt sich dort harmonisch ein. Dabei wird besonders auf die großen Baumgruppen des erhaltenswerten Baumbestandes im Westen und Osten des Baufeldes III Rücksicht genommen.

1.3 Städtebauliche Einbindung

Der erhaltenswerte Baumbestand auf dem Baufeld III erfordert einen sensiblen Umgang mit diesem, weshalb der Neubau als freie Form in den Park gesetzt ist. Auf der einen Seite erzeugt diese eine starke Solitärwirkung und auf der anderen Seite reagiert der Neubau behutsam auf die Umgebung und ermöglicht viele der erhaltenswerten Bäume in das Gesamtkonzept zu integrieren. Durch die städtebauliche Setzung wird zwischen dem bestehenden Lorenzring, dem Neubau der Kinderklinik und der Studie für ein später projektiertes Elternhaus ein eigener Park erzeugt, während im Westen die übergeordnete Grünverbindung auf der Haupteingangsseite erhalten bleibt.Dem Motiv des Lorenzrings mit seinem stark architektonisch geprägtem Grün wird das Motiv der Kinderklink mit seinem frei bespielten Park entgegengesetzt.

1.4 Höhenentwicklung

Der Neubau der Kinder- und Jugendklinik orientiert sich bezüglich der Höhenentwicklung an dem Bestandsgebäude der Universitäts-Frauenklinik, ein Kerngebäude des Lorenzrings. Die Kinder- und Jugendklinik wird als viergeschossiges Gebäude geplant, dessen sichtbarer Dachrandabschluss die Traufkante des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes aufnimmt. Dadurch entsteht ein kindgerechter, viergeschossiger Baukörper.

1.5 Zukunftsprojekte

Zwischen dem Neubau der Kinder- und Jugendklinik und der Strahlenklinik wird ein Bereich zur Erweiterung der Strahlenklinik mit dem Abstand von 35m zum Bestand freigehalten. Die weitere Fläche zwischen dem Neubau und dieser Erweiterungsfläche ist für das Elternhaus des Fördervereins krebskranker Kinder e.V. vorgesehen.
Die Studie für das Elternhaus folgt der spielerischen Formensprache des Klinikneubaus und setzt sich in der gleichen Selbstverständlichkeit zwischen den wertvollen Baumbestand. Es wird vorgeschlagen, die Elternappartements in zwei zweigeschossige Appartementhäuser auf einer Landschaftsplatte und zwei eingeschossigen Pavillons unterzubringen, sodass selbst bei einer eventuell geplanten Aufstockung die Höhe der Kinder- und Jugendklinik nicht überschritten wird. Die zweigeschossigen Appartementhäuser bilden in Verbund mit der Landschaftsplatte das Hauptgebäude des Elternhauses und erhalten eine Tiefgarage für 40 Stellplätze.


2.0 Freiraumkonzept

2.1 Allgemein

Die Freiflächen vor den Bestandsgebäuden orientieren sich an der orthogonalen Formsprache der Gebäude. Die Parkanlage sowie die Baumpflanzungen am Lorenzring sind linear angeordnet. Als Kontrast dazu entsteht der Neubau der Kinderklinik. Dieser legt sich als Solitär in den landschaftlich gestalteten Park.
Im Osten vor der Neurologie bleiben der Vorplatz sowie das Wasserbecken erhalten. Die von Nord-Süd verlaufende verknüpfende Baumreihe schafft eine Raumkante zwischen orthogonaler Bestandsstruktur sowie zur fließenden Formensprache des neuen Parks. Eine weite baumüberstellte Wiesenfläche dient als multifunktionale Fläche für Spaziergänge, Aufenthalt, Sonnenbad, etc. Bänke entlang der Parkwege laden zum Verweilen ein. Geschwungene Wege ermöglichen direkte Anbindungen zwischen den unterschiedlichen Klinikgebäuden sowie den Elternpavillons im Park. Bestandsbäume werden soweit möglich erhalten und durch gezielte Neupflanzungen in freier Baumstellung ergänzt.

2.2 Plätze und Erschließung

Die Aufweitung vor dem Haupteingang des Neubaus schafft einen einladenden, repräsentativen und funktionalen Vorplatz. Der Vorplatz wird bewusst von Einbauten freigehalten, um die Funktionalität als Verteiler und Vorfahrt nicht zu beeinträchtigen. Eine lange Bank am westlichen Platzrand lädt zum Verweilen im Sonnenschein ein. Die Taxivorfahrt wird von Westen angebunden. Südlich des Neubaus entlang der Breisacher Straße wird eine ausreichende Anzahl an Stellplätzen für PKW und auch Fahrradstellplätze vorgesehen. Die Zufahrt erfolgt von der Breisacher Straße in der Nähe zum Haupteingang. Mit Rasenfugen ausgeführt und locker mit Bäumen überstellt, zeigt sich der Parkplatz durchgrünt. Die Liegen- und Krankenzufahrt erhält im Südosten eine getrennte Zufahrt. Im Norden des Neubaus liegt der Außenbereich der Physiotherapie. Dieser lehnt sich in seiner Formensprache an die Pavillons an. Zwischen Kinderklinikneubau und Elternpavillons befindet sich ein ellipsenförmiger Kinderspielplatz, der von einer Hecke umschlossen ist.

2.3 Grünräume im Gebäude

Vom Gebäude umschlossen erzeugen nicht begehbare Innenhöfe mit ihrer Strukturierung durch Heckenpflanzungen ein grünes Bild, das unabhängig von den Nutzungen der angrenzenden Abteilungen steht und aus den Fenstern betrachtet werden kann. Dachbegrünung erzeugt ein einheitliches Bild der Dachlandschaften sowie einen ökologischen Mehrwert.


3.0 Erschließung

3.1 Äußere Erschließung

Entlang der Grünverbindung zwischen Neubau und Neurozentrum wird der Haupteingang der Kinder- und Jugendklinik vorgesehen. Er liegt somit im geschützten Bereich und öffnet sich zu dem qualitätvollen Grünraum. Eine Vorfahrt für Taxen ist gegeben, während Besucher, die mit dem eigenen PKW ankommen, den Haupteingang von dem durchgrünten Parkplatz in unmittelbarer Nähe erreichen. Getrennt vom Haupteingang ist die Liegendkrankenvorfahrt an der Breisacher Straße vorgesehen und ausschließlich dem Notfallverkehr vorbehalten. Über eine Durchwegung der zentralen Halle werden die außenliegenden Spielbereiche im Osten des Neubaus und das zukünftig projektierte Elternhaus erreicht. Zwischen dem Bestandsgebäude der Universitäts-Frauenklinik und der Kinder- und Jugendklinik wird für die Physiotherapie ein eigener Außenbereich
angelegt.

3.2 Innere Erschließung

Die öffentliche Erschließung erfolgt auf jeder Ebene über einen inneren Ring, respektive die Halle. An der öffentlichen Erschließung liegen alle Aufzüge, welche jeweils als bettengängige Doppelaufzugsgruppe mit Durchladefunktion vorgesehen sind. Dadurch erfolgt der Zugang für Besucher von der öffentlichen Seite aus, während innerhalb der Teilstationen ein geschützter Bettenzugang ermöglicht wird. Innerhalb der Teilstationen ist ebenfalls eine ringförmige Struktur vorhanden, sodass übersichtliche und kurze Wege entstehen. Sowohl der öffentliche Erschließungsring, als auch die Teilstationen weisen großzügige Innenhöfe auf, wodurch die Orientierung innerhalb des Gebäudes leicht fällt.

3.3 Anbindungspunkte und AWT

Auf jeder Ebene werden zwei AWT-Einheiten geplant, die jeweils zwei Teilstationen versorgen. Die Ver- und Entsorgung erfolgt vergleichbar zum Bettenverkehr über die interne Seite, sodass der öffentliche Bereich von den logistischen Wegen freigehalten wird. Das Neurozentrum wird im 1. Untergeschoss für Bettenverkehr und im 2. Untergeschoss an das vorhandene AWT-System angebunden. Die Verbindung zur Strahlenklinik erfolgt ebenfalls auf dieser Ebene, wobei an der Strahlenklinik ein Umsteigepunkt auf Ebene -1 vorgesehen wird, da diese kein 2. Untergeschoss aufweist. Der Infrastrukturkanal, welcher von der Institutsspange an das Baufeld anschließt, weist ebenfalls eine AWT-Anbindung im 2.Untergeschoss auf. Oberirdisch wird der Neubau auf dem Hauptgeschoss und dem 1. Obergeschoss an das denkmalgeschützte Gebäude der Universitäts-Frauenklinik über einen Verbindungssteg angebunden, der sich aufgrund seiner minimalistischen Gestaltung auf dezente Weise in das Gesamtensemble einfügt.


4.0 Räumliche Organisation, Funktionalität

4.1 Gliederung der Geschosse

Der Neubau besteht aus vier oberirdischen und zwei unterirdischen Geschossen, und lässt sich hinsichtlich der Funktionalität in drei Gruppen aus jeweils zwei übereinander liegenden Geschossen zonieren. Die beiden Obergeschosse bilden die Pflegestationen mit den insgesamt sieben Teilstationen und der pädiatrischen Intensivpflege. In den Ebenen Erdgeschoss und Hauptgeschoss befinden sich die Untersuchung- und Behandlungsbereiche, Tagesklinik mit Dialyse, Forschung und Lehre, sowie die übergeordneten Service- und Verwaltungseinrichtungen für den öffentlichen Bereich. Die beiden Untergeschosse nehmen die technische Gebäudeausrüstung, Ver- und Entsorgung und Anbindungen an das vorhandene AWT-System auf.

4.2 Funktionalität

Ausgehend vom Haupteingang mit dem daran angrenzenden Servicepoint und der zweigeschossigen Halle sind alle Funktionsstellen auf kurzem Wege zu erreichen. Auf dem Erdgeschoss und Hauptgeschoss sind die einzelnen Funktionsstellen so angeordnet, dass diejenigen, die in enger Abhängigkeit zueinander stehen, sich
in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
So liegt auf dem Erdgeschoss die Notaufnahme unmittelbar zwischen der Radiologie und dem POCT-Labor. Das POCT-Labor bildet wiederum eine Einheit mit dem Hämatologischen Laber, welches direkt an den funktionsdiagnostischen Bereich grenzt. Die Funktionsdiagnostik ist eng an das Ambulanzzentrum 2 angebunden, das im Zusammenhang mit der Physikalischen Therapie eine Einheit mit eigenem Außenbereich für die Physiotherapie bildet. Angrenzend an das Ambulanzzentrum befindet sich die Einheit aus Tagesklinik, Dialyse, Endoskopie und einem Teil des Forschungsbereiches, welcher in die Tagesklinik integriert ist.
Auf dem Hauptgeschoss befindet sich das Ambulanzzentrum 1, sowie der Kernbereich des Arztdienstes mit der Kinderchirurgie, den Kliniken I, II, IV und den gemeinsam genutzten Räumen. Dieser zentrale Arbeitsbereich liegt unmittelbar an dem zentralen Arbeitsbereich der Forschung, welche wiederum mit der Lehre, Ausbildung und Schule eine Einheit bildet. Weiterhin sind angrenzend an die Forschung die Speziallabore und der zentrale Diagnostikbereich angeordnet. Auf dem Hauptgeschoss sind außerdem der Bereitschaftsdienst in zentraler Lage, sowie die Bibliothek, die Dokumentationsarbeitsplätze und die Seelsorge vorgesehen.

4.3 Organisation Pflege

Im 1. Obergeschoss werden die Teilstationen der Station 2 und die pädiatrische Intensivpflege angeordnet, wobei die Intensivpflege über den Verbindungsgang direkt an die neonatologische Station im Bestandsgebäude angebunden ist. Im 2. Obergeschoss werden die Teilstationen der Station 1 vorgesehen, welche unter anderem die Säuglingspflege und die Kurzliegerstation beinhaltet. Die Kurzliegerstation ist über den dieser Teilstation zugeordneten Bettenaufzug unmittelbar mit der Notaufnahme verknüpft.
Der grundlegende Stationsaufbau erfolgt auf den Ebenen und auch innerhalb der Teilstationen auf gleiche Weise. Gemeinsame Räume gruppieren sich um den inneren Ring oder befinden sich an den Schnittpunkten der benachbarten Teilstationen. Innerhalb einer Teilstation werden die Pflegezimmer um den zentral liegenden Stützpunkt mit seinen zugehörigen Räumen angeordnet, sodass kurze Wege, Übersichtlichkeit und ein
optimaler Pflegebetrieb gewährleistet wird.

4.4 Freiburger Kinderzimmer

Die hohe Qualität der Patientenzimmer unterscheidet sich deutlich von einem Standard-Pflegezimmer. Sie sind speziell auf den Entwurf zugeschnitten und tragen dementsprechend den Titel „Freiburger Kinderzimmer“.
Zum einen liegen alle Patientenzimmer an der Außenfassade, es gibt also keine Zimmer zu Innenhöfen, und alle Patienten können ungestört in die Umgebung blicken, sodass keine Gegenübersituation entsteht.
Zum anderen liegen alle Patientenbetten direkt an der Fassade, wodurch die Zweibettzimmer nahezu Einbettzimmerkomfort erhalten.
Die Zimmer werden grundlegend in eine Eintrittszone mit Arbeitsbereich für Ärzte und Pflege und einen Patientenbereich gegliedert. Dabei lassen sich die Zweibettzimmer in dem Patientenbereich nochmals in den gemeinsam genutzten Bereich und den eigenen Bereich mit Rückzugmöglichkeit unterteilen. Der gemeinsame Bereich erhält den Zugang auf den Balkon, während der eigene Bereich den Lebensraum Kind darstellt und durch die Auskleidung mit Holzwerkstoffen Geborgenheit und Wärme ausstrahlt. In dem Lebensraum Kind findet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Bereich für die Dauer des Aufenthalts im Klinikum zu personalisieren und somit eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen.


5.0 Konstruktion, Materialien, Gebäudetechnik

5.1 Fassadengestaltung

Das Fassadenkonzept folgt dem Leitbild des Nestes. Aus dem Innenraum heraus entwickelt sich ein Bereich mit auskragenden Balkonen, welche mit Holzwerkstoffen ausgestattet werden. Sie bereichern den Innenraum mit einem nutzbaren Außenraum und bilden einen Puffer zwischen dem privaten und öffentlichen Raum.
Massive Brüstungen verstärken zudem das Gefühl von Schutz und Geborgenheit im Innenraum. Die Fassadenplanung verdeutlicht die Herangehensweise, Qualitäten durch die Gebäudestruktur an Stelle von technischen Einrichtungen zu schaffen.
Die auskragenden Balkone sorgen für Sonnen- und Einblickschutz. Die Teilung der Brüstungen in eine massive Zone und einen verglasten Bereich erzeugen eine schützende Wirkung im Innenraum bei gleichzeitigem Angebot des ungestörten Ausblickes in den umgebenden, qualitätvollen Grünraum.

5.2 Gebäudestruktur

Das Tragwerk bildet eine Stahlbetonkonstruktion, wobei die Fassade als tragende Lochfassade ausgebildet wird. Dadurch stehen keine störenden Stützen im Raum. Die Treppenhauskerne und Aufzugsschächte bilden die Aussteifung. Die Decken werden mit 7,50m Spannweite als unterzugsfreie Flachdecken wirtschaftlich geplant. Durch die regelhafte Raumtiefe von 5,00m bleiben die Flurwände frei von statischen Elementen. Das
Tragwerk bietet somit maximale Flexibilität und tritt gestalterisch in selbstverständlicher Weise in den Hintergrund.
Das Gebäude wird in fünf Brandabschnitte unterteilt, wobei eine Evakuierung in jeweils zwei benachbarte Brandabschnitte möglich ist. Eine natürliche Entrauchung wird über die Innenhoffassaden gewährleistet.
Die innenliegenden Treppenhäuser der äußeren Brandabschnitte münden über Rettungstunnel im 1.Untergeschoss ins Freie. Die beiden Treppenhäuser an der Halle, beziehungsweise dem inneren Ring werden im Erdgeschoss mit Hilfe von Brandschutztoren ins Freie geführt. Für den Hallenbereich ist eine Teilsprinklerung vorgesehen, sodass der „Anti-Warteraum“ und der Patientenkiosk offen und kindgerecht gestaltet werden kann.


5.3 Gebäudetechnik

Die Struktur des Entwurfes trägt dazu bei, Gebäudetechnik nur dort einzusetzen zu müssen, wo sie zwingend notwendig ist. Der überwiegende Teil der Räume wird mit vollwertigem Tageslichtbezug und der Möglichkeit einer natürlichen Lüftung vorgesehen, soweit die Nutzung diese zulässt. Die haustechnische Erschließung erfolgt immer im Zusammenhang mit der vertikalen Erschließung des Gebäudes. Die horizontalen Verkehrswege verlaufen teilweise entlang der Innenhöfe, sodass zum einen auf eine maschinelle Entrauchung verzichtet werden kann und zum anderen auch hier die Ausnutzung des Tageslichtes den Strombedarf senkt. Das bestehende Abgasrohr für die Netzersatzanlage der Universitäts-Frauenklinik, welches derzeit auf dem Baufeld III steht, wird in das Gebäude integriert und gleichermaßen wie das Abgasrohr der eigenen Netzersatzanlage über Dach geführt. Die technischen Geräte werden mit Ausnahme der Rückkühler, welche sich weit zurückgesetzt auf dem Dach befinden, vollständig in den beiden Untergeschossen vorgesehen.


6.0 Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

6.1 Nachhaltige Gebäudestruktur

Das Gebäude weist eine Struktur auf, die in mehrfacher Hinsicht als nachhaltig bezeichnet werden kann. So wird vor allem eine kinderfreundliche Atmosphäre durch den hohen Anteil an Tageslichträumen erreicht, welches gleichermaßen für Aufenthalts- wie Untersuchungsbereiche gilt. Die Tragstruktur ist im Hinblick auf eine langfristige Gebäudenutzung, welche eventuelle Umbauphasen bereithalten wird, ebenfalls als nachhaltig zu bezeichnen, da nahezu keine Restriktionen durch vertikale Elemente vorhanden sind und somit Anpassungen flexibel und ressourcensparend vorgenommen werden können. Weiterhin bilden die freistehenden Wände der Kerne Speichermassen und die Fassadenflächen der Flure werden im Sommer zur Nachtauskühlung verwendet. Die auskragenden Balkone bieten zudem bei hochstehender Sonne einen Schutz gegen Aufheizung durch zu hohe solare Wärmegewinne. Auf dem Dach wird ein etwa fünf Meter breiter intensivbegrünter Bereich vorgesehen, sodass der Grundgedanke der Einbindung in den Grünraum und das ökologische System auch für Betrachter der fünften Fassade sichtbar wird.


6.2 Energieeffizienz

Die Decken, welche nicht nur in den Patientenzimmern frei sichtbar bleiben können, tragen mittels Betonkernaktivierung ihren Teil zur Behaglichkeit des Gebäudes bei. Weiterhin weisen die meisten Räume eine verhältnismäßig geringe Tiefe auf, deren hohe Tageslichtausnutzung eine Senkung des Strombedarfes bewirkt.
Die Anbindungen der AWT-Anlage im 2. Untergeschoss erhalten Erdkanäle zur Vorkonditionierung der Außenluft, welche für die Raumlufttechnik verwendet wird. Die Vorgaben der EnEV 2013 werden um mehr als 30% unterschritten.

6.3 Wirtschaftlichkeit

Der Neubau der Kinder- und Jugendklinik zeigt ein Optimum zwischen Kompaktheit und gewünschter Öffnung zur Umwelt. Natürliche Potentiale zur Belichtung und Belüftung werden voll ausgeschöpft, so dass die Anlagentechnik nur bei Bedarf zugeschaltet wird. Die vorgelagerten Balkone tragen hinsichtlich Wartung und Reinigung der Fassade ebenfalls einen Teil zur Wirtschaftlichkeit bei. Neben der erzielten zukunftsfähigen
Energieeinsparung über die Vorgaben der EnEV hinaus sind Behaglichkeit, Nutzerkomfort und eine nachhaltig flexible Nutzung erklärte Ziele des Entwurfs. Die Gesamtfläche des Raumprogrammentwurfes ist nahezu exakt umgesetzt, wodurch die kostenbewusste Herangehensweise zusätzlich ersichtlich wird. Die Kennwerte des Neubaus befinden sich in einem üblichen Rahmen für universitäre Klinikneubauten, sodass bei einem Gebäude, welches auf dem neuesten Stand der Technik errichtet wird, eine deutliche Senkung der Betriebskosten zu erwarten ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee, den 4-geschossigen Neubau der Kinder- und Jugendklinik, dem vorhandenen Park bzw. der übergeordneten städtischen Grünverbindung durch die Wahl eines amorphen vierarmigen Gebäudes so weit unterzuordnen, dass keine definierten städtebaulichen Kanten oder Bezüge zur direkten Nachbarschaft entstehen, stellt eine interessante Interpretation der vorhandenen Grundstücksituation dar.

Die beiden Gebäude des Elternhauses befinden sich folgerichtig wie ovale Findlinge frei platziert zwischen dem Klinikum, den Bäumen und der Strahlenklinik. Die gewählte Zweiteilung ist jedoch flächenintensiv und unwirtschaftlich.

Der Hauptzugang mit großzügigem Vorplatz, der rückwärtige Nebeneingang sowie die Zufahrt befinden sich einladend und geschützt in den vertieften Buchten der 4 Finger, die Bewältigung der differierenden Geländehöhen ist hierbei jedoch problematisch.

Die Grundrisstypologie besteht über alle Geschosse im Wesentlichen aus einem fassa-denseitigen Ring aus gut belichteten Räumen, mit zugehöriger Flurzonen, innenliegen-den Nebenräumen und Vertikalerschließungen, welcher sich dem gewählten Baukörper folgend, um einen zentralen Kern entwickelt.

Dieser Kern, der eine gute Orientierung bietet, ist als 2-geschossiger Luftraum bzw. darüberliegend als 2-geschossiger Lichthof gestaltet, über welchen viel Licht in die Gebäudemitte gelangt bzw. ein großzügiger Raumbezug in der 3. Dimension entsteht.

Diese Idee wird im Bereich der einzelnen Arme mit kleineren Lichthöfen wiederholt, um die Belichtung und Belüftung von weiteren Nutzflächen, welche nicht an der Außenfassade platziert wurden, zu gewährleisten.

Die Notwendigkeit der Durchquerung der öffentlichen Mittelzonen bei Akutsituationen ist ein Mangel. Die städtebaulich begründete Gebäudeform, führt im Inneren zu langen Wegen entlang der Fassadenabwicklung, sowie um die einzelne Lichthöfe herum, was sich in einem überdurchschnittlich hohen Verkehrsflächenanteil niederschlägt.

Bezüglich der Nachhaltigkeit ist der expressive Gebäudeentwurf mit seiner großen Hüllfläche für ein energetisch optimiertes Gebäude ungünstig. Die Energiekennwerte für Wärme und Kälte sind ebenso optimierbar. Ein Energiekonzept oder sonstige Aussagen zur Nachhaltigkeit sowie ein Technikkonzept sind nicht vorhanden. Flexibilität und Umnutzbarkeit leiden aufgrund der Gebäudeform.

Der 2. Fluchtweg kann durch vertretbare, technische Kompensationsmaßnahmen, z.B. Sprinklerung gewährleistet werden.

Die Vielzahl von Aufzügen sowie, die unübersichtlichen Stationen werden kritisiert. Der Vorschlag Schrankbetten in den Patientenzimmern einzusetzen wird auch wegen der Reduktion der Bewegungsabläufe abgelehnt.

Im Bereich der Fassade wird eine den raumhohen Fensterelementen vorgestellte, und dem geschwungenen Fassadenverlauf ondulierend folgende Balkonkonstruktion angeboten. Dies wird jedoch aus Sicherheitsgründen in einer Kinderklinik als nicht handelbar betrachtet.

Der Entwurf stellt insgesamt einen guten Beitrag zum Thema Kinder- und Jugendklinik im vorgegebenen Kontext dar. Die Funktionszusammenhänge sind gut abgebildet. Er wird jedoch im Bereich der Raumzuordnungen und insbesondere auch der hieraus resultierenden Raumzuschnitte, Opfer der gewählten Gebäudeform, so dass sich die außenräumlichen Qualitäten nicht in gleichem Masse im Rauminneren wiederfinden.
Perspektive | Patientenzimmer

Perspektive | Patientenzimmer

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3

Plan 4

Plan 4

Plan 5

Plan 5

Plan 6

Plan 6

Plan 7

Plan 7

Plan 8

Plan 8

Plan 9

Plan 9

Plan 10

Plan 10