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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2015

Neue Mitte

Lumpschplatz

Lumpschplatz

1. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Architektur, Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Die Stadt Markleeberg besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungskerne. Zwölf Landgemeinden und sieben Gutsanlagen prägen in ihren unterschiedlichen Strukturen und Merkmalen das Stadtbild bis heute.
Seit 1842 kreuzt die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn Leipzig-Hof die Oetzscher Flur. Im Jahr 1889 entstand ein erster Haltepunkt zwischen Oetzsch und Gautzsch. 1905 wurde der heutige Bahnhof Markkleeberg mit dem noch erhaltenen Bahnhofsgebäude errichtet. Damit entstand im Zuge der Industrialisierung ein neuralgischer Punkt zu dem sich die Ortschaften Gautzsch und Oetzsch hin ausdehnten. Die heutige Rathausstraße entwickelte sich so mit den ersten geschlossenen und städtischen Straßenzügen zu einer belebten Einkaufsstraße.
Die Orte Oetzsch und Markleeberg schlossen sich 1915 zur Gemeinde Oetzsch-Markkleeberg zusammen. 1934 folgte die Ortschaft Gautzsch und es gründete sich die Stadt Markkleeberg. Bis heute bildet diese Entwicklungsachse zwischen den Kernen von Oetzsch und Gautzsch und dem zentralen Bahnhof das städtische Zentrum der Stadt Markkleeberg. Trotz des Zusammenschlusses zur Stadt Markkleeberg wurde dessen Zentrum nie räumlich ausformuliert. So verbleiben die Ortskerne jeder für sich mit seiner eigenen Identität.


Leitideen / übergeordnetes Konzept

Das Konzept „Perlenkette“ möchte diese Identitäten bewahren und darüberhinaus auch eine neue übergeordnete Identität schaffen.
Die Rathausstraße verbindet die beiden wichtigsten historischen Kernbereiche, Oetzsch und Gautzsch. Dabei wird diese im Bereich zwischen Ring und Rathaus verkehrsberuhigt ausgebildet, mit einem einheitlichen Material gestaltet und durch städtebauliche Setzungen räumlich gefasst. Damit wird der vorhandenen Materialheterogenität des Gebietes entgegengewirkt. Angelagert entstehen neue Platzsituationen, wie beispielsweise der rathausplatz oder gegenüber der Rathausgalerie anstelle der historischen „Lumpsch-Wiesen“ der neue „Lumpsch Platz“.
Um die alten Entwicklungskerne herauszuheben, werden diese mit großformatigen Porphyrplatten repräsentativ gestaltet. Das betrifft den Rathausvorplatz sowie den Bahnhofsvorplatz. Darüber hinaus wird dieses Motiv auch an den anderen wichtigen historischen und für die Entwicklung des Ortes prägenden Ortskernen und Gutsanlagen, wie dem „Platz am Torhaus“ in Markleeberg und dem „Gautzscher Platz“ in Gautzsch, sowie den neuzeitlichen Entwicklungsschwerpunkten, wie dem Ufer des Cospudener Sees und des Markkleeberger Sees, angewendet. Verbindendes Element zwischen den wichtigsten Punkten der Stadt und damit auch zentrales Element des „Shared Space“ zwischen Ring und Rathaus ist ein Band aus Porphyrplatten. Es dient der Orientierung, vermittelt über integrierte Stehlen Informationen zur Geschichte für Einwohner und Besucher, fungiert als Andockbereich für die neu geschaffenen Aufenthalts- und Außennutzungsbereiche und akzentuiert aufgrund der besonderen Materialität den Straßenquerschnitt.


Kreuzung am Ring

Durch den Wegfall der Straßenbahntrasse kann der Querschnitt der Kreuzung Rathausstraße und Ring verringert werden. Der so entstehende Raum wird durch Gehölzpflanzungen begrünt. Zusätzliche Pflanzgefäße mit Sitzmöglichkeiten und Raum für Außengastronomie erhöhen die Aufenthaltsqualität. Zwei Kurzzeitstellplätze und ausreichend Fahrradstellplätze bereichern das Angebot.


Rathausgallerie mit Lumpsch-Platz

Gegenüber der Rathausgallerie entsteht durch eine gezielte städtebauliche Setzung der neue Lumpsch-Platz. Neben seiner Funktion als Bestandteil des Shared-Space ist er zugleich Kopf des übergeordneten Grünzugs entlang der Waldbahn-Trasse. Die neuen Gebäude beinhalten auf drei bis vier Geschossen die städtische Bibliothek, einen multifunktionalen Veranstaltungsraum, Gastronomie und Einzelhandel. In den Obergeschossen befinden sich Büro- und Wohneinheiten. Die neue Bibliothek erhält neben einem Lese-Atrium auch einen Lesegarten, der bei Wegfall der Doppelhäuser im Rückwärtigen Bereich, als Park den Übergang in den Grünzug einleiten kann.
Der Lumpschplatz selbst erhält ein schattiges Baumdach zum Verweilen und für die Außengastronomie. Neben der Brunnenanlage und dem Wasserspiel können hier diverse Märkte und Stadtteilfeste stattfinden. Gegenüber erhält die Rathausgallerie eine neue Rampe und Freitreppenanlage. Sitzstufen und Pflanztröge begrünen die Situation. Im Frühjahr blühen hier mehrstämmige Zierkirschen. Ein skulpturales Lichtelement erhellt den Platz bei Nacht.
Für ausreichend Stellplätze im gesamten westlichen Bereich der Rathausstraße sorgt eine Tiefgarage für ca. 220 PKW. Diese wird von der Hohen Straße erschlossen. Die gesamte Platzanlage ist wie die Rathausstraße einheitlich mit kleinformatigen Granitplatten (gesägt, gestockt) versehen. Die vorhandene Führung der Rathausstraße wurde auf das notwendige Maß reduziert.


Bahnhofplatz mit ÖPNV Schnittstelle

Der Bahnhofsvorplatz wird durch städtebauliche Setzungen und neue Raumkanten klar ausformuliert. Ein neuer Baukörper westlich des Bahnhofsplatzes trennt diesen vom neuen Lumpsch-Platz ab. Ein Bio-Markt und diverse Büro- und Dienstleistungsangebote bereichern und beleben den Platz. Eine mögliche Tiefgarage mit ca. 55 Stellplätzen entlastet die angespannte Parkplatzsituation der Stadt. Ausreichend Fahrradstellplätze verbessern die Stellplatzsituation. Die ÖPNV Schnittstelle wird stärker durchgrünt und dadurch ebenfalls zur Übergangszone zwischen dem Grünzug entlang der Waldbahn und dem städtischen Raum.
Die Bebauung Ecke Waldbahn - Rathausstraße - Friedrich-Ebert-Straße und der Neubau am Posteck stärken die Flucht der Rathausstraße und bereichern durch Ihre Erdgeschossnutzung das Angebot am Platz. Taxistellplätze, Parkplätze für Car-Sharing und Kiss-and-Ride integrieren sich selbstverständlich.
Der Bahnhofvorplatz wird aufgrund seiner historischen Bedeutung für die Stadt mit einem besonderem Belag aus großformatige Porphyrplatten repräsentativ hervorgehoben und ist damit Bestandteil des übergeordneten Konzepts.
Die Höhenversprünge zur ÖPNV Schnittstelle und zum barrierefreiem Zugang des Bahnhofsgebäudes und des neuen Sportbades werden gestalterisch durch Freitreppenanlagen und einer Brunnenanlage genutzt. Der Bahnhofsvorplatz wird weitestgehend freigeräumt und durch den Außenbereich des Bahnhofscafés und den wöchentlichen Frischemarkt belebt. Ein skulpturales Lichtelement erhellt den Platz bei Nacht. Die historische Bahndammmauer wird im Bestand belassen und in den Platz integriert. Eine edle Pflanzfläche mit einem Solitärgehölz markiert die Situation. Durch die mit Cortenstahlkunst verzierte Unterführung führt der Platzbelag bis an das neue Fahrradparkhaus und verknüpft so sowohl Oetzsche und Gautzscher Flur als auch alten Bahnhof und neuen S-Bahn Haltepunkt.


Rathausstraße Oetzsch

Die Fahrspur des westlichen Teils der Rathausstraße zwischen Bahnunterführung und Hauptstraße wird auf das notwendige Maß für den hier entlanggeführten Busverkehr reduziert. Eine Ampelanlage regelt die Ausfahrt der Busse auf die Hauptstraße. Der kleine Platz an der Kreuzung Rathausstraße-Südstraße wird durch Pflanzungen und das gleiche Material der Rathausstraße gestalterisch aufgewertet und in den neuen Raum integriert. Die Südstraße wird zur Einbahnstraße und macht dadurch Platz für Kurzzeitparkmöglichkeiten. Das Entwicklungsgrundstück wird durch Wohnungsbau und das Fahrradparkhaus ergänzt. Die Fahrspur im östlichen Teil der Rathausstraße wird auf den notwendigen Raum für PKW verengt. Der so gewonnene Raum steht nun für die unterschiedlichsten Funktionsbereiche zur Verfügung. Neben den Gehbereichen und dem durchlaufenden Porphyrband entstehen Freisitzbereiche für die Gastronomie, Sitzmöbel, Spielmöglichkeiten, Kurzzeitparkplätze und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die Rathausstraße wird durch kleinkronige Gehölze ergänzt und begrünt. Das Porphyrband wird durch ein LED-Band begleitet. Leuchtstelen erhellen den Straßenraum.


Rathausplatz

Der neue Rathausplatz spannt sich zwischen dem zukünftigen Parkhaus im Süden und dem Rathaus im Norden auf. Der einheitliche Belag aus der Rathausstraße wird auf den Platz geführt . Bestandsgehölze, wie die Zierkirschen, werden erhalten und auf Grüninseln integriert. Diese zonieren den Platz und verhindern eine vollständige Versiegelung des Areals, schaffen aber auch genügend Raum für Märkte und das Markkleeberger Stadtfest. Ein Brunnen mit Wasserspiel integriert sich auf der Fläche. Weitere Spielelemente verteilen sich daneben. Ein Café im neuen Parkhaus belebt die Situation. Die Gestaltung des Platzes ist auf das Rathaus und den alten Ortskern von Oetzsch ausgerichtet. Der Rathausvorplatz, als Bestandteil der historischen Situationen wird ebenfalls mit großformatigen Porphyrplatten ausgestattet und repräsentativ aufgewertet. Edle Pflanzinseln unterstreichen den Charakter als neue Eingangszone zum Rathaus. Ein skulpturales Lichtelement erhellt den Platz bei Nacht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Autoren der Arbeiten leiten ihre Vorschläge aus der historischen Entwicklung Markkleebergs ab. Über die Grenzen des Wettbewerbsgebietes hinaus betrachten sie die Ortskerne und interpretieren deren Zusammenwachsen als „Perlenkette“. Die „Perlen“ sind dabei die drei Plätze „Lumpschplatz“, Bahnhofsvorplatz und Rathausplatz.

Dieses Prinzip könnte nach Westen fortgesetzt werden. Die Plätze sind in Größe und städtebaulicher Gestalt der Stadt Markkleeberg angemessen. Sie treffen ihren Maßstab und Charakter. Durch einfache, dabei genaue Freiraumelemente, werden lineare Verbindungen zwischen den „Perlen“ hergestellt.

Einfache, klare Baukörper bilden ebenso klare städtebauliche Räume. Sie arrondieren den Bestand beziehungsweise schaffen am „Lumpschplatz“ ein neues Ensemble aus zwei bis viergeschossigen Baukörpern. Hier sind alle gewünschten und zentrumsbildenden öffentlichen Nutzungen angeordnet und sinnvoll auf den Platz orientiert (Bibliothek, Kino, Gastronomie).

Am Bahnhofsplatz wird mit einfachem Mitteln ein Raum geschaffen, der dem historischen Bahnhofsgebäude seine Wirkung lässt. Die städtebauliche Klarheit wird durch ein Repertoire von Freiraumelementen ergänzt: Eine differenzierte Bodengestaltung zwischen Granit- und Porphyrbelägen, wenige sparsam eingesetzte Wasserelemente, Leuchten und ein Leitsystem. Selbst für die Bahnunterführung unterbreiten die Autoren Gestaltungsvorschläge.

Vielleicht fällt die Gestaltung des Rathausplatzes gegenüber der sonst erkennbaren Qualität etwas ab. Unbedingt hervorzuheben ist die bewusste Begrünung. Die dabei sparsame Pflanzenauswahl erscheint den innerstädtischen Standorten angemessen. Insgesamt ergibt sich durch die einfache Straßenraumgliederung auch eine gute Rahmensetzung für die verkehrlich zu lösenden Aufgaben.

Die Jury gewann den Eindruck, dass im Realisierungsteil des Wettbewerbs mit dem Bahnhofsplatz und den angrenzenden Straßenabschnitten eine Qualität gesetzt werden kann, die später in den anderen Abschnitten des Wettbewerbsgebiets fortgeführt werden kann.

Insgesamt ein stimmiger, richtiger Entwurf, der für städtebauliche Planung und die Realisierung eine tragfähige Gesamtaussage erster Maßnahmen und viele gute Vorschläge unterbreitet.
Bahnhofsvorplatz

Bahnhofsvorplatz

Konzept

Konzept

Grundlage

Grundlage

Markierung

Markierung

Verknüpfung

Verknüpfung

Entwurf

Entwurf