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Gutachterverfahren | 10/2015

Wohnbau am ehemaligen Messegelände

1. Preis

Architekturbüro Univ. Prof. DI Dr. Hansjörg Tschom

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept und Erschließung

Das Planungsgebiet liegt östlich vom Stadtzentrum in einem Entwicklungsgebiet für Wohnen, im Ortsteil Mühlbach, an der stark frequentierten B116. Die umliegende bestehende Bebauungsstruktur ist einerseits geprägt durch voluminöse bzw. südlich anschließend durch linear geordnete Wohnbauten und andererseits durch straßenbegleitende flächige Gewerbe- und Handelsbetriebe. Die künftige Bebauung wird eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Straßenachse und südlich anschließender „Europacity“ übernehmen.

Der vorgeschlagene städtebauliche Ansatz geht von einer punkthaften, räumlich offenen Grundstruktur aus, welche immissionsseitig zu einem L-förmigen abschirmenden Körper kombiniert wird. Die Anzahl der Geschoße variiert richtungsabhängig zwischen fünf und sechs Geschoßen. Die Komposition der Baukörperstellung und der Gebäude zueinander bewirkt zum einen ein durchlässiges, räumlich aber gefasstes Raumgefüge mit Offenheit nach Süden, Westen und Osten, zum anderen bietet dies für einen Großteil der Wohnungen optimale 3-seitige Orientierungs- und Belichtungsmöglichkeiten.

Die neue Bebauung bildet in der linearen Anordnung und klaren Strukturierung in sich ein Gesamtensemble in einem parkähnlichen Grünraum, lässt aber auch Entwicklungs - möglichkeiten nach Osten zu. (zB. Neuorganisation Bereich Tennishalle) Die Realisierung ist in 3 gleichwertigen Bauabschnitten, jeweils bestehend aus 2 Baukörpern von Norden nach Süden, vorgesehen. Der Schallbelastung im nördlichen Randbereich des Grundstückes durch die B116, wird durch Baukörperausformung und entsprechende Grundrissgestaltung Rechnung getragen.

Die Erschließung der Gesamtanlage erfolgt an der Nordostecke, wobei auf kurzem Weg die TG Ein/Ausfahrt erreichbar ist. Die erforderlichen Besucherparkplätze sind begrünt und entlang der Nord- und Ostgrenze verteilt angeordnet. Alle sonstigen Bereiche der Baukörpererschließung sind PKW frei konzipiert und dienen ausschließlich dem Fuss/Rad bzw. Notverkehr. Eine Anbindung an das Quartier „Europacity“ ist optional vorgesehen. Die Tiefgarage ist den Bauabschnitten zugeordnet und je Abschnitt entsprechend erweiterbar. Sämtliche Gebäudezugänge sind an die TG angebunden. Die Fahrrad bzw. KiWa Abstellflächen sind den Häusern direkt zugeordnet und in den EG Mittelzonen situiert.

Baukörperkonzept und Wohnungstypologie

Alle Baukörper sind in Massivbauweise 5-6 geschossig und im Sinne der Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit äußerst kompakt konzipiert. Es werden im Entwurf zwei Gebäudetypen verwendet. An der lärmabschirmenden Seite (1.BA) wird eine teilweise Laubengangerschließung mit Witterungsschutz und hofseitiger Orientierung vorgeschlagen.

Für die beiden weiteren Abschnitte werden jeweils wirtschaftliche 3-Spännererschließungen in kompakten, mehrseitig orientierbaren Baukörpern angeboten. In der Mittelzone des Erdgeschosses werden gemeinschaftliche Flächen wie Fahrrad- und Kinderwagenräume bzw. gedeckte Sitzplätze mit vorgelagertem Kleinkinderspielplatz situiert.

Die Grundrisskonzepte sind funktional und nutzungsflexibel gestaltet, wobei speziell auf die Anordnung der Aufenthaltszonen, Durchbindungen und Nutzung der Mehrfachorientierung Rücksicht genommen wird. Nebenzonen werden übereinander und in kompakter Form angeordnet. Alle Wohnungen verfügen über Freiflächen in Form von Terrassen bzw. Loggien oder Balkonen und sind von Südost bis Südwest hauptorientiert. Ein Großteil der Wohnungstypen ist auf Anpassbarkeit bezüglich Barrierefreiheit ausgelegt.

Der Wohnungsschlüssel entspricht im Gesamtprojekt und den drei Bauabschnitten den Vorgaben des Auslobers. Da die einzelnen Gebäude in ihren Abmessungen annähernd identisch sind, wäre durch Tauschen von Wohnungstypen jederzeit eine Änderung des Wohnungsschlüssels möglich, um auf wechselnde Anforderungen flexibel reagieren zu können, dies gilt auch für die Verwendung der angebotenen Grundrissvarianten.

Freiraumzonierung und Wegekonzept

Ein wesentliches Entwurfsziel ist die Schaffung eines sehr qualitätsvollen siedlungseigenen Freiraumes, aber nicht nur bezüglich des Ausmaßes, sondern auch betreffend Besonnung, Nutzungstauglichkeit und interner Vernetzung.
Die Hauptzone bildet eine nach Süden geöffnete „grüne Mitte“ mit bauabschnittszugeordneten Wohn- und Spielbereichen. Eine interne Wegspange, beginnend am Siedlungseingang verbindet die Freiflächen Richtung Süden. Ein ruhiger Sitzbereich und ein Jugend/Familientreff mit Sportfläche ergänzen das Angebot für die Gesamtanlage an der Südseite. Im halböffentlichen Freiraum werden zusätzlich Flächen für Gemeinschaftsnutzgärten (urban gardening) angeboten.

Eine weitere Zonierung bilden die gebäudezugeordneten Grünflächen, welche einerseits als Kleinkinderspielplätze in der EG Mittelzone, und andererseits als zuordenbares Wohnungsgrün dient. Ein strukturiertes Wegenetz verbindet alle Hauszugänge und Aktivitätszonen untereinander. Auch sind die gemeinschaftlichen EG Bereiche durchgängig und in das interne Wegenetz eingebunden.

Funktionelle und ökologische Grundsätze

Kompakte, statisch klare und einfache Baukörperausformulierung. Wirtschaftliches Erschließungssystem (3 - Spänner bzw. tlw. LG) Großteils nur ein Installationsschacht je Wohnungsachse. Haustechnische Optimierung durch Anordnung der Haupt- und Nebenzonen. Sparsame Unterkellerung im Mindestausmaß Natürliche Belichtung und Belüftung der Wohnungen mit Durchbindung als Grundprinzip. Passive Solarnutzung durch entsprechende Belichtungsöffnungen. Sparsamer Umgang mit Flächenversiegelungen durch entsprechende Anordnung und Gestaltung der Parkierung und Zufahrtszonen

Beurteilung durch das Preisgericht

POSITIV
_Auflockerung durch Gliederung der Bebauung in einzelne Baukörper erzeugt fließenden Raum (verschafft unterschiedliche Ausblicke aus Wohnungen und Freiheit über die Höfe hinaus)
_Baumassen sind gut am Grundstück verteilt
_Gute Einbindung in die zu erwartenden Strukturen des BBPL Europacity
_Individualität des Wohnens und der sozialen Gemeinschaft/ Nachbarschaft wird Rechnung 
getragen
_Nachbarschaft und Ausblicke in den Grünraum ergeben hohe soziale Qualitäten (Identifikation)
_Funktionelle Wohnungsgrundrisse
_Emissionsschutz zur Bundesstraße gut gelöst (durch Erschließungssystem)
_3-Spänner erzeugen überschaubare Nachbarschaften
_geschützte Ausgänge zu den Freiräumen von den einzelnen Häusern
_Differenzierte Außenräume (Jugendliche, Kleinkinder) mit gut ausgearbeiteten Außenanlagen
_Klare Aufteilung der TG
_Bemühen Ecken der Baukörper und die Stellung zueinander mit Einschnitten (Balkone, Loggien) 
und in der Fassade zu entschärfen
_Qualität der Mittelwohnungen bzgl. Ausrichtung relativ hoch

KRITISCH
_Höhenentwicklung des mittleren westlichen Gebäudes kritisch
_Länge des Laubenganges mit erforderlichem Witterungsschutz
_Erschließungssituation im nördlichen Baukörper (1. BA)
_Parkplätze zwischen dem 1. und 2. BA