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Offener Wettbewerb | 09/2015

Erweiterung Bezirksanlage

XY

1. Rang

Preisgeld: 65.000 CHF

Gunz & Künzle Architekt*innen ETH

Architektur

MOA Miebach Oberholzer Architekten

Architektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Daniel Schläpfer Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

PZM Polke, Ziege, von Moos AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das bestehende viergeschossige Verwaltungsgebäude wird im Norden mit einem länglichen,fünfgeschossigen Gebäude ergänzt. Verbunden sind die beiden Baukörper über eine verglaste Passerelle. Diese kompakte volumetrische Komposition zeigt eine klare städtebauliche Haltung: Zum einen wird im Süden ein großzügiger, «Justiz-Park» genannter Platz aufgespannt und das zur Verfügung stehende Areal gegen Norden optimal genutzt, zum andern bleibt gegen Osten viel Raum für eine in ihrem Maßstab der Quartiererhaltungszone angepasste bauliche Entwicklung. Möglich wird dies mit einer Höhenentwicklung des Neubaukörpers, die an die obere Grenze des in der Nachbarschaft der Quartiererhaltungszone Machbaren stößt. Die Konzentration der Bauvolumen liegt aber bezüglich des Gesamtareals am richtigen Ort und zeigt den öffentlichen Charakter des Gebäudes an.

Die geplanten Erweiterungsetappen – ein dreigeschossig in östlicher Richtung angedocktes Gefängnismodul und eine frei an die Hermann-Götz-Straße gesetzte Verwaltungseinheit – schließen die großzügige Anlage räumlich gegen Osten ab und vermitteln in ihrer Maßstäblichkeit gekonnt zur Quartiererhaltungszone.

Mit der die Gebäudestruktur widerspiegelnden Fassadengestaltung berücksichtigen die Verfasser die sensible Wahrnehmung eines solchen Gebäudes an dieser Lage durch die Öffentlichkeit: Der Baukörper soll einerseits offen wirken, anderseits das innenliegende Programm nicht «überspielen». Diese Haltung entspricht dem Anliegen eines publikumsnahen Auftritts dieses wichtigen Gebäudes der öffentlichen Hand und lässt viel Spielraum für eine adäquate Fassadengestaltung. Sie wird sich aber in der Detailbearbeitung noch bewähren müssen, insbesondere bei der Berücksichtigung der Nutzerbedürfnisse beim Gefängnis.

Die Anlage wird über gut platzierte Zugänge erschlossen: Über den bisherigen Haupteingang im Süden erreicht man die Verwaltungseinheiten, der Besucher- und Personaleingang für das Gefängnis befindet sich etwas verdeckt im Westen, die Zufahrt und die Anlieferung erfolgen im Osten der Anlage.

Jugend- und Staatsanwaltschaft und ihre gemeinsamen Räume werden im Westteil des bestehenden Baus und im Neubau optimal und räumlich spannungsvoll organisiert; die Kantonspolizei verbleibt an ihrem angestammten Ort. Auch das Gefängnis ist generell gut organisiert: Die Zellen richten sich zu zwei viergeschossigen, ansprechend proportionierten und von Süden belichteten Spazierhöfen, die Arbeitsräume orientieren sich nach Norden gegen die Bahngeleise. Die weiteren Räume des Gefängnisses liegen, dem generellen Konzept folgend, im Erd- und im obersten Geschoss des Neubaus. Noch nicht überzeugend gelöst ist der unattraktive Zugang zu den Besuchsräumen im Gebäudeinnern. Betrieblich nicht möglich ist die Anordnung von einigen gefängnisintern allgemein zugänglichen Räumen in den Zellenmodulen.

Die bauliche Etappierung des Projekts wurde gut überlegt und funktioniert einwandfrei. Der Ressourcenaufwand für die Erstellung des Neubaus ist durchschnittlich. Vorteilhaft sind die hohe Kompaktheit des großen Baukörpers und der angemessene Fensteranteil, negativ fällt die aufwändige Fassadenkonstruktion mit aufgehängten vorfabrizierten Betonrahmen und Metallfüllungen bzw. Glasbausteinen ins Gewicht. Die Primäranforderung Minergie-P ist mit dem vorgeschlagenen Dämmstandard gut erreichbar. Ob die Glasbausteine bezüglich Wärmedämmstandard und sommerlichem Wärmeschutz die hohen Anforderungen erreichen können, muss geprüft werden. Das Projekt weist – zusammen mit dem Projekt Chamäleon – die im Vergleich günstigsten Investitionskosten aller Eingaben auf, dies dank der Kompaktheit des Neubaus und der niedrigen Eingriffstiefe im bestehenden Verwaltungsgebäude.

Insgesamt überzeugt die Eingabe XY mit einer klaren städtebaulichen Grundidee, die mit einer kompakten Anlage großzügige Außenräume und viel Potenzial für weitere Entwicklungen schafft. Der architektonische Ausdruck des Gebäudes entspricht in hohem Maß seinem öffentlichen Charakter. Das Gebäudeinnere besticht durch eine weitestgehend gute Organisation und klare Raumaufteilungen, und auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und Investitionskosten werden gute Werte erreicht.